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3.2.1 Seele

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Nachdem erläutert wurde, dass Manetti die Würde an der Sonderstellung des Menschen festmacht, soll herausgestellt werden, wie er diese Sonderstellung im Einzelnen begründet. Dabei spielt insbesondere Manettis Seelenkonzept eine wichtige Rolle. Manetti betont, dass die eigentliche Seele, die anima, nicht körperlichen16, sondern göttlichen Ursprungs ist17. Die anima sei jedoch nur ein Teilbestandteil der gesamten Seele, des animus. Glaap ist zuzustimmen, wenn er schreibt, dass Manetti „zum einen zwischen ‚anima‘ als dem Lebensprinzip schlechthin und ‚animus‘ als der denkenden und fühlenden Komponente der Seele“ differenziert (1994, 138). Er gründet seine Seelenkonzeption primär auf den Aussagen der Heiligen Schrift und im Speziellen den „oben erwähnten Auslegungen der mosaischen Worte“ und den „zahlreichen weiteren Definitionen von heiligen Männern, besonders von Ambrosius und von Gregor, von (Johannes) Damaszenus und von Remigius (von Auxerre)“ (Manetti 1990, 48). Gegen das Argument der antiken Naturphilosophen, dass nichts aus Nichts entstehen könne, führt Manetti den biblischen Schöpfungsbericht an18 und gelangt zu der Position, „dass die Seele eine Substanz und eine unkörperliche Form ist und von Gott aus dem Nichts geschaffen wurde“ (1990, 47f).

Aus den theologischen Bemerkungen zur Anthropologie schließt Manetti, dass wir erkannt hätten, „dass Körper und Seele die einzigen Bestandteile des Menschen sind“, und wir außerdem gesehen hätten, „dass es einige spezifische, besondere Eigenschaften des Körpers sowie außerordentliche, bewundernswerte Qualitäten der Seele gibt, dass manches aber beiden Teilen in ihrer Verbindung gemein ist“ (1990, 65). Aus der Erkenntnis, dass der Mensch aus zwei Substanzen, also einem materiellen Körper und einer immateriellen Seele besteht, resultiere unmittelbar die Frage nach der Möglichkeit der Interaktion dieser beiden radikal unterschiedlichen Substanzen. Das Problem erkennt auch Manetti und er stellt fest, dass die Interaktion von Körper und Seele „in keiner anderen Weise als durch das Wirken des allmächtigen Gottes geschehen konnte, zumal diese beiden Naturen offensichtlich den stärksten Gegensatz bilden und einander widerstreben“ (1990, 65).

Manetti war sich sicherlich bewusst, dass an dem Versuch, die Interaktion von zwei radikal unterschiedlichen Substanzen durch Vernunftgründe zu begründen, sogar Platon in seinem Dialog „Parmenides“ gescheitert war. Andere bedeutende Philosophen, etwa Heraklit, Parmenides, Nietzsche und in aller Deutlichkeit Spinoza, vertraten einen Monismus und konnten im Gegensatz zu den Dualisten gute Gründe für diese Theorie anführen. Spinozas Argument für den Monismus sei hier in aller Kürze paraphrasiert vorgestellt:19

Zwei Substanzen können bloß miteinander interagieren, wenn sie eine gemeinsame Eigenschaft haben.

Wenn Substanzen eine gemeinsame Eigenschaft20 besitzen, dann ist ihre Essenz ebenso identisch.

Deshalb kann es keine zwei in ihrer Essenz verschiedenen Substanzen geben, die miteinander interagieren.

Auf den folgenden Überlegungen beruht die erste Prämisse: Wie sollten zwei Substanzen miteinander interagieren, wenn sie keine gemeinsame Eigenschaft hätten? Es muss einen Mittler zwischen diesen geben. Manetti verweist diesbezüglich auf Gott. Eine gemeinsame Eigenschaft ist die andere mögliche Variante.

Zur zweiten Prämisse kann man durch folgende Überlegungen gelangen: Wenn man versucht, sich zwei Substanzen vorzustellen, die ausschließlich eine gemeinsame Eigenschaft besitzen und sich gegenseitig bis auf deren gemeinsame Eigenschaft in keiner Weise beeinflussen dürfen, dann wird deutlich, dass zwei solche Substanzen nicht unmittelbar zu denken sind. Eine Substanz bildet eine Einheit und sobald auf einen Teil von ihr eingewirkt wird, muss sich zwangsläufig die gesamte Substanz verändern, was der Verstand mit dem Satz vom hinreichenden Grund fordert.

Dieser Punkt wird noch deutlicher, wenn man erörtert, was der Begriff „Eigenschaft“ bedeutet, und man eine Eigenschaft als eine Abstraktion auffasst. Wir abstrahieren einen bestimmten Aspekt von einer Sache. Dieser Aspekt existiert jedoch nicht getrennt von dieser Sache, sondern ist in einer Einheit mit ihr verbunden. Und wenn eine Sache mit einer anderen Sache interagiert, dann kann es nie nur der eine Aspekt sein, der an dem Interaktionsprozess teilnimmt, sondern es muss stets die gesamte Sache oder das Ding sein, das beeinflusst wird. Dies bedeutet ebenso, dass gemäß diesen Überlegungen zwei Dinge mit einer gemeinsamen Eigenschaft in ihrer Essenz identisch sein müssen. Die Schlussfolgerung innerhalb Spinozas Argument folgt notwendigerweise aus den beiden Prämissen. Ausgehend von den soeben dargelegten Überlegungen, vertreten Spinoza und Nietzsche die Ansicht, dass keine zwei in ihrer Essenz unterschiedlichen Substanzen miteinander interagieren können.21

Diese Überlegungen sollten verdeutlichen, dass Manetti, indem er auf Gott verweist, um die Interaktion von Körper und Leib zu erklären, eine bessere Variante gewählt hat, als wenn er versucht hätte, die Interaktion philosophisch zu begründen, da mithilfe der Vernunft eine Interaktion nicht zu begründen ist.22

Menschenwürde nach Nietzsche

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