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Ein neues Lebensgefühl

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Es sollte also ganze 50 Jahre dauern, bis ich mein Dasein so genießen konnte, wie es für die meisten Menschen eine Normalität darstellt. Und das auch im Hinblick darauf, dass jemand sein Leben möglichst ohne Medikamente leben kann. Das sind oder vielmehr waren alles Gedanken, die mich auf meiner Reise durch Kalifornien begleiteten. Während den drei Wochen in den USA erlebte ich die Verbesserungen meiner Lebensqualität besonders intensiv. Zum ersten Mal in meinem Leben reiste ich ohne Begleitung, und ich empfand diesen Zustand als absolut befreiend. Es ist eine unbeschreibliche Erfahrung, sich auf einer Reise derart entspannt zu fühlen und entsprechend harmonisch zu agieren in seinem Umfeld. Kleinigkeiten nerven mich nicht mehr, denn die positiven Aspekte rücken jetzt eindeutig in den Vordergrund. Das ist einfach nur wunderbar!

Ein Beispiel gefällig? Die bekannte Bigger-is-better-Maxime der Amerikaner, die sich in fast allen Lebensbereichen niederschlägt, lässt mich im Gegensatz zu früher wunderbar unberührt. Die riesigen Pappbecher für Coca Cola & Co, die gigantischen Essensportionen auf den Tellern und der ausgeprägte Hang zu Hedonismus und Konsum hinterlassen auf meiner Stirn keine Zornesfalten mehr. Noch zwölf Monate zuvor hätte mich all das und vor allem auch die laute Politik mit ihren schrillen Protagonisten außerordentlich aufgebracht. Und mit Sicherheit hätte ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten. Die Mitreisenden aus Australien oder England hätte ich mit Nachdruck wissen lassen, dass die USA kein fairer Player sind im Weltgefüge. Ich hätte der Verkäuferin im Souvenir-Shop, wo ich aus Spaß Donald-Trump-Socken kaufte, erklärt, wie negativ dessen Außenpolitik bei uns Europäern ankommt. Ich kann heute all dem Stress, Ärger und Streit regelrecht «Good bye» sagen. All die guten Aspekte einer mehrwöchigen Reise wären früher zwangsläufig in den Hintergrund getreten. Heute erstrahlen sie in nie da gewesenem Glanz.

Die Neue Welt, wie man die USA auch nennt, fand in einer neuen Welt statt. In meiner neuen Welt! Ich bin heute relaxt, urteile objektiv und das Wichtigste: Ich kann mit unerfüllten Erwartungen und unerwarteten Abweichungen ganz normal umgehen. Es ist für mich eine Art Segen, dass ich mich tatsächlich auf einer Gruppenreise befinde und mich mit diesen Menschen verbunden fühle, die wie ich eine große Liebe zu den Vereinigten Staaten mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten und Naturparks empfinden. Ja, ich verspüre in diesem Moment einen kleinen Triumph über mich selbst. Die Verschiedenheit meiner Mitreisenden stört mich nicht mehr im Geringsten und dieses «Laisser-Vivre» führt jetzt sogar zu richtig netten Bekanntschaften. Nun sind es die kleinen Details einer Reise, die mich mit Glück und Dankbarkeit erfüllen. Für jemand anderen mag das alles banal klingen, für mich ist es geradezu eine spektakuläre Erfahrung!

Warum zum Teufel Ritalin?

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