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1.5 Medikamente und Polypharmazie

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Die Zunahme von Erkrankungen im höheren Lebensalter geht mit dem vermehrten Gebrauch von Medikamenten einher. Wie die Multimorbidität ( Kap. 1.4) ist auch die mit ihr einhergehende Polypharmazie ein Kennzeichen des geriatrischen Patienten. 42% der ≥ 65-jährigen gesetzlich Versicherten nehmen mehr als fünf Medikamente ein, Pflegeheimbewohner erhalten im Durchschnitt sechs bis sieben Medikamente (Moßhammer et al. 2016). Der verbreitete Gebrauch von Medikamenten, die Abwehrmechanismen des Organismus und andere Funktionen des Immunsystems beeinflussen können, macht ältere Menschen anfälliger für Infektionen (Yoshikawa et al. 2017). Eine Auswahl dieser Medikamente zeigt Tabelle 1.4.

Tab. 1.4: Im höheren Lebensalter häufig eingesetzte Medikamente, die Einfluss auf die Inzidenz und den Verlauf von Infektionskrankheiten haben



MedikamentWirkungen (Auswahl)Beeinflusste Infektionskrankheiten (Auswahl)

Der Gebrauch von Sedativa allegemein ist mit einer höheren Inzidenz von ambulant erworbenen Pneumonien assoziiert (Yoshikawa et al. 2017). Einige Studien zeigen eine erhöhte Infektionsrate unter Einnahme von Benzodiazepinen und Z-Substanzen, die Datenlage hierfür ist jedoch nicht ganz eindeutig. Neuroleptikagebrauch erhöht das Risiko für Aspirationspneumonien (Herzig et al. 2017; Kap. 1.6.4; Kap. 8.1). Für Risperidon wird eine generell immunsuppressive Wirkung diskutiert. Anticholinergika erhöhen die Restharnbildung und damit die Gefahr für Harnwegsinfekte ( Kap. 9.1), außerdem vermindern sie die Bildung von Haut- und Schleimhautsekreten und führen so zur Einschränkung der Barrierefunktionen (Yoshikawa et al. 2017). Statine reduzieren die Antikörperantwort und die klinische Effektivität von Impfungen ( Kap. 6.2.1), möglicherweise durch die Beeinflussung der Zellmembran von Immunzellen und die Veränderung der HDL-Expression von regulatorischen T-Zellen (Del Giudice et al. 2017). Auch die Langzeiteinnahme von Metformin und NSAR beeinflusst die adaptive Immunantwort (Agarwal et al. 2018). Langzeitgebrauch von Protonenpumpenhemmern ist mit einem vermehrten Auftreten von gastrointestinalen Infektionen durch Campylobacter jejuni, Salmonellen und C. difficile assoziiert ( Kap. 10) (Vaezi et al. 2017). Immunsuppressive Medikamente (Chemotherapeutika oder anti-inflammatorische Medikamente, wie Kortikosteroide) unterdrücken eine effektive Immunantwort auf Infektionen und Impfungen (Del Giudice et al. 2017). Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis kommt es unter Behandlung mit Biologika dosisabhängig zur Zunahme schwerwiegender Infektionen. Antibiotika beeinflussen akut die Zusammensetzung des Mikrobioms und erhöhen das Risiko für C. difficile-Enteritiden ( Kap. 1.3; Kap. 7; Kap. 10.1).

Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter

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