Читать книгу Escape Plan - How far would you go to survive - S. L. March - Страница 7
Оглавление2 JAHRE SPÄTER
Steven
Hartford, USA
In der Luft lag der Duft von Mandelöl. Die laute Musik brachte die Boxen zum Vibrieren. Durch die rotbeleuchteten Nebelschleier erkannte Steven definitiv zu viel Testosteron. Die Männer, die hier verkehrten, gehörten der gehobenen Klasse an. Geschäftsmänner, die ausschließlich mit ein paar locker sitzenden Scheinen den Laden betreten durften. Dafür sorgten die beiden Türsteher vor der Tabledance Bar namens Gentlemen Club, die von allen nur Gents Club genannt wurde.
Steven selbst war nicht sehr vermögend. Es reichte zum Leben. Ein Türsteher, den er kannte, hatte ihm Einlass gewährt. Jetzt saß er am langen Tresen und ließ den Blick über die sabbernden Kerle, die gemusterten Teppiche und bequemen Sessel bis zur Bühne schweifen. An der vertikalen Metallstange räkelte sich eine Frau. In knappen Dessous und hohen Schuhen ließ sie die Fantasie der Männer und deren Hormone durchdrehen. Er würde nicht sagen, dass ihm die Show nicht gefiel, aber er stand nicht auf Frauen mit gemachter Oberweite und einem aufgepolsterten Hintern.
Ihm gefiel die Atmosphäre dieses hübschen Ladens. Es war ein Jammer, dass der Laden künftig von Stefano beherrscht wurde, dem Oberhaupt der DeLuccio Familie. Dem Mafia Clan aus Connecticut.
Irgendwo schlug jemand mit einem Köö gegen eine Billardkugel. Steven kehrte der Bühne den Rücken zu. Aus seiner Jackentasche zückte er ein Metallstück und betrachtete es in der Handfläche. Die Gravur mit seinem Namen im Innenbereich des goldenen Rings ließ ihn jedes Mal vor Augen führen, wie schmerzlich ihn der Verlust mitnahm. Steven schluckte. Möglicherweise hatte er irgendwann mal die Chance auf ein normales, geregeltes Leben.
Ein Teller wurde vor ihm abgestellt. Dazu ein Krug Bier.
Direkt stiegen ihm der Duft des Burgers und der Pommes in die Nase. Dieses Gericht hatte er sich nach all den Monaten redlich verdient.
„Lass es dir schmecken.“ Die Kellnerin hinter dem Tresen stützte sich an der Bar ab und beäugte ihn.
„Danke.“ Steven wich ihrem Blick aus, steckte den Ring zurück, nahm das Besteck und begann zu essen.
„Wie kommt es, dass du seit zwei Wochen jeden Abend hier bist, nur noch nie einen privaten Lapdance gebucht hast?“
„Ich bin lediglich wegen der guten Burger hier.“ Sicher, er könnte sich auch woanders seinen Burger brutzeln lassen. Aber die Musik war gut, das Bier gekühlt, die Atmosphäre gefiel ihm und das Essen war für eine Tabledance Bar der Knaller.
„Stehst du auf Kerle?“ Sie schmatzte mit einem Kaugummi.
Steven schluckte den Bissen herunter. „Ich bin hetero.“
„Und trotzdem schaust du dir die Mädchen nicht genauer an?“
„Wieso sollte ich?“ Steven schnitt vom Burger ab und schob das Stück mit ein paar Pommes auf die Gabel. Gierig. Fast ausgehungert. Verdammt, war das Essen lecker. Ganz anders als der Fraß, den er die letzten Monate hatte runter schlingen müssen. „Ich komme wegen dem Essen.“
Die Musik wechselte von hektischem Tempo zu einem sinnlichen, geheimnisvollen Klang. Die Beleuchtung des Clubs änderte sich von Rot zu Lila. Irgendwo lochte eine Billardkugel ein. Männer grölten.
„Oder dein Typ ist noch nicht dabei gewesen“, flötete die Kellnerin und deutete zur Bühne. „Dann solltest du dir die Neue nicht entgehen lassen. Eine echte Augenweide.“
Steven rollte mit den Augen. Er wollte bloß in Ruhe seinen verkackten Burger essen. War das etwa zu viel verlangt?
„Ich sagte doch, dass ich wegen –“ Steven sah zur Bühne und erstarrte. Würgte den Bissen herunter. Die Frau, die auf die Bühne kam, war ganz anders als die aufgespritzten Stripperinnen vor ihr. So natürlich und heiß. Sie strahlte eine angenehme und fesselnde Aura aus. Das pechschwarze, glatte Haar trug sie offen. Es umrahmte die ovale Gesichtsform. Die porzellanartige, glänzende Haut im Scheinwerferlicht war anregend. Die Nase schmal und klein, die Lippen knallrot und voll. Von Weitem konnte er die Farbe ihrer Iriden nicht erkennen. Das weiße Shirt rutschte bei der ersten Drehung an der Stange rauf und gab den Blick auf einen flachen Bauch frei. Mit dem Hintern rieb sie sich lasziv am Metall. In den knappen, dunklen Shorts kam der süße Apfelhintern prachtvoll zur Geltung. Sie tanzte barfuß. Ihre Bewegungen waren flüssig, als sie das Shirt auszog und damit herumwirbelte. Ihre Brüste waren umhüllt von schwarzer Spitze. Sie hatten die perfekte Form und am liebsten wollte er …
Sein Schaft schwoll an. Steven schluckte und zwang sich den Blick abzuwenden. Abkühlen. Runterkommen. Sein Essen wurde kalt. Das wäre schade. Wieso war es mit einem Mal so heiß in dem Schuppen? Er trank einen großen Schluck und traf dabei den Blick der Kellnerin.
„Na, habe ich zu viel versprochen?“
„Schaut ganz nett aus.“ Steven zuckte mit der Schulter und stopfte sich Pommes in den Mund. Hinter ihm grölten die Männer, die Musik dröhnte, ein Blitzlichtgewitter tobte und machte ihn ganz kirre. Er wollte doch nur in Ruhe seinen Burger essen.
„Ganz nett, ah ja.“ Die Kellnerin grinste und ging, um einen anderen Typen zu bedienen.
Jackpot! Das musste sie sein. Sein Kontaktmann hatte ihm eine Beschreibung und die Information zukommen lassen, dass die Frau heute im Gents Club auftreten würde. Und sein Kontakt hatte recht behalten. Mit Angelo Giovanni, dem Kopf des Mafia Clan aus Massachusetts, hatte er noch ein Hühnchen zu rupfen. Er nannte sich selbst die Ratte und diese Stripperin war der Schlüssel zu ihm. Schließlich arbeitete sie für ihn. Sie war eine seiner privaten Tänzerinnen. Die Ratte war seit einiger Zeit untergetaucht und niemand hatte auch nur den kleinsten Anhaltspunkt zu seinem Aufenthalt. Fragte sich nur, warum sie dann ausgerechnet in dem Schuppen der DeLuccio Familie tanzte?
Steven schnitt ein Stück vom Burger ab. Im Augenwinkel erkannte er einen Sakkoträger, der sich an die Bar lehnte. „Mann, was für eine heiße Braut. Die würde ich gern mal nageln“, sagte der Sakkoträger.
„Ich auch. Aber so jung wie die aussieht, gehört sie bestimmt noch in die Schule. Da macht man sich gleich strafbar“, sagte ein anderer Mann neben dem Sakkoträger.
„Ich glaube nicht, dass sie noch zur Schule geht“, mischte Steven sich ein, während er kaute.
„Alter, sieh dir die Perle doch mal an.“ Der Sakkoträger legte ihm die Hand auf die Schulter. „Anstatt an dem Fraß rumzukauen, den die hier Burger nennen.“
Die Männer lachten und prosteten sich zu.
Steven sah von der Hand auf seiner Schulter in das Gesicht des Mannes. Er hasste es, wenn ihn jemand unaufgefordert berührte. Und diese Respektlosigkeit. Solche Typen hatten ein Rückgrat wie ein Gummibärchen. Die Hand verschwand.
„Erstens.“ Steven wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. „Nennt mich niemand Alter. Zweitens müsstet ihr wissen, dass diese Bar nur Volljährige betreten. Und drittens solltet ihr das Gericht erst kosten, bevor ihr es bewertet. Ihr müsst euch damit abfinden, dass es in dieser Bar weder Kaviar noch Hummer gibt.“
„Alter, reg dich wieder ab!“ Der Sakkoträger nahm einen Schluck Bier. „Bist du etwa ihr Bodyguard?“
„Bodyguard?“, höhnte der Kollege. „Hah, der Kerl sieht aus wie ´n Kinderficker.“
Steven schmiss die Serviette neben den Teller, schob den Barhocker zur Seite und bäumte sich vor den Männern auf, die Hände zu Fäusten geballt. Das Lachen der beiden verstummte abrupt. Die Musik wurde lauter. Der Bass hämmerte. Das Blitzlichtgewitter nahm zu. Die Show kam mit einem lauten Knall zum Abschluss. Die Scheinwerfer erloschen. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde es dunkel. Die Menge grölte.
„Haben eure Eltern euch keine anständige Erziehung beigebracht?“, knurrte Steven. Er versuchte ruhig zu bleiben. Er durfte sich nichts erlauben. Absolut gar nichts.
„Gibts hier ein Problem?“, fragte eine brummige Stimme. Einer der Sicherheitskräfte.
„Kein Problem.“ Steven schüttelte den Kopf und behielt die Männer im Blick. „Die Herren wollten gerade gehen.“
Fluchend verzogen sich der Sakkoträger und sein Kumpan. Schweigend setzte er sich wieder auf den Barhocker. Der Bodyguard ging.
„Noch ´n Bier?“, fragte die Kellnerin.
„Gern“, seufzte er. Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr.
„Rita, machst du mir bitte eine Margarita?“, erklang eine atemlose Stimme. „Ich brauch jetzt echt was zum Abkühlen. Und diese kratzige Perücke macht mich irgendwann noch wahnsinnig.“
„Sicher“, antwortete die Kellnerin.
Steven sah auf und der Frau ins Gesicht, die gerade noch auf der Bühne getanzt hatte. Automatisch lächelte er. Ihre Blicke trafen sich. Diese Iriden waren atemberaubend. Grün und fesselnd. Ihm stockte der Atem. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben. Die Lippen entblößten ein umwerfendes Lächeln. Nur für ihn. Er spürte sein Herz donnern.
Myra
Myra musterte das Lächeln des Fremden neben ihr. Ein perfektes Lächeln, das ihre Glieder weich werden ließ. Es war hinreißend. Aber das, was Myra fesselte, war der Blick seiner Augen: warm und intensiv. Braun. Fast wie Schokolade.
Sie wandte ihren Blick ab und trommelte auf dem Tresen. Himmel, warum war es mit einem Mal so heiß in dem Laden? Der Duft des Essen ließ ihr den Magen knurren.
Myra konnte es nicht lassen und wagte wiederholt einen Blick zu dem Typen. Er war attraktiv mit dem ovalen Gesicht, dem markanten Kinn und der geraden Nase. Der gepflegte Drei-Tage-Bart ließ ihn männlich wirken. Ein schwarzer Pullover verdeckte breite Schultern und kräftige Oberarme. Die Brustmuskulatur zeichnete sich deutlich unter dem Stoff ab. Es war zu erahnen, dass er einen ebenso trainierten Bauch hatte. Wow, den würde sie gerne mal sehen. Vielleicht sogar streicheln. Hitzewallungen jagten durch ihren Körper. Ihre Mitte pochte und würden ihre Hormone die Überhand gewinnen, hätte sie den Kerl vermutlich direkt zur Toilette gezogen. Ihm sein Shirt vom Leib gerissen und mit ihm –
Myra räusperte sich.
Der Typ mit den fesselnden Augen und dem Wahnsinnsoberkörper trug eine hellblaue Jeans. Lässig schmiegte sie sich an die Oberschenkel und die schmale Hüfte. Sicher auch perfekt am Hintern. Boots rundeten das Styling ab. Erst als er sich räusperte, wurde ihr klar, dass sie ihn wohl zu lange gemustert hatte. Rasch brachte sie ein Lächeln hervor und sah zu Rita.
Steven
Die Frau neben ihm lehnte mit den Unterarmen am Tresen.
Steven beobachtete dabei ihre graziösen Finger mit den bordeauxrot lackierten Nägeln. Das weiße Shirt trug sie wieder am Leib. Die schwarze Spitze lugte ein Stück aus dem Ausschnitt hervor. Wie weich ihre Haut aussah. Wie sie sich wohl anfühlte?
In seiner Jeans zuckte es. Er versuchte, dem hormonellen Chaos in seinem Inneren Einhalt zu gebieten. Schnell wandte er den Blick ab, als die Kellnerin einen Krug vor ihm abstellte und starrte auf den Teller vor sich. Er zwang sich, die restlichen Pommes zu sich zu nehmen, aber er hatte gerade zu sehr mit anderen Körperfunktionen zu kämpfen.
„Schmecken die?“, fragte die Tänzerin plötzlich und deutete auf seinen Teller. Direkt hörte er auf zu kauen. Ob die schmeckten? Hatte sie ihn gerade angesprochen? Er schluckte und sah sie an. Wurde direkt in ihren Bann gezogen.
Sie hob eine Braue in die Höhe.
Er schob den Teller zu ihr rüber. „Koste selbst. Kannst den Rest gerne haben.“ Wieso war seine Stimme mit einem Mal so heiser?
„Ehrlich? Aber willst du denn gar nicht weiter essen?“, fragte sie verblüfft.
Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, sie würde den Teller nehmen und sich an einen der Tische setzen, damit sie nicht sah, wie sehr er mit seiner gewölbten Hose kämpfte.
„Danke. Ich bin am Verhungern.“ Die Tänzerin setzte sich auf den freien Barhocker neben ihn. Na prima. Steven zog seine Jacke hervor und legte sie sich über den Schoss. Mit dem Ellbogen stützte er sich am Tresen ab und wandte sich ihr zu. Beobachtete, wie sie sich die frittierten Kartoffelstreifen in den Mund schob. Genüsslich leckte sie sich die salzigen Finger ab. Er presste den Kiefer aufeinander, konnte den Blick aber nicht abwenden. Verdammt. Seine Hormone und sein Körper hatten die letzten Monate echt gelitten, wenn er schon bei der kleinsten Regung hart wurde. Doch hier, in dieser Bar, war er nichts weiter als einer ihrer zahlenden Kunden. Ein Gaffer, der sie beäugte. Von oben bis unten. Dabei war er jemand, der sie direkt nehmen wollte und mit ihr … Stopp! Er musste runterkommen. Und zwar ganz schnell.
„Und?“, konnte er nur hervorbringen und packte den Griff des Kruges so fest er konnte.
„Die sind gut.“ Die Kellnerin stellte ihr den Cocktail hin. „Nochmals danke.“
Steven nickte. Wieso war er so wortkarg? Weshalb konnte er nicht mal ein „gern“ oder „bitte“ hervorbringen?
„Du redest wohl nicht viel, was?“ Sie lächelte.
Himmel, konnte sie bitte aufhören, ihre hübschen Mundwinkel nach oben zu ziehen? Er räusperte sich. „Eigentlich schon. Aber du machst mich sprachlos.“ Fuck! Warum sprach er aus, was er dachte? Wieso war sein Mund schneller als sein Hirn? Sauerstoff. Er musste klar denken. Er hob den Bierkrug und trank. Abkühlen. Unbedingt. Verdammt, was fiel ihm ein, diese heiße Frau zu bedrängen?
„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt“, sagte sie leise.
Steven riss den Kopf herum. Ihr nachdenklicher Blick war intensiv. Die Wangen zierten ein zartes Rosa. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass ihre grünen Iriden einen grauen Fleck besaßen.
„Kann ich mir gar nicht vorstellen“, raunte er. Konnte ihm bitte jemand einen Klaps auf den Hinterkopf geben? Am liebsten hätte er sich in die geballte Faust gebissen. Was tat er hier? Egal wie verzweifelt seine Erregung gerade drängte, er würde heute keine Frau abschleppen. Schon gar nicht die Angestellte der Ratte. Erst recht nicht sie. Dann wär´s das mit den leckeren Burgern gewesen. Und vielleicht auch mit einem Wiedersehen.
„Was verschlägt dich hier her?“ Sie lächelte und schob den leeren Teller beiseite. Mit zwei Fingern umschloss sie den Stiel des Cocktailglases und fuhr langsam auf und ab. Steven entging die Bewegung nicht. Das Zucken in seiner Hose ließ nicht nach. Wie es wohl wäre, wenn sie seinen Schaft …
Steven hob sein Glas und hielt es ihr hin. Sie reagierte und stieß mit ihm an. Schnell trank er das Bier aus, fühlte sich dennoch nicht abgekühlter.
„Also?“, fragte sie drängend.
„Die Burger.“
„Jetzt wirklich?“ Sie lachte.
Es war ansteckend. Eine angenehme Gänsehaut überkam ihn.
„Wieso glaubt mir das denn niemand?“, entfuhr es ihm und schlug sich auf den Oberschenkel.
Sie presste die Lippen zusammen, ehe sie erneut losprustete. „Du hast echt Humor.“
„Mag sein. Was ist mit dir? Was verschlägt dich ausgerechnet hier her?“
„Das liebe Geld. Wie so viele der anderen Mädels. Außerdem ist das der einzige Schuppen, der nicht so weit weg von Zuhause ist.“
„Du kommst aus der Gegend?“, fragte er.
Sie nippte an der Margarita. „Nur ein paar Minuten entfernt. Ashford Street. Da gibts nicht viel. Bloß ein paar alte Häuser. Schön ruhig da.“
„Ashford Street?“ Stevens Gesicht erhellte sich. „Dann sind wir quasi Nachbarn. Ich bin vor zwei Wochen dort hingezogen.“
„Na dann“, sie reichte ihm die Hand, „willkommen in der Nachbarschaft.“
Er ergriff sie. Ihre Hand war weich wie Samt. Automatisch stierte er auf ihre Lippen. Ob sie auch so weich waren?
„Hey Schwester!“, rief plötzlich ein Kerl aus der Nähe der Bühne und winkte die Frau zu sich heran.
„Bitte entschuldige. Das ist mein Boss. Die Arbeit ruft.“ Sie stand auf, trank den Rest des Cocktails und schenkte ihm wiederholt ein Lächeln. „Hat mich gefreut, deine Bekanntschaft zu machen.“
„Mich auch!“ Steven stand auf, die Jacke fiel zu Boden.
„Deine Jacke.“ Die Tänzerin ging in die Hocke und griff nach der Jacke. Unmittelbar vor ihm richtete sie sich wieder auf. So nah. Hitze umgab ihn. Steven entging nicht, dass ihr Blick auf Höhe seines Schritts verharrte. Schnell entriss er ihr die Jacke und hielt sie schützend vor die verräterische Beule. „Danke.“
Sie blickte in sein Gesicht. Verdutzt. Fragend. Die Wangen erröteten. Als hätte sie noch nie einen Mann gesehen, der bei ihrem wundervollen Anblick schwächelte. Verflucht. Wie ausgesprochen peinlich ihm das war.
„Also dann.“ Rückwärts bewegte sie ihren süßen Apfelhintern Richtung Bühne.
Steven hob die freie Hand zum Abschied. Er winkte? Angespannt fuhr er sich durchs Haar und wollte wieder Platz nehmen, als sie noch mal zurückkam. Fragend schaute er sie an.
„Eigentlich mache ich sowas nicht, aber …“ Sie schluckte. „Bist du morgen wieder hier?“
„Klar“, flüsterte er.
„Cool!“ Sie wirkte hibbelig. „Selbe Zeit, selber Ort?“ Sie biss sich auf die Lippe.
Er musste grinsen. Ihre nervöse Art gefiel ihm. „Selbe Zeit, selber Ort.“
„Super. Aber das ist kein Date. Damit das klar ist“, sagte sie ernst und zeigte mit dem Finger auf ihn.
„Kein Date.“
„Was ist denn jetzt, Schwester?“, drängte der Kerl hinter ihr.
„Einfach nur zwei Leute, die sich nett unterhalten.“ Erneut ging sie Richtung Bühne.
Stevens Herz holperte. „Mehr nicht!“
Sie verschwand hinter der Bühne.
Er wusste nicht, wie lang er dastand und ihr hinterher starrte.
„Nur nett also, ja?“, hörte er die Kellnerin neben sich sagen. Sie hob amüsiert die Augenbrauen und deutete mit ihren Blicken auf seinen Schritt.
Er langte in die Hosentasche und legte einen Stapel Scheine auf den Tresen, um der Bar den Rücken zu kehren und der Kellnerin nicht die Genugtuung zu geben, dass sie Recht gehabt hatte.
Zumindest hatte er sich ein nächstes Treffen gesichert, bei dem er ihr den Aufenthaltsort der Ratte entlocken könnte. Die Chance würde er sich nicht entgehen lassen. Früher oder später würde seine Zeit kommen. Und die der Ratte ablaufen.