Читать книгу Phönixliebe - Sabrina Georgia - Страница 12

Оглавление

6


Er will nicht in meiner Nähe sein‹, ging es Sam durch den Kopf, während sie die Flasche Wein öffnete und zum Atmen in eine Karaffe schüttete. ›Ich hätte in mein Bett zurückgehen sollen. Wieso war ich nur so dumm und habe ihn darum gebeten, hier schlafen zu dürfen?‹

Die Angst vor diesen Träumen war jedoch zu groß gewesen. Sie konnte sich nie sicher sein, wo sie am nächsten Tag aufwachte, wenn sie schlafen ging. Das Schlafwandeln hatte in ihrer Pubertät begonnen und war, wenn sie Benediktas Aussage Glauben schenken durfte, eine unterbewusste Suche. Ihre beste Freundin war sogar noch weiter gegangen und hatte behauptet, Samanthas Unterbewusstsein würde sie zu Tobi führen, da sich Sam am Tag dagegen wehrte. Jetzt war sie endlich bei ihm und fühlte sich fehl am Platz. Er hielt sie bestimmt für eine durchgeknallte Göre.

»Hey.« Sie drehte sich zur Tür um, in der er gegen den Türrahmen gelehnt stand und erkannte, dass er lächelte.

Tobi schien wieder etwas Lockerer zu sein, was sie freute. In ihrem Inneren flogen Schmetterlinge auf und ab, wenn sie dieses Lächeln erblickte. Trotz seiner mittlerweile zweiundvierzig Jahren sah er umwerfend gut aus. Samantha würde vermutlich sterben, wenn sie ihn nicht irgendwann küsste. Dieses Verlangen schien sich stetig zu steigern. Sie träumte so oft von ihm, sogar am Tag. Es war lächerlich, wie extrem sie von ihm schwärmte, aber dagegen etwas zu unternehmen, fiel ihr ebenfalls schwer.

»Wollen wir?«, erkundigte sich Tobias, wobei er das Essen meinte, und Sam nickte hastig.

Sie aßen schweigend, als wäre ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen. Ob es an der Tatsache lag, dass Samantha fast gestorben wäre, oder daran, dass sie seit Tagen nicht viel Blut zu sich genommen hatte – das Essen machte sie nicht satt. Sie ertappte sich sogar dabei, wie sie Tobis Halsschlagader anstarrte und sich vorstellte, ihre Fänge darin zu versenken. Sie schluckte angespannt und rieb sich die Stirn.

›Reiß dich zusammen!‹, schimpfte sie mit sich selbst und drängte die Fänge zurück, die sich bereits einen Weg bahnen wollten.

»Bist du müde? Du siehst abwesend aus«, stellte Tobias fest und Sam zuckte mit den Schultern.

Sie war unschlüssig, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Seine blauen Augen betrachteten sie prüfend. Er hatte sie einst so gut gekannt.

»Brauchst du Blut?«

»Das muss jetzt nicht sein. Es reicht morgen früh«, schüttelte sie augenblicklich den Kopf.

Sie wollte aufstehen und ihren Teller wegräumen, doch ihre Beine begannen plötzlich zu zittern. Samantha ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. Ihr Magen krampfte zusammen und die Vampirsinne ließen sich nicht mehr unterdrücken. Verdammt! Wieso konnte sie nicht einfach eine ganz normale Frau sein? So wäre dieser ganze Schlamassel vermutlich niemals passiert!

»Wann hast du das letzte Mal etwas zu dir genommen?«

Tobias hatte in den Jahren, denen er ihrer Familie zu Diensten gewesen war, gelernt, was genau sie waren, und kam zum Glück damit klar. Wie würde er allerdings reagieren, wenn sie ihm gestand, dass sie es auf sein Blut abgesehen hatte? Sie sehnte sich so sehr danach, dass sie die Beutel schlichtweg ablehnte. Kaltes Blut war für Vampire nicht sonderlich schmackhaft, wenn sie stattdessen frisches, warmes Blut von einer derart verlockenden Quelle erhalten konnten.

»Es war heute Morgen. Ein Beutel.«

Es war viel zu wenig, das wusste sie, doch sie hatte seit Monaten kein Verlangen mehr nach Blut gehabt. Schon einen Beutel in sich hinein zu zwängen war schwierig gewesen.

»Nur einen Beutel? Das sind zwei Beutel zu wenig!«, klang Tobis Stimme tadelnd und er kam auf sie zu. »Ich packe dich jetzt erst einmal ins Gästebett und danach hole ich dir ein paar Blutbeutel von drüben. In Ordnung?«

Samantha ergriff erneut Panik. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Was, wenn ihre Mutter mitbekam, dass Tobias durch das Haus schlich, um für sie Blutbeutel zu besorgen? Sie nahm sonst auch jedes Geräusch im Haus wahr und würde es nicht dulden, dass Sam in Tobis Nähe blieb. Es war ein Wunder, dass sie von ihrem nächtlichen Ausflug nichts mitbekommen hatte. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper und Samantha japste nach Luft. Ihre Fänge wuchsen, der Durst wurde beinahe übermachtig und ihr Magen zeigte Sam deutlich, was er von ihrer Blut-Abstinenz hielt. Wie sehr sie es hasste, diese Schwäche zu haben!

»Sam?«, brachte Tobi erschrocken heraus.

Verzweifelt drückte sie sich an ihn, als er in ihre Nähe kam. Sie atmete tief ein. Sein natürlicher Körpergeruch war schon immer beruhigend für sie gewesen. Sie brauchte jetzt diese Ruhe, um nicht durchzudrehen. Nur ein paar Sekunden, vielleicht Minuten in diesen starken Armen, dann würde es ihr besser gehen.

»Bitte, lass mich nicht allein«, brachte sie gerade noch heraus, bevor ihr langsam die Sicht vor den Augen verschwamm.

»Keine Sorge, Kleines, ich bin hier.«

Ihr Herz flatterte vor Aufregung. Er stieß sie nicht von sich, blieb tatsächlich an ihrer Seite. Am liebsten hätte Samantha vor Freude geweint. Wie war es nur dazu gekommen, dass sie sich fühlte, wie eine Gefangene, die endlich einmal wieder die Sonne auf ihrer Haut spüren durfte?

»Hier können wir nicht bleiben. Ich bringe dich an einen Ort, an dem du dich ausruhen kannst«, raunte er und Sam ließ sich fallen.

Phönixliebe

Подняться наверх