Читать книгу Escape Plan - How far would you go to survive - S. L. March - Страница 11

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Myra

Der verängstigte Blick ihres Nachbarn fraß sich in Myras Hirn. Er rückte ein Stück von ihr ab. Blieb still. Regte sich keineswegs. Wieso verhielt er sich plötzlich so? Eigentlich war das die Gelegenheit, um ihn loszuwerden. Allerdings war er derjenige gewesen, der da gewesen war, als Toby entführt und sie selbst übel verprügelt worden war. Er war da gewesen und hatte sich den Verbrechern furchtlos entgegengestellt. Und dann der Anschlag auf die Werkstatt. Es ging so schnell, als sich jemand auf sie stürzte und nun stand ihr Retter vor ihr. Fürchtete sich. Vor dem Polizisten? Oder der Polizei? Fakt war, sie wusste instinktiv, dass sie die Beamten schnell wieder loswerden musste.

Im Streifenwagen kläffte ein Hund. Sie sah zu dem Polizisten, der aus dem heruntergekurbelten Beifahrerfenster schaute. Es war ein Mann mittleren Alters mit dunklen Haaren. Er wirkte angespannt. Der Beifahrer neben ihm starrte durch die Windschutzscheibe. So, als könne er es gar nicht erwarten, wieder abzufahren. Im Kofferraum ging ein bellender Schäferhund ungeduldig auf und ab. Direkt rieb sie sich übers Auge, damit sie das Veilchen nicht sahen und Fragen stellten.

„Danke“, antwortete sie und lächelte. „Es ist alles in Ordnung. Mein Freund und ich hatten nur eine kleine Auseinandersetzung.“

Ihr Freund. Wieso wurde sie so nervös bei den Worten?

Ihr entging seine Reaktion nicht, als er den Atem ausstieß. „Danke“, wisperte er.

„Nun gut. Aber machen Sie den Standstreifen frei. Das ist kein Parkplatz“, forderte der Polizist sie auf.

„Selbstverständlich!“

Der Polizist nickte. „Schönen Abend noch.“

„Gleichfalls.“

Die Sirene ertönte kurz, bevor sich der Wagen in den Verkehr einreihte und weiterfuhr.

„In der Nähe ist ein Rastplatz mit einem Diner“, sagte Myra schließlich leise. „Was hältst du von einem Kaffee?“

Zustimmend nickte er. „Eine gute Idee.“

Danny

Kurz vor Kent

Endlich Feierabend. Danny hatte Flavius zum Feierabend nach Hause fahren wollen, aber nachdem sie das streitende Pärchen vom Standstreifen verwiesen hatten, erregte der LKW vor ihnen seine Aufmerksamkeit. Die blaue Plane ohne jeglichen Schriftzug ließ ihn stutzen, also winkten sie den Laster an den Straßenrand der Interstate. Obwohl Flavius, der seit zwei Jahren sein neuer Partner war, von seinem Engagement nach Feierabend genervt war, stieg er mit ihm aus.

„Ich weiß nicht, ich habe irgendwie ein merkwürdiges Gefühl“, sagte Danny. Er nahm die Brille ab, die er zum Fahren brauchte, und schob sie in die Brusttasche. Er öffnete den Kofferraum und ließ den Hund raus. Ein ausgebildeter Drogenspürhund. Ein Schäferhund. Sein Schützling Charly.

„Vielleicht solltest du deine Gefühle mal in den Urlaub schicken“, meinte Flavius und stemmte die Hände in den Ledergürtel.

Das Licht des vierzig Tonners blendete der Fahrer ab, als sie nähertraten. Die Fensterscheibe fuhr runter. Der Fahrer streckte seinen Kopf raus. Er musste Anfang zwanzig sein. Schmal gebaut. Blass im Gesicht. Dunkle, eingefallene Augenringe und ein rotes Baseballkap auf dem Kopf.

„Guten Abend“, grüßte Danny freundlich und ließ die Hundeleine los. „Allgemeine Verkehrskontrolle. Darf ich bitte Zulassung und Frachtpapiere sehen?“

„Selbstverständlich“, stotterte der Fahrer, beugte sich zum Handschuhfach und zog den Papierkram hervor. Die Hände des Fahrers zitterten, als er Danny alles reichte.

„Haben Sie heute Abend irgendwelche aufputschenden Mittel genommen? Alkohol? Drogen?“, fragte Danny und studierte die Ladepapiere eingehender.

„Nein, Officer.“

Im Augenwinkel sah Danny, wie Flavius um den LKW schritt, im Schlepptau der Schäferhund. Die Nase gesenkt tapste Charly von der Fahrerkabine Richtung Frachtraum. Aus einem Funkgerät im Inneren des Trucks keifte eine verärgerte, verzerrte Stimme.

„Gibt’s Probleme?“, fragte Danny neugierig.

„Bloß mein verärgerter Vorgesetzter“, das Funkgerät wurde leiser gedreht. „Sagen Sie, wird das lange dauern? Ich habe einen straffen Zeitplan, den ich einhalten muss“, merkte der Fahrer an. „Und mein Boss hasst Verzögerungen.“

Danny sah den Fahrer genauer an. Schweißperlen glänzten auf dessen Stirn. Wo war das Stottern geblieben? „Keine Sorge, Mister …“ Er schaute auf den Führerschein und las den Namen ab. „Joseph Taste. Wir werden Ihren straffen Zeitplan bei der Überprüfung berücksichtigen. Können Sie bitte einmal die Ladefläche öffnen?“

Flavius kam zurück und nickte ihm zu. Seine Art zu sagen: Alles ist sauber.

„Ach, kommen Sie schon, Officer. Mein Zeitplan.“

Danny gab seinem Kollegen die Papiere. „Je schneller Sie die Laderampe öffnen, desto eher können Sie wieder abfahren.“ Er wich zurück, um ihn passieren zu lassen.

„Na schön“, maulte der Fahrer, schnallte sich ab und öffnete die Tür. „Ich steig schon aus.“

Langsam stieg er die Stufen herunter und schritt zur Ladefläche. Dort betätigte er den Hebel und zog eine Seite der Türklappen auf. Er trat zur Seite, als Danny und Flavius nähertraten. Der Geruch von Kaffee schlug Danny entgegen. Charly sprang auf die Ladefläche und verschwand im Inneren des LKW. Danny leuchtete mit einer Taschenlampe hinein. Riesige, quadratische Holzboxen auf denen „Bica“ eingebrannt war, waren alles, was er sah. Und Charly, der wild schnüffelte. Als der Hund auch nach geschlagenen zwei Minuten weder ruhig sitzen blieb, noch bellte, verdrehte Flavius genervt die Augen. „Das ist schon das zweite Mal diese Woche, Danny. Du solltest dir wirklich mal Urlaub gönnen.“

Danny wandte sich zu seinem Kollegen. „Wahrscheinlich hast du recht.“ Danach leuchtete er wieder in den Frachtraum.

„Da ist nichts drin!“, meinte Flavius genervt und drückte ihm unsanft die Papiere in die Hand und deutete auf den Ladeinhalt. „Nichts außer Kaffee. Da stehts doch: Bica. Das ist Portugiesisch und bedeutet Kaffee. Für mich riecht es auch extrem nach Kaffeebohnen.“

„Da ist doch was faul“, flüsterte Danny skeptisch und wich einige Schritte zurück. „Wieso sollten Kisten voller Kaffee vom Newark Airport zum Connecticut Antique Machinery gehen? Das ist das Naturkundemuseum in Kent.“

„Keine Ahnung“, Flavius zuckte mit den Schultern. „Vielleicht mag der Direktor extravaganten Kaffee und lässt ihn sich extra einfliegen. Nun komm schon!“

Ohne weiter auf eine Antwort zu warten, marschierte Flavius zurück zum Dienstfahrzeug. Danny sah zu Charly. „Komm Junge. Wir fahren nach Hause. Es war eine lange Nacht heute.“

Charly gehorchte, sprang von der hohen Ladefläche und lief zum Wagen.

Danny reichte Joseph die Papiere zurück und lächelte freundlich. „Angenehme Weiterfahrt und anschnallen nicht vergessen.“

„Natürlich“, stotterte der Mann.

Escape Plan - How far would you go to survive

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