Читать книгу Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter - Sandra Schütze - Страница 10

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Einführung

Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung nimmt zu. Im Jahr 2020 waren fast 20% der Menschen in Deutschland ≥ 67 Jahre alt, 2040 werden es wahrscheinlich über 25% sein. Die Gruppe der ≥ 80-Jährigen ist dabei die am stärksten wachsende Altersgruppe (Statisches Bundesamt 2020). Die ambulante und stationäre medizinische Versorgung älterer und hochaltriger Menschen gewinnt daher in fast allen medizinischen Fachbereichen an Bedeutung.

Der menschliche Organismus unterliegt kontinuierlichen Alterungsprozessen. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Zahl von Krankheiten und das Ausmaß von Funktionseinbußen zu, gleichzeitig nimmt die Adaptationsfähigkeit des Organismus auf medizinischer, psychischer und sozialer Ebene ab. Organreserven werden geringer, der ältere Organismus wird vulnerabler gegenüber Stressoren. Es kommt daher bei Akutereignissen schneller zu einer Dekompensation, die Rekonvaleszenz ist oft verlängert.

Alterungsprozesse verlaufen interindividuell sehr unterschiedlich, was zu einer großen Heterogenität innerhalb der Gruppe älterer Menschen führt, d. h. es gibt große Unterschiede bezüglich des funktionellen und gesundheitlichen Status zwischen einzelnen Individuen gleichen kalendarischen Alters. Das kalendarische Lebensalter spiegelt daher oft nicht das klinisch deutlich relevantere biologische Alter wider. Die Definition der verschiedenen Altersabschnitte erfolgt dennoch über das kalendarische Lebensalter. In Deutschland und den westlichen Industrieländern werden Personen mit einem Lebensalter ≥ 65 Jahre als »ältere Menschen« und Personen mit einem Lebensalter ≥ 80 Jahre als »hochaltrige Menschen« bezeichnet. Entwicklungspsychologisch gilt der Altersabschnitt zwischen dem 65. und 80. Lebensjahr als höheres Erwachsenenalter und die Zeit nach dem 80. Lebensjahr als hohes Alter. Diese Altersgrenzen werden in den meisten internationalen Studien und daher auch in diesem Buch verwendet.

Nicht jeder ältere Patient ist ein geriatrischer Patient. Als geriatrische Patienten werden in Deutschland Patienten mit einem Lebensalter ≥ 80 Jahre, also hochaltrige Patienten, sowie Patienten mit einem höheren Lebensalter (in der Regel ≥ 70 Jahre) und einer zusätzlich vorliegenden geriatrietypischen Multimorbidität definiert (Definition der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)). Bei geriatrischen Patienten ist die Alltagskompetenz typischerweise gefährdet oder bereits reduziert.

Infektionen und Infektionskrankheiten stellen ein häufiges Problem bei der Behandlung älterer Menschen und geriatrischer Patienten dar. Unterschiedlichste Erreger, u. a. Bakterien, Viren und Pilze, können Infektionen verursachen. Das breite Spektrum an Infektionskrankheiten kann in diesem Buch nicht umfassend behandelt werden. Hier liegt der Fokus vor allem auf bakteriellen und einigen viralen Infektionskrankheiten, die im klinischen Alltag bei älteren Menschen in den deutschsprachigen Ländern von Bedeutung sind. Auf zahlreiche weitere Infektionskrankheiten, wie z. B. Mykosen, sonstige nicht-bakterielle Erkrankungen, Reise- und Tropenerkrankungen, wird nicht eingegangen. Auch die Tuberkulose und das Thema HIV/AIDS, das aufgrund der guten Behandelbarkeit dieser Infektion auch bei Personen in höherem Lebensalter zunehmend eine Rolle spielt, werden hier nicht behandelt.

Das Buch ist in drei Hauptteile gegliedert. In Teil I werden infektionsrelevante Charakteristika des älteren Menschen und die sich daraus ergebenden Besonderheiten bei Infektionskrankheiten und ihrer Diagnostik dargestellt. Teil II widmet sich der Prävention und Therapie von Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter. In Teil III werden ausgewählte Infektionskrankheiten ausführlicher behandelt und anhand von »Fallbeispielen« praxisnah erläutert. Wesentliche Aspekte werden jeweils in »Merke-Kästen« bzw. als »Tipps für die Praxis« am Ende des Kapitels hervorgehoben. Zu ausgewählten Themen gibt es »Infoboxen«.

Durch vermehrte Forschungsaktivität zum Thema »Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter« und die zunehmende Berücksichtigung älterer Menschen in klinischen Studien ergeben sich ständig neue Erkenntnisse, die sich auch auf Therapieempfehlungen und Präventionsmaßnahmen auswirken. Ergänzend zu diesem Buch ist daher das Hinzuziehen neuerer Literatur und aktualisierter Leitlinien sinnvoll.

Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter

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