Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 99
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Wo war ich gestern stehen geblieben, liebste Irmi? Ah, ich weiß schon: 1972, mit dem bitteren Ende der so lustvollen Johanna-Geschichte.
Nachdem ich jetzt auf den Geschmack gekommen war und auch von keiner katholischen Morallehre mehr gefesselt war – die Mitwirkung im Feldkircher Kirchenchor hatten wir, Erika und ich, längst aufgegeben -, lechzte ich nach mehr und fragte Erika rundheraus, ob sie nicht noch mit weiteren Jugendfreundinnen aufwarten könne. Das war natürlich eine versteckte Aufforderung, mir eine Nachfolgerin für Johanna zu liefern. Und genau so fasste Erika meine Bemerkung auch auf. Denn du würdest es nicht für möglich halten: Sie lieferte mir eine Astrid frei Haus, sprich, lud sie zu Abendessen und anschließendem Trinkgelage ein. Und es traf sich gut, dass sich für denselben Abend Maxi, mein ältester und wohl auch bester Freund zu einem Besuch angesagt hatte. Astrid lebte in Feldkirch, war noch unverheiratet und hatte, laut Erika, erst kürzlich ihren „Bekannten“, wie man damals verschämt sagte, in die Wüste geschickt. Maxi hatte mit mir zusammen die Volksschule und das Klostergymnasium in Melk besucht; und ich erinnere mich noch gut, wie ich ihm schon im ersten Schuljahr beim Nachhauseweg von der Volksschule meine Freundschaft antrug. Mittlerweile lebte er in der Nähe von Innsbruck und war ebenfalls noch unverheiratet.
Nun, so feierten wir eben zu viert ein ausgedehntes und fröhliches Trinkgelage, und es wurde heftig geflirtet. Die Feier endete erst lang nach Mitternacht. Ausgemacht war, dass Maxi auf einem Gästebett im Wohnzimmer übernachten sollte; ich sollte Astrid heimbegleiten, und zwar zu Fuß; wir waren natürlich alle vier ziemlich angesäuselt. Sie wohnte ohnedies nicht sonderlich weit von uns. Und dabei würde ich ihr näherkommen, und sie würde mich voraussichtlich in ihre Wohnung mitnehmen. Und dort würde eben geschehen, was geschehen musste.
Aber wie heißt es so richtig? Der Mensch denkt, und Gott lenkt. Faktum ist, dass Gott Eros die Sache in eine gänzlich andere Richtung lenkte. Ich brauchte nämlich Astrid nicht nach Hause zu begleiten. Sie übernachtete bei uns, ich meine, in unserer Wohnung. Aber nicht etwa im ehelichen Schlafgemach wie Lothar. O nein. Sondern im Wohnzimmer. Auf dem Gästebett. Gemeinsam mit dem lieben Maxi. Und ich schaute durch die Finger und machte ein langes Gesicht. Im Übrigen dauerte es danach nicht lange, bis Astrid nach Tirol zu Maxi übersiedelte. Immerhin durfte ich als Trauzeuge fungieren. Die beiden sind heute noch ein glückliches Paar.
Erika bedauerte mich gebührend und kündigte an, unverdrossen für Nachschub sorgen zu wollen. Und wieder lieferte sie mir eine ihrer ehemaligen Schulkolleginnen frei Haus, und wir achteten darauf, dass mir nicht wieder ein Maxi in die Quere kommt. Sie hieß Ingrid, lebte ebenfalls noch allein und wohnte am anderen Ende von Feldkirch, sodass an ein Heimbringen zu Fuß nicht zu denken war. Daher gestaltete sich das Trinkgelage zu dritt für mich zu einer eher trockenen Angelegenheit. Ich musste ja fahrtauglich bleiben, fast hätte ich gesagt, verkehrstauglich. Aber bekanntlich leidet unter einem zu hohen Grad an Alkoholisierung auch die Tauglichkeit zum Geschlechtsverkehr. Doch wie sich herausstellte, wäre meine Zurückhaltung beim Alkohol gar nicht nötig gewesen. Denn natürlich boten wir Ingrid an, auf unserem Gästebett zu übernachten, und dieses Angebot nahm sie mit sichtlicher Erleichterung an. Sie fühle sich den Strapazen einer Rückkehr an den heimischen Herd nicht mehr gewachsen.
Sie ersetzte also ihr Miniröckchen und die übrige Kleidung durch ein von Erika bereitgelegtes Nachthemd und ließ sich aufseufzend ins Bett fallen. Aber bevor sie mir entschlummern konnte, schlich ich mich zu ihr, um ihr, so sagte ich, einen Gute-Nacht-Kuss zu bringen, auf dass sie besser schlafen könne. Und der war dann so leidenschaftlich, und meine Hände drangen so kühn und so unternehmungslustig unters Nachthemd, dass nun auch mich endlich die Berauschung überkam, wenn auch nicht die des Bacchus. Und zu meinem Entzücken hatte Ingrid weder gegen meinen Kuss noch gegen meine Berührungen etwas einzuwenden, schien sie im Gegenteil aufs Höchste zu genießen und wirkte bald doppelt berauscht. Sie zögerte nicht, mir, nicht ohne Mühe, den Pyjama auszuziehen und meinen längst stramm stehenden „braven Knecht“ mit ihren Fingern einzuladen, in ihrem Schoß zu versinken, und wurde richtig ungeduldig, als er sie warten ließ. Zuvor mussten ihr ja meine Hände Erikas Nachthemd über den Kopf streifen und ihren ganzen Körper erforschen und liebkosen, zuletzt die geheime Stelle, wo sich, wenn es nach ihr gegangen wäre, schon längst mein Knecht hätte verstecken müssen. Aber ich glaube, das Warten hat sich gelohnt. Denn als er endlich dort versteckt war, kannte ihre Berauschung, ihre Verzückung, ihre Leidenschaft, ihre Lust keine Grenzen (und ich hörte wieder einmal die Engelchöre jubilieren). Danach küsste sie mich und den inzwischen eingeschlafenen Knecht so lange, bis dieser wieder erwacht und aufgestanden war und abermals in ihrem Schoß versank und ihr (und mir) von neuem grenzenlose Berauschung, Leidenschaft und Lust bescherte; das war unverkennbar. Einen solchen Grad an Berauschung kann man nicht simulieren. Und wozu hätte sie mir auch einen Orgasmus vorspielen sollen? Zum Glück war sie nicht allzu laut.
Mein eigener Orgasmus aber hob mich in ungeahnte himmlische Regionen, wenn ich das so nennen darf. Und dann schwebte ich mit einem Mal an deiner Hand eine Himmelstreppe empor, und wir landeten in unserem privaten Himmel und wurden ein einzig Fleisch, und ich erkannte, dass soeben meine sehnlichsten Wünsche, meine geheimsten Hoffnungen, meine kühnsten Träume wahr geworden waren.
Von dort herabgeholt wurde ich erst durch einen langen, heißen Kuss. Ich schlug die Augen auf und sah, dass die Lippen, die mich so inbrünstig küssten, der Ingrid gehörten, und dass wir, eng umschlungen, im Gästebett meiner Wohnung lagen. Da fühlte ich mich im ersten Moment enttäuscht, von Sehnsucht nach dir zerfressen. Aber dann umhüllte sogleich aufs Neue süßes Verlangen meine Sinne. Und abermals versank mein Schwanz in Ingrids Schoß und blieb dort so lange, dass sie, wenn ich richtig gezählt habe, vier Orgasmen hintereinander erlebte, die sich in ihrer Heftigkeit stetig steigerten. Und das war schlecht. Denn beim letzten Mal zerriss ein wilder Schrei aus ihrem Mund die nächtliche Stille. Daraufhin explodierte zwar in ihr mein glühender Schwanz. Aber danach gab es keine Himmelfahrt mehr mit meiner Irmi. Ich blieb wach und fühlte mich so beunruhigt, dass ich die nun wieder tief und fest schlummernde Ingrid verließ, das Licht ausschaltete und mich ins Schlafzimmer zu meiner Seite des Ehebettes tastete. Schlief die Erika? Ja, gottlob, sie gab die gewohnten leisen Schlafgeräusche von sich, war durch Ingrids Lustschrei offenbar nicht wach geworden.
Der nächste Tag war glücklicherweise Sonntag, und auf mich wartete keine Verpflichtung, weder in der Schule noch in der Kirche. Also konnte ich so lange schlafen und so spät frühstücken, dass sich die zwei Damen gemeinsam über meinen gesunden Schlaf lustig machten, und Ingrid dann nach Hause bringen. In ihrer Wohnung angelangt, ließ ich mich von ihrem reizvollen Miniröckchen, das mehr enthüllte als verhüllte, verführen, sie gänzlich zu enthüllen, und ließ mich selbst von ihr enthüllen. Und so enthüllt und zärtlich aneinandergeschmiegt, küssten wir uns so lange, bis wir gemeinsam auf ihren Teppich niedersanken und, wie man so schön sagt, den göttlichen Pfad der Aphrodite beschritten, genauer, beschreiten wollten. Denn mein „braver Knecht“, nun ja, heute war er, wie Goethe sagt, mein „verfluchter Knecht“ und „lag unerwecklich“. Er hatte sich, ohne mich zu fragen, freigenommen und schlief sich aus, wahrscheinlich weil Sonntag war; und am Sonntag sind ja, so haben wir es in Religion gelernt, alle knechtlichen Arbeiten strengstens untersagt.
Ingrid zeigte sich verständnisvoll und tröstete mich; sie mich, stell dir vor. Im selben Atemzug gestand sie mir, sie habe sich in dieser Nacht unsterblich in mich verliebt, und da sei es doch völlig egal, wie viele Orgasmen man sammeln könne. Ihre Hauptsorge momentan sei vielmehr, ob sie mich auch weiterhin sehen dürfe. Und sie wäre zu Tode betrübt, wäre dies unsere einzige Begegnung gewesen. Ich versicherte ihr, ich hätte mich meinerseits heftig in sie verknallt, und versprach, sie gern und häufig besuchen zu wollen. Und um meinen guten Willen zu beweisen, schlug ich einen gemeinsamen Spaziergang vor, damit wir einander ein wenig näher kennenlernen könnten, und versetzte sie damit in stürmische Begeisterung.