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1.5 Die Tageszeitungen Dolomiten und Alto Adige

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Südtirols Medienlandschaft wird von zwei großen Tageszeitungen dominiert: der italienischsprachigen Alto Adige und der deutschsprachigen Dolomiten. Beide Tagblätter sind nicht nur die auflagenstärksten Zeitungen, sie sind auch wesentliche Repräsentanten der jeweiligen Sprachgruppe. So informiert die deutschsprachige Tageszeitung die deutsche Sprachgruppe, ihr italienischsprachiges Pendant richtet sich hingegeben an die italienischsprachigen Leser*innen. Sie sind auch die wesentlichen Meinungsträger in Südtirol; Während die Dolomiten das meistgelesene schriftliche Medium auf deutscher Seite darstellt – der weiteste Leserkreis umfasste 2016 259.000 Leser*innen über 14 Jahre –,192 bedient das italienischsprachige Blatt den Großteil der italienischsprachigen Bevölkerung in Südtirol. Andere Tageszeitungen in Südtirol spielen hingegen lediglich eine untergeordnete Rolle.193

Die Tageszeitung Dolomiten der Athesia-Presse wurde 1945 gegründet und konnte nach 1947 als die einzige deutschsprachige Tageszeitung in Südtirol verzeichnet werden. Ebenfalls arbeitete die Zeitung eng mit der Südtiroler Volkspartei zusammen und war – insbesondere im Rahmen der Südtirol-Frage – das wesentliche Sprachrohr der Südtiroler Bevölkerung. Die Athesia-Presse hatte also kaum ernsthafte Gegner.194 Zum ersten Mal in Frage gestellt wurde das Monopol der Dolomiten und des Athesia Verlagshauses mit der Zeitschrift Die Brücke. Es folgten Wochenzeitschriften und Monatszeitschriften wie die Volkszeitung oder Tandem, trotzdem konnten diese Zeitschriften nicht das absolute Monopol der Dolomiten antasten. Dies änderte sich erst 1980 mit der Gründung der Wochenzeitschrift FF-Die Südtiroler Illustrierte, die mit ihrem unabhängigen Journalismus eine Konkurrenz zur Dolomiten darstellte. Ebenfalls die 1996 gegründete Neue Südtiroler Tageszeitung kurz Tageszeitung stellte und stellt ein erfolgreiches Gegenpol zur Dolomiten dar.195

Während sich die Athesia als zentrales Medienunternehmen auf deutscher Seite etablieren konnte, dominierte die Alto Adige den italienischsprachigen Markt. Bis 1945 hatte die italienische Bevölkerung in Südtirol ohne eigene Tageszeitung auskommen müssen. Die Comitato di Liberazione Nationale (CLN) nahm sich schließlich dem Anliegen einer italienischsprachigen Zeitung an und fungierte bis zur Gründung der Genossenschaft SETA – Socita editrice tipografica atesina – im Dezember 1945 als Herausgeberin der Alto Adige. Das italienische Tagblatt hatte nach einem anfänglichen Auflagenrekord – bedingt durch das Fehlen nationaler Zeitungen – jedoch mit finanziellen Problemen und Umsatzschwierigkeiten zu kämpfen.196 Seit den 1990er-Jahren gibt es auch für die Alto Adige regionale Alternativen. Dazu gehörten die Mattino dell’ Alto Adige, die seit 1991 erschien und 2003 eingestellt wurde, die Corriere dell’ Alto Adige, eine Beilage der nationalen Tageszeitung Corriere della Sera und Il Giorno dell’ Alto Adige. Regionale italienische Tageszeitungen sind in Südtirol jedoch dadurch limitiert, dass die Anzahl der italienischsprachigen Südtirol*innen gering ist und nationale Zeitungen bereits viel abdecken.197 2016 schließlich verkaufte die Finegil Editoriale SPA 71 Prozent der Druckereigenossenschaft SETA SPA, Herausgeberin der Alto Adige und der Trentino. Die Athesia-AG kaufte diese Anteile und konnte somit die Alto Adige in den Medienkonzern einverleiben. Damit ging eine historische Epoche zu Ende, war doch die jeweils eigene Tageszeitung für die zwei großen Sprachgruppen in Südtirol ein von den Alliierten im Mai 1945 eigens erteiltes Recht. Beide Tagesblätter waren von Anfang an identitäts- und meinungsstiftend für die jeweils ethnische Gruppe und gingen politisch weit auseinander. Diese Gruppen erhaltende Manipulation hat sich bis heute erhalten.198 Gespannt kann deshalb in die Zukunft geblickt werden, denn noch ist offen, wie sich die Einverleibung der Alto Adige in die Athesia-AG auf die Berichterstattung auswirken wird.

Autochthone Minderheiten und Migrant*innen

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