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2.2 Aufklärung über die Imaginären Körperreisen

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Jeder Klient sollte über die Arbeitsweise seines Therapeuten ausgiebig aufgeklärt werden. Zum einen gilt es, über die Grundsätze der hypnotherapeutischen Arbeit zu sprechen. Zum anderen werden auch die Imaginären Körperreisen als Methode vorgestellt.

Es ist interessant zu erfahren, was der Klient an Vorwissen mitbringt. Die Erklärungen werden dann dem Wissensstand und Sprachgebrauch des Klienten angepasst. Viele Menschen haben noch immer die Praktiken der Show-Hypnose im Hinterkopf, von der wir uns klar distanzieren müssen. Das ist für die vertrauensvolle Arbeit unabdingbar. Erklärende Beispiele von Alltagstrancen und mentalem Training von Sportlern sind gut geeignet, um auf bekannte Trancephänomene zurückzugreifen. Die Einbeziehung praktischer Beispiele hilft zu beschreiben, was ein Trancezustand ist. Als Vergleich zur Trance in einer Hypnose können Sie einen Zahnarztbesuch und eben die Show-Hypnose heranziehen. Es ist entlastend, dem Klienten die Unterschiede zwischen der tiefen Trance einer zahnärztlichen oder Show-Hypnose und den Tranceformen in der psychotherapeutischen Arbeit zu verdeutlichen. Dabei ist es besonders wichtig, auf die Befürchtungen der Klienten einzugehen. Oft spielt Angst vor Kontrollverlust eine große Rolle. Der Hinweis, dass der Klient in der gemeinsamen Arbeit die Kontrolle über sich behalten darf, wirkt sehr entlastend.

Die Imaginären Körperreisen selbst lassen sich als eine Methode beschreiben, bei der der Klient einen Zugang zu den unbewussten Vorgängen in seinem Körper bekommt. Daraufhin kann er mit diesem symbolischen Bild in Kontakt treten und individuell damit arbeiten.

Weiterhin mache ich deutlich darauf aufmerksam, dass nicht ich den Klienten heile, sondern er sich selbst. Ob eine Heilung oder eine Verbesserung der Symptome überhaupt möglich ist, entscheidet ebenfalls der Klient selbst. Bewahren Sie sich vor Heilungsversprechen! Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist vorrangig das Unbewusste des Klienten.

Ich sehe die Rolle des Therapeuten als die eines Wegbegleiters. Er ist für den sicheren Rahmen der Sitzungen verantwortlich. Weiterhin stellt er sein kompetentes Wissen zur Verfügung. Erklären Sie vor der ersten Sitzung, wie eine Körperreise aussehen wird. Wichtig ist, dass der Klient seine individuellen Bilder entwickeln kann. Er ist eigenverantwortlich für den Inhalt und dessen Weiterentwicklung, inklusive der Lösungen.

Mit einer Metapher aus der Schifffahrt beschreibe ich es folgendermaßen:

Der Therapeut übernimmt die Lotsenfunktion. Er zeigt die möglichen Wege auf und macht auf Untiefen aufmerksam. Der Klient als Kapitän des Schiffes steuert dieses. Er ist auch für die Geschwindigkeit zuständig und entscheidet, ob er den Empfehlungen des Lotsen folgen möchte. Ebenso kann er rückwärtsfahren, stehen bleiben oder Ratschläge ignorieren und auf eine Sandbank aufsetzen. Je sicherer er sich mit dem Lotsen fühlt, umso mehr wird er diesem vertrauen. Die Verantwortung für das Schiff bleibt aber stets beim Kapitän. Der Lotse hingegen ist verantwortlich für seine Kenntnisse über die Gewässer, in denen er seine Hilfe anbietet.

Praxis

THERAPEUT Sie kennen Alltagstrancen, in denen auch Sie unbewusst agieren. Wenn Sie zum Beispiel eine Ihnen bekannte Strecke mit dem Auto fahren, lenken und schalten Sie unbewusst. Sie sind in einer Autofahrtrance. Die Gedanken können mit etwas ganz anderem beschäftigt sein. Am Ziel angekommen können Sie sich meist nicht erinnern, an welchen Orten Sie vorbeigekommen sind, ob Sie überholt haben oder nicht …

Die Beschreibung eines Fahranfängers dagegen, der noch nachdenken muss, wenn er fährt, ist allen Autofahrern in bester Erinnerung.

THERAPEUT Im Sport sind Trancearbeiten ebenfalls weit verbreitet. Denken Sie an Wintersport, wenn ein Rennrodler vor dem Start mit geschlossenen Augen zu sehen ist. Er steht dort versunken und geht mental das Rennen durch. Sie können sogar seine Bewegungen beobachten. Er fährt vor seinem inneren Auge die Strecke runter. Ähnlich werden Sie sich bei Ihrer Körperreise fühlen.

Ergänzend sind ein paar Worte zur Symbolarbeit hilfreich.

THERAPEUT Alles, was in Ihren inneren Bildern vom Körper sichtbar wird, ist symbolisch zu verstehen. Ihr Gehirn konstruiert in diesem Moment ein Bild vom Körper. In diese Wahrnehmung fließen alle Informationen ein, die Ihr Gehirn bisher dazu gesammelt hat. Daher ist Ihr Bild sehr individuell und für Sie genau richtig.

Die meisten Informationen dieser Art werden im Vorgespräch ausgetauscht. Zu Beginn der ersten Körperreise ist es empfehlenswert, dem Klienten die nachfolgende Induktion transparent zu machen.

Praxis

Der Klient steht kurz vor seiner ersten Körperreise. Sie haben eine Spiegelinduktion (s. Kap. 3.1) geplant.

THERAPEUT Ich werde Sie gleich einladen, gedanklich in eine Landschaft zu gehen. Dort können Sie sich dann vorstellen, einen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche zu finden. Ihr Spiegelbild werden Sie dann in Ihrer Vorstellung verkleinern, und dieses kleine Ich reist in Ihren Körper.

KLIENT Na, hoffentlich bekomme ich das hin.

THERAPEUT Ich bin da ganz zuversichtlich. Außerdem können Sie ja nur alles richtig machen. Es sind alles nur Angebote. Wenn etwas anders läuft als gedacht, ist es auch okay.

KLIENT Soll ich die Augen schließen?

In der Regel schließen alle Erwachsenen früher oder später die Augen. Es ist entscheidend, dem Klienten die Wahl zu lassen. Einerseits ist das für traumatisierte Klienten ein ganz wichtiger Schutz. Andererseits ist es zum Beispiel für Menschen jeden Alters mit ADHS ganz wichtig, neben der Trancearbeit auch mit anderen Dingen beschäftigt sein zu dürfen. Kinder behalten sehr oft die Augen offen und bewegen sich dabei sogar im Raum.

THERAPEUT Das dürfen Sie sich aussuchen. Wenn Sie die Augen offenlassen, empfehle ich immer, in Ruhe einen Punkt zu fixieren, damit Sie besser entspannen können. Sie dürfen sie aber auch gleich oder später schließen … sie zwischendurch mal öffnen … das überlasse ich ganz Ihnen.

Folgender Hinweis entlastet viele Klienten sehr:

THERAPEUT Da es meine Aufgabe ist, Ihnen zu folgen, und nicht umgekehrt, können Sie eigentlich nur alles richtig machen (positive Formulierung!) Es gibt nur einen einzigen Fehler (hier lässt sich diese Formulierung nicht umgehen), den Sie begehen können: Sie behalten für sich, was Sie gerade wahrnehmen. Wenn ich meine Einladungen ausspreche, wohin die Reise führen kann, entwickeln Sie Ihre eigenen Bilder. Es darf aber jederzeit etwas ganz anderes kommen – ein anderes Bild, ein Gefühl, Gedanke oder was auch immer. Bitte sagen Sie mir Bescheid, denn das, was kommt, ist immer am wichtigsten!

Wenn Sie dann in Ihrem Körper unterwegs sind, beginnen wir mit positiven Dingen. Wir werden zuerst einen inneren Wohlfühlraum finden und nach Ihren Stärken schauen.

KLIENT Das klingt doch gut.

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