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2.3 Jugendbewegung und Jugendbewusstsein

2.3.1 Jugendbewegung als pädagogische Reform

Zur pädagogischen Bedeutung der deutschen Jugendbewegungen

Insbesondere die Pädagogik und die historische Jugendforschung interessierten sich durchgängig für die bürgerliche Jugendbewegung und deren Lebensformen im Wandervogel und in der bündischen Jugend der zwanziger Jahre bis hin zur Hitlerjugend. Seit ihrer Entstehung war die Jugendbewegung nämlich institutionell mit der Schule sowie personell mit vielen Lehrerinnen und Lehrern eng verbunden. In der Geschichte der Pädagogik ist deshalb die Jugendbewegung nicht selten mit den Ideen der deutschen Reformpädagogik dieser Zeit in Verbindung gebracht, ja selbst als pädagogische Reform betrachtet worden.

Es waren zunächst Lehrer, die mit den ihnen anvertrauten Gymnasiasten die Natur am Rande Berlins aufsuchten und damit ein neues Lebensideal, verbunden mit wahrer Jugendlichkeit, verkündeten. Die attraktive Utopie der Jugendbewegung war die Errichtung eines „Jugendreichs“, in dem die Rituale, die Lieder, Tänze und Feste der neuen Jugend dominieren sollten. Über alle Gegensätze der einzelnen Richtungen hinweg einte die Jugendbewegung die Idee der aktiven Gestaltung der Jugendphase. Daraus ging auch eine besondere Ästhetik der Jugendkultur, die sich in Kleidung, Haarschmuck, Buchgestaltung u. a. zeigte, hervor. Die zur selben Zeit populäre Kunstrichtung „Jugendstil“, enthielt bereits in ihrer Bezeichnung die Programmatik neuer Jugendlichkeit und wurde schon bald von der Werbung vereinnahmt.

In der Geschichtsschreibung dominierte lange die Rekonstruktion des männlichen Teils der wandernden Jugend und der damit verbundenen Männlichkeit. Demgegenüber vernachlässigte man die historische Aufarbeitung der Beteiligung von Mädchen und Frauen und subsumierte weibliche Jugendformen unter dem Erscheinungsbild der männlichen Jugend. Insgesamt ist gerade die Geschlechterfrage zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein Schlüssel zum Verständnis für diese kulturell, sozial und politisch schwierige und komplexe Zeit. An den Geschlechterverhältnissen lässt sich die Dynamik gesellschaftlicher Veränderungen festmachen. So wurden beispielsweise traditionelle Vaterbilder in Frage gestellt, neue Weiblichkeitskonzepte diskutiert und Mädchen und Frauen der Zugang zu den höheren Bildungsinstitutionen wie Gymnasien und Universitäten erschlossen. (KLEINAU/OPITZ 1996)

Einführung in die Jugendforschung

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