Читать книгу Fisch oder stirb - Rudi Kost - Страница 11
Zwei Frauen
ОглавлениеFußgängerzone. Zwei herumschlendernde Frauen.
SONJA: Schick siehst du aus! Da wird Dillinger aber Augen machen! In Berlin gekauft?
NELE: Ja. Schon deswegen sollte man in die Hauptstadt ziehen.
SONJA: Doch nicht ernsthaft?
NELE: Warum nicht? Ich finde die Stadt toll.
SONJA: Das ist mir zu weit im Norden. Und die ganze Zeit unter Preußen? Igitt!
NELE: Für Frauen deiner Sorte ist auf alle Fälle mehr los als hier in der Provinz.
SONJA: Brauche ich nicht. Ich habe Miriam.
NELE: Und nicht mal was nebenbei?
SONJA: Wo denkst du hin! Wir sind ein altes Paar. Auf ewig treu. Und wenn ich eine andere Frau mal länger anschaue, zickt Miriam gleich herum.
Café. Zwei Frauen beim Cappuccino.
SONJA: Was machen wir jetzt mit Dillingers Geburtstag?
NELE: Auf alle Fälle ein großes Fest.
SONJA: Will er nicht.
NELE: Der wird gar nicht gefragt. Das nehmen wir in die Hand.
Herrenunterwäsche. Zwei Frauen bei den Boxershorts.
SONJA: Guck mal, diese weiten Beine, und mit Micky Maus drauf! Tragen Männer das wirklich? Meine Erfahrungen in der Hinsicht sind beschränkt.
NELE: Dillinger nicht.
SONJA: Was dann?
NELE: He, du rührst an der intimsten Stelle eines Mannes.
SONJA: Ich dachte, die kommt, wenn die Unterhose fällt.
NELE: Die kommt, wenn du den Kerl zum ersten Mal in Unterhosen siehst. Vor allem, wenn es nicht vorhersehbar ist. Da zeigt sich das wahre Gesicht des Mannes. Ganz schön peinlich manchmal.
SONJA: Und wie ist das bei Dillinger? Ich darf das fragen, bei mir ist das reine wissenschaftliche Neugier.
NELE: Er hat sogar noch so eine Feinripp. Kennst du die?
SONJA: Nur vom Hörensagen. Und?
NELE: So was von daneben.
SONJA: Dann schenk ihm doch eine schönere. Guck mal, dieser Tanga. Ich könnte mir vorstellen, dass der gut sitzt.
NELE: Wenn die Freundin Unterhosen verschenkt, kann das leicht missverstanden werden.
SONJA: Wieso? Ich schenke Miriam auch dauernd Dessous, in denen sie richtig scharf aussieht.
NELE: Männer sind da anders. Die fassen das als Kritik an ihrem Kleidungsstil auf.
SONJA: Dann kriegt er sie von mir.
Fußgängerzone. Zwei herumschlendernde Frauen.
SONJA: Wie wäre es mit einem Detox-Wochenende?
Sie prusten los.
NELE: Entschlackung würde ihm nichts schaden.
SONJA: Vor allem geistig. Das mit dem Alter wird ja zu einer fixen Idee bei ihm.
NELE: Ich glaube, er hat wirklich Angst davor.
SONJA: Vierzig ist doch nichts! Das ist das Alter, in dem wir Frauen erst richtig interessant werden.
NELE: Männer ticken anders. Er hat Angst, dass es bald keine Frau in seinem Alter gibt, die noch ungebunden ist.
SONJA: Und auf die frisch Geschiedenen muss er noch zehn Jahre warten, ich verstehe schon.
NELE: Seine Erfahrungen mit dem jungen Gemüse waren wohl auch nicht sehr erfreulich. Dafür ist er noch zwanzig Jahre zu jung.
SONJA: Aber was spielt das für eine Rolle? Er hat doch dich.
NELE: Noch.
SONJA: Holla, ist da was im Busch, was ich noch nicht mitbekommen habe?
NELE: Wir sind beide gebrannte Kinder, was Beziehungen betrifft.
SONJA: Wer ist das nicht? Komm, ihr seid doch ein Dream Team.
NELE: Das ändert sich manchmal schneller, als man denkt.
SONJA: In gewisser Weise beneide ich euch. Ihr klebt nicht aneinander. Zu viel Nähe kann auch anstrengend sein.
NELE: Wem sagst du das. Vergiss nicht, ich war mal verheiratet.
SONJA: Aber ihr seid zusammen, und trotzdem lebt jeder sein Leben.
NELE: Genau das kann noch zum Problem werden.
SONJA: Das Detox-Wochenende kriegt er von mir.
Parfümerie. Zwei Frauen vor den Regalen.
SONJA: Riech mal. Ein schöner Duft, das wäre doch was.
NELE: Wenn die Freundin Parfüm verschenkt, kann das leicht missverstanden werden.
SONJA: Wieso?
NELE: Das könnte ein dezenter Hinweis auf mangelnde Hygiene sein.
SONJA: Sind Männer kompliziert! Wie hältst du das nur aus, so als Hetera? Okay, das Parfüm kriegt er von mir. Guck mal, jetzt gibt es auch eine Anti-Aging-Creme für Männer. Süß.
NELE: Ich fürchte, das käme ganz schlecht an. Bei seiner Angst vorm Altern.
SONJA: Der soll sich nicht so haben! Die Anti-Aging-Creme kriegt er von mir. Und eine Packung Viagra obendrauf. Oder willst du ihm die schenken? Sag jetzt nichts, ich versteh schon, bei der Freundin kann das zu Missverständnissen führen.
Fußgängerzone. Zwei herumschlendernde Frauen.
SONJA: Man müsste mit der Zahl Vierzig spielen.
NELE: Das ist nicht gerade originell, finde ich.
SONJA: Da muss uns eben was Originelles einfallen. Lass mal überlegen. Vierzig Kerzen.
NELE: Das ist doch kein Kindergeburtstag.
SONJA: Also was für Erwachsene. Vierzig Kondome.
NELE: Das ist doch keine Teenie-Party. Außerdem könnte das als Aufforderung verstanden werden.
SONJA: Soll es ja auch.
NELE: Falsche Richtung.
SONJA: Versteh ich nicht.
NELE: Ich nehme die Pille.
SONJA: Oh. Das mit der Zahlensymbolik ist sowieso blöd. Und wenn schon, müssen es einundvierzig sein. Um ihn zu ärgern.
Bar. Zwei Frauen trinken Cocktails.
SONJA: Also, alles klar. Wenn er darauf besteht, dass er nicht feiern will – bitte, wir akzeptieren das.
NELE: Und planen eine Überraschungsparty.
SONJA: Das wird wirklich eine Überraschung! Wen laden wir ein?
NELE: Das musst du dir überlegen. Du weißt über seine Freunde besser Bescheid als ich. Ist das nicht sowieso eigenartig? Die Arbeitskollegen kennen deinen Mann besser als du selbst, weil sie mehr Zeit miteinander verbringen.
SONJA: Wenigstens gebe ich dir keinen Grund zur Eifersucht.