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ANDERE LEUTE,ANDERE NAMEN

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MULTINATIONALE VERWIRRUNG

Peter freute sich sehr, Riqi wiederzusehen, und fühlte sich gut – ein ruhiger Flug ohne aufregende Ereignisse lag hinter ihm. Er konnte unterwegs ein paar Stunden lang gut schlafen und war dadurch jetzt kein bisschen müde. Aber da war zunächst einmal die alles entscheidende Frage: »Riqi: bike or car?«

Riqi musste herzlich lachen; er hatte tatsächlich mit dieser Frage gerechnet und war eher überrascht, dass Peter sie nicht schon früher gestellt hatte: »Keine Sorge, Peter. Du weißt ja, dass ich mein bike liebe und gerne davon rede. Wenn ich jemanden vom Flughafen abhole, so wie dich jetzt, dann stelle ich vorher immer die Fahrt mit dem Motorrad in Aussicht. Das ist mein persönlicher Willkommensscherz. Stell dir mal uns beide mitsamt deiner Koffer und sonstigen Taschen auf der Maschine vor ... also nein! Auf dem Parkplatz steht ein geräumiges Auto.«

Als die beiden das Terminal verließen, deutete Riqi auch schon mit einer ausladenden Handbewegung auf ein großes, nachtschwarzes Auto der gehobenen deutschen Mittelklasse, das fast direkt vor dem Ausgang stand. Es stand zwar nicht im Halteverbot, aber immerhin in der Zone, die nur für sehr kurzfristiges Be- und Entladen vorgesehen war. Riqi hatte mit allen Eventualitäten bereits im Vorfeld gerechnet und entsprechend dafür gesorgt, dass das Knöllchen- oder Abschlepprisiko als vernachlässigbar betrachtet werden konnte: »Ich glaube, die wardens (traffic wardens = Politessen) haben einen gewissen Respekt vor Nobelkarossen und klemmen dafür eher einem Kleinwagen ein ticket (Strafzettel, Knöllchen) hinter den Scheibenwischer.«

Peter grübelte, was er von Riqis Theorie halten sollte, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit anzog. Als die beiden an den Wagen herantraten, stieg zu Peters durchaus angenehmer Überraschung plötzlich eine junge, schwarzhaarige Frau aus der Limousine. Sie ging strahlend auf Peter zu und umarmte ihn herzlich, noch bevor er sein Gepäck abstellen oder überhaupt in irgendeiner angemessenen Form reagieren konnte. Riqi stellte währenddessen seine Begleiterin gleich vor – der Name klang in Peters Ohr wie »SCHIH-vahn«.

Peter, der weder mit einer Begegnung noch einer Begrüßung dieser Art gerechnet hatte, versuchte nun die Situation so charmant wie möglich zu meistern. Nachdem Riqis Bekannte ihre Umarmung gelöst hatte, stellte er seine Taschen auf dem Boden ab, hielt ihr die ausgestreckte Hand hin und sagte: »Nice to meet you – freut mich, dich kennenzulernen, Schih... Schih...?«

Peter, der diesen Namen noch nie zuvor gehört hatte, schaffte es nicht ganz, ihn einfach wie ein Papagei nachzusprechen, geschweige denn, ihn sich geschrieben vorzustellen. Natürlich kannte Peter eine Reihe von Maori-Namen, die zum Teil für europäische Ohren recht exotisch klangen, allerdings handelte es sich bei der Dunkelhaarigen mit Sicherheit nicht um eine Maori.

NAMENSSTATISTIK

Hier kommen die Top 10 der beliebtesten Maori-Vornamen bei Neugeborenen:

Mädchen Jungen
Maia Nikau
Aria Wiremu
Manaia Kahurangi
Anahera Kauri
Ataahua Nikora
Aroha Tane
Tia Tamati
Ariana Rawiri
Kaia Anaru
Kahurangi Tai

Dazu im Vergleich, respektive als Ergänzung die Top 10 mit den beliebtesten Vornamen der gesamten neuseeländischen Bevölkerung:

Mädchen Jungen
Olivia Jack
Sophie Oliver
Emily William
Charlotte Liam
Ruby Mason
Isabella Samuel
Ella Jacob
Amelia Lucas
Sophia Ethan
Ava Noah

Auch die kurz angedachte Möglichkeit, es könnte ein Name aus dem Asiatischen sein, verwarf Peter sofort wieder – Riqis quirlige Begleiterin hatte eindeutig europäische Wurzeln. Peter beschloss abzuwarten und bei passender Gelegenheit nachzufragen.

Inzwischen lachte die Angesprochene sympathisch und erwiderte Peters Grußformel: »Nice to meet you too – ganz meinerseits, Peter!«

Seine Hand nahm sie aber nicht an, vielmehr umarmte sie ihn nochmals ganz kurz – und ehe er es verhindern konnte, griff sie seine beiden Taschen und verstaute sie im Kofferraum des Wagens.

Peter nahm im Fond Platz, und sobald sie auf dem Motorway mit präzise 100 km/h dahin glitten, fragte er nach vorne in Richtung Beifahrersitz: »Sag mal, Schih... also du hast ja gemerkt, dass ich deinen Namen nicht kapiert habe, wie heißt du denn genau, wenn ich fragen darf?«

»Natürlich darfst du fragen, Peter. Ich habe ja längst damit gerechnet, weil ich gemerkt habe, dass dich mein Name irritiert hat. Ich hätte ihn dir natürlich schon bei der Begrüßung erklären können, aber ich gebe hiermit offen zu, dass ich es hin und wieder genieße, die Leute ein bisschen zappeln zu lassen – schließlich habe ich einen recht eigenwilligen Namen und will deshalb etwas Spaß damit haben. Also, ich heiße S-i-o-b-h-a-n. Gesprochen SCHIH-vahn. Siobhan ist ein irischer Name und in Neuseeland keineswegs selten.«

KELTEN UND GÄLEN

Hier ein paar Beispiele von tendenziell etwas verstaubten, aber in manchen Fällen wieder modern gewordenen Vornamen irischer und schottischer Herkunft. Man spricht sie tatsächlich komplett anders, als sie geschrieben werden.

Frauennamen
Brae (BRÄI)
Eilidh (EH-lih)
Flòraidh (FLOH-rih oder FLAU-rih)
Iseabail (I-schi-bel oder IH-scha-bäl)
Mairead (MAI-ret oder MA-ih-rät)
Muireall (MUHR-ah-jel)
Saraid (SÄHR-ich)
Seona (SCHAU-nah)
Sile (SCHIH-lah)
Sima (SCHIH-mah)
Sìne (SCHIH-nah)
Sinéad (SCHIH-neyd)
Siobhan (SCHIH-vahn)
Siùsaidh (SCHUH-sih)
Männernamen
Artair (AHR-schtehr)
Coinneach (KON-yokh oder KAH-nyach)
Eonan (IOE-wan oder IOH-nahn)
Màrtain (MAUR-tan)
Ossian (AH-schiin)
Raghnall (RIU-all oder RAHLL)
Sean (SCHOHN) (auch als Frauenname gebräuchlich)
Seòras (SCHAU-rass)
Seumas (SCHAI-mahs)

Tearlach (TSCHÄR-lak oder TSCHÄR-lach) Peter blickte etwas verblüfft drein, war aber nach einer kurzen Phase des Nachdenkens mental wieder gut auf Kurs und sagte: »Siobhan. Das hört sich nun wirklich gut und interessant an, außerdem habe ich wieder etwas dazu gelernt. Ich muss zu meiner Ehrenrettung sagen, dass ich immerhin zwei solcher Namen kenne, bei denen Klang und Schrift kaum eine Verbindung zu haben scheinen. Der eine gehört der irischen Sängerin Sinead O’Connor und der andere Sean Connery.«

Siobhan war angenehm überrascht: »Good on you! – Gut gemacht! Das ist mehr, als ich erwartet habe.«

Peter kam in Small-Talk-Laune. »Danke, danke. Aber jetzt würde mich noch interessieren, wie du an diesen ungewöhnlichen Namen gekommen bist – du bist ja offensichtlich keine Irin. Irinnen sind bekanntermaßen blass, sommersprossig und haben rotblonde Haare, nicht wahr?« Peter zwinkerte schelmisch – was die vorne sitzende Sioban kaum mitbekommen konnte.

»Ein schönes Klischee. Und Deutsche sind allesamt Dichter, Denker und Erfinder, stimmt’s?«

»Na ja, auch so ein Stereotyp – nicht falsch, nicht richtig. Aber was willst du damit andeuten.«

»Denk’ mal nach, Peter. Es gibt doch in deinem Heimatland sicher Haarfarbe und Make-Up.«

»Ach so! Ich verstehe ... das heißt, nein, das glaube ich jetzt nicht ...«

Siobhan blieb hartnäckig: »Doch, doch, Peter, du darfst es ruhig glauben. Ich bin waschechte Irin – alle meine Vorfahren stammen aus Irland. Wenn du dir Haarfarbe und Schminke wegdenkst, dann kommt nämlich plötzlich eine Irin wie aus dem Lehrbuch zum Vorschein!«

Fettnäpfchenführer Neuseeland

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