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3.1 Historische Forschung

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Bewährte Interdisziplinarität

Die historische Erforschung der Quellen und der Geschichte christlicher Spiritualität dürfte für eine Theologie der Spiritualität der wichtigste benachbarte Forschungszweig sein. Wie eine unüberschaubare Fülle von Einzelstudien, Monographien, Gesamtdarstellungen und Texteditionen zeigen, bildet das Quellenstudium einen Schwerpunkt der neueren Spiritualitätsforschung. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit verläuft in diesem Bereich meist ohne größere Verständnisschwierigkeiten. Wo die unterschiedlichen Zugänge zu einer historischen Gestalt christlicher Spiritualität überhaupt als solche hervortreten, werden sie in der Regel als befruchtend empfunden. Ein besonders eindrückliches Beispiel für eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die Mystikforschung der letzten Jahrzehnte. An den beiden großen internationalen Symposien ,Abendländische Mystik im Mittelalter‘ (Ruh/384) und ,Deutsche Mystik im abendländischen Zusammenhang‘ (Haug/371) waren Historiker, Literaturwissenschaftler, Philosophiehistoriker und Theologen gleichermaßen vertreten. Die Diskussion um den Mystikbegriff, die sich auf dem ersten Symposium entfachte, hat sich für die weitere Forschung als äußerst fruchtbar erwiesen und spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Zugängen, den die beiden neuen Standardwerke der historischen Mystikforschung wählen: Während sich der Altgermanist Kurt Ruh in seiner Geschichte der abendländischen Mystik (47 – 50) am Kanon der Forschungsgeschichte orientiert, wählt der Kirchenhistoriker Bernard McGinn einen stärker theologisch profilierten Zugang (39 – 42).

Das hohe Niveau interdisziplinärer Verständigung, das die historische Erforschung christlicher Mystik auszeichnet, dürfte auch für andere Bereiche der Spiritualitätsforschung vorbildhaft wirken. Dass sich eine Theologie der Spiritualität nicht darauf beschränken kann, sich an der historischen Erforschung der Geschichte und der Quellen christlicher Spiritualität mit eigenen Beiträgen zu beteiligen, liegt auf der Hand. Im Unterschied zur Geschichts- und Literaturwissenschaft betrachtet sie die Dokumente und Texte nicht nur als historische Zeugnisse, sondern als Artikulationen geistgewirkten Lebens. Auf die hermeneutischen Probleme, die mit einer solchen Fragerichtung gegeben sind, werde ich im übernächsten Abschnitt eingehen.

Einführung in die Theologie der Spiritualität

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