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Sie nahmen einen Streifenwagen und parkten quer über die Straßenecke. In dieser Branche musste man sich angemessen schamlos benehmen, um Wirkung zu erzielen. Der Betrieb in dem Rotlichtlokal war offenbar gerade erst angelaufen. Musik düdelte leise im Hintergrund, und nur drei Prostituierte hatten sich an den Tischen gelagert. Der einzige Mann im Lokal war ein Mittvierziger mit auffallend dunkel gefärbten Haaren, der an der Bar saß und am Handy telefonierte.

„Herr Mader?“

Er drehte sich langsam herum und musterte sie. Die Frauen an den Tischen blickten angestrengt in ihre Gläser und „kriegten nichts mit“. Wie sie es immer so taten.

„Ja? Die Polizei, was möchte sie denn heute von mir?“

Beatrix blickte kühl. Putzy war am Eingang stehen geblieben.

„Ich komme wegen Ihrer Anzeige. Die Kollegin sagte, Sie haben hier eine Videoüberwachung.“

„Ja, stimmt. Marina, ein Getränk für die Frau Inspektor. Prosecco?“

„Nein, danke. Ich bin im Dienst“, sagte Beatrix.

„Bitte, nehmen Sie doch Platz, Frau Inspektor. Das hat sich doch alles schon geklärt, oder nicht?“

Ein absurd schmales Glas mit einer perlenden Flüssigkeit tauchte auf dem Tisch auf. Beatrix nahm neben den Barhockern Aufstellung.

„Ich komm am besten gleich zur Sache. Haben Sie die Überwachung gestern Abend auch laufen gehabt?“

Der Mann sah sie überrascht an.

„Gestern? Wieso? Gestern war doch nichts!“

„Bei Ihnen vielleicht nicht. Aber bei uns schon. Also, haben Sie?“, bohrte Beatrix.

Das falsche Lächeln auf Maders Gesicht war inzwischen eingefroren.

„Was wollen Sie eigentlich von mir?“

„Es ist doch ganz einfach“, sagte Beatrix. „Ich will das Band von gestern. Wir brauchen das.“

„Ha ha.“ Nun breiteten sich ernste Anzeichen von Ärger im Gesicht des Mannes aus. Es fiel ihm sichtlich schwer, in seine schleimerische Art zurückzufinden. „Wir brauchen das“, äffte er sie nach. „Frau Inspektor, wenn ich alles hätt', was ich brauch'... Also, gestern ist die Überwachung leider außer Betrieb gewesen.“

„Tatsächlich?“, gab sich Beatrix unwissend. „Warum? War geschlossen? Aber es war doch Sonntag. Am Wochenende haben Sie doch bestimmt viel Kundschaft?“

„Leider war die Kamera ausgefallen. Habe heute den Techniker gerufen.“ Er lächelte hinterhältig.

„Was für ein Pech. Gerade, wenn die Polizei Sie um Mithilfe bittet. Tja, da kann man wohl nichts machen“, sagte Beatrix und machte ein paar Schritte in Richtung Tür. „Ach, Herr Mader, wenn ich schon da bin, schau ich mir nur noch kurz die Genehmigung von der Datenschutzkommission an. Wenn Sie so freundlich wären.“

„Was meinen Sie?“, fragte Mader.

„Na, Sie wissen bestimmt, dass Sie für so eine Videoüberwachung eine Genehmigung brauchen. Es geht doch um die Privatsphäre von anderen Leuten, die da vorbeigehen. Ist ja ein öffentlicher Ort, der Gehsteig.“

„Was heißt da Privatsphäre?“, stieß der Mann aus. „Ich muss doch bitte meine Mädchen schützen, vor solchen bösen Menschen, wie dem Täter zuletzt. Die Polizei ist ja auch nie da, wenn man sie braucht.“

Schrei doch nicht so, dachte Beatrix.

„Wollen Sie mir jetzt sagen, dass Sie keine Genehmigung haben? Wo doch die Stadt in letzter Zeit die Betriebsvorschriften für Bordelle so rigoros kontrolliert. Ich meine, wenn ich Ihnen jetzt unmittelbar das Lokal zusperr', jetzt, wo Sie schon so viele Damen unter Vertrag haben...“ Beatrix umschrieb in der Luft einen Halbkreis, der eine Gruppe von jungen Frauen umschloss, die gerade aus dem hinteren Raum tröpfelte.

„Was wollen Sie überhaupt von mir?“, fragte Mader und stierte sie an.

„Ich brauche das Band von gestern Abend. Ich borg' es mir aus, Sie können es nachher wieder haben. Von 19 bis 24 Uhr. Wenn Sie so freundlich wären?“

Er zögerte. Putzy rührte sich an der Tür und machte Platz für den ersten Gast des Abends.

Nachher steckte Putzy die DVD im Auto in ein Kuvert. „Mit dir ist heute aber nicht gut Kirschen essen.“

„Ja, das hab ich auch schon bemerkt. Du kannst dir nicht eventuell vorstellen, dass du mit dieser grässlichen Witwe redest?“

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