Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 29

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44. An Marcella

[Vorwort]

Ein kleines Brieflein mit melancholischem Einschlag, in dem sich Hieronymus bedankt für kleine Geschenke, die Marcella ihm zugesandt hat, und sie symbolisch auf die Geber und auf den Beschenkten deutet.

Allgemein wird der Brief in die letzte Zeit des römischen Aufenthaltes verlegt. Mir scheint er von Bethlehem aus geschrieben zu sein. Hieronymus spricht von einer gegenseitigen räumlichen Trennung, die mündliche Unterhaltung ausschließt. Diese Trennung erwähnt er auch in der an Principia gerichteten Biographie der entschlafenen Marcella in ähnlich lautenden Ausdrücken. 234 Endlich waren den Gaben auch kleine Geschenke für Matronen beigefügt, ohne Zweifel für Paula und Eustochium. Allerdings könnte man sich darüber wundern, daß Hieronymus von Bethlehem aus Marcella außer dem an sich bescheidenen Inhalt nichts zu sagen hatte. Diese Schwierigkeit wäre sofort behoben, wenn man sich das Brieflein als Beilage denkt zu dem Schreiben, das Paula und Eustochium gemeinsam an Marcella richteten, 235 um so die Illusion, daß Hieronymus mit diesem Briefe nichts zu tun habe, zu verstärken. Er wäre dann in die Jahre 386/87 zu verlegen.

[Brief]

Ein jedes tut, was es kann, um durch geistige Unterhaltung uns darüber hinwegzutrösten, daß wir körperlich voneinander getrennt sind. Ihr schickt Geschenke, ich erwidere mit einem Dankesbrief. Dabei nehme ich darauf Bedacht, den Gaben, die ja von Jungfrauen, die den Schleier genommen haben, 236 herrühren, eine mystische Bedeutung unterzulegen. Der Bußsack deutet Gebet und Fasten an. Die Sessel weisen darauf hin, daß die Jungfrau ihren Fuß nicht auf die Straße setzen soll. Die Wachskerzen mahnen sie, mit brennendem Lichte die Ankunft des Bräutigams zu erwarten. 237 Die Kelche sind ein Sinnbild der Abtötung des Fleisches und verraten die ständige Bereitschaft zum Martyrium. Deshalb sagt auch die Schrift: „Wie überaus herrlich ist der berauschende Kelch des Herrn!“ 238 Wenn Ihr aber den Matronen Fliegenwedel schenkt, um die kleinen Tierchen zu verscheuchen, so liegt darin eine Aufforderung, alle sinnlichen Regungen zu unterdrücken, weil diese Mücken, die genau wie diese Welt nur eine kurze Lebensdauer haben, den Wohlgeruch des gottgefälligen Lebens zerstören. 239 Das ist die Deutung, welche die Jungfrauen, die bildliche Erklärung, welche die Matronen angeht. Auf mich aber passen Eure Geschenke im schlimmeren Sinne. Das Sitzen kommt dem Müßiggänger zu, auf dem Sacke liegen die Büßer, die Kelche sind für die Zecher. Es mag auch angenehm sein für den, der die nächtlichen Schrecknisse fürchtet 240 und Grauen empfindet vor seinem durch Sünde belasteten Gewissen, wenn er zu seiner Beruhigung Kerzen anzünden kann.

Ausgewählte Briefe, Band 1

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