Читать книгу Infektionskrankheiten im höheren Lebensalter - Sandra Schütze - Страница 24
1.6.2 Sarkopenie
ОглавлениеDas geriatrische Syndrom Sarkopenie bezeichnet den altersassozierten übermäßigen Abbau von Muskelmasse, Muskelkraft und Muskelfunktion (Cruz-Jentoft et al. 2019). Unterschieden wird die rein durch Alterungsprozesse bedingte primäre Sarkopenie von der sekundären Sarkopenie. Pathophysiologisch spielen entzündliche Prozesse (Inflamm-Aging, Kap. 1.1.3), Hormone, Mangelernährung ( Kap. 1.6.1), reduzierte körperliche Aktivität und neurodegenerative Ursachen (Schädigung des zweiten Motoneurons, Degeneration der neuromuskulären Endplatte) eine Rolle (McCormick und Vasilaki 2018). Die Prävalenz der Sarkopenie in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 5% bei den ≥ 65-Jährigen, 16% bei den ≥ 80-jährigen Frauen und 8% bei den ≥ 80-jährigen Männern. Beim älteren Menschen führt bereits eine kurze Immobilisierung/Bettlägerigkeit ( Kap. 1.6.5) in Verbindung mit unzureichender Ernährung, z. B. postoperativ oder im Rahmen von Infektionen oder anderen Erkrankungen, zu einer rapiden Zunahme der Sarkopenieschwere (Drey et al. 2018).
Die Sarkopenie geht mit einer Beeinträchtigung von Alltagsfunktionen, Bewegung, Ausdauer, Belastbarkeit, körperlicher Aktivität, Mobilität und Lebensqualität einher. Sie ist zudem assoziiert mit einer erhöhten Sturz- und Frakturgefahr und mit einer erhöhten Mortalität. Ist die Muskulatur der Zunge, des Pharyx und Ösophagus betroffen, kommt es zur »sarkopenen Dysphagie« ( Kap. 1.6.4). Sarkopenie der Zwerchfell- und Atemmuskulatur führt zu Einschränkungen bei der Atmung (Bordoni et al. 2020). Metabolische Veränderungen bei der Sarkopenie begünstigen einen proinflammatorischen Zustand, durch den die Entstehung verschiedener Erkrankungen gefördert wird und der Auswirkungen auf die Infektionsresistenz und -bewältigung hat ( Kap. 1.1.3). Das Risiko für postoperative Gelenkinfektionen ( Kap. 12.2) ist beispielsweise bei Vorliegen einer Sarkopenie erhöht (Babu et al. 2019). Studien an Patientenkollektiven mit Lebererkrankungen zeigen bei Vorliegen einer Sarkopenie ein erhöhtes Risiko von Pneumonien und Septitiden ( Kap. 13.2) (Lucidi et al. 2018).