Читать книгу Eine (Geschichte) von Vielen. - Tanja Christine Sugar - Страница 9

Die Diagnose

Оглавление

Der Morgen des 27.02.2009 kam. Ich glaube, ich sollte wieder so gegen Mittag in Coburg sein. Mir war übel, aber ich war ganz ruhig. Wir fuhren ohne viel zu reden nach Coburg. Was würde uns wohl dort erwarten?

Es waren noch zwei Paare vor uns dran. Ein Paar ging rein und kam ganz normal wieder raus. Das andere Paar ging rein und als sie nach einer Zeit wieder raus kamen, weinte die Frau.

In dem Moment sagte ich zu Emi, dass es uns auch gleich so gehen würde. Er schüttelte noch mit dem Kopf, da wurden wir schon aufgerufen und das ernste Gesicht des Arztes verhieß nichts Gutes.

Ich glaube, Dr. Zapf ist nicht der Herr der großen Worte, muss er ja auch nicht sein. Ich denke, wenn man jemanden eine schlechte Nachricht überbringen muss, ist es immer schwer, Worte zu finden. So kam der sporadische Satz, wie manchmal im Fernsehen: „Frau Sugar, ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie. Der Tumor ist bösartig. Ich weiß, Sie würden mich jetzt am liebsten schlagen für diese Nachricht…“ Mehr hörte ich nicht mehr, weil ich losheulen musste. Ja, und obwohl mein Hirn das wusste, dass es so kommen würde, war es, als hätte mir jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Ich konnte nicht mehr klar denken. Tausend Gedanken gingen mir auf einmal durch den Kopf und ich konnte sie nicht sortieren, geschweige denn, zuhören. Gut, dass mein Mann dabei war. Ich hätte das nicht alleine geschafft. Ich glaube, ich wäre nicht mal mehr heim gekommen.

Ich bekam für den 04.03.2009 Termine zum Lungenröntgen, Leberultraschall und zum Knochenszintigramm. Zum Glück alle bei einem Arzt, der auch in Coburg war. Mir wurde gesagt, das müsse zuerst untersucht werden, um Fernmetastasen ausschließen zu können . Ich bekam einen Ordner mit Informationsmaterial über Brustkrebs und auch gleich sowohl OP-Vorbereitungs – sowie OP-Termin genannt, weil ich mich gleich zur OP entschieden hatte. Ich hätte auch erst Chemo machen können, um den Tumor zu schrumpfen (Neoadjuvant), aber ich wollte dieses Ding in meiner Brust sobald wie möglich loswerden. Es war schon viel zu lange dort. Der Arzt erklärte mir, dass es egal sei, ob man die Chemo erst vor oder nach der OP machen würde. Die Chancen stünden gleich.

Alle waren sehr, sehr nett und rieten mir, ich solle mich mit einer Frau Jung in Verbindung setzen, die mir helfen würde, wenn ich jemanden bräuchte. Aber wie ich bin, dachte ich, ich schaff das schon alleine und meldete mich erst mal nicht bei ihr.

Als wir die Frauenklinik verließen, bekam ich wieder einen Heulkrampf und Emi hatte alle Mühe, mich zu beruhigen. Ich dachte an meinen Robin. Was würde wohl werden? Mein ganzes Leben war dahin. Wie sollte ich das meinen Großeltern beibringen, die doch schon meine Mama durch Krebs verloren hatten? Wie, nur wie sollte ich das meinem Kind erklären?

Im Auto fragte ich meinen Mann: „Wie lange werde ich wohl noch leben? Werde ich es schaffen? Sag, dass das ein Alptraum ist. Wecke mich endlich!“ Doch es war leider kein Alptraum, sondern die reine Realität.

Aber etwas erwachte wieder in mir, das mir schon so oft durchs Leben geholfen hatte: mein Kampfgeist. Ich sagte, ich hätte jetzt wohl ein Ticket gelöst, das die Fahrtroute „Einmal Hölle und zurück“ hat. Ich war bereit, aber die nächsten Tage bis zum 4.3. erlebte ich noch oft ein Wechselbad der Gefühle. Einmal hoch – einmal tief. Wie bei einer Achterbahnfahrt.

Eine (Geschichte) von Vielen.

Подняться наверх