Читать книгу Fettnäpfchenführer Neuseeland - Rudi Hofer - Страница 10
EIN ANRUF AUSNEUSEELAND
ОглавлениеWIE ALLES BEGANN
»Sag mal, weißt du eigentlich, wie spät es gerade hier in Deutschland ist?«
»Ja, das weiß ich durchaus«, antwortete Riqi recht trocken. Dann ergänzte er präzise, aber dennoch zweideutig: »Es dürfte bei dir ziemlich genau fünf vor zwölf sein. Did I break your sleep? – Habe ich deinen Schlaf gestört?«
Es war absolut nicht so, dass Peter Obland sich von diesem Anruf aus Auckland wirklich gestört fühlte, aber das Skype-Signal mitten in der Nacht hatte ihn wie das Klingeln einer Alarmglocke aus seiner Konzentration gerissen, und es brauchte einen kleinen Moment, bis er sich wieder etwas entspannt hatte. Peter war sich nicht sicher, ob er die Webcam dazuschalten sollte, um sich für Riqi sichtbar zu machen – er zögerte, zumal auch sein Gesprächspartner auf dem Bildschirm nicht zu sehen war.
Zum Glück war Riqis lockere Art auch zu dieser späten Stunde sehr wohltuend und Peters kurzer Schreck schließlich schnell verflogen: »Nein, nein, du hast mich natürlich nicht aus dem Schlaf gerissen. Ich habe noch an einem Layout gearbeitet, das bis morgen fertig sein muss. Und bitte versteh’ meine Frage nach der Uhrzeit nicht falsch, ich freue mich sehr, dass du anrufst. So wie es sich anhört, bist du ja recht gut drauf. Und wie ich dich kenne, sitzt du auf dem deck und lässt dir von der neuseeländischen Mittagssonne deine ohnehin schon braune Haut noch brauner brutzeln. Richtig?«
RAUM UND ZEIT
Der Zeitunterschied zwischen MEZ (Mitteleuropäische Zeit) und NZST (New Zealand Standard Time) ist beträchtlich. Wer seinen Gesprächspartner nicht zu ungewöhnlichen Tages- oder schlimmer noch Nachtzeiten unangenehm überraschen will, sollte den time lag (Zeitunterschied, Zeitverschiebung) bei der Kommunikation zwischen DE und NZ unbedingt berücksichtigen. Während der mitteleuropäischen Sommerzeit (circa April bis September) ist Neuseeland um 10 Stunden voraus (man rechne: MESZ +10). Von November bis März sind es sogar 12 Stunden (also MEZ +12). Und dann gibt es noch den Oktober als Übergangsmonat mit +11 Stunden.
Neuseeland ist von Deutschland aus betrachtet das am weitesten entfernt liegende Reiseziel. Ein kurzer Blick auf den Globus zeigt, dass die beiden Länder geometrisch betrachtet tatsächlich diametral entgegengesetzt zueinander auf der Erdkugel liegen. Um die kürzestmögliche Strecke zu schaffen, müsste man – rein hypothetisch – eine Tunnelröhre zwischen Mitteleuropa und Neuseeland bohren, die durch das Geozentrum der Erde verläuft. Dann wären das allerdings immer noch stolze 12.735 Kilometer Distanz zwischen den Ländern. Aber Theorie und Praxis liegen auch hier, wie so oft, ein gutes Stück auseinander: »Außen herum« geht die Reise immerhin über eine Entfernung von beeindruckenden 18.300 Kilometern.
Die letzten Worte kaum ausgesprochen, hatte Peter das Gefühl, selbst blass und müde auszusehen. Er rieb sich mit den Händen ein paar mal kräftig das Gesicht, dann klickte er auf den Button für die Kamera.
»That’s right, mate! Und um dich noch ein bisschen mehr zu provozieren, darf ich dir außerdem sagen, dass ich mir aus L&P, Wodka, viel Eis und einer Zitronenscheibe einen Lazysummerlongdrink gemixt habe, um den du mich jetzt in aller Form beneiden darfst.«
In diesem Moment erschien ein strahlend helles Bild auf Peters Monitor und er sah, wie Riqi ihm zuprostete. Das Bild war nicht besonders scharf, aber im Hintergrund waren eindeutig das Meer und die Vulkaninsel Rangitoto im gleißenden Sonnenlicht zu sehen.
ERFRISCHUNG
L&P steht für Lemon & Paeroa, ein süßes Limonadegetränk in braunen Flaschen mit gelbem Etikett. Es wurde in Neuseeland erfunden und auch hier produziert – um präzise zu sein: im Ort Paeroa auf der Nordinsel, von dem die Brause ihren Namen hat. Es überrascht wohl niemanden, wenn man anfügt, dass die Produktion der Limonade inzwischen längst vom Coca-Cola-Konzern übernommen wurde.
Im Prinzip handelt es sich bei L&P um eine einfache Mischung aus Zitronensaft und Mineralwasser. Das Getränk gehört zu den typisch neuseeländischen Produkten (Kiwiana), auf die man in Neuseeland stolz ist. Der L&P-Werbeslogan »World famous in New Zealand« (Weltberühmt in Neuseeland) ist im Laufe der Jahre zum geflügelten Wort für alles Mögliche geworden.
In manchen neuseeländischen Bars findet man auf der Getränkekarte eine Mischung aus L&P und Wodka, Whisky oder anderen Spirituosen.
»Ich beneide dich vor allem um den Supersommer, den ihr Kiwis gerade habt. Sie bringen euren langen, trockenen Sommer sogar als Zusatzinfo im Wetterbericht, während sich bei uns der Winter zieht wie ein Kaugummi. Im Augenblick wäre hier wirklich eher ein Glühwein angebracht, aber was soll’s. Ich will dich ja nicht mit dem deutschen Winter langweilen, und Glühwein wirst du ja ohnehin nicht kennen.«
Riqi ging auf Peters Wintergeschichte nicht ein, vielmehr wollte er allmählich auf ein wesentlich interessanteres Thema überleiten: »Oh bugger! Ich wollte dich natürlich nicht mit unserem blauen Himmel ärgern, an dem sich zur Zeit kaum einmal die berühmte lange, weiße Wolke zeigt. Aber warum reden wir überhaupt vom Wetter, Peter? Hast du eigentlich auf meiner Facebook-Seite die Berichte über meine letzten Auftritte gesehen?«
»Na ja, ich sehe, dass du regelmäßig deine Gigs veröffentlichst, aber ich muss zugeben, nur ganz flüchtig drauf geschaut zu haben. Ich tauche höchstens einmal pro Woche in dieses soziale Netzwerk ein, und dann auch meistens nur ganz kurz. Aber ich danke dir für die interessanten Schnappschüsse von Takapuna Beach in deiner letzten E-Mail. So langsam wächst meine Lust, mir Neuseeland mal näher anzuschauen ...«
»You’re more than welcome! Und damit sind wir schon direkt beim Grund meines Anrufes ...«
Riqi Harawira ist 28 Jahre alt, lebt in Birkenhead an der North Shore von Auckland, verdient seinen Lebensunterhalt als Musiker, und er ist Maori.
LAND IN SICHT
Die Maori sind die Ureinwohner Neuseelands und haben das Land, das in ihrer Sprache Aotearoa heißt, vermutlich zwischen 800 und 1300 n. Chr. besiedelt. »Vermutlich« deshalb, weil es keine schriftlichen Aufzeichnungen ihrer Geschichte gibt. Nach der mündlichen Überlieferung sind die Maori demnach keine Eingeborenen im engeren Sinne, sondern haben Neuseeland, von ihrer Ur-Heimatinsel Hawaiki kommend, auf dem Wasserwege entdeckt, besiedelt und damit zum Einwanderungsland par excellence gemacht, das es bis heute tatsächlich auch geblieben ist. Die hellhäutigen Europäer (von den Maori »Pakeha« genannt) haben Neuseeland erst einige Jahrhunderte später erreicht – sie hatten schließlich auch eine wesentlich größere Distanz zu bewältigen.
Apropos Ur-Heimat der Maori: Die interessante Frage, ob es das mythologische Hawaiki tatsächlich gibt und/oder welchen Namen die Insel heute trägt, ist weiterhin offen. Relativ klar scheint jedoch zu sein, dass die Wurzeln der Maori im Ost-Polynesischen Archipel, wahrscheinlich im Bereich der Cook Islands, zu suchen sind.
Peter Obland hatte vor ein paar Jahren eine Veranstaltung in Frankfurt besucht, die den Titel Music of the World trug. Mehrere Bands und Solokünstler unterschiedlicher Nationalitäten traten dabei auf und gaben kleine musikalische Kostproben ihrer Länder und Kulturkreise. Darunter war auch ein Gitarrist und Sänger namens Riqi Harawira aus Neuseeland, der sich seinerzeit in Europa aufhielt, wo er seine OE (Overseas Experience, Auslandserfahrung) absolvierte.
Peter fand Riqis Auftritt sehenswert und seinen Musikstil – an sich eine Mischung aus Pop, Soul und Funk – sehr hörenswert. Schon beim ersten persönlichen Kontakt nach dem Konzert fanden sie eine starke gemeinsame Wellenlänge und Riqi bezeichnete seinen neuen deutschen Bekannten von Anfang an als friend, dann als mate und bei einem späteren Treffen sogar als bro, was Peter als ziemlich große Ehre betrachtete. Sie haben danach einen lockeren, aber regelmäßigen Kontakt per E-Mail gehalten. In dieser Zeit hatte Peter zwei oder drei Flyer für Riqi entworfen, wodurch sich wiederum dieser sehr geehrt fühlte.
BEKANNTSCHAFT
Natürlich kann friend ohne Weiteres wörtlich als »Freund« ins Deutsche übersetzt werden. Wichtig ist dabei jedoch, dass mit friend im angelsächsischen Wortsinne zunächst kein ausgesprochen enger Freund gemeint ist, sondern kaum mehr als ein Bekannter oder eine Bekannte.
Mate entspricht schon eher dem Freund im deutschen Sinne. Am besten jedoch versteht sich ein mate als Kumpel, Kamerad oder Partner.
Bro kommt von brother (Bruder) und wird besonders von jüngeren Maori häufig in der Bedeutung von besonders nahem Freund und gutem Kumpel verwendet. Ursprünglich war bro die lockere Anrede für jemandem, der die gleichen ethnischen Wurzeln hat.
Der Musiker Riqi Harawira ist kein Star nach deutschem Verständnis. Er ist eine lokale Berühmtheit an der North Shore und über die weitere Region von Auckland hinaus. Riqi ist durch mehrere, fast regelmäßige Auftritte im Maori TV bekannt geworden und vor allem bei der Maori-stämmigen Bevölkerung und besonders bei den jungen Frauen sehr beliebt – der ausgesprochen aktive Musiker stellt sowohl auf als auch vor und hinter der Bühne optisch etwas dar. Und er ist ein charmanter womaniser (Frauenliebling).
Peter Obland wusste, dass sein guter Bekannter allerdings eher schlecht als recht von seiner Musik leben konnte, und es beeindruckte ihn daher, wie sorglos und lebensfroh der Künstler seinen Alltag meisterte – jedenfalls freute er sich, diesen interessanten Typen zu kennen, der sich selbst das Prädikat »The Duke of Funk« gegeben hat.
»Jetzt wird’s ja richtig spannend«, sagte Peter in Riqis kleine Sprechpause hinein, »der Grund deines Anrufes interessiert mich wirklich sehr. Du wirst doch nicht etwa einen Top-Hit gelandet haben?«
»Good point! – Da ist was dran! Das ist ein Argument! Tatsächlich darf ich sagen, dass mein Remake von Gutter Black recht gut läuft und meine Single Greenstone and Gold auch immer mehr in Schwung kommt. Aber das ist immer noch nicht der Grund, weshalb ich anrufe – pass mal auf: Du hattest doch immer schon den Wunsch, hierher zu kommen, dich einmal richtig unter die Kiwis zu mischen und für ein paar Monate in Neuseeland zu bleiben, nicht wahr?«
»Das ist wahr! Sehr wahr, sogar. Es sind auch tatsächlich nur zwei Probleme, die mich im Augenblick davon abhalten, den Koffer zu packen und ein one way ticket zu buchen: die Zeit und das Geld. Wenn du verstehst, was ich meine.«
»Of course I do! Da sind wir doch gleich schon bei dem Punkt, bei dem ich dir helfen kann. Ein wirklich guter Freund, mein Tontechniker Malcolm Smith-Tohu, um präzise zu sein, hat einen Job in London angenommen, der ihn für drei oder vier Monate beschäftigen wird. Malcolm besitzt ein nettes Haus in Takapuna – nichts Hochnobles, aber es ist prima in Schuss. Und in sehr guter Lage befindet es sich auch – mit Meerblick sogar. Von seinem deck aus rufe ich dich übrigens gerade an. Malcolm hat mich gestern gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, auf den Verlass ist und der das Haus während seiner Abwesenheit bewohnen kann – house sitting sozusagen. Dieser jemand müsste sich nur ein kleines bisschen darum kümmern und aufpassen, dass nichts weg kommt. Dabei habe ich sofort an dich gedacht!«
»Entschuldige Riqi, ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst.«
»Come on! Du verstehst sehr gut, um was es geht. Und jetzt kommt der eigentliche Knüller: Malcolm überlässt dem house sitter nicht nur den Inhalt seines mannshohen und randvoll gefüllten Kühlschranks inklusive großem Getränkefach. Er zahlt auch noch eine gewisse Tagespauschale ...«
Peter konnte sich natürlich prinzipiell vorstellen, um was es ging, aber so richtig glatt saß ihm die Sache noch längst nicht: »Mal ganz ehrlich – ich nehme dir deinen Werbetext nicht ganz ab. Entweder du flunkerst ein bisschen, um mich ins Kiwiland zu locken, oder dein Tontechniker hat dich aus irgendwelchen Gründen auf den Arm genommen.«
»Well. Ich kann verstehen, dass sich das für dich etwas zweifelhaft anhört. Aber hier ist house sitting eine ganz alltägliche Sache, das kannst du mir glauben. Malcolm könnte natürlich einen professionellen house sitter beauftragen, der 24/7 (rund um die Uhr, 24 Studen pro Tag, 7 Tage die Woche) auf die Sachen aufpasst. Aber das hätte seinen Preis.«
Peter ließ die Info kurz sacken. »Okay, verstehe – aber welche ach so schützenswerten Schätze hat denn dein Freund in seinem Haus verborgen, wenn ich fragen darf?«
»Natürlich darfst du fragen; es ist auch kein besonderes Geheimnis. Malcom hat sich in seinem Haus ein kleines Tonstudio eingerichtet und betrachtet es als sein Heiligtum. Ich selbst habe dort auch schon ein paar Songs eingespielt; es ist ganz gutes Equipment. Wie ich dich kenne, Peter, wirst du nun sicher denken, dass ein Tonstudio so ohne Weiteres nicht geklaut werden kann, don’t you?«
»Stimmt! Aber so wie ich wiederum dich kenne, Riqi, wirst du mir gleich nebenbei erzählen, dass Malcolm zusätzlich die Wände mit Goldenen Schallplatten tapeziert und die Regale voller Trophäen stehen hat, die es pausenlos rund um die Uhr zu bewachen gilt, don’t you?«
HÜTER DES HAUSES
Wenn Neuseeländer verreisen, engagieren sie oft Verwandte, Bekannte oder auch professionelle Personen zum house sitting. Sie können dann sicher sein, dass ihr Haus in der Zeit der Abwesenheit nicht menschenleer seinem Schicksal überlassen wird.
Gegen freie Logis und ein kleines Entgelt kümmert sich der house sitter um Pflanzen und Haustiere, sammelt die Post, erledigt vielleicht noch ein paar administrative Pflichten und passt eben ganz allgemein auf das Haus auf.
Junge Kiwis nehmen sehr gerne solche Aufpasserjobs an, zumal sie damit für einige Zeit dem Elternhaus offiziell entfliehen können und zudem dabei ein paar Dollar verdienen.
Riqi hat recht: Es gibt sogar einige neuseeländische Agenturen, die sich auf die Vermittlung von zuverlässigen (polizeilich überprüften) house sitters spezialisiert haben. Es besteht also offensichtlich ein steter Bedarf an Hauswächtern.
»No kidding, Peter! (ohne Flachs, kein Witz, im Ernst) Ich kann dir die Hälfte deines Reiseproblems lösen helfen. Ich gehe einfach davon aus, dass du dir den Flug nach Neuseeland leisten kannst. Darüber hinaus wird sich dein Geldbedarf in engen Grenzen halten. Malcolm wird dir zwar keinen Spitzenlohn bezahlen, aber für einmal am Tag fish ’n’ chips und am Abend ein Bier wird es reichen – die Übernachtung ist ja sowieso frei.«
Riqis Argumente hörten sich gut an, und er hatte noch mehr auf Lager: »Ach ja, eines noch: Malcolm hat ein wirklich ordentliches Auto in der Garage stehen, das du ebenfalls benutzen kannst. So, das war es nun von meiner Seite! Du brauchst also nur noch die andere Hälfte des Problems zu lösen.«
Lag es an seiner Müdigkeit oder hatte Riqi ihn einfach auf dem richtigen Fuß zur richtigen Zeit erwischt – Peter packte unmittelbar die Abenteuerlust. Riqi gegenüber wollte er aber nicht zu überschwänglich klingen: »Verstehe. Ich hätte demnach im Wesentlichen nur noch die Zeitfrage zu klären. Lieber Riqi, ich muss schon sagen, die Sache klingt äußerst verlockend!«
Kurz darauf verabschiedeten sich die beiden voneinander und beendeten die Skype-Verbindung. Peter Obland fühlte sich nach diesem Gespräch leicht benommen und las auf dem Monitor, dass die Konversation 18 Minuten und 32 Sekunden gedauert hatte. 18 Minuten, die seinem Leben eine unerwartete Wendung geben würden.
Peter war als freier Mitarbeiter in einer Frankfurter Werbeagentur beschäftigt und hatte einen relativ flexibel formulierten Vertrag, der ihm die Freiheit seiner Mitarbeit einerseits sehr gut absicherte, andererseits natürlich auch einschränkte.
Er dachte gerade daran, dass es wohl am besten wäre, mit dem Inhaber der Agentur zu sprechen, falls er wirklich ein Sabbatical in Betracht ziehen wollte, als plötzlich noch einmal das Skype-Signal ertönte. Wieder war es Riqi – er nahm den Anruf entgegen: »Heya, my friend! Hast du dich schon für ein gap year (ursprüglich: das Jahr zwischen Schule und Universität, auch: Zwischenjahr, ein Jahr Auszeit) in Neuseeland entschieden?«
»Wie bitte?«
»Sorry, I’m joking. Ich habe nur vergessen, dir zu sagen, dass du die Entscheidung nicht überstürzen musst. Malcolm kann innerhalb der kommenden sechs Wochen jederzeit im Londoner Studio mit seiner Arbeit beginnen. Allerdings gilt das Prinzip: je eher, desto besser.«
»Riqi, soll ich dir mal etwas sagen?«
»Nur zu, tongue in cheek (ironisch, augenzwinkernd gemeint), ich bin schon ganz aufgeregt.«
»Wir lassen den Zufall entscheiden! Wenn ich jetzt zum Fenster gehe, und draußen schneit es, dann werde ich gleich morgen früh mit meinem Boss sprechen und die Zeitfrage klären. Wie klingt das in deinen Musikerohren?«
»This sounds good to me! Aber entscheidend ist zunächst, was gleich deine Designeraugen sehen werden.«
Peter nahm den Laptop mit der Kamera nach vorn vom Schreibtisch, ging zum Fenster und drehte mit einer Hand die Vorhanglamellen quer. Aus 18.000 Kilometer Entfernung sah Riqi Harawira, auf seinem Monitor nur ein fast schwarzes, pixeliges und schlieriges Bild, bevor sich ein paar kleine, weiße Punkte abzeichneten. In Frankfurt am Main tanzten die Schneeflocken durch die Luft.