Читать книгу Neues Leben. Die Bibel - SCM R.Brockhaus - Страница 32
ОглавлениеRut
Elimelech zieht mit seiner Familie nach Moab
1 PS Zu der Zeit, als die Richter in Israel regierten, verließ ein Mann aus Bethlehem in Juda das Land, weil eine Hungersnot ausgebrochen war. Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zog er ins Land Moab, um sich dort als Fremder niederzulassen. 2 PS Der Name des Mannes war Elimelech und seine Frau hieß Noomi. Ihre beiden Söhne hießen Machlon und Kiljon. Sie gehörten zur Sippe Efrat aus Bethlehem im Land Juda. Als sie das Gebiet von Moab erreichten, blieben sie dort. 3Eines Tages starb Elimelech, und Noomi blieb mit ihren Söhnen allein zurück. 4Die beiden heirateten moabitische Frauen. Die eine hieß Orpa, die andere Rut. So lebten sie etwa zehn Jahre dort. 5Dann starben auch Machlon und Kiljon. Noomi blieb allein zurück, ohne ihren Mann und ihre Söhne.
Noomi und Rut kehren zurück
6 PS Eines Tages hörte Noomi im Land Moab, dass der HERR sich seinem Volk wieder gnädig zugewandt und ihm Nahrung geschenkt hatte. Darum beschlossen Noomi und ihre Schwiegertöchter, von Moab wegzugehen und in Noomis Heimat zurückzukehren. 7Zusammen mit Orpa und Rut verließ Noomi den Ort, an dem sie gelebt hatte, und sie machten sich auf den Weg, um nach Juda zurückzukehren.
8 PS Unterwegs sagte Noomi jedoch zu ihren beiden Schwiegertöchtern: »Geht lieber zurück nach Hause zu euren Müttern. Der HERR vergelte euch eure Liebe, die ihr euren verstorbenen Männern und auch mir entgegengebracht habt. 9 PS Er schenke jeder von euch ein neues ruhiges Zuhause in einer zweiten Ehe.« Dann küsste sie sie zum Abschied, und alle drei weinten laut.
10»Nein«, erwiderten Orpa und Rut. »Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen.«
11 PS Aber Noomi entgegnete: »Kehrt lieber um, meine Töchter. Warum solltet ihr mit mir gehen? Kann ich denn noch weitere Söhne gebären, die euch heiraten könnten, wenn sie irgendwann groß genug dazu sind?♦ 12Nein, meine Töchter, kehrt um, denn ich bin zu alt, um noch einmal zu heiraten. Und selbst wenn ich sagen würde: ›Ich habe noch Hoffnung‹, ja, selbst wenn ich mich noch diese Nacht mit einem Mann verbinden und Söhne bekommen würde, was würde das nützen? 13 PS Würdet ihr warten, bis sie erwachsen sind? Würdet ihr euch so lange einschließen und auf jede andere Ehe verzichten? Nein, geht nicht mit mir, meine Töchter! Mein bitteres Leid ist noch schwerer für mich als für euch, denn der HERR selbst hat es über mich gebracht.«
14Da brachen sie noch einmal in lautes Weinen aus, und Orpa küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied. Rut jedoch bestand darauf, bei Noomi zu bleiben. 15»Sieh doch«, sagte Noomi zu ihr, »deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem Gott zurückgegangen, und du solltest ebenfalls umkehren und ihr folgen.«
16 PS Aber Rut antwortete: »Verlang nicht von mir, dass ich dich verlasse und umkehre. Wo du hingehst, dort will ich auch hingehen, und wo du lebst, da möchte ich auch leben♦. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. 17Wo du stirbst, da will ich auch sterben und begraben werden. Der HERR soll mich strafen, wenn ich zulasse, dass irgendetwas anderes als der Tod uns trennt!« 18 PS Als Noomi sah, dass Rut fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, bedrängte sie sie nicht weiter.
19Die beiden setzten ihre Reise fort. Als sie nach Bethlehem kamen, verursachte ihre Ankunft große Aufregung in der ganzen Stadt. »Ist das wirklich Noomi?«, fragten die Frauen.
20 PS »Nennt mich nicht mehr Noomi«, erwiderte diese. »Nennt mich Mara♦, denn der Allmächtige hat mir das Leben bitter gemacht. 21 PS Reich und wohlhabend bin ich ausgewandert und mit leeren Händen lässt mich der HERR heimkehren. Warum solltet ihr mich Noomi nennen, wenn der HERR mir so viel Leid zugemutet♦ und der Allmächtige solches Unglück über mich gebracht hat?«
22 PS So kehrte Noomi aus Moab zurück, begleitet von ihrer Schwiegertochter Rut, der jungen Moabiterin. Als sie in Bethlehem eintrafen, begann gerade die Gerstenernte.
Rut arbeitet auf dem Feld von Boas
1 PS Von der Seite ihres Mannes her war Noomi mit einem wohlhabenden und angesehenen Mann in Bethlehem verwandt. Er hieß Boas und stammte aus der gleichen Sippe wie Elimelech.
2 PS Eines Tages sagte die Moabiterin Rut zu Noomi: »Ich möchte hinaus auf die Felder gehen. Dort will ich hinter denen, die es mir erlauben, das liegen gebliebene Getreide aufsammeln.«
Noomi antwortete: »Geh nur, meine Tochter.« 3Rut ging hinaus und fing an, das Getreide zu sammeln, das die Erntearbeiter liegen ließen. Dabei fügte es sich so, dass sie auf ein Feld geriet, das Boas gehörte, dem Verwandten von Elimelech.
4 PS Als nun Boas aus Bethlehem kam, begrüßte er die Erntearbeiter. »Der HERR sei bei euch!«, sagte er.
»Der HERR segne dich!«, antworteten die Arbeiter.
5Boas fragte den jungen Mann, der die Arbeiter beaufsichtigte: »Zu wem gehört das Mädchen dort hinten?«
6 PS Der Mann antwortete: »Das ist die junge Frau aus Moab, die mit Noomi zurückgekommen ist. 7Sie hat gesagt: ›Ich möchte gern zwischen den Garben das liegen gebliebene Getreide hinter den Erntearbeitern aufsammeln.‹ So ist sie zu uns gekommen. Von heute Morgen an bis jetzt hat sie unentwegt gearbeitet und sich kaum ausgeruht.«
8Da sagte Boas zu Rut: »Hör zu, meine Tochter. Geh nicht auf die anderen Felder, um Getreide aufzusammeln, geh nicht weg von hier. Schließ dich den Frauen an, die auf meinem Feld arbeiten. 9Achte darauf, auf welchem Teil des Feldes sie ernten, und folge ihnen. Ich habe den jungen Männern gesagt, dass sie dich nicht belästigen sollen. Und wenn du Durst bekommst, kannst du zu den Gefäßen gehen und von dem Wasser trinken, das sie aus dem Brunnen geschöpft haben.«
10 PS Rut warf sich ihm zu Füßen. »Warum bist du so freundlich zu mir?«, fragte sie. »Warum beachtest du mich, obwohl ich eine Ausländerin bin?«
11»Man hat mir genau erzählt, was du nach dem Tod deines Mannes alles für deine Schwiegermutter getan hast«, antwortete Boas, »und dass du deinen Vater und deine Mutter und deine Heimat verlassen hast, um zu einem Volk auszuwandern, das du vorher nicht gekannt hast. 12 PS Der HERR, der Gott Israels, unter dessen Flügeln du Zuflucht gesucht hast, soll dir das vergelten und dich reich dafür belohnen.«
13»Ich hoffe, ich finde auch weiterhin dein Wohlwollen, mein Herr«, antwortete sie. »Du hast mir Mut gemacht und freundlich mit mir geredet, obwohl ich noch nicht einmal wie eine deiner Mägde bin.«
14Als es Essenszeit war, rief Boas ihr zu: »Komm herüber und iss etwas von unserem Brot mit. Du kannst es auch gern in den Essig eintauchen.« Also setzte sie sich zu seinen Erntearbeitern, und Boas gab ihr geröstete Körner, und sie aß davon, bis sie satt wurde, und hatte sogar noch einen Teil davon übrig.
15Als Rut wieder an die Arbeit ging, befahl Boas seinen jungen Männern: »Lasst sie auch zwischen den Garben Getreide sammeln und hindert sie nicht daran. 16Ja, zieht sogar hin und wieder ein paar Ähren aus den Garben und lasst sie absichtlich herunterfallen, damit sie sie auflesen kann. Und schüchtert sie nicht ein!♦«
17So sammelte Rut den ganzen Tag Gerste, und als sie das Getreide am Abend drosch, kam ungefähr ein Efa♦ heraus. 18Sie hob es auf und trug es in die Stadt und zeigte es ihrer Schwiegermutter. Außerdem gab sie Noomi die Reste, die sie vom Mittagessen übrig hatte.
19»Wo hast du heute nur das viele Korn gesammelt?«, rief Noomi. »Wo hast du gearbeitet? Der HERR segne den, der sich so großzügig um dich gekümmert hat!«
Rut erzählte ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte. Und sie sagte: »Der Mann, auf dessen Feld ich heute war, heißt Boas.«
20 PS »Der HERR, der seine Gnade weder den Lebenden noch den Toten entzogen hat, segne ihn«, sagte Noomi zu ihrer Schwiegertochter. »Dieser Mann ist einer unserer nächsten Verwandten, einer der Loskäufer♦ unserer Familie.«
21Die Moabiterin Rut sagte: »Boas hat mich außerdem aufgefordert, wiederzukommen und bei seinen Erntearbeitern zu bleiben, bis die ganze Ernte eingebracht ist.«
22»Das ist gut!«, rief Noomi aus. »Bleib die ganze Ernte über bei seinen Mägden. Dort bist du sicher, während man dich auf den anderen Feldern womöglich belästigen würde.«
23Also hielt sich Rut an die Frauen, die für Boas arbeiteten, und sammelte auf seinen Feldern Getreide, bis die Gerstenernte und die Weizenernte zu Ende waren. Während dieser Zeit wohnte sie weiterhin bei ihrer Schwiegermutter.
Rut auf der Tenne
1 PS Eines Tages sagte Noomi zu Rut: »Meine Tochter, es ist Zeit, dass ich ein Zuhause für dich finde, damit für dich gesorgt ist. 2 PS Boas, mit dessen Mägden du zusammen warst, ist ein naher Verwandter von uns. Heute Nacht wird er die Gerste auf der Tenne worfeln. 3Nun nimm ein Bad, parfümiere dich und zieh dein schönstes Kleid an. Dann geh zur Tenne, aber zeig dich Boas nicht, bevor er fertig gegessen und getrunken hat. 4Achte darauf, wo er sich hinlegt; dann geh, deck seine Füße auf und leg dich dort hin. Er wird dir dann sagen, was du weiter tun sollst.«
5»Ich werde alles tun, was du sagst«, antwortete Rut. 6Am Abend ging sie zur Tenne und folgte den Anweisungen ihrer Schwiegermutter.
7 PS Als Boas seine Mahlzeit beendet hatte und guter Dinge war, legte er sich neben den Getreidehaufen und schlief ein. Da kam Rut leise herbei, deckte seine Füße auf und legte sich nieder. 8Um Mitternacht fuhr Boas plötzlich vom Schlaf auf und beugte sich vor. Überrascht sah er eine Frau zu seinen Füßen liegen. 9 PS »Wer bist du?«, fragte er.
»Ich bin deine Magd Rut«, antwortete sie. »Breite einen Zipfel deiner Decke♦ über mich, denn du bist der Loskäufer meiner Familie.«
10»Der HERR segne dich, meine Tochter!«, rief Boas aus. »Jetzt zeigst du noch größere Liebe als bisher, weil du nicht jüngeren Männern nachläufst, egal, ob reich oder arm. 11 PS Mach dir keine Sorgen, meine Tochter. Ich werde alles für dich tun, worum du mich bittest, denn jeder in der Stadt weiß, dass du eine anständige Frau bist. 12 PS Es stimmt, dass ich einer der Loskäufer deiner Familie bin, doch es gibt noch einen Mann, der näher mit dir verwandt ist als ich. 13 PS Bleib heute Nacht hier. Wenn der Mann morgen früh bereit ist, dich auszulösen, soll er das tun. Wenn er aber keine Lust dazu hat, dann werde ich dich auslösen, so wahr der HERR lebt! Jetzt leg dich wieder hin bis zum Morgen.«
14Also blieb Rut bis zum Morgen zu seinen Füßen liegen. Sie stand jedoch auf, bevor es hell genug wurde, um einen Menschen zu erkennen. Denn Boas meinte: »Es braucht keiner zu wissen, dass eine Frau hier auf der Tenne war.« 15Er sagte zu Rut: »Nimm das Tuch, das du dir umgelegt hast und halte es auf.« Er füllte sechs Maß♦ Gerste in das Tuch und half Rut, es auf den Rücken zu nehmen. Dann ging Boas♦ zurück in die Stadt.
16Als Rut wieder zu ihrer Schwiegermutter kam, fragte Noomi: »Was hast du erreicht, meine Tochter?«
Rut erzählte Noomi alles, was Boas für sie getan hatte, 17und fügte hinzu: »Er hat mir diese sechs Maß Gerste gegeben und gesagt: ›Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen.‹«
18 PS Da sagte Noomi zu ihr: »Warte in Ruhe ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht. Der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute entschieden hat.«
Boas heiratet Rut
1 PS Boas ging zum Stadttor und setzte sich dort hin. Als der andere Loskäufer, von dem er gesprochen hatte, vorbeilief, rief Boas ihm zu: »Komm doch herüber und setz dich zu mir.« Und der Mann kam und setzte sich zu Boas. 2Dann holte Boas zehn weitere Männer von den Ältesten der Stadt und bat sie ebenfalls Platz zu nehmen. Also setzen sie sich dazu. 3 PS Boas sagte zu dem Loskäufer der Familie: »Noomi, die aus Moab zurückgekehrt ist, will das Land unseres Verwandten Elimelech verkaufen. 4 PS Ich dachte, ich sollte dir das sagen und dir einen Vorschlag machen: Wenn du das Land auslösen willst, dann kaufe es jetzt in der Gegenwart der Ältesten meines Volkes und aller, die hier sitzen. Wenn du es jedoch nicht auslösen willst, dann lass es mich wissen, denn es gibt keinen anderen Loskäufer außer dir, und ich bin erst nach dir an der Reihe.«
Der Mann antwortete: »Gut, ich werde es auslösen.«
5 PS Da sagte Boas zu ihm: »Wenn du das Land von Noomi kaufst, erwirbst du damit auch Rut, die moabitische Witwe, und musst sie heiraten, damit ihrem verstorbenen Mann ein Erbe für das Land geboren wird♦.«
6 PS »Dann kann ich es nicht auslösen«, sagte der Loskäufer, »denn damit würde ich meinen eigenen Besitz gefährden. Übernimm du mein Loskaufrecht; ich kann das Land nicht auslösen.«
7 PS Bei einem Loskauf- oder Tauschgeschäft war es damals in Israel üblich, sich eine Sandale auszuziehen und sie dem Handelspartner zu geben. Das war die öffentliche Bestätigung für den Vertragsabschluss. 8Der Loskäufer der Familie zog also seine Sandale aus und sagte zu Boas: »Kauf du das Land.«
9Darauf sagte Boas zu den Ältesten und zu allen anwesenden Leuten: »Ihr seid Zeugen, dass ich heute den gesamten Besitz Elimelechs, Kiljons und Machlons von Noomi gekauft habe. 10Zusammen mit dem Land habe ich auch Rut erworben, die moabitische Witwe von Machlon. Sie soll meine Frau werden, damit der Verstorbene einen Erben bekommt, der seinen Namen weiterträgt. So wird sein Name im Kreis seiner Verwandten und unter den Bürgern der Stadt nicht untergehen. Ihr alle seid heute Zeugen dafür.«
11 PS Da sagten alle, die im Tor zusammen waren, und die Ältesten: »Wir sind Zeugen! Der HERR beschenke die Frau, die jetzt in dein Haus kommt, so reich wie Rahel und Lea, aus denen das ganze Volk Israel hervorgegangen ist! Dein Familienglück soll sich mehren in Efrata und dein Name bedeutend werden in Bethlehem. 12 PS Und der HERR schenke dir durch diese junge Frau ebenso viele Nachkommen wie unserem Ahnherrn Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.«
Die Nachkommen von Boas
13 PS So heiratete Boas Rut und sie wurde seine Frau. Als er mit ihr schlief, ließ der HERR sie schwanger werden, und sie gebar einen Sohn. 14 PS Und die Frauen der Stadt sagten zu Noomi: »Gelobt sei der HERR, der dir heute einen Loskäufer geschenkt hat! Sein Name soll in Israel gefeiert werden! 15 PS Durch dieses Kind sollst du innerlich wieder gesund werden, und im Alter soll es für dich sorgen. Denn es ist der Sohn deiner Schwiegertochter, die dich so sehr liebt und die dir mehr bedeutet als sieben Söhne!«
16Noomi nahm das Kind und legte es auf ihren Schoß und übernahm die Pflege des Jungen. 17Die Nachbarinnen sagten: »Jetzt hat Noomi endlich wieder einen Sohn!« Und sie nannten ihn Obed♦. Er wurde der Vater von Isai und der Großvater von David.
18Dies ist der Stammbaum, der mit Perez begann: Perez war der Vater von Hezron. 19Hezron war der Vater von Ram. Ram war der Vater von Amminadab. 20Amminadab war der Vater von Nachschon. Nachschon war der Vater von Salmon. 21Salmon war der Vater von Boas. Boas war der Vater von Obed. 22Obed war der Vater von Isai. Isai war der Vater von David.