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Es war Zeit für die erste Besprechung. Der Chef ließ bitten im Gruppenraum mit den vergitterten Fenstern. Er hatte offenbar ein paar gefüllte Weckerl besorgt, von denen er behauptete, dass sie ihm am Vortag bei einer Sitzung übrig geblieben waren. In Wirklichkeit war Oberst Mitzek ein Genie der Mitarbeiterführung und ließ es sich nicht nehmen, seine Untergebenen wohldosiert an einzelnen Tagen zu bemuttern. Sie würden das Zeug nebenbei bis zum letzten Krümel aufessen, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

„Und was haben wir da heute für eine Geschichte?“, warf der Oberst in den Raum und nahm sich selbst ein kleines Schnittchen vom Tisch.

„Wir haben so einen Ermordeten, wie ihn jeder Polizist mag“, behauptete Beatrix. „Einen, der bei seinen Mitmenschen unbeliebt ist. Der quasi schon mit dem Messer in der Brust auf die Welt gekommen ist.“

„Wie meinst du das?“, fragte der Oberst, dem Beatrix' Ton komisch vorkam. Er schob ihr auffordernd ein Brötchen in die Nähe.

„Na ja“, sagte Putzy, „ich find, die Trixi hat schon irgendwie recht. So ein Opfer ist einem doch ziemlich egal, das tut uns nicht weh. Und die Tatverdächtigen finden sich praktisch wie von selber. Ein bissel stochern, und schon stehen sie quasi Schlange.“

„Na, ihr seid's heut komisch drauf. Was gibt’s denn bis jetzt?“, lenkte der Oberst zurück.

Beatrix winkte entschuldigend, sie hatte den Mund voll. Kramer sprang ein.

„Also, abgesehen davon, dass dieser Mann eine Witwe hinterlässt, die über Tote nicht nur Gutes sagt, hat sich auch schon jetzt gezeigt, dass der Mann selbst kriminell war. Er wurde kürzlich von seinem Arbeitgeber entlassen, weil er angeblich eine große Menge Waren beiseite geschafft hat.“

„Ja“, sagte Beatrix, die wieder ein bisschen Luft hatte, „er war wohl ein ziemlich professioneller Lieferant-Dieb. Das scheint aber in der Lieferantenbranche nichts Ungewöhnliches zu sein.“ Sie gab das Gespräch mit Binzik wieder.

„Und trotzdem haben wir nichts von dem Mann in der Datenbank?“, wunderte sich der Oberst.

„Na ja, entweder wurde er vorher nie erwischt, oder die anderen Geschädigten haben es auch bei einer privaten Regelung belassen“, meinte Beatrix.

„Also, wir müssen ihn auf jeden Fall durch die DNA-Datenbank laufen lassen. Vielleicht gibt es ja doch etwas, wo er schon mal Spuren hinterlassen hat. Und natürlich diesen anderen Lieferantendieb durchleuchten“, sagte der Oberst.

Putzy meldete sich zu Wort: „Ich hab jetzt auch den Bericht von der Kollegin aus dem Gretzel bekommen. Es gibt eine Sache, die mir interessant vorkommt.“

„Aha?“ Beatrix hatte noch nichts davon gehört.

„Ja, letzte Woche hatten sie einen Einsatz bei so einem kleinen Puff in der Gegend. Also in der Tatgegend. Irgendein Kunde hat angefangen, sich da aufzuführen, und sie haben ihn dann festnehmen müssen.“

„Aber was hat das mit unserem Fall zu tun?“, fragte Kramer.

„Na, jetzt wart' einmal. Der Puffbesitzer da hat auch unwiderstehliches Beweismaterial angeboten. Er hat nämlich eine Videoüberwachung am Eingang. Da konnte man sehen, wie der Typ der einen Professionellen eine runtergehauen hat. Und die Kollegin, die das auch gesehen hat, hat gemeint, man sieht auf dem Kameraausschnitt eigentlich den ganzen Gehsteig dort recht gut. Das ist nur eine Straße von unserem Tatort entfernt.“

Jetzt war Kramer dabei. „Also du meinst – vielleicht haben wir auch unser Opfer auf diesem Band gefilmt?“

„Ja, das könnte schon sein. Ist halt die Frage, ob der Puffbetreiber das herausgibt.“

„Also, das werden wir schon hinkriegen, meine ich“, sagte Beatrix. „Aber dann fahren wir heute gleich noch hin, nicht dass er uns das überspielt vielleicht.“

Der Oberst grunzte zustimmend. Er hatte das Interesse schon fast verloren.

„Ja, passt. Ich sehe, ihr habt's genug am Terminplan. Also, halt mich am Laufenden, Trixi.“

Putzy wischte die einsamen Krümel auf dem Tisch in seine Hand und suchte den Papierkorb. Es war drei Uhr vorbei und Beatrix beschloss, dass die Videoüberwachung noch vor der zweiten Runde mit der Witwe erledigt werden musste.

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