Читать книгу ... und dann für immer! - Rubinius Rabenrot - Страница 31

Samstag, 15.06., um 22:17 Uhr. Tanzsaal im Tanzclub

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‚Oh, wie unangenehm‘, dachte Ralf Rössler, als die Tanzschüler, Anfänger und auch Fortgeschrittene, auf sie zu kamen und anfingen, sie mit Glückwünschen zu überhäufen.

„Saustark“, sagte der eine.

„Super“, ein anderer und man wollte wissen, wie lange sie schon tanzten und ob sie schon viele Turniere gewonnen hätten.

„So ein Schmarr´n“, brabbelte Ralf vor sich hin.

„Sei locker und lass´ es einfach zu“, flüsterte Lisa ihm zu und strahlte in die Runde.

Sie konnte erheblich besser als Ralf mit dergleichen Situationen umgehen. Ihm war es peinlich, wegen einer solchen Kleinigkeit, in den Mittelpunkt zu geraten. Er verneigte sich kurz und drehte sich zum Tisch, um endlich wieder, wenigstens ein bisschen, im Verborgen zu sitzen.

Als er schon halb auf seinem Stuhl saß, sah Ralf, auf der anderen Seite des Tanzstudios, teilweise von den Tanzenden verdeckt, an der Spiegelwand ein Wesen vorbeihuschen. Die Frau erinnerte ihn an jemanden; und sie schlich im gedämpften Licht dem Ausgang zu. Wie von einem Blitzlicht umgeben, flammte das Bild der unbekannten Schönheit aus dem Aufzug auf.

Er erhob sich, aber er konnte die Gestalt nicht mehr sehen. Auf Zehenspitzen stehend durchsuchte er den Raum. Streckte sich, um einen noch besseren Überblick zu haben. Er schaute über die tanzenden Paare hinweg - und als er das Suchen schon aufgeben wollte, weil er glaubte, dass er einem Wunschbild, einer überflüssigen Fata Morgana erlegen war und sie, die Schöne mit den grünen Augen nicht mehr finden würde - erblickte er sie.

„Bin gleich wieder da“, wisperte er Lisa zu und drückte ihre Hand.

„Ja, aber…" Lisa sah ihm erstaunt hinterher. Ralf rannte über das Tanzparkett, schob die Tänzer, die im Weg waren, mit einer kurzen Entschuldigung auf die Seite. Mit einem Mal stand ein Mann in Begleitung einer Frau direkt vor ihm und versperrte ihm den Weg. Der Mann hielt ein Tablett voller eisgekühlter Getränke und starrte Ralf entsetzt an. Wie eine unüberwindbare Mauer standen der Mann und die Frau vor Ralf. Es drängte Ralf, an ihnen vorbei zu kommen und als er sich für die rechte Seite entschieden hatte, stellte sich just auch der Mann mit dem vollen Tablett auf die rechte Seite.

„Entschuldige“, sagte Ralf, „ich hab´s eilig“, und während er es sagte, hielt er den Mann an den Armen fest und hielt er den Mann an den Armen fest und schob sich ihn aus dem Weg.

Bevor Jana den Ausgang erreicht hatte, stand Ralf Rössler vor ihr an der Tür. Ein wenig verschüchtert stellte er sich ihr in den Weg.

Wie vom Blitz getroffen blieb sie stehen, als sie ihn vor sich sah. Beide schauten sich an, wie am Donnerstagmorgen im Fahrstuhl. In Janas Brust brannte ein lichterlohes Feuer und der Boden unter ihren Füßen fühlte sich an wie eine riesige Welle, die anschwoll und wieder absackte. Sie hatte alle Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Der Fußboden konnte sich jeden Augenblick auflösen und sie würde ins ewiglich Bodenlose fallen.

„Ich hab´ dich gesucht und wusste nicht, wo ich dich suchen sollte.“ Ralfs Stimme klang so samtig. Jana spürte ein leichtes Zittern in ihr.

„Ich hab´ dich gesucht!“, brachte sie hervor „und wusste nicht, wie ich es anstellen könnte, dich wieder zu treffen.“ Ihre Worten schienen sich mühevoll an einem kolossalen Frosch im Hals vorbeidrängen zu müssen.

Sie sahen sie sich einfach an. Eine Unendlichkeit lang.

„Ralf“, flüsterte er beinahe, „Ralf Rössler.“ Er streckte Jana vorsichtig die Hand entgegen. Sie schaute auf die Hand und ergriff sie.

„Ja, ich weiß. Jana“, wisperte sie. Die Wärme seiner Hand in ihrer Hand durchströmte die Handfläche und strömte weiter durch den Arm, bis hin zum Herz. Sie fühlte, wie sich die Hitze in im Herzen ausbreitete und wie darin ein tausendfaches Feuerwerk explodierte.

„Jana Blume.“ Ihr verschlug es nun komplett es die Stimme und sie brachte die Worte hervor, beinahe krächzend als habe sie die Kraft verlassen.

Ralf war es auch heiß. Er konnte die Hitze kaum ertragen und doch wollte er eher verglühen, als dass dieser Moment vergehen sollte. Um ihn herum wurde die Luft dünn und immer dünner.

Nach einer kleinen Ewigkeit des Schweigens räusperte sich Jana. Sie drehte ihren Kopf und blickte zur schönen Blonden hin. Traurig sah sie wieder in Ralf Rösslers Augen.

„Ach“, sagte er und lächelte sie verliebt an. „Das ist Lisa, meine beste Freundin und gleichzeitig mein treuester Freund. Ein riesiges Glück für mich. Ein Freund, mehr nicht.“

Jana schmunzelte. Verschämt sah sie vor sich auf den Boden, als hätte sie ihn zu Unrecht beschuldigt.

„Ich würde dich gerne Lisa vorstellen“, drängte er.

„Nein, lieber nicht. Ich muss jetzt gehen. Vielleicht ein anderes Mal.“ Und in Jana meldete sich eine Stimme und flüsterte ihr zu: ‚Bist du Blöd? Bleib doch! Wo willst du denn jetzt hinlaufen?‘

„Darf ich dich wiedersehen?“ Aus der hinteren Hosentasche der Jeans zog er eine Visitenkarte und hielt sie Jana hin. Vorsichtig griff sie nach dem Kärtchen, das Ralf ihr, zwischen Zeigefinger uns Mittelfinger hinhielt. Sie streifte für einen kurzen Augenblick die Haut seines Fingers. Ein zarter Stromschlag, ein Vibrieren durchfuhr sie von den Haarwurzeln, bis zu den Zehenspitzen. Jana war einer Ohnmacht nah!

Wenn sie nicht schon verliebt gewesen wäre, dann hätte spätestens jetzt diese Berührung sie bis zu Amors rosaroter Wolke katapultiert und weit darüber hinaus, bis in die Unendlichkeit des Universums.

Ralf trat einen Schritt auf sie zu, blieb stehen und nahm den Duft ihrer Haut tief in sich auf.

„Schreib mir, ja?“

Jana atmete tief ein. Nicht die Luft, nein, diesen unwiederbringlichen Augenblick sog sie ein. Sie nickte und sah ihn seine abgrundtiefen, braunen Augen.

„Ralf, ich schreib dir. Morgen“, und nach einer kurzen Pause, „womöglich bereits heut Nacht.“

Kathi kam behutsam auf Jana und den gutaussehenden Ralf Rössler zu.

„Woll´n wir“, fragte sie Jana, „oder passt es nicht?“

„Ja, lass uns gehen. Ach Ralf, das ist meine beste Freundin, Kathi.“

„Sehr angenehm, Kathi.“ Charmant lächelte er sie an. „Ralf.“ Er reichte ihr die Hand.

„Angenehm“, antwortete Kathi und ergriff die Hand des Mannes.

Ohne den Blick von Ralf abzuwenden, ging Jana, geführt von Kathi, an ihn vorbei auf den Ausgang zu.

Oh, sie musste sich beeilen. Jana brauchte Luft. In baldigster Bälde würde sich der Boden unter ihren Füßen auflösen und Jana würde in bodenlose Ohnmacht fallen. In eine unendliche, nie dagewesene Bewusstlosigkeit.

... und dann für immer!

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