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Du willst was? Hast du mit Thomas gesprochen? Das ist doch Wahnsinn!«

Tobias starrte Alexa fassungslos an, nachdem sie von ihren Plänen für die nächste Woche erzählt hatte. Sie hatte sich tatsächlich vorgenommen, zusammen mit Thomas zu verreisen! Paris war sicherlich eine schöne Stadt, doch normalerweise mied die Vampirfrau Menschenmengen und blieb in sicherer Umgebung. Und auf einmal sollte es Paris sein? Dorthin zu fliegen fand Tobias extrem riskant.

»Natürlich habe ich mit Thomas gesprochen. Es wird super! Aber du müsstest uns einen Gefallen tun und dich hier um alles kümmern. Samantha kommt nicht mit und es wäre schön, wenn du sie im Auge behalten könntest. Ihr Schlafwandeln macht mir ziemlich große Sorgen.«

Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, da war sich Tobias sicher, doch er hatte nicht die geringste Ahnung, was es war. Alexandra schien neuen Lebensmut gefasst zu haben und Tobi hätte gern gewusst, woher dieser Wandel kam. Ob es mit Thomas´ Rückkehr zu tun hatte? Aber er war in den letzten Jahren oft verreist und zurückgekehrt.

»Geht es dir gut?«, fragte er stattdessen und wunderte sich, als Alexa zaghaft lächelte.

»Ich glaube, es wird besser. Aber es braucht noch Zeit, alles in Ordnung zu bringen. Darf ich dich etwas fragen? Es ist allerdings etwas Persönliches.«

Tobi nickte irritiert und sah, dass Alexandra überlegte. Die Wortwahl schien für sie anscheinend sehr wichtig zu sein.

»Was empfindest du für Samantha?«

Tobias schluckte. Wenn diese Frage nur so einfach zu beantworten wäre! Er wollte wahrheitsgemäß antworten, Alexa sagen, wie sehr er Sam liebte, doch er dachte an Thomas´ Worte. Was, wenn er alles falsch machte? Er war schließlich kein Auserwählter und würde auch nie einer werden.

»Was genau meinst du? Worauf willst du hinaus?«, druckste er herum und blickte Alexandra verunsichert an. Sie grinste auf einmal und klopfte ihm auf die Schulter.

»Ist nicht so wichtig. Ich wünsche euch beiden viel Spaß. Sturmfreie Buden sollen ja Wunder bewirken.«

Die Frau seines Chefs marschierte daraufhin in Richtung Herrenhaus davon und ließ Tobias total verwirrt zurück. Was sollte denn das?

Thomas brachte ihn fast um, weil Sam in seinem Haus geschlafen hatte, währenddessen hörte sich Alexandra so an, als wollte sie ihre Tochter mit ihm verkuppeln. Was hatten die beiden auf einmal? Er kannte sie seit etlichen Jahren, doch so merkwürdig hatten sie sich noch nie verhalten.

Tobias wollte eigentlich nicht allzu viel darüber nachdenken und suchte zur Ablenkung alle Sachen zusammen, um sich dem Teich anzunehmen. Kurz darauf siedelte er bereits die ersten Fische in den Teich am anderen Ende des Grundstücks um. Es würde eine Weile dauern, bis es erledigt wäre, aber auf diese Weise hätte er wenigstens etwas zu tun und würde nicht grübeln.

»Hey, Tobi! Was machst du da?«, hörte er auf einmal jemanden hinter sich und warf einen Blick über die Schulter.

Es bot sich ihm ein Anblick, den er nur mit einem freudigen Lächeln quittieren konnte. Jessica und Andreas Ludwig waren gerade mit dem Mercedes vorgefahren und Jess strahlte ihn von einem Ohr zum anderen an. Das Ehepaar war so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Während Andreas Ludwig als stellvertretender Chefermittler immer im Anzug auftauchte und stets tadellos gestylt war, standen Jessicas lange, heute mal schwarzen, Haare ziemlich verwuschelt ab, was zu ihren engen Jeans, dem ärmellosen Top und zu den Massen an Tattoos und Piercings passte, die sie sich mit der Zeit hatte stechen lassen.

»Jess! Andy!«, grüßte Tobi und Andreas hob zum Gruß die Hand.

Er ging voraus zum Herrenhaus, hatte sicherlich einiges mit Thomas zu besprechen, während Jess auf ihn zukam. Tobias war die ungezwungene Art seiner Frau eh wesentlich lieber. Sie war so quirlig, wie es früher einmal Alexandra gewesen war.

»Na los, rate was es Neues gibt«, forderte Jessica ihn sogleich auf, nachdem ihr Mann verschwunden war, und Tobi zuckte mit den breiten Schultern.

»Ich bin sehr schlecht im Raten, Jess, das weißt du doch. Erzähl, was ist los?«

»Na gut.« Sie grinste und streckte ihm dann die Zunge heraus.

Tobias musste lachen, als er das Piercing in Jessicas Zunge anguckte. Sie war also noch nicht fertig mit ihrem Körperschmuck und hatte sich eine neue Kleinigkeit zugelegt.

»Demnächst kommt noch eins an der Augenbraue und an der Lippe dazu. Ich glaube, dann bin ich furchteinflößend genug.«

Er mochte Jess wirklich. Sie wäre eigentlich mittlerweile in seinem Alter, obwohl sie weiterhin noch so jung wirkte wie Samantha. Vampirgene leisteten höllisch gute Arbeit, wie er immer mit leichter Eifersucht feststellte.

»Ich verspreche, ich werde mir Mühe geben, es mir niemals mit dir zu verscherzen.«

Als Kommentar darauf erhielt er von Jessica einen freundschaftlichen Fauststoß gegen die Schulter, sodass es nur so krachte. Himmel, was hatte die Frau eine Kraft! Beim nächsten Mal sollte er besser ausweichen, sonst würde sie ihm etwas brechen.

»Tante Jessica!« Samantha kam freudestrahlend auf sie zu gerannt und umarmte die Ermittlerin ungestüm.

»Hi Süße! Lass dich anschauen. Du siehst heute noch hübscher aus, als beim letzten Mal. Dein Vater wird sich demnächst eine Waffe anschaffen müssen, um all die Verehrer abzuwehren.«

Samantha lachte zwar, doch sie warf Tobias auch einen kurzen Blick zu, der ihm die Knie weich werden ließ. Er erinnerte sich sehr genau an die Berührung ihrer Lippen und wie wahnsinnig gut sie sich unter ihm angefühlt hatte. Tobias schluckte.

Er wandte sich ab und kümmerte sich um die übrig gebliebenen Fische. Wenn die beiden Frauen im Haus waren, würde Tobi eine Pause machen und nochmals eiskalt duschen. Nicht auszudenken, sollte jemand sehen, welche Auswirkungen allein ein Augenaufschlag von Sam auf ihn hatte!

›Vergiss es, das klappt eh nicht‹, sagte eine Stimme in ihm und er runzelte die Stirn. ›Wenn die Kleine nur lächelt, bist du schon kurz davor, über sie herzufallen. Du brauchst eine Frau, keine Dusche.‹

Tobias seufzte und verdrängte den Gedanken. Wieso war es nur so schwer, das Richtige zu tun?

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