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2.5Perspektive Freie Berufe

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Die Veränderungen und Wandlungsprozesse auf dem Arbeitsmarkt betreffen natürlich auch die Freien Berufe. Ohne im Detail auf die steuerrechtlichen bzw. berufssoziologischen Definitionen des Begriffs der Freiberuflichkeit einzugehen, soll hier zunächst folgende Unterscheidung festgehalten werden: Es gibt verkammerte und nichtverkammerte Freie Berufe. Die sogenannten verkammerten Freien Berufe, zu denen beispielsweise ÄrztInnen und AnwältInnen gehören, definieren ihr Berufsbild und ihr Berufsethos, Inhalte von Ausbildung und Weiterbildungen, Zulassungsvoraussetzungen, Gebühren- und Honorarordnung und regulieren und gestalten somit über die Institution der Kammer. Im Kapitel 3 erfahren Sie mehr über diese klassischen Freien Berufe.

Die nichtverkammerten Freien Berufe organisieren sich i.d.R. in deutlich weniger regulierten Verbänden, geben jedoch ebenfalls Orientierungen hinsichtlich Berufsbild und -ethos, Voraussetzungen, Weiterbildungen, Arbeitsorganisation und Verdienstmöglichkeiten und bieten zumeist auch einen Rahmen für kollegialen Austausch und Unterstützung. Beispiele aus dem Kulturbereich sind etwa der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL), das Buchbranchen-Netzwerk BücherFrauen, der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in der Gewerkschaft ver.di, der Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ), der Deutsche Journalistenverband (DJV) oder der Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler (BfK).

Während sowohl die verkammerten als auch die nichtverkammerten Freien Berufe relativ klar umrissene Berufsprofile entwickelt haben, gibt es jenseits davon ein weites Feld freiberuflicher Tätigkeiten, das jenseits regulierter Strukturen und sozialer Sicherung ein Höchstmaß an individuellen Profilierungsmöglichkeiten bietet. Der individuelle Akzent liegt dabei häufig auch auf der jeweiligen Kombination verschiedener Tätigkeiten. Dieses weite Feld ist für AkademikerInnen, die wissensintensive und kulturelle Dienstleistungen entwickeln und profilieren wollen, naturgemäß am interessantesten und am ertragreichsten. Im Kapitel 3 erfahren Sie mehr darüber.

Zunehmender Bedarf an wissensintensiven und kulturellen Dienstleistungen

Die Veränderungen im Bereich der Freien Berufe hängen eng zusammen mit gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen. Mit wachsender Komplexität und Unübersichtlichkeit unserer näheren und weiteren Umfelder nimmt auch der Bedarf an kompetenzbasierten Beratungsdienstleistungen zu. Dies betrifft nahezu alle Bereiche des sozialen Lebens wie Gesundheit, Wohnformen, Umweltschutz, Lebenslanges Lernen, Medien, Weiterbildung, Recht, Kultur. Gerade hier sind bedarfsgerechte freiberufliche Dienstleistungen mit dem Potenzial, sich zu verändern und zu verbessern, gefragt – vor allem wissensintensive und kulturelle. Hier liegt eine nicht zu unterschätzende Vielfalt an Erwerbsmöglichkeiten für AkademikerInnen, die sich in nachhaltiger Biografiearbeit mit der Profilierung individueller Tätigkeitsbereiche beschäftigen wollen. Das müssen sie überwiegend in Eigeninitiative, kreativ und systematisch, selbst unternehmen. Für eine selbstständige freiberufliche Existenz sind sie in aller Regel nicht ausgebildet worden, es fehlt ihnen an Informationen und Wissen, an praktischer und logistischer Unterstützung, an Möglichkeiten, herauszufinden, ob dies für sie die richtige Lebens- und Arbeitsform ist. Darüber hinaus sehen sie sich vielfach in einer Zwangslage: Stellen im öffentlichen Dienst und der Wirtschaft werden immer knapper, immer mehr AkademikerInnen etablieren sich mit freiberuflichen Dienstleistungen auf dem Markt, der Konkurrenzdruck – auch im europäischen Binnenmarkt und durch die Globalisierung überhaupt – wächst.

Freie Berufe passen perfekt zu AkademikerInnen

Sie fragen sich nun vielleicht: Warum sind die Freien Berufe so besonders geeignet für AkademikerInnen? Dies wird deutlich, wenn man sich mit ihrer Definition beschäftigt. Ich möchte an dieser Stelle, sozusagen zum Einstieg, eine berufssoziologische Begriffsbestimmung geben5, die zeigt, wie wesentlich die Person der Freiberuflerin, des Freiberuflers für die hier gemeinten wissensintensiven und kulturellen Dienstleistungen ist:

FreiberuflerInnen erbringen in eigener Person und Verantwortlichkeit, weisungsunabhängig und wirtschaftlich selbstständig, ideelle Dienstleistungen von hohem individuellem und/oder Gemeinschaftswert. Es handelt sich ausdrücklich um persönlich erbrachte, nichtstandardisierte, individuelle Leistungen auf der Grundlage hoher beruflicher Qualifikationen und Kompetenzen sowie eines besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen FreiberuflerIn und Kunde/Kundin.

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