Читать книгу Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer - Страница 10
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ОглавлениеEs war lange her, dass Johanne sich die halbe Nacht in ihrem weichen Bett hin und her gewälzt hatte. Sie war schon früh in ihre Kammer gegangen, nachdem sie Vater und Mutter erzählt hatte, wie es ihr am Gewitter ergangen war. Sie hatte den Vater das erste Mal belogen, und sie fühlte sich alles andere als wohl. Nur der Mutter hatte sie die Wahrheit gesagt.
Seit sie im Bett lag, von Ruhe und Dunkelheit eingehüllt, schossen immer wieder zahlreiche Gedanken durch ihren Kopf. Sie ließen ihr einfach keine Ruhe mehr.
Draußen über der »Zinne«, einem mit dichtem Baumgürtel umgebenen Berg, stand der Mond als silberne Sichel. Er verschwand erst nach Mitternacht aus ihrem Blickfeld. Sein milchiges Licht verblasste und tauchte die kleine Kammer in Finsternis, als er sich hinter dunklen Wolken verbarg.
Johanne versuchte alles, um endlich Schlaf zu finden. Aber es gelang nicht. Selbst in Gedanken an Raphael ließen sie nicht ruhen. Innerlich war sie wie aufgewühlt.
Was mochte der morgige Tag bringen? Was war, wenn der Vater davon erfuhr?
Angst, Hoffnung und Sehnsucht wechselten sich ab und wirbelten wie ein Karussell in ihrem Kopf. Sie ahnte nicht, dass nur wenige hundert Meter unterhalb des Berghofs ein junger Mann genauso dachte und träumte wie sie.
Johanne stand auf und öffnete das Fenster. Kalter Wind wehte ihr entgegen und ließ sie frösteln. Zitternd legte sie ihre Schlafjacke um die Schultern, und schaute nach Norden.
Von hier oben ließen sich die wenigen Lichter, die noch in Hallgau brannten, nur undeutlich ausmachen. Aus dem Tal kroch allmählich leichter Nebel bis in die Höhe hoch. Von Westen her zogen wieder Wolken auf. Johanne konnte nicht sehen, ob sie vielleicht neuen Regen mit sich brachten. Dafür war es zu dunkel.
Das Herz wurde ihr schwer, als ihr klar wurde, dass ein neues Unwetter ihr Vorhaben am nächsten Tag zunichte machen würde. Dann ließ der Vater sie garantiert nicht den Gang zum Gasthof unterhalb des Gipfels machen.
Ein letztes Mal schaute sie sehnsuchtsvoll zum Wald hinüber. Dahinter, für sie nicht sichtbar, lag der Hof der Harlanders. Dort schlief der Mann, den sie insgeheim seit vielen Jahren liebte.
Seufzend schloss sie das Fenster und betete insgeheim, dass sich das Wetter nicht wieder verschlechtern möge. Vielleicht hing ihr Glück davon ab, kam es ihr in den Sinn.
In den letzten Wochen hatte es viel zu sehr geregnet. Es schien so, als ob auch der nahe Sommer ins Wasser fallen sollte. Das würde für sie üble Folgen haben, wenn die Bergsteiger und Bergtouristen ausblieben.
Johanne legte sich wieder ins Bett und gähnte. Ruhe kehrte in ihr ein. Sie wusste plötzlich, dass sie Raphael auf jeden Fall wiedersehen würde. Und das schon morgen. Sie würde sich das von nichts und niemand nehmen lassen.