Читать книгу Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer - Страница 20

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Die Tage zogen ins Land. Der Frühsommer präsentierte sich in tristem Grau und so nass wie schon seit Jahren nicht mehr. Es gab kaum sonnige Stunden, geschweige denn Tage, die sich warm und freundlich zeigten.

»Ein Gräuel ist’s mit dem Wetter«, schimpfte Knut Harlander, als er triefend nass in die Wohnstube trat. Prustend wischte er sich über das Gesicht und zerrte sich das dunkelgrüne Ölzeug von den Schultern.

»Kannst dich net draußen im Flur ausziehen«, meinte seine Frau genervt. »Schau, was du angerichtet hast. Der ganze Fußboden ist nass geworden.«

Der Bergbauer reagierte nicht. Ohne ein Wort zu entgegnen, warf er den Umhang neben dem Kachelofen in die Ecke und setzte sich an den Tisch.

»Mach’ mir eine Brotzeit, Frau!«, forderte er. »Ich habe Hunger, und in einer halben Stund’ muss ich rauf zur Hütte und nach dem Rechten schauen.«

Helga Harlander stemmte ihre Hände in die runden Hüften. Sie war zornig, denn sie liebte es ganz und gar nicht, herumkommandiert zu werden. Trotzdem schluckte sie die spitze Bemerkung, die sie auf der Zunge hatte, hinunter.

»Wann kommt der Raphael?«, wollte Harlander wissen, während seine Frau Brot, Wurst, Käse und einen Krug Bier vor ihm auf den Tisch stellte.

Sein Sohn war seit Tagen die meiste Zeit in seinem Büro. Die eigentlichen Vermessungsarbeiten hatte man wegen des schlechten Wetters verschieben müssen. Trotzdem kam er immer seltener zum Berg hinauf und übernachtete nur selten auf dem Berghof.

»Eigentlich müsste er längst hier sein«, entgegnete Helga Harlander. Sie war stets betrübt, wenn sie an ihren einzigen Sohn dachte. Sie wusste, was ihn quälte.

Der Bergbauer machte sich über die Brotzeit her und schien mit der Antwort zufrieden zu sein.

»Ich denk’, dass der Bub bald überhaupt net mehr kommen wird«, bemerkte seine Frau tonlos.

Knut goss sich gerade ein Glas Weizenbier ein. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten.

»Was redest da«, murrte er. »Warum sollte er net mehr zu seinen Eltern herauf zum Hof kommen? Das ist doch ein Schmarr’n. Der Bub hat keinen Grund dazu. Oder meinst du, dass er sich als etwas Besseres fühlt?«

Seine Frau schaute ihn eindringlich an und schüttelte den Kopf. In ihrem Blick lag so etwas wie Mitleid.

»Du weißt genau, was ich meine, Knut«, erwiderte sie. »Du bist schuld, wenn’s eines Tages dazu kommt. Dann beschwere dich bloß net wieder wochenlang bei mir.«

»Ach, red net so dumm daher, Weib«, konterte er und widmete sich wieder seiner Brotzeit. Er wusste nur zu gut, worauf seine Frau hinauswollte. Er verspürte keine Lust, sich immer wieder mit ihr über Johanne Giefner zu unterhalten. Sie war eine Giefner, und das war Grund genug, es nicht zu dulden, dass der Raphael mit ihr poussierte.

Helga Harlander schaute nach draußen. Es regnete in Strömen. Zur Zeit zeigte sich im Westen ein kleiner, grauer Streifen, der vielleicht dafür sorgte, dass der Regen in den nächsten Minuten für eine Weile aufhören würde. Diese Zeit würde sie nutzen und rüber zum Hühnerstall laufen, um das Federvieh zu füttern.

»Wann kommen die Stuttgarter?«, fragte Knut nach einer Weile. Genüsslich kaute er auf einem Stück Rauchschinken herum. »Ist es net nächsten Samstag?«

Helga nickte. Ihr Mann wurde langsam vergesslich. In letzter Zeit fragte er alle drei oder vier Tage, wann die Touristen, die ihre Hütte oben am Wald für drei Wochen gemietet hatten, anreisen würden.

»Wenn sie bei diesem Wetter überhaupt kommen«, meinte sie. »Wundern tät’s mich net, wenn sie lieber zu Hause blieben und sich das Geld sparen.«

Harlander zuckte mit den Schultern und erhob sich. Im Stehen trank er den Bierkrug leer und bückte sich nach dem dunklen Regenumhang in der Ofenecke.

»Ich schau oben auf der Wiese nach den Kühen«, erklärte er. »Gegen sechs Uhr bin ich wieder zurück.«

Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane

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