Читать книгу Neues Leben. Die Bibel - SCM R.Brockhaus - Страница 30
ОглавлениеEphraim kämpft mit Jeftah
1 PS Danach wurden die Männer vom Stamm Ephraim zum Kampf einberufen und zogen nach Zafon. Sie stellten Jeftah zur Rede: »Warum hast du uns nicht zu Hilfe gerufen, als du gegen Ammon gekämpft hast? Jetzt werden wir dir dein Haus über dem Kopf anzünden!«
2»Als ich und mein Volk in heftigen Streit mit den Ammonitern gerieten, habe ich euch gerufen«, antwortete Jeftah. »Doch ihr seid nicht zu unserer Rettung gekommen. 3 PS Ihr wolltet uns nicht gegen die Ammoniter helfen. Als ich das merkte, setzte ich mein Leben aufs Spiel und zog ohne euch in die Schlacht, und der HERR schenkte mir den Sieg über die Ammoniter. Warum also seid ihr zu mir heraufgekommen und wollt jetzt gegen mich kämpfen?«
4Die Ältesten von Ephraim antworteten: »Ihr seid doch nichts weiter als Flüchtlinge aus Ephraim; schließlich liegt Gilead mitten in Ephraim und mitten in Manasse.« Da sammelte Jeftah alle seine Leute, griff die Männer von Ephraim an und besiegte sie.
5 PS Die Männer von Gilead besetzten die Furten des Jordan, die nach Ephraim führten. Und immer wenn ein Flüchtling aus Ephraim kam und sagte: »Ich möchte hinübergehen«, fragten ihn die Männer aus Gilead: »Gehörst du zum Stamm Ephraim?« Antwortete der Mann: »Nein«, 6forderten sie ihn auf: »Sag einmal ›Schibbolet♦‹.« Wenn er dann »Sibbolet« sagte, weil er das Wort nicht richtig aussprechen konnte, packten sie ihn und brachten ihn an den Furten des Jordan um. Auf diese Weise kamen damals 42.000 Männer vom Stamm Ephraim ums Leben.
7 PS Jeftah war sechs Jahre lang Richter in Israel. Als er starb, wurde er in einer der Städte von Gilead begraben.
Ibzan wird Richter in Israel
8Nach Jeftah wurde Ibzan Richter in Israel. Er lebte in Bethlehem 9und hatte 30 Söhne und 30 Töchter. Ibzan verheiratete seine Töchter mit Männern außerhalb seiner Sippe und holte für seine Söhne 30 junge Frauen von außerhalb in seine Familie. Er war sieben Jahre lang Richter in Israel. 10Als er starb, wurde er in Bethlehem begraben.
Elon wird Richter in Israel
11Nach ihm wurde Elon aus Sebulon Richter in Israel. Er sprach zehn Jahre lang in Israel Recht. 12Als Elon starb, wurde er in Ajalon im Land Sebulon begraben.
Abdon wird Richter in Israel
13Nach ihm wurde Abdon aus Piraton, der Sohn von Hillel, Richter in Israel. 14 PS Er hatte 40 Söhne und 30 Enkel, die auf 70 Eseln ritten. Er war acht Jahre lang Richter in Israel. 15Dann starb er und wurde in Piraton in Ephraim, im Bergland der Amalekiter, begraben.
Die Geburt von Simson
1 PS Wieder taten die Israeliten Böses in den Augen des HERRN, und der HERR lieferte sie 40 Jahre der Gewalt der Philister aus.
2 PS In jener Zeit lebte in der Stadt Zora ein Mann namens Manoach aus dem Stamm Dan. Seine Frau konnte keine Kinder bekommen, und so waren sie kinderlos. 3 PS Eines Tages erschien der Engel des HERRN Manoachs Frau und sprach: »Du hast bis jetzt keine Kinder bekommen können, doch nun wirst du bald schwanger werden und einen Sohn bekommen. 4 PS Achte darauf, dass du weder Wein noch andere alkoholische Getränke zu dir nimmst und auch keine unreinen Speisen isst. 5Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, und sein Haar darf niemals geschnitten werden. Denn er wird von Geburt an ein Nasiräer♦ sein und wird beginnen, Israel von den Philistern zu befreien.«
6 PS Die Frau lief zu ihrem Mann und erzählte ihm: »Ein Gottesmann ist mir erschienen! Er sah aus wie ein Engel Gottes; sein Anblick erschreckte mich. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er kam, und er hat mir seinen Namen nicht genannt. 7Aber er hat gesagt: ›Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Du darfst keinen Wein und keine anderen alkoholischen Getränke zu dir nehmen und keine unreinen Speisen essen, denn dein Sohn soll vom Tag seiner Geburt bis zum Tag seines Todes ein Nasiräer sein.‹«
8Da betete Manoach zum HERRN. Er sagte: »Herr, bitte lass den Gottesmann, den du geschickt hast, noch einmal zu uns kommen. Er soll uns sagen, wie wir mit diesem Sohn umgehen sollen, der zur Welt kommen wird.«
9Gott erhörte sein Gebet, und der Engel Gottes erschien Manoachs Frau noch einmal, als sie auf dem Feld saß. Wieder war ihr Mann nicht bei ihr, 10aber sie rannte schnell zu ihm und sagte: »Der Mann, der vor kurzem zu mir gekommen ist, ist mir wieder erschienen!«
11Manoach stand auf und lief zusammen mit seiner Frau zurück. Er fragte den Engel: »Bist du der Mann, der vor kurzem mit meiner Frau gesprochen hat?«
»Ja«, antwortete er, »der bin ich.«
12Da fragte Manoach ihn: »Wenn deine Worte sich erfüllen, wie sollen wir dann mit dem Jungen umgehen? Auf was müssen wir achten?«
13Der Engel des HERRN antwortete: »Deine Frau soll alle meine Anweisungen beachten. 14Sie darf keine Trauben oder Rosinen essen♦, keinen Wein oder andere alkoholische Getränke zu sich nehmen und keine unreinen Speisen essen. Sie soll alles beachten, was ich ihr angewiesen habe.«
15 PS Da sagte Manoach zum Engel des HERRN: »Bitte bleib noch hier; wir wollen dir einen jungen Ziegenbock zubereiten.«
16»Auch wenn ich dableibe«, antwortete der Engel des HERRN, »werde ich nichts davon essen. Wenn du aber ein Brandopfer zubereiten willst, dann sollst du es zur Ehre des HERRN darbringen.« Manoach hatte noch nicht gemerkt, dass es der Engel des HERRN war.
17 PS Er fragte den Engel des HERRN: »Wie heißt du? Wenn dies alles wirklich wahr wird, wollen wir dir gern unser Lob aussprechen.«
18»Warum fragst du nach meinem Namen?«, entgegnete der Engel des HERRN. »Du würdest ihn doch nicht verstehen, wenn ich ihn dir sagte.♦«
19 PS Also nahm Manoach den jungen Ziegenbock und ein Speiseopfer und brachte sie auf einem Felsen als Opfer für den HERRN dar. Da tat der HERR vor den Augen von Manoach und seiner Frau etwas Wunderbares: 20Als die Flamme vom Altar hoch in den Himmel loderte, stieg der Engel des HERRN in ihr empor. Als Manoach und seine Frau das sahen, fielen sie zu Boden.
21Der Engel des HERRN erschien Manoach und seiner Frau nicht wieder. Manoach hatte nun erkannt, dass es der Engel des HERRN gewesen war, 22 PS und er sagte zu seiner Frau: »Wir werden bestimmt sterben, denn wir haben Gott gesehen!«
23Doch seine Frau meinte: »Wenn es dem HERRN gefallen hätte, uns zu töten, hätte er das Brand- und Speiseopfer sicher nicht von uns angenommen. Er hätte uns das alles nicht gezeigt und wir hätten nicht solche Dinge von ihm gehört.«
24 PS Und die Frau brachte einen Sohn zur Welt und nannte ihn Simson. Der HERR segnete ihn, als er heranwuchs. 25 PS In Mahane-Dan, das zwischen den Städten Zora und Eschtaol gelegen ist, begann der Geist des HERRN ihn zu bewegen.
Simsons Rätsel
1Eines Tages, als Simson nach Timna hinabging, fiel ihm bei den Philistern ein Mädchen auf. 2 PS Er kehrte nach Hause zurück und erzählte seinem Vater und seiner Mutter davon: »In Timna habe ich bei den Philistern eine junge Frau gesehen. Die möchte ich gern heiraten.«
3 PS Sein Vater und seine Mutter wandten ein: »Gibt es denn keine Frau in unserem Stamm oder unter den Israeliten, die du heiraten kannst? Warum musst du dir ausgerechnet bei den unbeschnittenen Philistern eine Frau suchen?«
Aber Simson sagte zu seinem Vater: »Gib mir die und keine andere zur Frau, denn sie gefällt mir.« 4 PS Sein Vater und seine Mutter merkten nicht, dass hier der HERR am Werk war und einen Anlass suchte, gegen die Philister vorzugehen, die damals über Israel herrschten.
5Als Simson und seine Eltern nach Timna hinabreisten, wurde Simson in der Nähe der Weinberge von Timna von einem jungen Löwen angegriffen. 6 PS Da kam der Geist des HERRN über ihn und er zerriss den Löwen mit seinen bloßen Händen, als wäre es ein junger Ziegenbock. Seinem Vater und seiner Mutter sagte er nichts von dem, was er getan hatte. 7Er ging dann nach Timna hinab und sprach mit der Frau, und sie gefiel ihm sehr.
8Einige Zeit später ging er wieder nach Timna, um die Frau zu heiraten. Er verließ den Weg, denn er wollte nach dem Kadaver des Löwen sehen – und da fand er im Körper des Löwen einen Bienenschwarm und Honig. 9Simson holte sich mit den Händen etwas Honig heraus und aß ihn unterwegs. Er gab auch seinem Vater und seiner Mutter davon, und sie aßen ebenfalls. Aber er erzählte ihnen nicht, dass er den Honig aus dem Kadaver des Löwen geholt hatte.
10Sein Vater ging zu Simsons Braut hinab, und Simson veranstaltete in Timna ein Fest, wie es damals Brauch unter den jungen Männern war. 11Als man ihn dort sah, schickte man ihm 30 Brautbegleiter, die mit ihm feiern sollten. 12 PS Simson sagte zu ihnen: »Ich will euch ein Rätsel aufgeben. Wenn ihr das Rätsel innerhalb der sieben Festtage löst, schenke ich euch 30 Unterkleider und 30 Festkleider. 13Könnt ihr es nicht lösen, müsst ihr mir 30 Unterkleider und 30 Festkleider geben.«
»Gut«, stimmten sie zu, »lass uns dein Rätsel hören.«
14Er sagte:
»Aus dem, der frisst, kam Nahrung;
aus dem Starken kam Süßes.«
Drei Tage lang schafften sie es nicht, das Rätsel zu lösen. 15 PS Am vierten♦ Tag sagten sie schließlich zu Simsons Frau: »Überrede♦ deinen Mann, uns die Lösung zu verraten, oder wir brennen das Haus deines Vaters nieder und dich gleich mit! Oder habt ihr uns vielleicht zu dem Fest eingeladen, um uns arm zu machen?«
16Da ging die Frau weinend zu Simson und sagte: »Du liebst mich nicht; du hasst mich! Du hast meinen Leuten ein Rätsel aufgegeben und verrätst mir die Antwort nicht.«
»Nicht einmal meinem Vater oder meiner Mutter habe ich die Antwort verraten«, antwortete er. »Warum sollte ich sie dir sagen?« 17Aber sie weinte ständig, wenn sie bei ihm war, das ganze Fest über. Zuletzt, am siebten Tag, hielt er es nicht mehr aus und verriet ihr die Antwort, und sie sagte sie den jungen Männern.
18Am siebten Tag, vor Sonnenuntergang, kamen die Männer der Stadt mit der Antwort zu Simson:
»Was ist süßer als Honig?
Was ist stärker als ein Löwe?«
Simson antwortete: »Wenn ihr nicht mit meiner Kuh gepflügt hättet, hättet ihr die Lösung meines Rätsels nie gefunden!« 19 PS Da kam der Geist des HERRN über ihn, und er ging hinunter in die Stadt Aschkelon, erschlug dort 30 Männer, nahm ihnen die Kleider weg und gab sie den Männern, die sein Rätsel gelöst hatten. Dann kehrte er wütend zum Haus seines Vaters zurück. 20 PS Seine Frau aber wurde mit dem Mann verheiratet, der bei der Hochzeit sein Brautführer gewesen war.
Simsons Rache an den Philistern
1Einige Tage später, zur Zeit der Weizenernte, wollte Simson seine Frau besuchen. Er brachte eine junge Ziege als Geschenk für sie mit und sagte: »Ich möchte zu meiner Frau ins Zimmer gehen.« Doch ihr Vater ließ ihn nicht hereinkommen. 2 PS »Ich war fest davon überzeugt, dass du sie hasst«, erklärte er, »deshalb habe ich sie mit deinem Brautführer verheiratet. Aber schau, ihre jüngere Schwester ist noch viel schöner. Du kannst sie an ihrer Stelle haben.«
3Simson antwortete ihm: »Diesmal trifft mich keine Schuld, wenn ich den Philistern etwas Böses antue!« 4Er ging weg und fing 300 Füchse, band sie paarweise an den Schwänzen zusammen und befestigte eine Fackel in der Mitte an jedem Schwanzpaar. 5Dann zündete er die Fackeln an und ließ die Füchse in die Getreidefelder der Philister laufen. Auf diese Weise brannte er ihr ganzes Korn nieder – das noch stehende Korn und die Garben. Auch ihre Weinberge und Olivenbäume wurden zerstört.
6 PS »Wer hat das getan?«, wollten die Philister wissen.
»Simson, der Schwiegersohn des Timniters«, lautete die Antwort, »weil der ihm seine Frau weggenommen und mit seinem Brautführer verheiratet hat.« Da zogen die Philister los und verbrannten die Frau und ihren Vater.
7»Weil ihr das getan habt«, schwor Simson, »werde ich Rache an euch nehmen, und ich werde erst aufhören, wenn meine Rache befriedigt ist!« 8Und er verprügelte die Philister mit mächtigen Schlägen. Dann ging er weg und zog sich in eine Höhle in den Felsen von Etam zurück.
9Daraufhin marschierten die Philister nach Juda, schlugen dort ihr Lager auf und breiteten sich bei der Stadt Lehi aus. 10Die Männer von Juda fragten die Philister: »Warum seid ihr gegen uns aufmarschiert?«
Diese antworteten: »Wir sind gekommen, um Simson zu fangen. Wir wollen uns an ihm rächen für das, was er uns angetan hat.«
11 PS Da zogen 3.000 Männer aus Juda zu der Felsenhöhle von Etam hinab. Sie sagten zu Simson: »Ist dir denn nicht bewusst, dass die Philister über uns herrschen? Was hast du uns da angetan!«
Aber Simson antwortete: »Ich habe mich nur für das gerächt, was sie mir zugefügt haben.«
12Die Männer von Juda erklärten: »Wir sind gekommen, um dich zu fesseln und den Philistern auszuliefern.«
»Gut«, antwortete Simson, »aber schwört mir, dass ihr selbst nicht über mich herfallen werdet.«
13»Nein, wir werden dich nur fesseln und den Philistern ausliefern«, versprachen sie. »Wir werden nicht über dich herfallen.« Sie fesselten ihn mit zwei neuen Seilen und führten ihn von dem Felsen fort.
14 PS Als Simson nach Lehi kam, brachen die Philister in Triumphgeschrei aus. Doch der Geist des HERRN kam über Simson, und er zerriss die Seile an seinen Armen, als wären es angesengte Flachsfäden, und sie fielen von seinen Gelenken ab. 15 PS Und er fand den frischen Kinnbacken eines Esels, hob ihn auf und erschlug damit 1.000 Philister. 16Und er rief:
»Mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich sie gründlich verprügelt!
Mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich 1.000 Männer erschlagen!«
17Als er das gesagt hatte, warf er den Kinnbacken fort. Der Ort wird seither Ramat-Lehi♦ genannt.
18Simson wurde sehr durstig und er schrie zum HERRN: »Du hast deinem Diener diesen großen Sieg geschenkt. Und jetzt soll ich vor Durst sterben und in die Hände dieses unbeschnittenen Volkes fallen?« 19 PS Da ließ Gott Wasser aus einer Höhle bei Lehi sprudeln, und Simson trank und gewann neue Lebenskraft. Er nannte den Ort En-Hakore♦, und diese Quelle ist bis heute in Lehi zu finden.
20 PS Simson war 20 Jahre lang Richter in Israel, während die Philister über das Land herrschten.
Simson trägt ein Stadttor fort
1 PS Eines Tages ging Simson in die Philisterstadt Gaza. Dort sah er eine Prostituierte und verbrachte die Nacht mit ihr. 2 PS Schon bald sprach es sich in Gaza herum: »Simson ist hier!« Und die Leute streiften suchend umher und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf. Sie verhielten sich jedoch ruhig und sagten zueinander: »Wenn das Morgenlicht durchbricht, werden wir ihn umbringen.«
3Aber Simson schlief nur bis Mitternacht. Dann stand er auf, packte die beiden Flügel des Stadttors und riss es samt Pfosten und Riegel aus dem Boden. Er legte es sich über die Schultern und trug es bis auf den Gipfel des Berges, der Hebron gegenüberliegt.
Simson und Delila
4Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila. Delila lebte im Tal Sorek. 5 PS Die Fürsten der Philister gingen zu ihr und sagten: »Bring Simson dazu♦ dir zu verraten, was ihn so stark macht und wie wir ihn überwältigen und fesseln können. Dafür erhältst du von jedem von uns 1.100 Schekel♦ Silber.«
6Also bat Delila Simson: »Bitte verrate mir doch, was dich so stark macht und wie man dich fesseln und besiegen kann.«
7Simson antwortete: »Wenn man mich mit sieben neuen Bogensehnen fesselt, die noch nicht getrocknet sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.«
8Da brachten die Philisterfürsten Delila sieben neue Bogensehnen, die noch nicht getrocknet waren, und sie fesselte Simson damit. 9Einige Männer hatten sich in einem Zimmer ihres Hauses versteckt, und nun rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Bogensehnen, als wären es angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft blieb trotzdem unentdeckt.
10Delila sagte zu Simson: »Du hast mich zum Narren gehalten und belogen! Jetzt verrate mir aber, wie man dich wirklich fesseln kann!«
11 PS Simson antwortete: »Wenn man mich mit neuen Seilen fesselt, die noch unbenutzt sind, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.«
12Da nahm Delila neue Seile und fesselte ihn damit. Die Männer hielten sich wieder in dem Zimmer versteckt und Delila rief: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Aber Simson zerriss die Seile an seinen Armen, als wären es dünne Fäden.
13Da sagte Delila: »Bisher hast du deinen Spott mit mir getrieben und mich belogen! Willst du mir nicht endlich sagen, wie man dich fesseln kann?«
Simson antwortete: »Wenn du meine sieben Haarlocken in das Gewebe auf deinem Webstuhl webst und mit dem Webkamm andrückst♦, werde ich so schwach wie alle anderen Menschen.«
Also webte Delila, während er schlief, seine sieben Locken in das Gewebe 14und drückte sie mit dem Webkamm an. Wieder rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!« Simson erwachte und riss den Webkamm samt Gewebe aus dem Webstuhl heraus und befreite sein Haar.
15 PS Da warf ihm Delila vor: »Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, wenn du mir nicht vertraust♦? Du hast mich jetzt drei Mal getäuscht und mir noch immer nicht gesagt, was dich so stark macht.« 16Und sie lag ihm Tag für Tag mit ihren Vorwürfen in den Ohren und bedrängte ihn, bis er es nicht mehr aushielt.
17 PS Darum vertraute Simson ihr schließlich sein ganzes Geheimnis♦ an und sagte zu ihr: »Mein Haar ist noch nie geschnitten worden, denn seit meiner Geburt bin ich Gott als Nasiräer geweiht. Wenn man meine Haare abschneiden würde, würde mich meine Kraft verlassen und ich wäre so schwach wie alle anderen Menschen.«
18Delila merkte, dass er ihr diesmal die Wahrheit gesagt hatte. Sie schickte jemanden zu den Philisterfürsten und ließ ihnen sagen: »Kommt noch ein einziges Mal, denn jetzt hat er mir sein ganzes Geheimnis anvertraut.« Die Philisterfürsten kamen und brachten ihr das Geld mit. 19Delila ließ Simson auf ihrem Schoß einschlafen, rief einen Mann herein und schnitt Simson die sieben Haarlocken ab. Und tatsächlich, sie bezwang ihn und seine Stärke verließ ihn. 20 PS Dann rief sie: »Achtung, Simson! Die Philister kommen!«
Er erwachte und dachte: »Ich werde mich befreien und meine Fesseln abschütteln wie die übrigen Male.« Denn er wusste nicht, dass der HERR ihn verlassen hatte.
21Da packten ihn die Philister und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, wo er in Bronzeketten gelegt wurde und im Gefängnis den Mühlstein drehen musste. 22Aber es dauerte nicht lange, und sein Haar begann wieder zu wachsen.
Simsons Sieg
23 PS Eines Tages versammelten sich die Fürsten der Philister, um ihrem Gott Dagon ein Opfer darzubringen. Es wurde ein großes Freudenfest daraus, und sie sagten: »Unser Gott hat uns den Sieg über unseren Feind Simson geschenkt!«
24Alle Leute, die Simson sahen, lobten ihren Gott und sagten: »Unser Gott hat unseren Feind in unsere Hände gegeben – ihn, der so viele von uns getötet und unser Land verheert hat!«
25In ihrer ausgelassenen Stimmung riefen sie schließlich nach Simson, weil sie ihren Spaß mit ihm haben wollten. Simson wurde aus dem Gefängnis herbeigeholt und machte für sie Späße. Sie stellten ihn zwischen die Säulen des Tempels.
26Da sagte Simson zu dem Jungen, der ihn an der Hand führte: »Lass mich los und lege meine Hände an die Säulen, die das Haus tragen. Ich möchte mich dort anlehnen.« 27Der Tempel war aber voller Menschen. Alle Fürsten der Philister waren da, und auf dem Dach drängten sich 3.000 Leute, Männer und Frauen, die Simson bei seinen Späßen zusahen.
28 PS Da rief Simson den HERRN an und sagte: »Allmächtiger HERR, erinnere dich an mich. O Gott, gib mir noch ein einziges Mal Kraft, damit ich, o Gott, mich an den Philistern für den Verlust meiner Augen rächen kann.« 29Dann umfasste Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seinem rechten, die andere mit seinem linken Arm, und stemmte sich dagegen. 30»Lass mich mit den Philistern sterben!«, rief er. Er stemmte mit aller Kraft, und da stürzte der Tempel über den Fürsten der Philister und allen anderen Anwesenden ein. Auf diese Weise tötete Simson im Sterben mehr Menschen als in seinem ganzen Leben.
31 PS Später kamen seine Brüder und die ganze Familie seines Vaters, um seinen Leichnam zu holen. Sie brachten ihn nach Hause und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Simson war 20 Jahre lang Richter in Israel gewesen.
Michas Götterbild
1Im Bergland von Ephraim lebte ein Mann namens Micha. 2Er sagte zu seiner Mutter: »Die 1.100 Schekel♦ Silber, die dir jemand weggenommen hat und weswegen du auch vor meinen Ohren einen Fluch ausgesprochen hast, sind hier bei mir. Ich selbst habe sie genommen.«
»Der HERR segne dich, mein Sohn«, antwortete seine Mutter. 3 PS Er händigte ihr die 1.100 Schekel Silber aus. Daraufhin sagte sie: »Jetzt weihe ich diese Silbermünzen dem HERRN. Sie sollen meinem Sohn zugutekommen. Es soll daraus ein geschnitztes und gegossenes Gottesbild gemacht werden. Deshalb gebe ich sie dir jetzt wieder.« 4Als Micha seiner Mutter das Geld gegeben hatte, nahm sie davon 200 Schekel♦ Silber und brachte sie zu einem Goldschmied. Dieser formte und goss für das Geld ein Gottesbild, das in Michas Haus aufgestellt wurde.
5 PS Nun hatte Micha ein Heiligtum: Er machte sich einen Priesterschurz♦ und ein paar Hausgötzen♦ und stellte einen seiner Söhne als Priester ein. 6 PS Damals hatte Israel noch keinen König, deshalb tat jeder, was er für richtig hielt.
7 PS Zu dieser Zeit lebte ein junger Mann aus dem Stamm Juda als Fremder in Bethlehem in Juda. Er war ein Levit. 8Er verließ Bethlehem, um sich an irgendeinem Ort, wo sich etwas finden würde, als Fremder niederzulassen. Auf seiner Reise kam er auch ins Bergland von Ephraim und zu Michas Haus. 9»Woher kommst du?«, fragte ihn Micha.
Er antwortete: »Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda und suche nach irgendeinem Ort, an dem ich leben kann.«
10 PS »Bleib hier bei mir«, sagte Micha, »du kannst für mich Vater und Priester sein. Ich will dir zehn Schekel♦ Silber im Jahr geben, dazu auch Kleidung und was du zum Essen brauchst.« 11Der Levit war einverstanden bei dem Mann zu bleiben, und er wuchs Micha ans Herz wie ein eigener Sohn. 12 PS Micha stellte also den jungen Priester ein und er lebte in Michas Haus. 13»Jetzt weiß ich, dass der HERR mir Gutes tun wird«, sagte Micha, »weil ich einen Leviten habe, der mir als Priester dient.«
Götzendienst im Stamm Dan
1 PS Damals hatte Israel noch keinen König. Der Stamm Dan suchte einen Ort, an dem er sich niederlassen konnte, denn er hatte das ihm zugewiesene Land in Israel noch nicht in vollen Besitz genommen. 2 PS Die Männer von Dan wählten fünf Krieger aus ihrer Sippe, die in den Städten Zora und Eschtaol lebten. Es waren kampferprobte Männer, die durch das Land streifen und es auskundschaften sollten. »Geht und durchforscht das Land«, trug man ihnen auf.
Als diese Krieger ins Bergland von Ephraim kamen, stießen sie auf Michas Haus und übernachteten dort. 3In Michas Haus fiel ihnen der Dialekt des jungen Leviten auf, und sie nahmen ihn beiseite und fragten ihn: »Wer hat dich hierher gebracht und was machst du hier? Warum bist du hier?« 4 PS Der Levit erzählte ihnen die ganze Geschichte. »Micha hat mich angestellt und ich bin sein Priester geworden«, erklärte er.
5Da baten sie: »Frage doch bei Gott nach, ob unsere Reise erfolgreich sein wird.«
6»Geht in Frieden«, antwortete der Priester. »Der HERR betrachtet eure Reise mit Wohlwollen.«
7 PS Darauf machten sich die fünf Männer auf den Weg. Als sie in die Stadt Lajisch kamen, sahen sie, dass die Menschen dort ganz nach Art der Sidonier ein sorgenfreies Leben führten und in Frieden und Sicherheit lebten. Es gab niemanden, der etwas von ihnen wollte♦, keine Eroberer und keine Unterdrücker. Außerdem waren sie weit von Sidon entfernt und hatten keine Verbündeten in der Nähe.
8Als die Männer nach Zora und Eschtaol zurückkehrten, fragten ihre Stammesbrüder: »Was habt ihr herausgefunden?«
9Die Männer antworteten: »Lasst uns angreifen! Wir haben das Land gesehen und es ist sehr gut. Aber ihr seid schwerfällig. Ihr solltet nicht zögern, sondern das Land angreifen und es erobern. 10 PS Wenn ihr dort ankommt, werdet ihr sehen, dass die Bewohner ein sorgloses Leben führen. Es ist nach allen Seiten hin ein weites Land. Gott hat es in eure Hand gegeben!«
11Da machten sich 600 bewaffnete Krieger von der Sippe Dan von Zora und Eschtaol aus auf den Weg. 12Sie zogen hinauf und lagerten an einem Ort westlich von Kirjat-Jearim in Juda, der bis heute Mahane-Dan♦ heißt. 13Von dort zogen sie hinauf ins Bergland von Ephraim und kamen zu Michas Haus.
14 PS Die fünf Männer, die das Land um Lajisch erkundet hatten, sagten zu den anderen: »Wisst ihr eigentlich, dass sich in diesem Haus ein Priesterschurz♦, einige Hausgötter♦ und ein geschnitztes und gegossenes Gottesbild befinden? Es ist wohl eindeutig, was wir zu tun haben.« 15Da bogen sie vom Weg ab und gingen zu Michas Haus, wo der junge Levit lebte, und grüßten ihn freundlich. 16Während die 600 bewaffneten Krieger vom Stamm Dan vor dem Tor stehen blieben, 17drangen die fünf Kundschafter, die losgezogen waren, um das Land zu erkunden, in das Haus ein und nahmen das geschnitzte und gegossene Gottesbild, den Priesterschurz und die Hausgötter an sich. Der Priester stand am Eingang bei den 600 bewaffneten Kriegern. 18Als er sah, wie die Männer die heiligen Gegenstände aus Michas Heiligtum heraustrugen, fragte er: »Was macht ihr da?«
19 PS »Sei still und halt den Mund«, sagten sie. »Komm mit uns! Du sollst für uns Vater und Priester sein. Ist es nicht viel besser, der Priester für einen ganzen israelitischen Stamm zu sein als nur für die Familie eines einzigen Mannes?« 20Da freute sich der Priester. Er nahm den Priesterschurz, die Hausgötter und das geschnitzte Götterbild und schloss sich den Leuten an. 21Und sie machten sich wieder auf den Weg, mit ihren Kindern, ihrem Vieh und ihrem Besitz an der Spitze des Zuges.
22Als die Männer vom Stamm Dan Michas Haus ein Stück hinter sich gelassen hatten, rief Micha einige seiner Nachbarn zusammen und jagte ihnen nach. 23Sie schrien hinter den Fliehenden her, bis die Leute von Dan sich umdrehten und Micha fragten: »Was willst du? Warum hast du dir diese Männer zusammengerufen?«
24»Was soll die Frage?«, entgegnete Micha. »Ihr habt meine Götter gestohlen, die ich mir gemacht habe. Außerdem habt ihr meinen Priester mitgenommen und seid davongezogen. Was bleibt mir da noch?«
25Die Männer von Dan antworteten: »Pass auf, was du sagst! Manche von uns sind sehr hitzköpfig; sie könnten zornig werden und dich und deine Familie töten.« 26Und sie setzten ihren Weg fort. Als Micha sah, dass sie stärker waren als er, kehrte er um und ging zurück nach Hause.
27 PS Die Männer von Dan nahmen also die Götzen mit, die Micha gemacht hatte, und auch seinen Priester. Sie überfielen die Stadt Lajisch, deren Einwohner ruhig und sorglos lebten. Sie töteten die Bewohner und brannten die Stadt nieder. 28 PS Es gab keine Rettung für die Einwohner, denn sie lebten weit von Sidon entfernt und hatten keine Verbündeten in der Nähe. Das alles geschah im Tal bei Bet-Rehob.
Danach bauten die Männer von Dan die Stadt wieder auf und ließen sich darin nieder. 29Sie nannten sie Dan nach ihrem Ahnherrn, dem Sohn von Israel; der ursprüngliche Name der Stadt war jedoch Lajisch gewesen.
30 PS Sie stellten das geschnitzte Götterbild auf und ernannten Jonatan, den Sohn von Gerschom, einem Nachkommen von Mose♦, zum Priester. Er und seine Nachkommen dienten dem Stamm Dan als Priester, bis die Bewohner des Landes in die Verbannung geführt wurden. 31 PS So kam es, dass der Stamm Dan Michas geschnitztes Bild bei sich aufstellte, und es blieb dort, solange das Zelt Gottes in Silo stand.
Der Levit und seine Nebenfrau
1 PS In jenen Tagen hatte Israel noch keinen König. In einem abgelegenen Landstrich des Berglands von Ephraim lebte ein Mann aus dem Stamm Levi als Fremder. Eines Tages machte er eine junge Frau aus Bethlehem in Juda zu seiner Nebenfrau. 2Doch die Frau war ihm untreu♦ und kehrte ins Haus ihres Vaters nach Bethlehem in Juda zurück. Als sie etwa vier Monate dort war, 3 PS machte sich ihr Mann mit einem Knecht und zwei Eseln auf den Weg nach Bethlehem, um sie zur Rückkehr zu überreden. Als er beim Haus ihres Vaters ankam, bat sie ihn herein, und auch ihr Vater hieß ihn herzlich willkommen. 4Sein Schwiegervater drängte ihn, doch eine Weile zu bleiben, und so blieb er drei Tage und aß, trank und schlief bei ihnen.
5 PS Am vierten Tag stand der Mann früh auf. Er wollte aufbrechen, doch der Vater der Frau sagte: »Iss doch noch ein Stück Brot, bevor du dich auf den Weg machst.« 6Die beiden setzten sich und aßen und tranken zusammen. Danach meinte der Vater der Frau: »Tu mir den Gefallen und bleib noch diese Nacht und lass es dir gut gehen.« 7Der Mann erhob sich und wollte sich verabschieden, aber sein Schwiegervater drängte ihn sehr zu bleiben. Schließlich gab er nach und übernachtete noch einmal bei ihm. 8Am Morgen des fünften Tages stand er wieder früh auf, weil er sich auf den Weg machen wollte, und wieder sagte der Vater der Frau: »Stärke dich doch und bleibe noch bis zum Nachmittag.« Da aßen die beiden noch einmal zusammen.
9Als sich der Mann mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht zum Aufbruch rüstete, sagte sein Schwiegervater: »Schau, es ist schon spät. Ihr solltet lieber hier übernachten. Es wird bald Abend. Bleib noch eine Nacht hier und lass es dir gut gehen. Morgen könnt ihr euch dann früh auf den Weg nach Hause machen.«
10 PS Doch diesmal war der Mann entschlossen abzureisen. Er nahm seine beiden gesattelten Esel und seine Nebenfrau und brach auf und kam bis in die Gegend von Jebus, das ist Jerusalem. 11 PS Als sie Jebus erreichten, war der Tag fast vorbei, und der Knecht des Mannes schlug vor: »Komm, lass uns hier in dieser jebusitischen Stadt einkehren und die Nacht dort verbringen.«
12»Nein«, antwortete sein Herr, »wir können nicht in dieser fremden Stadt bleiben, in der es keine Israeliten gibt. Wir wollen lieber nach Gibea weitergehen.« 13Und er ermutigte seinen Knecht: »Lass uns ruhig in eine andere Ortschaft weiterziehen. In Gibea oder Rama werden wir schon eine Übernachtungsmöglichkeit finden.« 14Also zogen sie weiter. Bei Sonnenuntergang kamen sie nach Gibea, eine Stadt im Land Benjamin. 15Dort kehrten sie ein, um zu übernachten. Sie stellten sich auf den Platz der Stadt, aber keiner bot ihnen für die Nacht seine Gastfreundschaft an.
16 PS Da kam ein alter Mann von seiner Arbeit auf den Feldern nach Hause. Er stammte aus dem Bergland von Ephraim und lebte als Fremder in Gibea. Die Einwohner der Stadt gehörten zum Stamm Benjamin. 17Als er die Reisenden auf dem Platz sitzen sah, fragte der alte Mann: »Woher kommst du und wohin gehst du?«
18 PS »Wir sind unterwegs von Bethlehem in Juda zu einem abgelegenen Landstrich im Bergland von Ephraim«, erklärte der Mann. »Von dort komme ich. Ich war in Bethlehem in Juda und befinde mich nun auf dem Heimweg. Aber niemand hat uns für die Nacht in sein Haus eingeladen, 19obwohl wir alles dabeihaben, was wir brauchen. Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und genügend Brot und Wein für uns♦.«
20»Friede sei mit dir«, sagte der alte Mann. »Alles, was du brauchst, lass meine Sorge sein. Du darfst jedenfalls die Nacht nicht hier auf dem Platz verbringen.« 21 PS Er nahm sie mit nach Hause und fütterte ihre Esel. Nachdem sie ihre Füße gewaschen hatten, aßen und tranken sie zusammen.
22 PS Während sie es sich gut gehen ließen, umstellten einige Männer aus der Stadt das Haus. Es waren durch und durch verdorbene Menschen. Sie schlugen gegen die Tür und forderten den Alten auf: »Bring den Mann heraus, der bei dir wohnt, wir wollen uns an ihm befriedigen♦.«
23 PS Da ging der alte Mann, dem das Haus gehörte, hinaus, um mit ihnen zu reden. »Nein, meine Brüder, so etwas Schlimmes dürft ihr nicht tun. Dieser Mann ist als Gast in mein Haus gekommen, es wäre eine Schandtat♦, ihm das anzutun. 24 PS Hier sind meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und die Nebenfrau des Mannes. Ich will sie euch selbst herausbringen, und ihr könnt euch an ihnen vergehen und mit ihnen machen, was ihr wollt. Aber diesem Mann dürft ihr nicht etwas so Schändliches antun.«
25Aber die Männer wollten nicht auf ihn hören. Da ergriff der Levit seine Nebenfrau und brachte sie zu ihnen nach draußen. Die Männer aus der Stadt missbrauchten sie die ganze Nacht und vergewaltigten sie abwechselnd bis zum Morgen. Erst in der Morgendämmerung ließen sie von ihr ab. 26Bei Tagesanbruch kehrte die Frau zu dem Haus zurück, in dem ihr Mann übernachtete. Sie brach auf der Türschwelle zusammen und blieb dort liegen, bis es hell wurde.
27Als ihr Mann am Morgen aufstand, die Haustür öffnete und heraustrat, weil er sich auf den Weg machen wollte, fand er seine Nebenfrau dort. Sie lag mit dem Gesicht am Boden, die Hände zur Schwelle ausgestreckt. 28 PS »Steh auf«, sagte er. »Wir wollen gehen!« Aber sie gab keine Antwort.♦ Da legte er sie auf seinen Esel und brachte sie nach Hause.
29 PS Zu Hause nahm er ein Messer, schnitt den Körper seiner Nebenfrau in zwölf Teile und schickte jedem Stamm Israels eines davon. 30 PS Jeder, der es sah, sagte: »Ein so abscheuliches Verbrechen ist nicht mehr vorgekommen, seit Israel aus Ägypten auszog. Denkt darüber nach, beratet euch und sprecht darüber!«
Israels Krieg mit Benjamin
1 PS Daraufhin zogen alle Israeliten aus, von Dan bis Beerscheba und aus dem Land Gilead, und versammelten sich in Mizpa vor dem HERRN. 2Die führenden Männer des ganzen Volkes und alle Stämme Israels – 400.000 mit Schwertern bewaffnete Krieger – nahmen ihren Platz in der Versammlung des Gottesvolkes ein. 3Und der Stamm Benjamin erfuhr, dass die anderen Stämme nach Mizpa hinaufgezogen waren.
Die Israeliten sagten: »Erzählt uns, wie dieses schreckliche Verbrechen geschehen ist.«
4Der Levit, der Ehemann der Ermordeten, sagte: »Meine Nebenfrau und ich kamen nach Gibea im Land Benjamin und wollten dort die Nacht verbringen. 5 PS Doch einige Bürger von Gibea hatten es auf mich abgesehen. In der Nacht umzingelten sie das Haus und wollten mich umbringen. Sie vergewaltigten meine Nebenfrau, bis sie starb. 6 PS Da nahm ich meine Nebenfrau und schnitt ihren Leichnam in zwölf Teile und schickte sie ins gesamte Gebiet der Stämme von Israel, denn diese Männer haben an Israel ein schreckliches und schändliches Verbrechen begangen. 7Da ihr Israeliten nun alle hier zusammen seid, beratet, was in diesem Fall unternommen werden muss, und trefft eine Entscheidung!«
8Da stand das ganze Volk auf und entschied einstimmig: »Keiner von uns wird in sein Zelt oder sein Haus zurückkehren. 9So wollen wir gegen Gibea vorgehen: Wir werden Lose werfen und entscheiden, wer Gibea angreift. 10Ein Zehntel der Männer♦ aus jedem Stamm soll dafür ausgewählt werden, die Krieger mit Nahrung zu versorgen, die gekommen sind, um an Gibea im Stamm Benjamin für dieses schreckliche Verbrechen Rache zu nehmen, das in Israel begangen wurde.« 11So sammelten sich alle Männer von Israel geschlossen gegen die Stadt.
12 PS Die Israeliten sandten in das gesamte Gebiet des Stammes Benjamin Boten mit der Nachricht: »Was für ein abscheuliches Verbrechen ist bei euch geschehen! 13 PS Liefert uns diese verdorbenen Männer aus Gibea aus, damit wir sie umbringen und Israel von dem Bösen reinigen können.«
Doch die Männer von Benjamin wollten nicht auf ihre Brüder, die Israeliten, hören. 14Stattdessen verließen sie ihre Städte und sammelten sich in Gibea, um gegen die Israeliten zu kämpfen. 15An jenem Tag, als die Männer von Benjamin aus den Städten zusammenkamen, wurden 26.000 mit Schwertern bewaffnete Krieger zum Kampf aufgeboten, nicht eingerechnet die 700 hervorragenden Kämpfer aus der Stadt Gibea. 16 PS 700 vortreffliche Krieger vom Stamm Benjamin waren Linkshänder, und jeder Einzelne von ihnen konnte mit der Steinschleuder ein Ziel haargenau treffen, ohne je danebenzuschießen. 17Auch in Israel wurde ein Heer von 400.000 mit Schwertern bewaffneten Kriegern einberufen – die Männer von Benjamin nicht eingerechnet –, lauter erfahrene Kämpfer.
18 PS Vor der Schlacht gingen die Israeliten nach Bethel und fragten Gott: »Welcher Stamm soll im Kampf gegen Benjamin den Anfang machen?«
Der HERR antwortete: »Juda soll als Erstes gehen.«
19Früh am nächsten Morgen brachen die Israeliten auf und lagerten in der Nähe von Gibea.
20Dann zogen sie los, um Benjamin anzugreifen, und stellten sich vor der Stadt zum Kampf auf. 21Doch die Krieger von Benjamin stürmten aus der Stadt heraus und töteten an diesem Tag 22.000 Israeliten auf dem Schlachtfeld.
22 PS Die Israeliten fassten neuen Mut und stellten sich wieder an dem Ort auf, wo sie am Tag vorher gestanden hatten. 23Denn sie waren nach Bethel hinaufgegangen und hatten bis zum Abend vor dem HERRN geklagt. Sie hatten den HERRN gefragt: »Sollen wir noch einmal gegen unseren Bruder Benjamin kämpfen?«, und der HERR hatte geantwortet: »Zieht hinauf und kämpft gegen ihn.«
24Also zogen sie am zweiten Tag wieder gegen Benjamin in den Kampf. 25Doch die Krieger von Benjamin kamen ihnen auch an diesem Tag aus der Stadt entgegen und töteten weitere 18.000 Israeliten, alles erfahrene Schwertkämpfer.
26 PS Da gingen die Israeliten, das ganze Volk, noch einmal hinauf nach Bethel und blieben weinend vor dem HERRN und fasteten bis zum Abend. Sie brachten dem HERRN Brand- und Friedensopfer dar 27 PS und sie befragten dort den HERRN. Denn damals stand die Bundeslade Gottes in Bethel, 28und Pinhas, der Sohn von Eleasar und Enkel von Aaron, diente zu jener Zeit als Priester. Er fragte den HERRN: »Sollen wir weiterhin gegen unseren Bruder Benjamin kämpfen oder sollen wir es lassen?« Der Herr sprach: »Zieht hinauf! Morgen werde ich euch den Sieg über ihn schenken.«
29Da legten die Israeliten einen Hinterhalt rund um Gibea. 30Am dritten Tag zogen sie wieder in den Kampf gegen Benjamin und stellten sich bei Gibea auf wie zuvor. 31 PS Als die Krieger von Benjamin ausrückten, ließen sie sich von der Stadt weglocken, und wie an den Tagen davor fingen sie an, einige von den Israeliten zu töten. Etwa 30 Männer starben auf dem Schlachtfeld und auf den Straßen, die nach Bethel und Gibea führten.
32Da dachten die Krieger von Benjamin: »Wir haben sie wie bisher geschlagen!« Aber die Israeliten sagten sich: »Wir wollen zum Schein fliehen, damit sie uns auf den Straßen nachsetzen und sich von der Stadt entfernen.«
33 PS So zogen sich die Israeliten bis Baal-Tamar zurück und formierten sich dort neu zum Angriff. Gleichzeitig brachen die Israeliten, die westlich von Gibea im Hinterhalt lagen, aus ihren Verstecken hervor. 34 PS So rückten aus ganz Israel 10.000 ausgewählte Krieger gegen Gibea vor und es tobte ein heftiger Kampf, und die Männer von Benjamin erkannten die Katastrophe nicht, die über sie hereinbrach. 35Auf diese Weise schenkte der HERR Israel den Sieg über Benjamin, und an diesem Tag töteten die Israeliten 25.100 Krieger von Benjamin, alles erfahrene Schwertkämpfer. 36 PS Da mussten die Männer vom Stamm Benjamin einsehen, dass sie geschlagen waren.
Die Israeliten räumten nämlich das Feld vor den Männern von Benjamin, um den Männern, die im Hinterhalt lagen, Raum zum Angriff zu geben. 37 PS Diese brachen dann aus ihren Verstecken gegen Gibea hervor, drangen von allen Seiten in die Stadt ein und erschlugen alle, die sich noch darin aufhielten, mit dem Schwert. 38Zwischen den Israeliten und den Männern im Hinterhalt war aber die Vereinbarung getroffen worden, eine große Rauchwolke aus der Stadt aufsteigen zu lassen. 39Als sich nun die Männer von Israel zum Schein zur Flucht wandten und die Männer von Benjamin anfingen, einige Israeliten zu erschlagen, und schon dachten, diese seien wie die letzten Male besiegt, 40 PS war das verabredete Zeichen, die Rauchsäule über der Stadt, zu sehen. Als die Männer von Benjamin sich umdrehten, sahen sie, dass die ganze Stadt in Flammen stand. 41In diesem Moment machten die Israeliten kehrt und griffen an. Da erschraken die Männer von Benjamin, weil ihnen klar wurde, dass sie ihrem Verhängnis nicht mehr entrinnen konnten. 42 PS Sie zogen sich dann vor den Israeliten in Richtung Wüste zurück, doch die Schlacht holte sie ein: Von den Israeliten, die aus der Stadt kamen, wurden sie vernichtet. 43Sie umzingelten die Männer von Benjamin, jagten sie, holten sie an ihrem Ruhelager ein, das sie östlich von Gibea aufgeschlagen hatten, und brachten sie endgültig zur Strecke. 44Dabei fielen von Benjamin 18.000 Mann, lauter tapfere Krieger. 45 PS Die Überlebenden flohen in die Wüste zum Fels Rimmon, doch auf dem Weg dorthin töteten die Israeliten weitere 5.000 und jagten ihnen nach, bis sie bei Gidon noch einmal 2.000 erschlagen hatten.
46So verlor der Stamm Benjamin an diesem einen Tag 25.000 mutige Krieger und gute Schwertkämpfer. 47Es blieben nur 600 Männer übrig, die zum Fels Rimmon entkamen, wo sie sich vier Monate lang versteckten. 48Die Israeliten kehrten in das Gebiet des Stammes Benjamin zurück und löschten alles Leben in den Städten von Benjamin aus – Menschen, Vieh und alles, was sie vorfanden. Die Städte selbst, durch die sie kamen, brannten sie nieder.
Israel verhilft Benjamin wieder zu Frauen
1 PS Die Israeliten hatten in Mizpa geschworen: »Niemand von uns darf seine Tochter jemals mit einem Mann aus dem Stamm Benjamin verheiraten.« 2 PS Nun zogen sie nach Bethel und saßen dort in der Gegenwart Gottes bis zum Abend und klagten und weinten bitterlich: 3»O HERR, Gott Israels, warum ist das in Israel geschehen? Nun hat Israel einen Stamm verloren.«
4 PS Früh am nächsten Morgen errichteten sie einen Altar und brachten darauf Brand- und Friedensopfer dar. 5Dann sagten sie: »Welcher Stamm von Israel war nicht dabei, als wir in Mizpa unsere Versammlung vor dem HERRN abhielten?« Damals hatten sie vor dem HERRN einen feierlichen Eid geschworen, dass jeder, der nicht kommen würde, unbedingt sterben sollte.
6Nun hatten die Israeliten Mitleid mit Benjamin und sagten: »Heute haben wir einen ganzen Stamm von Israel verloren. 7Wo sollen wir Frauen für die wenigen Überlebenden hernehmen, wo wir doch beim HERRN geschworen haben, sie niemals mit unseren Töchtern zu verheiraten?«
8Darum fragten sie: »Hat einer von den Stämmen Israels gefehlt, als wir nach Mizpa vor den HERRN zogen?« Und sie stellten fest, dass niemand aus Jabesch-Gilead ins Lager zur Versammlung gekommen war. 9Denn eine nähere Untersuchung des Volkes hatte ergeben, dass keiner der Einwohner von Jabesch-Gilead da war. 10 PS Also schickten sie 12.000 Krieger nach Jabesch-Gilead mit dem Befehl: »Tötet sämtliche Einwohner von Jabesch-Gilead, auch die Frauen und Kinder. 11Folgendes sollt ihr tun: Erschlagt♦ alle Männer und jede Frau, die keine Jungfrau mehr ist.« 12Unter den Einwohnern von Jabesch-Gilead fanden sie 400 junge Frauen, die noch unberührt und mit keinem Mann zusammen gewesen waren. Diese brachten sie in ihr Lager bei Silo im Land Kanaan.
13 PS Nun schickte die Versammlung der Israeliten eine Gesandtschaft zu den Männern von Benjamin, die beim Fels Rimmon lebten, und bot ihnen Frieden an. 14Daraufhin kehrten die Männer von Benjamin aus der Wüste in ihren Landbesitz zurück, und die 400 Frauen aus Jabesch-Gilead, die verschont worden waren, wurden mit ihnen verheiratet. Doch es waren nicht genügend Frauen für alle.
15Das Volk hatte Mitleid mit Benjamin, denn der HERR hatte eine Lücke in die Stämme von Israel gerissen. 16Deshalb überlegten die Ältesten der Israeliten: »Wie können wir Frauen für die übrigen Männer finden, wo doch alle Frauen vom Stamm Benjamin tot sind? 17Durch die Überlebenden soll Benjamin ein Erbbesitz erhalten bleiben, damit nicht ein ganzer israelitischer Stamm für immer ausgelöscht ist. 18Aber unsere eigenen Töchter können wir ihnen nicht als Frauen geben, denn wir als Volk der Israeliten haben feierlich geschworen: ›Verflucht sei jeder, der Benjamin eine Frau gibt.‹«
19 PS Da fiel ihnen ein: »Es wird doch alljährlich ein Fest für den HERRN in Silo gefeiert, zwischen Lebona und Bethel, östlich der Straße von Bethel nach Sichem.« 20Sie gaben den Männern von Benjamin die Anweisung: »Geht und versteckt euch in den Weinbergen. 21 PS Wenn ihr seht, dass die Frauen von Silo zum Reigentanz herauskommen, dann müsst ihr aus den Weinbergen hervorbrechen. Jeder von euch muss sich eine von den Frauen aus Silo packen und sie als seine Frau mit ins Land Benjamin nehmen! 22Und wenn ihre Väter und Brüder zu uns kommen und sich beklagen, werden wir zu ihnen sagen: ›Bitte habt Verständnis, denn wir konnten im Kampf gegen Jabesch-Gilead nicht genug Frauen bekommen. Und ihr macht euch nicht schuldig, denn ihr habt sie ihnen ja nicht selbst gegeben.‹«
23 PS Die Männer von Benjamin befolgten diese Anweisung. Sie entführten von dem Tanz so viele Frauen, wie sie brauchten, und brachten sie in das Land, das ihnen als Erbbesitz gehörte. Dort bauten sie ihre Städte wieder auf und wohnten darin. 24Und auch die Versammlung der Israeliten löste sich auf, und jeder kehrte zu seinem Stamm und zu seiner Sippe zurück. So zogen sie alle nach Hause in das Land, das ihnen als Erbbesitz gehörte.
25Damals hatte Israel noch keinen König, deshalb tat jeder, was er für richtig hielt.