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47. An Desiderius

[Vorwort]

Der Empfänger dieses Briefes hatte sich unter starker Betonung der wissenschaftlichen Fähigkeiten und Verdienste unseres Kirchenvaters an diesen gewandt, um von ihm einige Handschriften zu erhalten. Hieronymus lehnt das Lob bescheiden ab und erwidert mit einer schmeichelhaften allegorischen Deutung der Namen des Empfängers und seiner Gattin. Auf Veranlassung Paulas, welche Desiderius und Serenilla näher kennen mußte, lädt Hieronymus Desiderius zu einem Besuche nach Bethlehem ein. Aus praktischen Gründen lehnt er vorläufig die Zusendung seiner Schriften ab und ersucht den Bittsteller, bei Marcella oder Domnio das letzte Kapitel des Schriftstellerkataloges einzusehen und ihm zu berichten, was ihm von seinen Schriften fehlt.

Ober die Persönlichkeit des Desiderius sind die Auffassungen geteilt. Ein gallischer, einer Diözese Aquitaniens zugehöriger Presbyter Desiderius steht in engeren Beziehungen zu Hieronymus, der ihm die Pentateuchübersetzung gewidmet hat. 241 Auch im Streite mit Vigilantius spielt er eine Rolle. 242 Im Gegensatz zu Cavallera, der in dem Empfänger der ep. 47 einen römischen Desiderius erblickt, 243 vermutet man wohl mit Recht allgemein unter dem Namen Desiderius ein und dieselbe Person. Dies legt schon der Umstand nahe, daß es sich immer um eine stark wissenschaftlich eingestellte Persönlichkeit handelt. Auch dürfte der „römische“ Desiderius sich nur vorübergehend in der Weltmetropole aufgehalten haben. Muß ihm doch Hieronymus Marcellas Wohnung, die sicher allen bedeutenderen Christen in Rom bekannt war, näher angeben.

Die unfreundliche Bemerkung Gr., daß des Hieronymus Einladung aus Konkurrenzneid nicht gerade herzlich ausgefallen sei, und daß er Desiderius lange die Schwierigkeiten auseinandersetzt, die mit einer Reise nach dem Hl. Land verbunden sind, 244 findet im Texte des Briefes keine Stütze.

Da Hieronymus in diesem Briefe der 392/93 verfaßten und in De vir. ill. noch nicht erwähnten Schrift „Contra Jovinianum“ nicht gedenkt, muß der Brief 392, dem 14. Jahre der Regierung des Kaisers Theodosius, 245 oder spätestens 393 geschrieben sein.

1.

Deinen Brief, in welchem Dein gütiges Wohlwollen sich ganz gegen mein Erwarten so anerkennend äußert, habe ich gelesen. Gewiß habe ich mich über die Anerkennung eines so ehrenwerten und gelehrten Mannes gefreut. Freilich bei näherem Nachdenken fühlte ich mich durch das mir gespendete Lob mehr bedrückt als gehoben da ich mich dessen als unwürdig bezeichnen muß. Du weißt ja auch, daß der christliche Glaube das Fähnlein der Demut voranträgt. Er will, daß wir in Niedrigkeit wandeln, um die Höhen zu erklimmen. Bin ich wirklich so überragend und so bedeutend, daß mir ein Lob aus solch gelehrtem Munde zusteht, daß mir jemand die Palme der Beredsamkeit zuerkennt, der selbst so gewandt schreibt, daß ich mich beinahe scheue, zu antworten? Doch ich will es immerhin wagen. Wenn ich mich auch nicht berufen fühle, den Lehrer zu spielen, so will ich doch in christlicher Liebe, die nicht ihren eigenen Nutzen, sondern des Nächsten Wohl sucht, 246 der Pflicht höflicher Begrüßung gerecht werden.

2.

Ich beglückwünsche Dich und Deine heilige und ehrwürdige Schwester Serenilla, welche die wogende Welt überwunden hat und ihrem Namen gerecht werdend 247 in die heitere Ruhe Christi eingegangen ist. Auch Dein Name hat eine Bedeutung, welche auf eine Vorausbestimmung hinweist. Denn wir lesen, daß auch der heilige Prophet Daniel ein „Mann des Verlangens“ 248 und ein Freund Gottes genannt wurde, weil er dessen Geheimnisse zu erforschen verlangte. 249 Deshalb tue ich auch von mir aus, was die ehrwürdige Paula mich zu tun ersuchte. Ich lade Dich ein und bitte Dich bei der Liebe Christi, uns die Ehre Deines Besuches zu schenken. Du machst uns reich, wenn Du uns einen solchen Gefallen erweisest, etwa gelegentlich einer Wallfahrt zu den heiligen Stätten. Sollte Dir auch unsere Gesellschaft nicht behagen, so ist es immerhin die Erfüllung einer Art von Glaubenspflicht, dort betend zu knien, wo des Herrn Füße gestanden haben, 250 und gleichsam die noch frischen Spuren seiner Geburt, seines Kreuzes und seines Leidens zu besuchen.

3.

Von meinen Schriften übersende ich Dir nichts; denn die meisten sind schon dem Nestchen entflogen, da ihnen ganz unverdient die Ehre der Veröffentlichung zuteil wurde. Schließlich könnte ich Dir schicken, was bereits in Deinem Besitze ist. Willst Du die Exemplare entleihen, dann kannst Du sie von der heiligen Marcella, 251 die auf dem Aventinischen Hügel wohnt, oder von Domnio, 252 einem heiligmäßigen Manne, dem Lot unserer Tage, erhalten. Ich aber erwarte Deine Ankunft und werde Dir dann alles geben, wenn Du hier bist. Sollten sich Deiner Reise aber irgendwelche Hindernisse in den Weg stellen, dann schreibe mir, und ich will gerne senden, was Du wünschest. Ich habe ein Buch geschrieben mit dem Titel „Von berühmten Männern“, das mit den Aposteln beginnt und bis auf unsere Tage reicht. Hierbei dienten mir Tranquillus 253 und der Grieche Apollonius 254 als Vorbild. Nachdem ich eine große Anzahl von Schriftstellern behandelt habe, setzte ich auch mich gleichsam als eine unzeitige Geburt und als den niedrigsten aller Christenmenschen 255 ans Ende des Buches. Dadurch war ich gezwungen, kurz zu erwähnen, was ich bis zum 14. Regierungsjahre des Kaisers Theodosius 256 geschrieben habe. Wenn Du Dir dieses Buch bei den Genannten leihst, dann wirst Du aus der Aufstellung sehen, was Dir fehlt. Auf Wunsch werde ich es dann für Dich nach und nach abschreiben lassen.

Ausgewählte Briefe, Band 1

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