Читать книгу Seewölfe Paket 28 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 13

9.

Оглавление

Mac Pellew trat langsam näher. Mit verkniffenem Gesicht blickte er auf den Mörder, der fünf Menschenleben auf dem Gewissen hatte.

„Da haut’s mich doch gleich um“, sagte er plötzlich. „Den kenne ich doch!“

Hasard sah den zweiten Koch und Feldscher der „Santa Barbara“ überrascht an. „Ist das dein Ernst?“

„Klar.“

„Wo bist du ihm begegnet?“ fragte der Seewolf.

Mac schnippte mit den Fingern. „Jetzt fällt’s mir wieder ein. In der Kasbah. Ja, wir waren doch unterwegs, um Proviant einzukaufen. Da lief uns der Kerl über den Weg, und Ed meinte, ich sollte ihn mal anquatschen. Das hab ich getan. Aber der Kerl verstand ja kein Wort. Sagte nur ‚Yallah, yalla‘ oder so was Ähnliches und war weg. Irgendwie kam er mir nicht ganz echt vor.“

„Das war auch einer seiner Tricks“, sagte Hasard mit einem Blick auf den immer noch besinnungslosen Täter. „Donegal hatte also recht. Der Mörder ist ein Einheimischer.“

Sultan Quabus bin Said erschien und trat auf Hasard, Mac und den Bewußtlosen zu.

„Er ist mein Halbbruder“, sagte er tonlos.

„Was?“ Mac war völlig verdutzt.

„Viele Jahre hat er bei mir im Palast gelebt“, erklärte der Sultan. „Damals, als der alte Brunnen noch existierte. Hassan war beim Bau dabei. Deshalb kennt er sich so gut aus. Eines Tages erwischte ich ihn mit einer meiner Lieblingsfrauen. Ich verstieß die Frau und entsandte Hassan in die Stadt, wo er den Beruf des Muftis, des Gesetzeskundigen, erlernte. Er war froh, daß er am Leben bleiben durfte. Ich hatte Gnade vor Recht ergehen lassen. Es wurde sehr still um Hassan. Er führte ein einfaches, zurückgezogenes Leben. Bald erinnerten sich die wenigsten daran, daß er mein Halbbruder ist. Er soll aber mit den Portugiesen paktiert haben – mit diesem Moravia. Das habe ich heute abend von einem meiner Spitzel erfahren, der sich in Masquat umgehört hat.“

„Aha“, sagte Mac. „Der bestochene Mufti.“

„Auch ein Kadi hat Bakschisch erhalten“, fuhr der Sultan fort. „Er ist bereits seines Amtes enthoben. Nach den Portugiesen lasse ich suchen. Sie sind offenbar nicht aufzufinden.“

„Sie wollten mein Schiff überfallen“, sagte der Seewolf.

„Sie werden das schwer bereuen“, erwiderte Quabus bin Said. „Ihre Waren sind beschlagnahmt. Sie werden an die rechtmäßigen Eigentümer zurückerstattet. Viele Bestohlene hielten ihren Mund, weil sie Angst vor Repressalien durch die Bande hatten. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben.“

„Du tust gut daran, deine Augen offenzuhalten.“

„Du hast sie mir geöffnet, Kapitän Killigrew.“

„Ich habe nur das getan, was ich für meine Pflicht gehalten habe“, entgegnete Hasard.

„Und du hast Zaira gerettet“, sagte Quabus bin Said.

„Auch eine Pflichtsache“, sagte Mac.

„Ich werde dir ewig dankbar sein, Kapitän Killigrew“, sagte der Sultan ergriffen. „Ich werde deinen Mut und deinen Einsatz nicht vergessen.“

Hassan, der Mörder, war zu sich gekommen. Er spuckte verächtlich vor den Männern aus.

„Verräter deiner Rasse!“ beschimpfte er seinen Halbbruder. „Nur ein Schakal wie du kann gut Freund mit einem Giaur werden!“

Wächter traten heran, um den Mann zu packen.

„Und was hast du getan? Gelder hast du von den Portugiesen angenommen“, erwiderte Quabus bin Said.

„Nur zum Schein! Ich hätte sie alle umgebracht, diese Bastarde, diese Giaurs – wenn ich deinen Thron übernommen hätte!“

„Das war also dein Ziel.“

„Das! Denn nur ein richtiger Mann, der wie ein Araber und Sohn Allahs denkt und handelt, kann in Masquat herrschen!“

„Die Hitze der Sommertage hat dich um den Verstand gebracht, du erbärmlicher, hinterhältiger Wurm“, sagte der Sultan so ruhig wie möglich. „Du bist ein Satan in Menschengestalt. Warum hast du nicht mich angegriffen, wenn du meinen Platz wolltest?“

„Das hätte ich noch getan!“ schrie Hassan.

„Nur eine Memme wie du vergreift sich an wehrlosen Frauen!“ stieß der Sultan wutentbrannt aus. „Du bist ein Aasfresser!“

„Ich wollte dich langsam zermürben!“ heulte Hassan.

„Dafür wirst du furchtbar sterben“, sagte Quabus bin Said. Er klatschte in die Hände und nickte den Wächtern zu. „Führt ihn ab.“

Hassan vollführte eine Drehung. Die Wächter wollten ihn packen, aber der magere Kerl entriß einem von ihnen den Säbel. Hasard wollte eingreifen, doch dann sah er, welche Absicht der Attentäter hatte. Hassan rammte sich die Klinge selbst in den Leib.

„So stirbt ein gläubiger Muselman“, stöhnte er noch. Dann brach er zusammen.

Der Kutscher, der mittlerweile auch eingetroffen war, untersuchte den Mann.

„Tot“, sagte er.

„So hat ein räudiger Hund sein Leben ausgehaucht“, sagte Quabus bin Said. „Ich hätte ihn schon, früher töten sollen.“

„Ein Fanatiker“, sagte der Seewolf. „Er hätte immer wieder gewissenlos gemordet, bis er sein Ziel erreicht hätte.“

„Schafft ihn fort“, sagte der Sultan zu seinen Wächtern. „Ich will ihn hier nicht mehr sehen.“

Der Tote wurde fortgetragen. Hasard, der Sultan, Mac, Mustafa, die Zwillinge und alle anderen verließen den Harem. Am Ausgang stand Zaira, nunmehr vollständig angekleidet. Stumm drückte sie dem Seewolf die Hand. Tränen standen in ihren Augen.

„Ich wäre tot, wie Lamia“, sagte sie. „Wenn du nicht gewesen wärest, Efendi.“

Hasard nickte ihr aufmunternd zu. Dann stand er im Park und blickte zum Himmel auf. Es war eine klare, wolkenlose Nacht. Eine Last war von seinem Herzen genommen worden. In Masquat würden die Dinge wieder ihren geregelten Lauf nehmen.

„Freunde“, sagte Hasard zu seinen Mannen. „Es wird Zeit, daß wir nachsehen, wie es unseren Arwenacks ergangen ist.“

„Aye, Sir“, erwiderte Mac mit sauertöpfischer Miene. „Wahrscheinlich gibt’s ein paar Knochen zu flicken.“

„Wo ist eigentlich Plymmie?“ fragte Hasard.

Die Zwillinge deuteten zum Hof. Plymmie war ein Riesennapf mit Leckerbissen vorgesetzt worden. Frischer Hammel und Leber. Anordnung vom Sultan. Es schien ihr ausgezeichnet zu schmecken. Zufrieden wedelte sie mit dem Schwanz.

Masquat bot immer wieder neue Überraschungen. Am Morgen nach der Schreckensnacht führten Soldaten des Quabus bin Said den Portugiesen Silvestro Moravia in den Hafen. Sie hatten ihn gefaßt, als er mit benommenem Kopf versucht hatte, sein Gewölbe zu betreten.

Jetzt erhielt er, was er verdiente: zwanzig Stockhiebe auf die Fußsohlen. Danach konnte er nur noch humpeln. Er mußte Masquat für immer Verlassen und konnte froh sein, daß ihn der Sultan nicht hatte vierteilen lassen.

Die Männer der „Santa Barbara“ wohnten dem etwas makabren Schauspiel von Bord ihres Schiffes bei.

„Wo stecken eigentlich die anderen Kerle?“ fragte Ben Brighton. „Der Glatzkopf zum Beispiel?“

„Sie sind verschwunden“, erwiderte der Seewolf. „Sie haben es vorgezogen, Masquat rechtzeitig den Rücken zu kehren. Moravia hat nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hatte.“

„Pech für ihn“, sagte der Profos. „Ich kann ihn nicht bedauern.“

Das tat keiner. Die Männer des Seewolfes waren sich einig. Moravia hatte seine gerechte Strafe erhalten.

Diener des Sultans beluden die „Santa Barbara“ an diesem Morgen mit Proviant. Es war viel zuviel für die Laderäume der Galeone. Einen Teil mußte Hasard zurückschicken, weil einfach kein Platz dafür war.

Zur Mittagsstunde erschien der Sultan selbst an Bord der „Santa Barbara“. Er ließ sich von seinen Wächtern in einem großen Boot übersetzen. Gemächlich enterte er auf und trat zu Hasard und den Mannen auf das Achterdeck.

„Wir werden immer Freunde bleiben“, sagte er zu Hasard. „Wann immer ihr nach Masquat zurückkehrt – ihr werdet meine Gäste sein. Warum bleibt ihr nicht noch ein paar Tage?“

„Wir müssen weitersegeln“, erwiderte Hasard. „Wir haben noch eine weite Reise vor uns.“

„Kehrt ihr in eure Heimat zurück?“

„Ja, aber vorher wollen wir noch Arabien erkunden.“

„Seid vorsichtig“, entgegnete Quabus bin Said. „Nicht überall werdet ihr auf Freunde stoßen.“

„Die Erfahrung haben wir bereits gemacht“, sagte der Seewolf. „Aber verrate mir jetzt, was ich dir für den Proviant schulde, Hoheit.“

„Nichts. Keine einzige Münze.“

„Das kann ich nicht annehmen.“

„Du mußt es tun“, sagte der Sultan bestimmt. „Du würdest mich tödlich verletzen, wenn du dieses Geschenk nicht als Zeichen meiner Dankbarkeit und Freundschaft anerkennen würdest.“

Hasard blieb nichts anderes übrig – er mußte es akzeptieren. Die Mannen und er verabschiedeten sich herzlich von Quabus bin Said und von Mustafa. Dann gingen die Besucher wieder von Bord.

Am frühen Nachmittag setzten sie auf der „Santa Barbara“ wieder die Segel. Mit Vollzeug glitt sie bei südöstlichen Winden nach Norden. Die Reise wurde fortgesetzt.

Am nächsten Tag erreichten die Arwenacks die Straße von Hormus am Golf von Oman. Hier präsentierte sich ihren Augen ein einzigartiges Schauspiel. Sie sahen den Golf von Iran vor sich.

Was sie dort erwartete, konnten sie höchstens ahnen. Aber sie forschten weiter, mit dem Drang, alles zu erkunden, was auf ihrem rätselhaften Kartenmaterial verzeichnet war …

ENDE

Seewölfe Paket 28

Подняться наверх