Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 25

Оглавление

31 An Eustochium

[Vorwort]

Ein reizendes Brieflein. Zeigt es doch, daß die ernste Lebensauffassung im aszetischen Zirkel in Rom das rein Menschliche nicht ertötet hatte. Der Sinn für die Festtagsfreude und Festtagsstimmung, der Unterschied zwischen Feiertag und Alltag war geblieben. In prächtigem Schmelz fließen Scherz und Ernst zusammen. Wer hier von billet doux, von Salonbeichtvätern aus dem Zeitalter Ludwigs XIV., von galanter Spielerei redet, 170 sieht mit schielendem Auge. Fürwahr, dafür sind der Fälle im reichen Briefwechsel des Heiligen zu wenige.

Zum Feste des hl. Petrus hat Eustochium ihrem verehrten Seelenführer einige bescheidene Gaben als Zeichen ihrer treuen Anhänglichkeit übersandt, begleitet von einem Brieflein. Dieses enthielt wohl den „Pfeffer“, vielleicht eine zarte Mahnung zur Sanftmut, die in jenen Tagen, in denen Hieronymus scharf angegriffen wurde, nicht unberechtigt war. Im vorliegenden Dankschreiben deutet der Empfänger die Geschenke allegorisch auf die Spenderin, der er nun auch seinerseits den „Pfeffer“ nicht erspart. Der harmlose Scherz bereitet ihm soviel kindliche Freude, daß er das Brieflein auch an Marcella schickt, damit auch sie sich daran ergötze. 171 Nur düsterer Rigorismus kann das Fazit dieses Briefleins in die Worte kleiden: „Die ernste Würde, wie sie ein Ambrosius besaß, ging ihm ab.“ 172

Der Brief ist verfaßt zum Peterstage des Jahres 384. 173

1.

Die Armspangen, der Brief und die Tauben, die ich von einer Jungfrau zum Geschenke erhalten habe, machen für das Auge nicht viel aus, aber ich schätze sie als Zeichen treuer Anhänglichkeit. Da Gott bei den ihm darzubringenden Opfern den Honig verboten hatte, 174 so hast auch Du die allzu große Süßigkeit geschickt umgewandelt und sozusagen mit einer Dosis scharfen Pfeffers gewürzt. Bei Gott ist nämlich nichts wohlgefällig, was nur Vergnügen bereitet, was nur süß und angenehm ist. Was ihm gefallen soll, darf eines Schusses ernster Wahrheit nicht entbehren. Das Pascha Christi wird ja mit bitteren Kräutern genossen. 175

2.

Es ist heute ein Fest, der Geburtstag des hl. Petrus, das mit größerer Feierlichkeit als gewöhnlich begangen werden möge. Doch soll die Feststimmung das scherzende Wort nicht aus den Angeln der Hl. Schrift heben; nicht allzu weit wollen wir uns entfernen von den Gesetzen unserer geistigen Ringschule. Der Prophet Ezechiel schildert, wie Jerusalem mit Armspangen geschmückt wird. 176 Baruch empfängt von Jeremias einen Brief. 177 In Gestalt einer Taube kommt der Hl. Geist herab. 178 Auch Dir soll der Pfeffer nicht ganz geschenkt werden. Vielmehr sollst Du Dich an das Büchlein er innern, das ich Dir vor einiger Zeit zugeschickt habe, 179 Hüte Dich, den Schmuck der guten Werke zu verlieren; denn sie sind das wahre Armgeschmeide. Zerreiße nicht den Brief, der in Dein Herz geschrieben ist, 180 den der gottselige König von Baruch erhalten hatte, um ihn dann mit dem Schermesser zu zerschneiden, 181 Sei auf der Hut, damit man nicht Osees Wort über Ephraim; „Töricht wie eine Taube bist du geworden“, 182 auf Dich anwenden kann. Du wirst mir antworten: „Allzu scharf, nicht passend zur fröhlichen Festtagsstimmung.“ Aber durch die Auswahl Deiner Geschenke hast Du mich ja selbst herausgefordert. Du hast Bitter und Süß gemischt, ich vergelte nur Gleiches mit Gleichem; deshalb auch dieser Tropfen Wermut in meiner Anerkennung.

3.

Aber Du sollst nicht meinen, daß ich Deine Gaben herabsetze. Ich erhielt ja auch ein Körbchen, gefüllt mit herrlichen, in jungfräulicher Schamröte leuchtenden Kirschen, die ich im Augenblick von Lucullus überbracht wähnte. Hat er ja doch nach der Unterwerfung von Pontus und Armenien als erster diese Art Frucht aus Kerasus nach Rom gebracht. Deshalb hat ja auch der Baum seinen Namen nach seiner Heimat erhalten. 183 Da nun in der Hl. Schrift von einem mit Feigen gefüllten Korbe die Rede ist, 184 während Kirschen in ihr nicht erwähnt werden, so will ich in der Stelle, an der der Feigenkorb erwähnt wird, die Frucht verherrlichen, die mir überreicht wurde. Ich wünsche also, daß Du den Feigen gleichest, welche vor den Tempel Gottes hingestellt werden, von denen Gott sagt: „Sie sind gut, sehr gut.“ 185 Denn der Erlöser liebt nichts Mittelmäßiges. Das Kalte verachtet er zwar nicht, aber am Warmen hat er seine Freude. Von den Lauen jedoch spricht er in der Apokalypse, daß er sie ausspeien will. 186 Deshalb wollen wir recht sorgfältig darauf achten, daß wir den Festtag nicht feiern durch ein Übermaß an Speise, sondern durch geistige Erquickung. Denn es wäre sehr albern, durch überreiche Sättigung den Märtyrer feiern zu wollen, von dem wir wissen, daß er durch Fasten Gott zu gefallen suchte. Du mußt Dich mit dem Essen stets so einrichten, daß auf die Mahlzeit Gebet und geistliche Lesung folgen kann. Wem diese Mahnung nicht passen sollte, dem halte das Wort des Apostels vor: „Wenn ich noch nach der Menschen Anerkennung trachten möchte, dann wäre ich keine Magd Gottes.“ 187

Ausgewählte Briefe, Band 1

Подняться наверх