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Was man kritisieren könnte ...

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Auch am anderen Ende der Welt ist und bleibt das Auto des Deutschen liebstes Kind.

Vorauszuschicken ist ein Kiwispruch, der auch in die Werbung Einzug gehalten hat: Driving is in our blood! – Das Autofahren liegt uns im Blut!

Viele Neuseeländer haben zu Autos eine durchaus »menschliche« Beziehung: Sie sind vom Äußeren schnell begeistert, verlieben sich gern spontan, prüfen die inneren Qualitäten nur oberflächlich, fackeln nicht lange, das gute Stück an sich zu binden und benutzen es mit großer Freude – geraten aber bei der adäquaten Pflege schnell ins Hintertreffen. Irgendwann muss dann ein neues her, womit der Kreislauf von vorne beginnt. Soweit das (nicht völlig überzogene) Klischee.

Die Fakten: Der Verkauf von Gebrauchtwagen übertrifft den von Neufahrzeugen um ein Vielfaches. Regelmäßig legen in Auckland, Tauranga oder Christchurch Schiffe voller Gebrauchter aus Japan und anderen Ländern Asiens an, die alle an den Kiwi gebracht werden wollen. Die Dampfer mit den Neuen sind wesentlich seltener zu sehen.

Die Basis beim Kauf eines Gebrauchtwagens – von privat oder vom Händler – ist die Angabe von Baujahr, Hubraum, Getriebe und Preis. Mehr nicht!

Hier die kuriosen Kiwikaufkriterien:

 Die PS-Zahl interessiert den Neuseeländer viel weniger als den Deutschen. Neuseeländer leiten die Motorleistung über den Hubraum ab und haben die daraus resultierenden Fahreigenschaften, wie zum Beispiel Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit, sehr gut im Gespür.

 Der neuseeländische Gebrauchtwagenkunde möchte natürlich wissen, ob das Auto auto(matic) oder manual ist, also ob es ein Automatik- oder Schaltgetriebe hat. Von Hand zu schalten, gilt hierzulande als betont sportlich, aber das überwiegende Gros der Autokäufer bevorzugt ein automatisches Getriebe.

 Trotz vieler Recherchen konnte bis dato nicht schlüssig ermittelt werden, warum den Neuseeländern die Kilometerzahl – für einen Europäer unvorstellbar – nur am Rande interessiert. Die Laufleistung wird meist nur dann pauschal mit low kilometers (niedriger Kilometerstand) angepriesen, wenn der Wagen unter 50.000 Kilometer auf dem Buckel seiner Haube hat. Da die Kiwis selten mehr als 15.000 Kilometer pro Jahr unterwegs sind, scheinen sie wohl diese Zahl als Daumenmaß zu nehmen.

 Der Preis als Entscheidungshilfe versteht sich von selbst. Es gibt in diesem Zusammenhang einen weiteren Kiwispruch, der genannt werden sollte: Cheap is best! – Das Billigste ist das Beste! Trotzdem feilschen die Neuseeländer selten; um die Kaufentscheidung zu erleichtern, gibt der Händler manchmal von sich aus noch zwei gute gebrauchte Reifen, ein paar Fußmatten oder einen Ölwechsel als Bonus dazu.

 Kraftstoffverbrauchswerte werden praktisch nie angegeben und selten erfragt. Neuseeländer wissen, dass Geländewagen sehr durstig sind und Kleinwagen sehr sparsam. Beide Fahrzeugkategorien (SUVs und city cars) sind hier im Land äußerst beliebt. Auf Händler-Webseiten werden allerdings gelegentlich die ungefähren Jahresspritkosten als fuel economy info angegeben.

 Die Anzahl der Vorbesitzer kann pauschal als »Dunkelziffer« bezeichnet werden, denn nur die Hände, durch die das Auto in Neuseeland ging, werden registriert. Es gibt auch keinen Kraftfahrzeugbrief, wie wir ihn kennen. Bei allen importierten Gebrauchten weiß normalerweise niemand, wie viele Besitzer ein Wagen in seinem Ursprungsland hatte.

 Wartungsprotokoll, Kundendienstnachweis oder Servicescheckheft gibt es sehr selten. Nur bei relativ neuen, hochwertigen Autos, die als Neufahrzeuge nach Neuseeland kamen, darf man von regelmäßig durchgeführten Inspektionen ausgehen.

 Damit erscheint es fast müßig, Dinge wie Schätzbericht, Unfallausschluss und Sonstiges mehr erwarten zu wollen – und so ist es auch: Etwaige Vorschäden entdeckt man meistens erst später, wenn man das Auto einmal gründlich reinigt und feststellt, dass schon einmal nachlackiert wurde.

Es gibt allerdings eine Möglichkeit, das Fahrzeug vom Automobilverband Neuseelands (AA) prüfen und bewerten zu lassen – auf eigene Kosten versteht sich. Man erhält dann ein AA-Zertifikat, das unter Ausschluss jeglicher Gewähr bestätigt, dass der Wagen keine Unfallschäden aufweist und der Tachostand als original und unmanipuliert angesehen werden kann.

Zum Abschluss noch eine interessante Vorschrift zum Thema Reifenprofil: Die Reifen der aus Japan eingeführten Autos müssen zum Import mindestens 50 Prozent Profiltiefe aufweisen. Das sind ungefähr 4 bis 5 Millimeter Gummi. Das straßenverkehrsgesetzliche Minimum sind (theoretisch) 1,5 Millimeter Profiltiefe. Dennoch sieht man leider relativ häufig Autos mit nahezu glatten Pneus über Neuseelands Straßen fahren.

Fettnäpfchenführer Neuseeland

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