Читать книгу Phönixliebe - Sabrina Georgia - Страница 18
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Thomas wunderte sich nicht schlecht, als Alexandra später am Tag aus Samanthas Zimmer kam und ihn von einem Ohr zum anderen anstrahlte. Es war das erste Mal seit Jahren, dass es ihr wirklich gutzugehen schien.
»Ich glaube, ich weiß es«, zwitscherte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Was weißt du?«
»Samantha! Ich kenne den Grund für meine Visionen bei ihr.« Ein triumphierender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht und Thomas überlegte, was in diesem Zimmer vor sich gegangen war. Wieso strahlte man, wenn man wusste, woher Todesvisionen kamen? Wurde seine Frau allmählich verrückt?
»Und der ist?«
»Tobias!«
Sie strahlte erneut. Jetzt war Thomas allerdings erst recht irritiert.
»Was ist mit Tobi?«
Alexandra rollte mit den Augen. Für sie war mittlerweile wohl alles so offensichtlich, dass sie nicht verstand, wie man so beschränkt sein konnte. Das war ebenfalls eine Geste, die Thomas schon jahrelang nicht mehr bei seiner Frau gesehen hatte. Sie wirkte, als wäre ihr eine schwere Last von den Schultern gefallen.
»Samantha ist eine Vampirdame. Jede Faser sagt ihr, dass Tobi ihr Auserwählter ist, aber sie hat diese Gefühle die ganze Zeit unterdrückt. Sie liebt ihn immer noch, Thomas, deshalb die ganzen Unfälle. Alles ist außer Kontrolle geraten, als Sam nicht mehr in Tobis Nähe durfte. Ich denke, wir haben einen Fehler gemacht, nachdem mich die Visionen verängstigt haben. Es wirkt so, als würde sie ihr Unterbewusstsein in den Selbstmord treiben. Heute Nacht war Tobi glücklicherweise an ihrer Seite. Samantha meinte, sie habe sich beschützt gefühlt und tief und fest geschlafen. Und weißt du was? Eben gerade habe ich meine Tochter das erste Mal seit Jahren wieder in meinen Armen gehalten und nichts ist passiert. Ich hatte keine Vision!«
Thomas starrte Alexandra an und war sich nicht ganz sicher, wie er auf diese Neuigkeit reagieren sollte. Wenn das wirklich stimmte, war er es gewesen, der den Stein ins Rollen gebracht hatte.
Vor zehn Jahren war er es gewesen, der Tobias zur Seite genommen und mit ihm über die ganze Vampir- und Auserwählten-Sache gesprochen hatte. Er hatte Tobi klar gemacht, wie sehr Samantha trauern würde, sollte Tobias irgendwann sterben und sie allein zurücklassen. Das Beste wäre wohl, es würde gar nicht zu einer Verbindung zwischen ihnen kommen. Sam musste sich damit abfinden. Das hatte nach einem guten Argument geklungen, doch sollte Alexas Behauptung stimmen, war Thomas nur derjenige gewesen, der damit Öl ins Feuer gegossen hatte. Das ganze Leid ... seine Schuld!
»Ich glaube, ich muss mich setzen. Mir geht es nicht sonderlich«, ächzte er nun und ging auf sein Arbeitszimmer zu.
Alexandra half ihm, dort auf dem Sofa Platz zu nehmen, und betrachtete ihren Mann beunruhigt. In seinem Kopf rasten die Gedanken und er fühlte sich schrecklich.
»Oh Gott, Schatz, alles in Ordnung?«
In Alexandras Miene bemerkte er bereits die Sorge, auch wenn ihre Gefühle stets ein offenes Buch für ihn gewesen waren. Was würde sie nur von ihm halten, sollte er ihr davon erzählen, was er getan hatte.
›Rede mit mir. Was ist los? Was bedrückt dich.‹
»Es tut mir leid! Ich fürchte, ich war es, der mit Tobi über Sam gesprochen und dafür gesorgt hat, dass er sich von ihr fernhält. Ich schwöre, ich habe es nur gut gemeint. Ich konnte ja nicht wissen, dass ...«
Eine Welle der Überraschung strömte auf ihn ein und er erwartete Ärger, Schmerz oder Traurigkeit, doch die blieben aus. Es folgte Mitleid. Seine Frau bedauerte Thomas, statt ihn zum Teufel zu jagen. Hatte er sich vielleicht nicht richtig ausgedrückt? Vielleicht verstand sie es nicht.
›Du musst dich nicht selbst zermartern. Es war nicht deine Schuld! Es wäre vermutlich so oder so passiert, denn selbst Tobi fand den Altersunterschied damals bedenklich. Versprich mir nur, dass wir jetzt unser Verhalten ändern. Keine Verbote mehr für die beiden. Samantha war so unglücklich.‹
Er zog Alexandra auf seinen Schoß und schloss sie in die Arme. Diese Frau schaffte es stets, eine Richtung der Gefühle einzuschlagen, die ihn verblüffte. Diese Willensstärke und ihre Güte bewunderte er.
»Ich verspreche es. Aber was sollen wir tun?«, wollte Thomas wissen und ein freches Grinsen erschien erneut in Alexas Gesicht.
»Lass mich nur machen.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf den Störenfried. Alexa eilte mit wenigen Schritten darauf zu und meldete sich. Thomas beobachtete sie, während sie vollkommen entspannt auf der Schreibtischkante Platz nahm, den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr klemmte und mit jemandem redete, den sie gut kennen musste.
»Gut, dann bis später«, sagte sie schlussendlich und legte auf. Sie wandte sich Thomas zu. »Jess und Andy sind wieder im Land. Wir treffen uns später mit ihnen hier zum Essen. Ich muss Magda gleich Bescheid geben. Sie soll etwas besonders Leckeres kochen.«
»Ganz, wie du es möchtest.«
Thomas konnte erneut lächeln. Seine Frau war wirklich wie ausgewechselt und er liebte es. Hoffentlich hielt dieser Zustand so lange wie nur möglich an.
Ein Glitzern erschien in Alexas Augen und sie überlegte kurz. Dann begann sie leise zu kichern.
»Später. Erst muss ich mich um Tobi und Sam kümmern.«
Sie lief an ihm vorbei, gluckste und Thomas spürte ihre Hand an seinem Hintern. Er zuckte erschrocken zusammen.
»Entschuldige. Ein wenig Übermut. Ich hoffe einfach, dass nun das Schlimmste hinter uns liegt«, hauchte sie ihm ins Ohr.
»Übermut ist gut. Schatz, wenn das klappt, darfst du so übermütig mit mir sein, wie du willst. Ich bin dein.«
›Für immer und ewig, mein Herz‹, sandte sie ihm diesen Gedanken und verschwand nach einem verschwörerischen Zwinkern aus dem Raum.
Thomas ließ sich zurück aufs Sofa fallen. Er verzog kurz das Gesicht, als eine der Federn durch das Polster in seinen Rücken stieß. Es wurde wohl auch hier Zeit, etwas zu unternehmen.
Veränderungen.
Etwas, das er die letzten Jahre gefürchtet hatte. Er würde sich wohl wieder daran gewöhnen können.
Hoffentlich ging alles gut!