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Wenn man Teresa später Bilder von Cloé zeigte, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Auf dem Foto war sie als Baby neben einem ihr unbekannten Mädchen mit einer dunkleren Hautfarbe zu sehen. »Deine erste Freundin«, erklärte ihre Mutter, und Teresa zuckte die Schultern.

Teresa war die Jüngste im Kindergarten, einer teuren Privateinrichtung, in der die Kinder besser gefördert wurden als sonst, und die damals schon das Konzept der Montessori-Pädagogik propagierte. Dennoch spürte Edith die schiefen Blicke anderer Mütter und hörte spitze Bemerkungen der Schwiegereltern heraus. Ende der Achtziger gab man sein Kind nicht mit eineinhalb Jahren ab. Sie verschob alle Termine auf den Vormittag, um Teresa mittags abholen zu können. Ihr schlechtes Gewissen blieb bestehen, es ließ sie nie vergessen, dass es für eine Mutter nicht in Ordnung war, ein Kind herzugeben, abzugeben, wegzugeben.

Sie meldete Teresa wieder ab und engagierte ein Kindermädchen, das bis zum frühen Nachmittag dablieb. Eine unscheinbare, langweilige junge Frau, die alles mit sich machen ließ und nichts von Cloés Lebensfreude hatte. Erst mit drei Jahren kam Teresa wieder in einen Kindergarten, und diesmal blieb sie.

Sie war kein auffälliges Kind, entwickelte sich durchschnittlich, sowohl was Größe, Gewicht, Zähne, Sprache als auch Emotionen betraf.

Teresa konnte sich durchsetzen, sie war extrem stur und sprachlich begabt. Damit glich sie ihre motorische Ungeschicklichkeit aus. Sie hatte Freundinnen, spielte mit Puppen und kleidete sich, obwohl es die Familie nicht forcierte, am liebsten rosarot.

Sie war integriert, ein fröhliches, lustiges, manchmal trauriges, neugieriges Kind, das sich zu Weihnachten und zum Geburtstag eine ältere Schwester und später ein Pferd wünschte. Mit ihrer Mutter spielte sie, ihrem Vater erzählte sie. Er hörte sich alles an, ob er zuhörte, war nicht wichtig. Edith wusste, dass er mit seiner Tochter gefühlvoller war als mit irgendeinem anderen Menschen. Sie erzogen Teresa liebevoll, die Mutter war für die emotionale, der Vater für die kognitive Entwicklung zuständig, wie es auch ihren Berufen entsprach.

So kindgerecht wie möglich erklärte er ihr, was richtig und was falsch war, er vermittelte ihr Werte und Normen. Als Teresa wissen wollte, was sie in ihren Berufen taten, sagte er: »Zu deiner Mama kommen Leute, die so traurig sind, dass sie überhaupt nicht mehr lachen können. Mama hilft ihnen, wieder fröhlich zu werden. Und ich helfe Leuten, die ein Baby haben wollen und keines bekommen können.« Teresa machte große Augen. »Du steckst das Baby in den Bauch?«, fragte sie. Er lachte und schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Aber merk dir einfach, dass wir Menschen helfen, die Hilfe brauchen.«

Teresa zeichnete ihre Eltern: den Vater in seinem weißen Kittel und die Mutter mit einer Teetasse in der Hand, sie saßen auf einer Wolke. Unter die Mutter zeichnete sie weinende Köpfe, und unter den Vater dürre, kopflose Frauenkörper. Es war ein Bild, das Teresas Talent offenbarte, und gleichzeitig war es so grausam, dass Edith es in einer Schublade versteckte.

Teresa hört auf

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