Читать книгу Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer - Страница 21
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ОглавлениеSo mürrisch wie die letzten Tage kam Sebastian Giefner aus der Scheune und stampfte in die Küche. Er murmelte einen Fluch wegen des ständigen Regens und setzte sich auf die Bank.
Plötzlich horchte er auf. Das Mürrische verschwand aus seinem Gesicht.
Frieda Giefner vernahm das seltsame Geräusch fast im gleichen Augenblick und schaute ihren Mann verwirrt an.
»Was ist das?« Ein eisiger Schauer rieselte über ihren Rücken. Plötzlich verspürte sie Unbehagen, nein, es war Angst, wie sie sie oft im Winter hatte. Da draußen, irgendwo weit in der Ferne rumorte und donnerte es, doch es war kein Unwetter, kein Gewitter, das sich über den Bergen entlud, kein Donner, dessen fürchterliches Krachen als Echo in den Tälern widerhallte. Die Erde schien zu beben, als würde sich etwas im Inneren der Berge aufbäumen und versuchen, die Felsen zu sprengen, um frei zu kommen. Unbändige Kräfte schienen am Werk zu sein.
Irgendwie war dieses seltsame Geräusch, das langsam anschwoll und ständig an Intensität zunahm, vertraut. Und doch passte es irgendwie nicht in diese Zeit, aber Giefner ahnte als Erster, was irgendwo in der Nähe passierte. Er war kreidebleich geworden und mied es, seine Frau anzuschauen.
»Bleib im Haus und rühr’ dich net«, stieß er hervor und rannte nach draußen in den strömenden Regen. Kaum hatte er die Tür geöffnet, als ihm das Blut in den Adern gefror. Sekundenlang starrte er den Berg hinauf und stieß einen unterdrückten Schrei aus. Die lähmende Lethargie dauerte nur Sekunden, dann handelte er blitzschnell. Er fuhr auf dem Absatz herum und brüllte den Namen seiner Frau. »Frieda, schnell nach oben«, schrie er.
Draußen schwoll das Grollen und Rumoren immer mehr an. Es klang, als sei tief in den Felsen ein urzeitliches Tier erwacht, das nun an die Oberfläche drängte.
Die Frau kam verstört aus der Küche. Sie wunderte sich über das Entsetzen in den Augen ihres Mannes. Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun.
»Was ist los?«, fragte sie furchtsam.
Sebastian Giefner wusste, dass er keine Zeit hatte, große Erklärungen abzugeben. Er packte Frieda beim Oberarm und zerrte sie die Treppe hinauf.
»Wo ist Johanne?«, keuchte er. »Ist sie in ihrem Zimmer?«
Er bekam keine Antwort mehr. In diesem Moment brach das Unheil über den Berghof herein.