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1.4 Diskurs und digitale Korpora

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Die digitale Revolution hat den Umgang mit Texten für Wissenschaftler*innen maßgeblich verändert; Immer mehr Texte werden in ein digitales Format gebracht,166 womit Forscher*innen immer größere Mengen zur Auswertung zur Verfügung stehen. Dieses digitale Format ermöglicht nicht nur einen vereinfachten Zugang zum Text, die schiere Größe an Daten verlangt zudem einen Rückgriff auf Methoden, die automatisierte bzw. semi-automatisierte Strukturierungen von Texten vornehmen können.167 Denn für Forschende ist es nicht möglich, die immer größer werdenden Textbestände allein zu bewältigen.168 Diese Grenze ist nicht erst bei Millionen von Zeitungsartikeln anzusetzen, es reichen bereits einige Zehntausende.

Die wachsenden Datenbestände bedürfen also zunehmend des Rückgriffs auf Methoden der digitalen Geisteswissenschaft. Die alleinige Anwendung von digitalen Analysen steht jedoch zunehmend unter Kritik, weil sie nicht in der Lage sind, linguistische Muster im Kontext zu verorten. Umgekehrt wird aber auch die auszugsweise Analyse von Texten ohne Miteinbezug des Gesamtkorpus hinterfragt. So betonen einzelne Wissenschaftler*innen169, dass für eine repräsentative Diskursanalyse eben auch ein vollständiges Korpus analysiert werden müsse. Kritisiert wird beispielsweise die auszugsweise Auswahl von Texten, wodurch Zweifel bezüglich der Repräsentativität der Studie aufkommen würden. Auch könne die Analyse von einer kleinen Anzahl an Texten oder Textfragmenten keine Aufschlüsse über Entwicklungen über Jahre hinweg leisten.170 Immer häufiger gibt es deshalb Ansätze, Diskursanalysen in digitalen Textkorpora durchzuführen. Zu verweisen sei in diesem Fall auf die Studie von Costas Gabrielatos und Paul Baker171, die die diskursive Konstruktion von Flüchtlingen und Asylsuchenden mithilfe von Konkordanz- und Schlüsselwortanalyen untersuchten und dafür ein 140 Millionen Wörter umfassendes Korpus von britischen Presseartikeln zwischen 1996 und 2005 heranzogen. Auf die Arbeit und Methodik von Gabrielatos und Bakers aufbauend, analysierte des Weiteren Alyona Boeva172 die Migrations- und Flüchtlingsberichterstattung britischer und amerikanischer Zeitungen im September 2015. Ebenfalls mit (semi-)automatischen Identifikationen und Analysen von Argumentationen haben sich im Rahmen der Förderlinie eHumanities des BMBF drei interdisziplinäre Projekte beschäftig: e-Identity, ePol und VisArgue.173

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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