Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 22

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11. An die Jungfrauen in Haemona

[Vorwort]

Wieder ein Sehnsuchtsbrief an die alte Heimat. In Haemona, dem heutigen Laibach, hatte Hieronymus Bekanntschaft gemacht mit einem Konvente frommer Nonnen und mit dem Mönch Antonius, dem Empfänger des nächsten Briefes. Er beklagt sich bitter darüber, daß kein Lebenszeichen aus Haemona zu ihm dringt. Obwohl Sünder, verdiene er doch nicht, mit Verachtung gestraft zu werden. Das Gericht stehe bei Gott, aber nicht in den Flüsterecken der Verleumder. Offensichtlich sind die gegen ihn von der „Iberischen Schlange“ 131 verbreiteten Gerüchte auch nach Haemona gedrungen. Dort scheinen sie Glauben gefunden zu haben, was ihn aufs tiefste kränkt. Wie die Einleitung zeigt, stammt der Brief aus den Tagen des Wüstenaufenthaltes, in dessen Anfang er zu verlegen sein dürfte (375/176).

[Brief]

Das kleine Stück Papier, auf das ich schreiben muß, verrät, daß ich in einer Einöde lebe. Ich sah mich daher gezwungen, das geplante ausführliche Schreiben auf den kleinen zur Verfügung stehenden Raum zusammenzudrängen. Gern hätte ich mich ausführlicher mit Euch unterhalten; aber das armselige Blättchen nötigt mich, manches zu übergehen. Aber schließlich hat der Geist die Armut überwunden. Der Brief ist zwar klein, aber er enthält viel. Gerade in dieser Stunde der Not könnt Ihr auf meine Anhänglichkeit schließen, da mich selbst der Mangel am geeigneten Material nicht vom Schreiben abhalten konnte. Ihr aber möget es meinem Schmerze nachsehen, wenn ich mich verletzt fühle — unter Tränen und mit Entrüstung gestehe ich es; denn nicht einen Buchstaben hattet Ihr für mich, der ich Euch so manchen Dienst erwiesen habe, übrig. Ich weiß, daß zwischen Licht und Finsternis eine Gemeinschaft unmöglich ist, 132 daß es keine Beziehungen geben kann zwischen Dienerinnen des Herrn und Sündern. Aber auch die Buhlerin durfte des Herrn Füße waschen, 133 und von den Brosamen der Herren nähren sich die Hunde. 134 Auch kam der Heiland nicht, um die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder; 135 denn nicht die Gesunden bedürfen des Arztes. 136 Er will nicht den Tod des Sünders, sondern seine Bekehrung. 137 Das irrende Schäflein trägt er auf seinen Schultern nach Hause, 138 und den verlorenen Sohn nimmt der Vater bei seiner Heimkehr mit Freuden auf. 139 Der Apostel sagt sogar: „Richtet nicht vor der Zeit! 140 Wer bist Du denn, daß Du über einen fremden Knecht urteilst? Er stehe oder falle seinem eigenen Herrn. 141 Wer steht, sehe zu, daß er nicht falle. 142 Einer trage des anderen Last“ 143 Geliebteste Schwestern, wie Ihr seht, urteilt die menschliche Scheelsucht anders wie Christus. Vor seinem Richterstuhle lautet das Urteil anders wie in den Schlupfwinkeln der Ohrenbläser. Den Menschen scheinen viele Wege gerecht, 144 die sich später als sündhaft erweisen. Oft wird ein Schatz in irdenen Gefäßen aufbewahrt. 145 Bittere Reuetränen haben dem Petrus, der den Herrn dreimal verleugnete, die verlorene Gunst zurückgewonnen. 146 Wem mehr nachgelassen wird, der liebt auch mehr. 147 Von der ganzen Herde spricht kein Mensch, aber über die Genesung eines todkranken Stückes freuen sich die Engel im Himmel, 148 Wem die Berufung auf diese Stelle unangebracht scheint, der höre auf das Wort des Herrn: „Freund, warum ist dein Auge schalkhaft, wenn ich gut bin?“ 149

Ausgewählte Briefe, Band 1

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