Читать книгу Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter - Sandra Schütze - Страница 26
1.6.4 Dysphagie
ОглавлениеEine Dysphagie ist eine Funktionsstörung des Schluckens, bei der wahrgenommene oder reale Schwierigkeiten bestehen, einen Bolus zu formen und/oder sicher von der Mundhöhle in den Magen zu transportieren (Baijens et al. 2016). Symptome einer Dysphagie sind u. a. Aspiration, Residuen, exzessives Räuspern, heisere Stimme, atypische Atmung und repetitives Schlucken (Warnecke und Dziewas 2018). Aufgrund ihrer besonderen Relevanz im Hinblick auf Infektionkrankheiten wird die Dysphagie hier als separates geriatrisches Syndrom aufgeführt.
Der Schluckvorgang ist hoch komplex und lässt sich in vier Phasen unterteilen: die orale Vorbereitungsphase sowie die orale, pharyngeale und ösophageale Phase. Oropharyngeale Dysphagien kommen häufiger vor als ösophageale Dysphagien. Ihre Prävalenz nimmt mit dem Alter zu und ist besonders hoch bei multimorbiden geriatrischen Patienten und Patienten mit neurologischen Erkrankungen ( Tab. 1.5).
Tab. 1.5: Prävalenz der oropharyngealen Dysphagie in verschiedenen Kollektiven älterer Personen (zusammengefasst aus Warnecke und Dziewas 2018)
KollektivPrävalenz
Neben neurogenen Ursachen, z. B. im Rahmen von Schlaganfällen oder neurodegenerativen Erkrankungen ( Kap. 1.4), können u. a. Entzündungen oder Tumoren im Bereich des Schlucktraktes, gastroösophagealer Reflux, Zenker-Divertikel oder psychische Erkankungen Gründe für eine Dysphagie sein. Auch anatomische und neurophysiologische Veränderungen im Rahmen des Alterungsprozesses können zur Beeinträchtigung des Schluckaktes führen (Sensorik, Motorik, Bindegewebe, Haltung, Xerostomie etc.). Die Sarkopenie ( Kap. 1.6.2) kann auch die Muskulatur der Zunge, des Pharyx und Ösophagus betreffen und äußert sich dann als Dysphagie. Verschiedene Medikamente, insbesondere Neuroleptika und Anticholinergika, können eine Dysphagie begünstigen ( Kap. 1.5; Herzig et al. 2017).
Eine Dysphagie im höheren Lebensalter geht mit einem erhöhten Risiko für Aspirationspneumonien ( Kap. 8.1), Malnutrition ( Kap. 1.6.1), Exsikkose, schwerwiegende Komplikationen und Mortalität einher und ist mit einem schlechteren funktionellen Status, schlechter Mundhygiene, Peridontitis und Karies assoziiert (Baijens et al. 2016; Tagliaferri et al. 2019). Bei selbständig lebenden Personen ≥ 70 Jahre verdoppelt sich das Risiko für eine Pneumonie bei Vorhandensein einer Dysphagie (Serra-Prat et al. 2012).