Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 23
Оглавление12. An den Mönch Antonius in Haemona
[Vorwort]
Leipelt 150 schreibt von diesem an einen uns sonst unbekannten Mönch in Haemona gerichteten Brief, er dringe mit einer gewissen vertraulichen, aber dreisten Unbescheidenheit in den Empfänger, sein Stillschweigen zu brechen und auf seine Briefe zu antworten. Die Einführung in den vorigen Brief zeigt, daß der Beweggrund des Drängens ein anderer ist. Hieronymus will sich vergewissern, daß seine Ehre wiederhergestellt ist, mußte er doch aus der Nichtbeantwortung von etwa zehn vorangehenden Briefen schließen, daß auch Antonius den gegen ihn ausgestreuten Verleumdungen ein williges Ohr geliehen hatte. Der Brief dürfte durch den gleichen Boten wie sein Vorgänger besorgt worden sein. Er wäre deshalb in die Jahre 375/76 zu verlegen.
[Brief]
Als unter den Jüngern ein Rangstreit anhub, nahm unser Herr, der Demut Lehrmeister, ein Kind bei der Hand und sprach: „Wer von euch nicht wie ein Kind wird, der kann nicht in das Himmelreich eingehen.“ 151 Damit es aber nicht so aussehe, als lehre er die Demut, ohne sie zu üben, gab er auch das entsprechende Beispiel Er wusch seinen Aposteln die Füße, 152 begrüßte den Verräter mit einem Kusse, 153 unterhielt sich mit der Samariterin, 154 sprach mit Maria, die zu seinen Füßen saß, 155 über das Himmelreich und zeigte sich nach seiner Auferstehung von den Toten zuerst den Frauen. 156 Der Satan aber wurde von dem Range eines Erzengels nur wegen seines der Demut widerstrebenden Stolzes herabgestürzt. 157 Das jüdische Volk, das die ersten Sitze und den Gruß auf dem Markte beanspruchte, 158 ist von einem heidnischen Volke, das vorher wie der Tropfen am Eimer mißachtet wurde, 159 abgelöst und vernichtet worden. Die Fischer Petrus und Jakobus wurden gegen die Sophisten und Weisen dieser Welt gesandt. Deshalb sagt die Schrift: „Den Hochmütigen widersteht Gott, den Demütigen aber verleiht er seine Gnade.“ 160 Du siehst also, mein lieber Bruder, wie schlimm ein Übel sein muß, das Gott zum Gegner hat. Wegen dieses Übels findet der anmaßende Pharisäer des Evangeliums keine Gnade, während der demütige Zöllner erhört wird. 161 In zehn Briefen, wenn ich nicht irre, habe ich Dir meine Hochachtung ausgesprochen und einige Bitten an Dich gerichtet, ohne daß Du Dich herabgelassen hättest auch nur Muh zu sagen. 162 Während der Herr mit den Dienern sprach, 163 willst Du, der Bruder, nicht einmal mit dem Bruder reden. „Wie unverschämt“, wirst Du sagen. Glaube mir, wenn nicht mein Sinn für edle Ausdrucksform mir Zurückhaltung auferlegte, würde ich in meinem Grimme solch schweres Geschütz auffahren, daß Du schließlich Dich zu einer Antwort bequemen müßtest, wäre es auch eine, die aus der Erregung geboren würde. Der Menschen Art ist es, nachzutragen, der Christ aber soll kein Unrecht tun. Darum will ich noch einmal den früheren Weg einschlagen und Dich bitten: „Liebe den, der Dich liebt, und gönne, mein Mitknecht im Herrn, Deinem Mitknecht ein Wort!“