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Mikronährstoffdefizite
ОглавлениеMikronährstoffdefizite sind in der deutschen Allgemeinbevölkerung eher selten, bei geriatrischen Patienten haben sie jedoch eine höhere Prävalenz und Relevanz. Sie sind oft assoziiert mit einer Protein-Energie-Malnutrition und können durch Erkrankungen oder Medikamente bedingt sein. Bei vorliegenden Infektionen und inflammatorischen Prozessen, insbesondere bei Sepsis, besteht ein hoher Verbrauch von Mikronährstoffen und damit ein erhöhter Bedarf (Belsky et al. 2018).
Vitamin C, ein essenzieller Mikronährstoff und ein potentes Antioxidanz, unterstützt die Funktionen verschiedener Zellen des innaten und adaptiven Immunsystems, u. a. die Phagozytose und das Abtöten von Erregern, und trägt zur Immunabwehr bei. Vitamin C-Mangel geht mit einer erhöhten Infektionsanfälligkeit einher. Über 10% der geriatrischen Krankenhauspatienten zeigen niedrige Vitamin C-Serumspiegel und klinische Zeichen eines Vitamin C-Mangels. Im Rahmen von Infektionen und inflammatorischen Prozessen kommt es zu einem vermehrten Verbrauch von Vitamin C und damit häufiger zu einem Mangel (Carr und Maggini 2017).
Bei Patienten in geriatrischen Kliniken in Deutschland und Japan bestand kein genereller Mangel an Thiamin (Vitamin B1). Allerdings stellen Alkoholismus, Niereninsuffizienz, Diuretika (insbesondere Schleifendiuretika) und unausgewogene Ernährung mit hohem Kohlenhydratgehalt Risikofakatoren für einen Thiaminmangel dar. Auch Thiamin wird im Rahmen inflammatorischer Prozesse verbraucht, was sich z. B. durch Abnahme der Thiamin-Serumkonzentrationen bei Sepsispatienten zeigt (Akashi et al. 2018).
Vitamin D-Mangel, meist definiert als 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-Vitamin D)-Serumkonzentration < 30 ng/ml, ist sehr häufig bei älteren Personen, insbesondere bei Pflegeheimbewohnern und hospitalisierten Patienten. 98% der Patienten in einer geriatrischen Aktuklinik in Italien hatten einen Vitamin D-Mangel (Boccardi et al. 2019). Vitamin D beeinflusst die Funktion verschiedener Immunzellen, u. a. die Phagozytosefähigkeit von Mikrogliazellen (Djukic et al. 2014). Die Auswirkungen des Vitamin D-Mangels auf die Infektionsresistenz und den Verlauf von Infektionen sind Gegenstand experimenteller und klinischer Studien. Vitamin D-Mangel geht mit einem erhöhten Risiko für ambulant erworbene Pneumonien einher (Zhou et al. 2019; Kap. 8) und scheint generell mit einer verminderten Infektionsresistenz assoziiert zu sein. Einige Studien zeigen eine erhöhte Mortalität bei kritisch Kranken und Sepsispatienten mit Vitamin D-Mangel (Lang und Aspinalli 2017).