Читать книгу Familienglück im Klimawandel - Stella Borny - Страница 13

Das chinesische Buch

Оглавление

Tina öffnet die unterste Schublade ihres Schreibtisches und holt ein Buch hervor. Auf seinem blauen Kunstlederrücken ist die goldene Aufschrift DIARY zu lesen. So kann man es eindeutig identifizieren, wenn es im Bücherregal steht. Der größte Teil des Einbands besteht aus bedrucktem, lindgrünem Seidenstoff, der an den Ecken und Kanten von blauem Kunstleder gehalten wird. Man kann zahlreiche Motive erkennen: Da ist eine Landschaft mit blühenden Bäumen und Büschen, in der ein kleiner Tempel mit einem geschwungenen Dach steht, das von vier Säulen getragen wird. Zwei Menschen sitzen einander auf Bänken gegenüber, sind jedoch nur zu erahnen. Am unteren Rand läuft eine Frau hinter einem schwer bepackten Eselskarren her.

Tina schaut sich die Szenen auf dem Einband eine ganze Weile an. Es kommt ihr vor, als würde sie Kapitel aus ihrem eigenen Leben vor sich sehen. Sie schlägt das Buch auf und fängt an zu lesen. Es beginnt mit einem „Prolog im Himmel“ auf einem separaten Blatt, das sie nachträglich eingeklebt hat. Sie erinnert sich daran, dass sie vor einigen Jahren durch ein Buch über Seelenwanderung dazu inspiriert wurde.

S*

Engelskind, hör unser Gebet,

sei willkommen auf diesem Planet.

Hier auf der Erde bist du nicht allein,

dein neues Leben wird wundervoll sein.

Simon, in Seelengestalt, lümmelt sich zusammen mit seinen Freunden auf dem hellblauen Wolkensofa herum. Da schwirrt plötzlich eine geflügelte Engelpost mit goldenen Federn heran und kitzelt ihn am Ohr. Er öffnet sie und wird mit einer freudigen Entscheidung von der nächsthöheren Ebene bedacht:

„Du hast dich jetzt lange genug im himmlischen Medienzimmer ausgeruht und mit der universellen Software herumgespielt. Nun ist die Zeit für dich gekommen, mal wieder ein richtiger Mensch zu werden.“

Simon nimmt die gute Nachricht zur Kenntnis und überlegt eine Weile: „Es ist zwar ziemlich eng in einem Körper aus Fleisch und Blut, aber nur so kann ich reale Erlebnisse gestalten, was mir als pure Seele nicht möglich ist. – Wo würde ich denn gerne auf die Welt kommen? Deutschland, das wäre doch passend. Die Germanen sind so schön fleißig und üben sich schon lange in Demokratie. – Und welche Eltern sollen es diesmal sein? Da muss ich etwas genauer nachforschen, was in meinem Plan steht. Welche Eigenschaften sollen Vater und Mutter mitbringen?“

Er klickt das Feld „Seelenverträge“ auf der himmlischen Internetseite „Nächste Inkarnation“ an und stellt fest:

„Oh weh, das kann ja heiter werden! Wir haben wichtige Lebensthemen gemeinsam zu bearbeiten – alles aus Liebe, versteht sich. Das darf ich nicht vergessen, wenn ich Mensch sein werde. – Und welches Pärchen kommt für diese wichtige Aufgabe infrage?“

Auf dem Erdenbildschirm kann er erkennen, wo sich geeignete Kandidaten aufhalten und ob die Bedingungen günstig sind. Da gibt es einen jungen Rechtsanwalt mit seiner hübschen Frau. Es blinken lauter Herzchen auf und das bedeutet: „Beste Voraussetzungen als Vater und Mutter!“ Die beiden sehen glücklich aus und planen gerade ein Wunschkind.

„Was meint ihr, Freunde?“, fragt Simon. „Soll ich mich auf dieses Abenteuer einlassen?“

Alle anwesenden Engel nicken und einer von ihnen kommentiert es so: „Das sind gesicherte Verhältnisse. Auf der Erde wird immer darum gestritten, was Recht und was Unrecht ist. Dein Vater wird also niemals arbeitslos werden.“

Simon ist einverstanden und lässt die Engelpost von dannen schweben. „Gut, dann hole ich mal meinen Rucksack. Wie wäre es, wenn einer von euch mich als Schutzengel begleiten würde? Ich bekomme ja sowieso einen zugeteilt.“

Max, sein alter Kumpel, springt begeistert auf und Simon freut sich:

„Fein, dann lass uns gleich aufbrechen! Vorher schicken wir noch schnell eine Nachricht an die Zentrale, damit die Abteilung für Lunaception eine entsprechende Information an meine Mutter weiterleiten kann. Sie muss ja schließlich wissen, wie sie sich auf meine Ankunft vorbereiten soll.“

Und schon bald sieht man die beiden in Richtung Erde fortfliegen.

Tagelang – nein, nur nachts – brennt im Schlafzimmer meiner Eltern eine Fünfzehn-Watt-Glühbirne. Es geht doch nichts über ein funktionierendes Kommunikationsnetz. Die Beleuchtung sorgt dafür, dass auch wirklich ein Eisprung stattfindet. Über die Augen bewirkt das sanfte Licht im Gehirn die Freisetzung entsprechender Hormone. So einfach ist das. Ganz früher, als die Frauen noch unter freiem Himmel schliefen, verlief ihr Zyklus genau nach den Mondphasen. Bei Vollmond hatten sie ihren Eisprung und die Männer wussten, was sie zu tun hatten, um sich fortzupflanzen.

Wie es scheint, wollen mich meine Eltern schon bald bei sich haben. Sie lieben sich jede Nacht in ihrem sanft beleuchteten Schlafgemach. Was für nette Beschäftigungen doch zum Menschsein dazugehören! Das meint auch Max und sagt, dass ich jetzt langsam ins stoffliche Leben eintauchen könne. Eine Eizelle meiner Mutter und eine Samenzelle meines Vaters haben sich gefunden, sie teilen sich schon fleißig. Es ist faszinierend zu beobachten, wie ein Mensch entsteht. Das Wunder des Lebens beginnt für mich im Fruchtwasser mitten im Bauch meiner Mutter. Moment mal, das bin ja ich – genauer gesagt, ist das mein zukünftiger Körper, der es sich da gerade gemütlich einrichtet.

Du sprichst zu mir

Du wächst in mir heran.

Ich spüre mehr und mehr,

wie lebendig du schon bist.

Wie wird es sein, wenn wir lange genug

auf dich gewartet haben,

wenn du geboren sein wirst

und wir uns richtig kennenlernen?

Ich spüre nicht mehr nur das Trommeln

unter meiner Bauchdecke.

Dein Vater legt seine Hände auf meinen Bauch

und sanft antwortest du mit deinen Bewegungen.

Welche Farbe werden wohl deine Augen haben?

Bist du ein Junge oder bist du ein Mädchen?

Egal, du bist unser Wunschkind

und wir erwarten dich voller Freude.

Neun Monate schwimme ich fast schwerelos im Bauch meiner Mutter. Es ist das reinste Paradies. Über die Nabelschnur werde ich mit nahrhaften Substanzen versorgt und wachse von Woche zu Woche. Von Nachteil ist es allerdings, dass mein komfortables Heim nicht ausreichend mitwächst. So wird es immer enger hier drin und ich ahne schon, dass ich bald hier raus muss. Aber so einfach ist das nicht! Meine Mutter hat wohl noch nicht so viel Ahnung in Sachen Geburt. Der Saft, der durch die Nabelschnur kommt, schmeckt nicht mehr so toll. Und dann wird es plötzlich richtig ungemütlich. Die Wände meiner Behausung scheinen zu schrumpfen und drücken von allen Seiten mächtig auf mich ein. Dann weiten sie sich wieder, Gott sei Dank! Doch nach einer Weile wird es wieder enger – und wieder weiter – und wieder enger. Das ist überhaupt nicht komisch.

„Hilfe, ich will hier raus! Merkt das denn niemand? Ich halte es nicht mehr aus hier! – S.O.S. – Simon an Zentrale: Wir schaffen das nicht alleine, meine Mama und ich!“ Dann drehe ich ab und kriege nicht mehr richtig mit, was weiter geschieht. Ich glaube, jemand hat mich aus dem Bauch meiner Mutter herausgezogen. Die liegt da und schläft.

„Toller Empfang hier! Alles so hell und bitterkalt! – Max, wo bist du? Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen! Wir müssen dieses Erdending schon gemeinsam schaukeln! – Gott sei Dank, da bist du ja, mein alter Kumpel! Das war aber knapp. Um ein Haar hätte ich die Rückreise angetreten und meine Mama gleich mitgenommen. Eine normale Geburt war das sicher nicht, oder?“

Max erklärt mir, dass die Ärzte nach einem Wehenmarathon von zwanzig Stunden entschieden haben, einen Kaiserschnitt zu machen. Bei meiner Mama haben einige Organe verrückt gespielt und zuletzt ist sie vor Schwäche kollabiert. Dann fehlt mir also der natürliche Weg durch den Geburtskanal. Hoffentlich klappt das ab jetzt besser! Ich bin hungrig wie ein Löwe nach der ganzen Anstrengung. Meine Mutter ist inzwischen aufgewacht, wirkt aber noch total müde. Helfende Hände transportieren mich zu ihrer Milchquelle und nun heißt es saugen, was das Zeug hält. Kaum ist man geboren, muss man schon arbeiten. Mit der Nabelschnur ging das doch erheblich bequemer. Dafür werde ich nun mit köstlichem Nektar aus ihren Brüsten versorgt, bis ich satt bin und einschlafe.

Irgendwann erwache ich einsam und allein. Zum Glück ist die Hand meiner Mama in der Nähe. Ich gebe meine ersten Laute von mir und sie holt mich zu sich in ihr Bett. Ja, das fühlt sich schon besser an! Kein neuer Erdenbürger kann sich derart schnell an Einzelhaft hinter Gitterstäben und diese Kälte hier gewöhnen. Ich wehre mich mit Händen und Füßen dagegen, als ich wieder zurück in meinen Käfig gelegt werden soll. Schließlich kommt eine ältere Kinderkrankenschwester auf die Idee, mich schön warm einzuwickeln. Meine Arme werden vor der Brust gekreuzt und ich bekomme ein Mützchen auf den Kopf gesetzt, so dass ich jetzt ein handliches und zufriedenes Paket bin.

In diesem Zustand lerne ich meinen Vater kennen, der mich hochhebt und mit staunenden Augen betrachtet. Er meint, ich sähe aus wie ein Bonbon, was immer das auch sein mag.

„Da bin ich nun also, mein lieber Herr Vater! Weißt du eigentlich, was das für ein Unternehmen für mich war, auf dem Planeten Erde anzukommen und genau hier in deinen Armen? Hast du auch nur die geringste Vorstellung davon, was meine Mama und ich durchgemacht haben?“ Das frage ich diesen Menschen, der mich für einen Bonbon hält. Ob er mich wohl versteht – ganz ohne Worte, nur in der Art, wie ich ihm begegne? „Ich hoffe, dass du das alles hier zu schätzen weißt. Wir sind jetzt eine richtige Familie und du bist derjenige, der sie gegründet hat, gemeinsam mit deiner Angetrauten. So soll das wohl sein auf der menschlichen Ebene. Also schauen wir mal, wie die Reise weitergeht!“

Ich wohne jetzt in einem Körper aus Fleisch und Blut, den ich erst noch in Besitz nehmen muss. Aber dafür habe ich ja reichlich Zeit zur Verfügung. Meine Mama erholt sich rasch, nicht zuletzt dank meiner Anwesenheit. So kommt schon bald der Tag, an dem uns das Familienoberhaupt mit dem Auto von der Klinik abholen kann, um uns nach Hause zu bringen. Dort wartet eine Wiege aus Holz auf mich, ein gemütliches Bettchen, das mich hin und her schaukelt, fast wie in Mamas Bauch, und zum Schlafen einlädt. Das tue ich ausgiebig und träume dann von Zeiten und Orten, die weit weg sind, solange, bis ich Hunger bekomme und zu schreien anfange.

In diesem Zustand scheint mir meine Mama mit ihren beiden Milchquellen das Allerbeste auf der Welt zu sein. Ich muss zwar kräftig saugen, damit süßer Saft in meinen Mund spritzt, aber die Mühe lohnt sich. So kann ich prächtig wachsen und gedeihen. Was für ein Paradies! Max möchte das auch, aber die Schutzengel ernähren sich nun mal von Sternenstaub, der in Form von Liebe zur Erde segelt, die in dieser Jahreszeit von bunten Blättern bedeckt ist, wie Max berichtet. Er hat das alles schon erkundet.

Anfangs kommt jeden Tag eine Hebamme zu uns und schaut nach, ob alles gut klappt. Wirklich ein toller Service! Nach gut zwei Wochen bekommen wir Besuch von Mamas Bruder Jürgen, seiner Frau Karin und ihrem Töchterchen Lea. Sie ist nur wenig älter als ich und reist auch nicht ohne Schutzengel. Wie der heißt, weiß ich noch nicht, er hat sich nicht bei mir vorgestellt. Dafür unterhält er sich angeregt mit Max darüber, wie unsere Begrüßung hier auf der Erde verlaufen ist.

Lea wohnt nicht weit entfernt von uns, sodass wir künftig viel Zeit zusammen verbringen können, wenn wir nicht gerade schlafen. Da wir beide von unseren Müttern im Tragetuch durch die Gegend geschaukelt werden, ist das mit der irdischen Verdauung und den dazu gehörigen Blähungen kein großes Problem für uns. Nachts werden wir „gepuckt“, das heißt fest eingewickelt, so wie die Hebamme es Mama erklärt hat. Diese alte Wickeltechnik soll aus Russland stammen, habe ich gehört. Leas Mutter war sehr dankbar für den Tipp, denn seither konnte ihre Tochter nachts viel ruhiger schlafen.

Kaum habe ich mich in meiner neuen Umgebung halbwegs eingelebt, kommen die Eltern von Papa, um mich zu bestaunen. Großeltern gehören eben auch zur Ahnenreihe. Dabei stelle ich fest, dass sie gar nicht richtig sprechen können. Sobald sie sich mir zuwenden, geben sie völlig unartikulierte Laute von sich wie „Dadada“ und „Wawawa“. Eine eigenartige Welt ist das!

Zum Glück reden meine Eltern ganz normal mit mir und umsorgen mich liebevoll. Kürzlich bekamen wir ein Werbepäckchen von einer Firma für Babynahrung. Darin befand sich Trockenpulver zum Anrühren – igitt, igitt! Eine schwarzweiß gefleckte Plastikkuh zum Aufblasen war auch dabei. Wir haben sie „Isabella“ getauft, weil sie so große, blaue Kulleraugen hat. Wenn man auf ihren Bauch drückt, quietscht sie.

So vergehen meine ersten Monate auf der Erde. Ich lerne zu schreien, wenn ich hungrig bin oder meine Windel gewechselt werden muss. Oder ich schreie einfach so, weil ich möchte, dass sich jemand um mich kümmert. Das tun sie dann wirklich, die Erwachsenen, vor allem meine Mutter Tina mit ihren herrlichen Brüsten.

Mein erstes Weihnachtsfest naht. Max ist ganz begeistert von dem großen Tannenbaum, der im Wohnzimmer steht. An den Zweigen hängen Rauschgoldengel und allerhand Glitzerzeug. „Leise rieselt der Schnee“ singt es aus dem Lautsprecher und „Süßer die Glocken nie klingen“. Viel mehr kriege ich im Alter von knapp drei Monaten noch nicht mit.

Wenn mir langweilig ist und ich aus unerklärlichen Gründen schreie, bekomme ich einen Schnuller in den Mund gesteckt. Das ist so etwas wie Ersatz für Mamas Brust, mit dem Unterschied, dass aus dem Gummiteil nichts sprudelt, wovon man satt werden könnte. Ohne Schnuller im Mund tanze ich mit Mama, die mich im Arm hält, nach fetziger Musik oder wir turnen gemeinsam auf der großen Matratze im Schlafzimmer. Rolle seitwärts kann ich schon fast perfekt. Ihr Gymnastikunterricht führt dazu, dass ich ziemlich schnell kapiere, wie man sich von hier nach dort bewegt, am besten immer genau dorthin, wo sich aufregende Dinge befinden. Da gibt es zum Beispiel löffellange Klötzchen aus Birnbaumholz, die genau in meine kleinen Hände passen und auf denen man so schön rumkauen kann.

Zum Windelwechsel parkt mich Mama auf einer weichen Decke, die sie auf den Boden gelegt hat, in weiser Voraussicht, damit ich nicht von der Wickelkommode herunterfalle. Gestern hat sie vergessen, die Creme wegzuräumen, mit der sie meinen Popo vor dem Wundsein schützt. Das war meine Chance! Mama hatte den Deckel liegen gelassen, um schnell in Papas Büro zum Telefon zu laufen, das schon eine ganze Weile klingelte. Diese weiche Crememasse fühlte sich herrlich an. Ich hatte schon einen großen Teil davon verteilt und wollte gerade damit anfangen, meine weißen Finger in den Mund zu stecken, als Mama zurückkam und mich daran hinderte. Damit sie in solchen Situationen nicht böse wird, habe ich eine spezielle Strategie entwickelt. „Mama, darf ich von dir essen?“, sagt ihr dann mein unwiderstehlich flehender Blick und schon knöpft sie ihre Bluse auf, wo mich zwei Brüste voll mit köstlichem Nektar erwarten. Bald danach schlafe ich selig süß und bin mit Max im Traum unterwegs.

Ganz allmählich werden die Tage heller und Mama geht jetzt öfter mit mir draußen in der Natur spazieren. Im Tragetuch vor ihrem Bauch genieße ich die Frühlingssonne, die frische Luft und zugleich ihre Nähe. Was das Tragetuch für mich bedeutet, ist für sie ihr Tagebuch. Sie schreibt dort alles Mögliche hinein, öfter auch was über mich.

Ich liebe dich,

den Blick deiner Augen,

die mich anstrahlen.

Ich liebe dich,

dein Fliegengewicht auf meinem Bauch,

wenn du mein Haar

und mein Gesicht untersuchst.

Ich liebe dich,

wenn du hinter mir herkrabbelst

und Halt an mir suchst,

wobei du übermütig jauchzt.

Ich liebe dich,

deine Stimme, die fröhlich

die ersten Silben verlauten lässt.

Ich liebe dich, Simon,

mindestens so sehr wie du mich.

Ich glaube, meine Eltern sind so was wie Nomaden. Die kenne ich noch von meinem letzten Erdenleben, sie sind ständig unterwegs. Schon seit Wochen verpacken meine aktuellen Erzeuger alles Mögliche hier zu Hause in Kisten und Koffer. Mein Papa ist nun als Anwalt zugelassen und kann eine eigene Kanzlei eröffnen. Da er möglicht viel Zeit mit mir und Mama zusammen verbringen möchte, hat er ein altes Haus mit einem Wirtschaftsgebäude nebenan gekauft. Mit seinen vielen Erkern sieht es aus wie eine kleine Burg und trägt den Namen „Tannenhof“. Es ist mindestens hundert Jahre alt, so dass eine Menge renoviert werden muss. Mamas Eltern und Verwandte sind handwerklich begabter als die von Papa und helfen kräftig mit. Papas Eltern helfen dafür bei der Finanzierung. So arbeiten die Großeltern Hand in Hand, die einen bezahlen und die anderen arbeiten.

Im Sommer ist es dann endlich so weit und wir können einziehen. Ich habe nun ein eigenes Zimmer und Papa hat ein Büro zu Hause. Für die Mandanten gibt es einen gemütlichen Empfangsraum. Frau Jakobi, seine neue Sekretärin, kommt dreimal die Woche, um den Schriftkram zu erledigen. Mama sorgt dafür, dass es allen gut geht, kocht Kaffee und nimmt Telefonate entgegen, wenn Papa und Frau Jakobi nicht da sind. Außerdem versorgt sie mich und den Haushalt, meine wunderbare Mama.

In ihrem Tagebuch steht:

„Wie erfüllt ist mein Leben, seit ich Mutter bin! Gemeinsam mit meinem Kind entdecke ich die Welt ganz neu. Jeden Tag zeigt mir Simon kleine Wunder. Ich hatte schon fast verlernt, alles wie eine kleine Kostbarkeit zu betrachten. Jetzt erlebe ich es wieder, wie es ist, die scheinbar unwichtigen Dinge zu würdigen. Der Alltag entfaltet sich ganz neu vor mir, sodass jeder Handgriff etwas Magisches hat. Du lässt mich teilhaben an deiner Freude. Alles ist wundervoll, im wahrsten Sinne des Wortes, voll von Wundern. Du zeigst mir, was wirklich zählt. Dein ganzes Wesen besteht aus Liebe zum Menschsein. Das lässt mich alle trüben Gedanken vergessen. Ich brauche dir nur beim Spielen zuzuschauen und erlebe deine Glücksmomente auf der Reise ins Leben.“

S*

Familienglück im Klimawandel

Подняться наверх