Читать книгу ... und dann für immer! - Rubinius Rabenrot - Страница 26

Samstag, 15.06., um 19:00 Uhr. Am Stachus in München

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Die Sonnenhitze war in das Pflaster der Stadt und das Gemäuer der Hauser eingedrungen. Ein strahlend blauer Himmel über München und die Sonne stand im Westen noch immer hoch über den Dächern. Die Menschen schlenderten zufrieden über den Stachus, durch das schattige Karlstor, hin zur Kaufingerstraße.

Am Rande des Brunnens mit seinen vielen Fontänen, unter einem Palmengewächs, saß eine Gruppe Männer auf einer Bank. Sie grölten laut und tranken Billigbier aus Dosen.

Jana hockte, das Gesicht der Sonne zugewandt, mit einem Eis auf einem der Steine am Brunnen. Von weitem sah sie Kathi auf sich zu kommen. Jana winkte ihr zu. Auch Kathi hielt ein Eis in der Hand. Die Freundin lächelte und streckt den Becher mit dem Eis in die Höhe. Kathi war wunderschön und die Männer, die an ihr vorbei gingen, drehten sich nach der attraktiven Frau um.

„Servus, Jana. Lang´ nicht mehr gesehen“, sagte sie lächelnd, als sie bei Jana angekommen war.

„Hi. Ewig lang.“ Beide lachten.

„Ist noch zu früh, um in den Club zu gehen.“

„Wir können ja hier noch sitzen bleiben. Schau“, mit der Hand, in der sie das Eis hielt, zeigte sie in die Richtung, in der eine leere Bank stand. „Wollen wir uns dort hinsetzen?“

„Gern“, antwortete Jana und lächelte ihrer Freundin zu.

Langsam schlenderten sie auf die Bank zu.

„Ich hab´ was im Radio gehört“ sagte Kathi nebenbei, hingebungsvoll dem Eis zugewandt. „Da sucht einer eine „sie mit grünen Augen“. Du hast doch grüne Augen?“

„Ich such´ niemand, der jemand sucht, Kathi.“

„Ich dacht´ du bist auf der Suche nach dem Ralf Rössler.“

„Ja, schon! Aber der sucht mich nicht.“

„Wer weiß! Also, so hab ich´s g´hört: ‚Sie trafen sich in einem Aufzug und es roch nach Schokolade.‘“

Wie vom Donner gerührt blieb Jana auf dem Weg zur Bank stehen. Sie drehte sich bleicher als je zuvor zu ihrer Freundin um.

„Kannst mir sagen, was du willst. Aber dasselbe hast du mir erzählt.“

„Auf welchem Sender hast du es gehört?“, fragte Jana und hielt dabei ihre Freundin am Arm fest.

„Keine Ahnung. Wenn zu viel gequatscht wird, dreh ich immer weiter und such nach Musik. Erst im Nachhinein ist mir das mit der Schokolade und dem Aufzug wieder eingefallen.“

„Kathi, denk bitte nach.“

„Das tu´ ich doch schon die ganze Zeit. Aber mir fällt´s wirklich partout nicht mehr ein.“

Resigniert setzte sich Jana auf die Bank.

„Tut mir leid.“

„Kannst du doch nichts für. Und außerdem: wer weiß, ob es wirklich für mich war. Es gibt zigtausend Aufzüge und zig Millionen Frauen mit grünen Augen … “

„…klar, und zig Fahrstühle, in denen es nach Schokolade riecht.“

Beide schwiegen und schauten zu den Fontänen des Brunnens. Über der Krone des Wassers sah Jana ganz leicht die Farben des Regenbogens schimmern sehen.

„Das bedeutet, dass er sich vielleicht auch verliebt hat“, sagte Jana verträumt. „Und du hast wirklich keine Ahnung, auf welchem Radiosender du den Aufruf gehört hast?“

„Wenn ich es dir doch sag!“ Die Worte Kathis klangen untröstlich.

„Wie viele Radiostationen gibt es in München?“, fragt Jana und griff dabei nach Kathis Hand.

„Keine Ahnung. `Ne Menge und vielleicht war es auch eine Rundfunkstation von einem anderen Ort.“

„Glaub´ ich nicht. Lass uns in einer Telefonzelle nachschauen, ob wir die Telefonnummern der Münchner Sender finden.“

„Telefonzellen? Janilein, ich hab schon lange keine Telefonzelle mehr gesehen, und wenn so etwas wie ein Telefon auftaucht, gelb ist sie nimmer. Seit, ich weiß nicht wie lang, hab´ ich keine Telefonzelle mit Telefonbüchern mehr gesehen.“

Kathi stellte das Eis neben sich auf die Bank und holte aus der Handtasche ihr Smartphone heraus. „Radiosender in München“ googelte sie. Nach einer Weile zeigte die Suchmaschine die Ergebnisse an.

„Gottverdammich! Das sind ja eine ganze Menge. Vom Kirchensender bis hin zum Internetradio.“

„Willst die alle anrufen?“

„Keine Ahnung.“ Jana dachte nach. „Und was soll ich denn sagen, wenn sich jemand meldet? ‚Haben sie einen Spot gesendet, über einen, der eine Grünäugige sucht?‘“ Sie nahm den Becher mit dem inzwischen geschmolzenen Eis und trank ihn aus.

„Ja, genau das und dass du das Mädel mit den grünen Augen aus dem Aufzug bist. Komm, lass uns zu dir gehen. Wir werden jeden Sender anrufen, den es in München und Umgebung gibt. Jana komm, vielleicht findest du heute Nacht noch deinen Märchenprinzen!“

„Hab ich in dir schon gezeigt?“

„Ja hast du schon, und ich habe nur eine schlichtes ‚Wow‘ aus mir heraus gebracht und dass er wundervoll aussieht und für mich zu jung ist.“ Kathi sah über sich in den Himmel und verdrehte die Augen.

In die Suchmaschine gab Jana „Henning Manufaktur“ ein. Mit dem Zeigefinger wischte sie über das Display.

„Da, schau ihn dir nochmal an.“ Sie reichte Kathi ihr Handy.

„Wow! Wirklich ein gutaussehender Mann“, bemerkte diese und sah sich das Bild jetzt genau an. „Der wird schon so manche Frau um den Verstand gebracht haben.“

„Meinst der is `n Casanova?“ Jana sah Kathi entsetzt an.

„Na, schau doch, wie er aussieht. Wie er schaut. Diese Augen! Da schmilzt beim Anblick dieses Jünglings gar eine fast Vierzigjährige dahin. Den stößt kein Weib von ihrer Bettkante.“

„Sehr tröstlich, deine aufmunternden Worte.“

„Bin ja keine katholische Nonne und nicht nur zum Trösten da.“

„Ach, Kathi! Was soll ich bloß machen.“

Die Freundin sah sie an und legte Jana tröstend den Arm um die Schulter. „Lass uns tanzen gehen. Morgen haben wir immer noch Zeit genug, um die Radiosender anzurufen.“ Kathi stand auf, stellte sich vor Jana hin, reichte ihr die Unterarme, damit sich die Freundin an ihren Armen hochziehen konnte. Beide gingen zu einem Abfalleimer und warfen die leeren Eisbecher hinein.

Nicht weit von Ihnen entfernt spielte einer der vielen Straßenmusikanten, die es in der Fußgängerzone gab, „I would do anything for love“, vom genialischen Meat Loaf.

... und dann für immer!

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