Читать книгу The Story of my Life - Tanja Gleich - Страница 17

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19. Oktober 2018

Um 6 Uhr klingelte der Wecker, den ich am liebsten verflucht hätte. Denn er weckte mich zu einer Zeit, die eigentlich ein Unding für mich war. Aber gut, ich wusste ja, wofür ich das machte. Ich schälte mich mühevoll aus der Decke, die mich zu fesseln schien. Aber ein ›Lass mich los‹ verkniff ich mir dann doch lieber, auch wenn mir das gerade im Kopf herumspukte. Letztendlich warf ich die Decke von mir und knurrte sie böse an, bevor ich mich ins Bad begab, um mich lange unter die Dusche zu stellen. Von warm auf lauwarm zu kalt, damit ich dieses frühe Aufstehen überstehen würde. Dann hieß es schminken. Schminken. Das hatte ich schon sehr lange nicht mehr gemacht. Musste ich ja schließlich niemandem gefallen, also brauchte ich auch den Porenverstopfer nicht. Wenn ich aber mein Gesicht im Spiegel betrachtete, musste ich gestehen, dass mir ein leichtes Make-up sicher gut stehen würde. Um diese Entscheidung zu untermauern, suchte ich nach den Utensilien, die ich brauchte. Den einen oder anderen Kajalstift, weil ich nicht wusste, welcher noch in Ordnung war. Irgendwo hatte ich auch noch ein Kästchen mit Lidschatten, das eigentlich noch gut sein sollte. Und dann Lippenstift. Ich hatte mir mal einen Dunkelroten gekauft, weil ich davon überzeugt war, der würde von meiner Figur ablenken. Und es war jedes Mal so. Man sah mir immer zuerst auf meine Lippen. Wenn ich dann nachhakte, hielten das alle für Unsinn.

»Wo hast du zuerst hingesehen, als ich reinkam?«, hatte ich gefragt und sah dann das leichte Schmunzeln, das meinen Gegenüber verriet. Ich hatte dann nur gezwinkert und gelächelt. »Siehst du?«, hatte ich angemerkt, ehe wir uns dann unterhielten. Aber heute brauchte ich das nicht, trug ihn aber dennoch auf, weil der einfach sehr gut passte. Ein Lidstrich hier, etwas grünen Lidschatten da, der meine grünen Augen zur Geltung bringen sollte, und schon war das Make-up fertig. Ich wollte nicht wie ein Farbkasten herumlaufen. Das bisschen reichte vollkommen. Lange besah ich meine Augen im Spiegel, ehe ich das Grün gegen einen schwarzen Lidstrich tauschte und dann die kleine Schminktasche wegstellte. Nachdem ich nun endlich zufrieden war, machte ich mir die Haare. Ich föhnte mir das lange schwarze Haar mit der einen weißen Strähne. Ein paar Haargummis suchte ich mir noch aus, ehe ich ins Schlafzimmer ging, um mich anzuziehen. Die Klamotten hatte ich ja gestern schon gerichtet. Zufällig fiel mein Blick auf die Uhr, die bereits 8:30 Uhr zeigte. Ich hob eine Braue und begann zu lachen.

»Na, sieh mal an. Ich mutiere noch zu ›ner Tussi.« Herzlich fing ich an zu lachen, ehe ich die viele Haut unter einem Mieder versteckte, die Beine mit einer entsprechenden Leggins in Form brachte und das vermeintliche Bild mit einem Push-up-BH abrundete. Dann stieg ich in die Hose und zog die Strümpfe an, die ich unter der Hose zurecht zog. Manchmal konnte ich echt ein Umstandskrämer sein. Anstatt dass ich das vorher zusammen mit den Leggins machte, zog ich erst die Hose an. Als ich endlich alles anhatte, suchte ich nach meinem Schmuck, der sorgfältig ausgewählt werden wollte. Ein silbernes Kreuz für den Hals, die schwarzen Plugs mit den Wolfsköpfen drauf und natürlich Ringe en masse, aber die wollten nicht so, wie ich wollte. Ich hatte so viel abgenommen, dass mir die meisten nicht mehr passten. Also beschränkte ich mich auf ein paar Ringe, die ich mir an die größten Finger steckte. Das Outfit stand, noch etwas essen, damit ich nicht mitten auf der Con zusammenbrach. Gegen 9 Uhr war ich fertig mit frühstücken. Jetzt musste ich noch meinen Rucksack richten, denn ich wollte einiges unterschreiben lassen, wenn es die Möglichkeit dazu gäbe. Dazu gehörten ein paar Bilder, die ich in einer Röhre mitschleppte, meine DVDs und das große Tuch, das ich mir hatte machen lassen. Darauf die acht blau-lila Streifen, die die Bemalung auf Khal Drogos Brust darstellen sollten. Dann fehlten noch zwei Flaschen Wasser und die Karte, die mich Jason und meinen Träumen näherbrachte. Vielleicht hatte ich ja nochmal solches Glück wie am Flughafen. Ich sah mich nochmal in der Wohnung um und tastete mich dann ab, ob ich alles hatte. Das Handy überprüfte ich auch nochmal, ob es geladen war. Das Ladekabel hatte ich eingepackt für den Fall, dass ich es aufladen musste. In so einer Halle gab es sicher eine Steckdose, an der ich notfalls aufladen konnte. Ich schlüpfte in meinen Mantel, schulterte den Rucksack und die Rolle und verließ die Wohnung. Meine Nervosität nahm spürbar zu. Eigentlich kannte ich das schon. Bis 2014 war ich regelmäßig auf der Comic-Con gewesen, und das war sicher auch kein kleiner Event. Aber heute war es anders. Ich hatte unglaublich abgenommen und diese Con drehte sich vollkommen um meine Lieblingsserie inklusive aller Schauspieler, die bis zum Ende der siebten Staffel mitgewirkt hatten. Na ja, zumindest die Wichtigsten.

Ich wusste, dass es etwa zwei Meilen bis zum Center waren. 38 Minuten zu Fuß, vielleicht 20, wenn ich die Strecke joggte. Also schlug ich Lauftempo an und fing an zu joggen. Nach etwa 200 Metern blieb ich stehen und ging an eine Bushaltestelle. Vielleicht war es doch besser, mit dem Bus zu fahren. So kam ich wenigstens nicht schnaufend dort an. Ich hatte Glück. Der Bus kam keine zwei Minuten später. Hinten im Bus war kein Platz mehr. Der Bus war brechend voll mit allen möglichen Leuten. Einigen sah man an, dass sie den gleichen Weg hatten wie ich, während andere die Cosplayer kritisch beäugten. Leise begann ich zu lachen und schüttelte den Kopf über solch ignorante Menschen, die über all das die Nase rümpften, was nicht in ihre limitierte Schubladenwelt passte. Wie viel solche Menschen doch verpassten. Ich sah zur Frontscheibe, um den Weg zu verfolgen, den der Bus nahm, während er sich auf das Center zubewegte. Es dauerte vielleicht fünfzehn Minuten, bis der Bus die Haltestelle am Javits Center erreicht hatte. Die Straße war schon voll von Gästen, die darauf warteten, in das Gebäude gelassen zu werden. Als ich aus dem Bus ausgestiegen war, sah ich mich nach einer Beschilderung um, während leise die berühmte Musik von Ramin Djawadi zu hören war. Eine Gänsehaut lief mir den Rücken runter, wobei ich immer noch den Weg zum Eingang für die VIPs suchte. Hinter mir hörte ich ein hysterisches Aufschreien einiger Mädchen, die wohl dachten, eine Limo mit den Stars gesehen zu haben. Natürlich hatte ich mich neugierig umgedreht und auch kurz Ausschau gehalten, aber nach dem Erlebnis am Flughafen hatte sich der Teenie in mir in eine Ecke zurückgezogen und überließ der Vernunft die Oberhand. Und darüber war ich auch ziemlich froh, denn solche Ausbrüche gestattete ich mir am liebsten zu Hause, wenn mich niemand sehen konnte. Ich sah mich weiter um, suchte nach der Richtung, in die ich gehen musste, aber nichts wies daraufhin. Also sah ich mir den Haupteingang an.

»O Mann«, brummte ich vor mich hin, als neben mir eine kleine Gruppe den Song ›The Rains of Castamere‹ anstimmte. Ich konnte nicht umhin, in das Lied einzusteigen, während ich die kleine Gasse entlang ging, die zum VIP-Eingang führte. Ich öffnete die Glastür, hinter der ich aufgehalten wurde. Natürlich, da könnte ja jeder kommen.

»Karte bitte!«, murrte mich ein mittelgroßer Typ an. Ich nahm den Rucksack vom Rücken und holte meinen Geldbeutel heraus, aus dem ich die VIP Karte zog.

Ich zeigte sie dem Türsteher und wurde dann mit einem Lächeln zu einem Tisch weitergeleitet, an dem ein paar Leute saßen. Auch ihnen zeigte ich die Karte. Man legte ein Band um mein Handgelenk, das mich als Voll-VIP auswies.

»Sie können die Karte wieder einstecken. Wenn Sie das Band verlieren ...« Die junge Dame verdrehte lächelnd ihre Augen. »Also bitte aufpassen«, sagte sie freundlich und bat mich dann beiseite, damit sie mich durchsuchen konnte. Standard. Verständnisvoll legte ich den Mantel ab, damit sie mich abtasten konnte. Beim Mieder sah sie mich fragend an.

»Ein Mieder«, flüsterte ich ihr zu, was sie nicken ließ. Dann wurden noch mein Mantel und mein Rucksack untersucht, ebenfalls die Rolle und dann durfte ich auch schon gehen. Man erklärte mir noch, wo ich hinmusste für den Sektempfang und dass der so gegen elf stattfinden würde. »Danke«, sagte ich freundlich und schlüpfte in meinen Mantel, schulterte wieder meine Sachen und ging dann in die entsprechende Richtung. Auf dem Weg dorthin gab es viele Stände, die gerade eingeräumt wurden. Manche waren schon fertig oder deren Besitzer machten noch die letzten Kleinigkeiten, andere schoben Kartons auf Regale. Ich konnte hinter mir einen leisen Pfiff hören. Ich zog die Stirn kraus, als ich mich umdrehte und nach dem Pfeifer suchte, der sich natürlich nicht zu erkennen gab. Vielleicht galt es ja auch nicht mir oder ich hatte es mir nur eingebildet. Ich lief auf eine Treppe zu. Ein Security besah mein Handgelenk und wies die Treppen hoch. Wieder bedankte ich mich freundlich und war gespannt, was mich am Ende der Treppe erwarten würde. Scheiße, ging mir durch den Kopf, als ich die doch recht große Menge von Leuten sah, die alle Sekt trinken und die Stars sehen wollten. Tief atmete ich durch und sah mich nach einer Ecke um, in der ich nicht auffiel und dennoch alles sehen konnte. Neugierig ging mein Blick zu den hier aufgebauten Theken. Ich dachte an sowas wie Dom Perignon. Ein Champagner, den ich gerne mal probiert hätte. Das Personal richtete Tabletts mit hübschen Sektflöten und daneben ein paar Flaschen – ich begann zu lächeln – Dom Perignon. Breit grinsend sah ich zu Boden und freute mich auf ein Glas. Ich holte mein Handy heraus und besah mir die Uhrzeit. Vor dreißig Minuten hatten die Tore für die übrigen Gäste geöffnet. Man konnte deutlich den Lärm der vielen Schuhe hören. Vorbei an der Treppe zum Sektempfang. Es kamen noch ein paar Nachzügler, während ich eine Nachricht an Kate schrieb. Ich teilte ihr mit, dass ich beim Sektempfang war und um elf die Stars kommen würden. Es dauerte eine Weile, bis mir Kate antwortete, dass sie gerne dabei wäre und es sich ziemlich aufregend vorstellte. Dann erzählte ich ihr noch wie nervös ich war, um die Zeit totzuschlagen. Ich begann zu lächeln, als ich von einer freundlichen Dame wegen einem Glas Champagner angesprochen wurde.

»Ja, gerne«, sagte ich freundlich und nahm mir eine Flöte herunter, die ich, fast schon wie einen Schild, vor mich hielt. Dann ging ein Raunen durch die Menge. Ich konnte das Öffnen von Türen hören. Aber sehen konnte ich nichts. Eins fünfundfünfzig klein zu sein konnte manchmal nerven. Und da alle plötzlich zusammenrückten, wurde es noch schwieriger für mich. Ich seufzte und prostete einem imaginären Gegenüber zu, stieß mit ihm an und trank dann einen Schluck. Einen kleinen Schluck, um den Champagner erst mal zu probieren. Überrascht hob ich eine Braue, weil der Champagner doch sehr gut schmeckte. Derweil hörte ich Daenerys lachen. Die Frau war einfach nicht zu überhören. Ich hob den Kopf und versuchte, etwas zu sehen. Viele Rücken, aber keine Gesichter. Lediglich die eine oder andere Stimme bestätigte mir, dass die Stars da waren. Also verköstigte ich mich an dem Champagner und verschluckte mich fast, als Jasons Kopf über der Menge auftauchte. Komplett konnte ich ihn nicht sehen, aber diese Augen würde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Ich stellte das Glas eiligst weg und zückte mein Handy, um Bilder zu machen. Wenigsten die Köpfe, wenn ich nicht mehr bekam. Hier blitzte es. Da blitze es. Langsam löste sich die Menge und verteilte sich um die Stehtische, während die Stars sich zu den Leuten gesellten, um sich mit ihnen zu unterhalten. Ich stellte mein Handy auf Video um, weil die Sicht jetzt etwas besser war. Natürlich hielt ich hauptsächlich auf Khal Drogo, vergaß aber auch die anderen nicht. Als ich wieder mit dem Handy auf ihn hielt, sah er sich gerade um. Sein Blick blieb bei mir hängen. Auf dem Handy natürlich. Oder auf mir? Ich hob meinen Blick und sah ihn an. Er sah tatsächlich mich an. Dann legte er den Kopf schief und begann zu lächeln, als würde er sich an mich erinnern. Und dann geschah etwas, das mich völlig aus dem Konzept brachte.

»Beth?«, rief eine Frau nach mir, die ich vor etwa sieben Jahren kennengelernt hatte.

Ich blinzelte irritiert und sah mich nach der Stimme um. Nur kurz, denn eigentlich wollte ich den Blickkontakt nicht abbrechen. Schnell sah ich wieder zu Jason, der sich abgewandt hatte. Ich stoppte das Video und sah mich erneut um.

»Beth! Hier!«, winkte die Möchtegern-Freundin mir zu. Wütend sah ich in Janes Richtung. Am liebsten hätte ich sie erschlagen. Wie konnte sie sich erdreisten, mich zu rufen, wenn ich gerade Blickkontakt mit dem Mann meiner Träume hielt?

»Was?!?«, zischte ich sie leise an. Auffallen wollte ich nun doch nicht. Sie sah mich mit erhobener Braue an, weil ich sie nicht überschwänglich begrüßt hatte.

»Begrüßt du so eine alte Freundin?«, echofierte sie sich. Sie, allerdings, konnte sich nicht benehmen. Ihre Stimme war recht laut, was die Umherstehenden zu uns sehen ließ. Und nicht nur die. Auch Jason sah mit fragendem Blick zu uns rüber. Ich wäre am liebsten im Boden versunken, aber dieser dämliche Teppich wich nicht mal einen Millimeter zur Seite.

»Du hast mir gerade das Erlebnis meines Lebens versaut«, schrie ich sie flüsternd an. Sie riss die Augen auf und machte Anstalten, loszuwettern. Schnell hielt ich ihr meine Hand vor den Mund und zog sie mit mir. Weg von der Masse, die sich sicher schon wunderte. »Nur einmal im Leben möchte ich erleben, dass du mich nicht blamierst!« Ich sah über meine Schulter, um nachzusehen, ob uns jemand beobachtete. Das war richtig peinlich.

»Was denn?«, tat sie auf unschuldig. »Ich habe doch gar nichts gemacht.«

»Nein. Du doch nicht.« Ab und an schaffte ich es perfekt, Ironie in einen Satz zu legen. Aufgeregt begann ich zu schnauben. »Nimm dich endlich mal zurück. Dein Geld hilft dir nicht bei allem!«, maulte ich sie in einem gemäßigten Ton an. Während ich in Fahrt kam, sah Jane mich mit großen Augen an.

»Wer bist du und was hast du mit …«

»Beth?«, rief jemand nach mir. Eine männliche Stimme.

»Ja?«, rief ich aus, weil ich immer noch zornig war. Erst, als es etwas schattig wurde, hob ich meinen Blick. »J… Jason«, flüsterte ich heiser und blinzelte wie wild dabei.

»Ah, hier bist du«, stellte er fest und reichte mir eine Hand. Jane hatte ihren Blick gehoben und schien nahe dran, in Ohnmacht zu fallen. Ich sah Jane nochmal kurz aus kleinen Augen an, ehe ich Jason meine Hand gab und mich wegführen ließ. Als ich endlich Ruhe vor dem Miststück hatte, atmete ich erleichtert aus. Dass mich die umherstehenden VIP-Gäste anstarrten, weil Khal Drogo meine Hand hielt, merkte ich nicht.

»Danke«, meinte ich zu meiner Rettung und sah zu ihm hoch. Dafür musste ich den Kopf in den Nacken legen. Und jetzt wurde mir richtig bewusst, dass mein Geburtstagswunsch in Erfüllung gegangen war: Nur einen Moment mit Jason.

»Gerne«, sagte er mit diesem verschmitzten Lächeln, das ich so sexy fand. Dann ließ er meine Hand los, die zu zittern anfing. Ganz konnte ich den Fan in mir dann doch nicht abschalten. Er kam mit einem Glas Champagner zurück und reichte es mir. Dabei beugte er sich zu mir runter. »Ich dachte, ein wenig Hilfe wäre jetzt gut.« Er zwinkerte mir zu, was meine Knie weich werden ließ. Dann erhob er sich wieder und sah noch eine Weile zu mir runter, ehe er die Stirn runzelte. »Sie waren neulich am Flughafen, richtig?«, wollte er wissen. Ich nickte und trank einen großen Schluck, ehe ich antwortete.

»Ja«, sagte ich und begann zu schmunzeln. »Ich bin irgendwo falsch abgebogen.« Jason hob eine Braue und grinste, die Arme verschränkend, als würde er das nicht glauben. Schnell nickte ich. »Doch, das stimmt«, versuchte ich mich nochmal zu erklären, als ich plötzlich kleine Hände auf meinen Schultern spürte.

»Lassen Sie sich nicht von ihm veralbern.« Daenerys legte ihr Kinn auf meine Schulter, während sie zu Jason hochsah, der unschuldig die Brauen hob und auf sich zeigte. Gut, dass er grad nur Augen für den Mond seines Lebens hatte, denn mir quollen sie gerade über.

»Ich?«, machte er auf unschuldig, was mich grinsen ließ. Ich musste an die vielen Videos denken, in denen er Emilia Clarke veralbert hatte. Ich drehte meinen Kopf ein wenig und sah sie an.

»Ich versuche es mir zu merken«, lächelte ich sie an, als wäre sie jemand, den ich schon seit langem kannte. Das stimmte natürlich nicht, aber es fühlte sich so an. So natürlich. Dann sah ich erneut zu Jason hoch, der wieder frech grinste. Daenerys ließ mich los und suchte sich eine kleine Gruppe VIPs, mit denen sie sich unterhalten wollte. Ich sah ihr lächelnd nach. »Sie ist unglaublich«, stellte ich ehrfürchtig fest, ehe ich nochmals von meinem Glas trank und dabei nicht bemerkte, dass ich es leerte. Auch wenn ich die Coole mimte, war ich innerlich auf 2.000 Grad aufgeheizt. Meine Lieblinge reden mit mir wie mit einem Freund!

AAAAAAAAAAAAAH!

»Ja, ist sie«, bestätigte Jason und sah dabei ebenfalls in ihre Richtung. Dann tippte er mir auf die Schulter. »Kommen Sie. Mir ist es hier zu ... zu …« Er suchte nach dem passenden Wort. »Die sabbern so viel«, flüsterte er, zuckte dabei die Schultern und ging dann vor in eine Nische. Ich sabbere doch auch. Aber vielleicht sah man es mir nicht an. Ich folgte ihm auf den Fuß und war gespannt, was er noch wollte. Eigentlich sollte er sich doch mit allen unterhalten. Als ich ihm so hinterherging, fielen mir die schwarze Jeans und die braune Jacke auf, die er trug. Ich hob eine Braue und schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Dann drehte er sich um und trug das braune Shirt. Lange überlegte ich, ob ich etwas dazu sagen sollte, verkniff es mir aber, denn mein Glück wollte ich nicht herausfordern. Er sah zu mir runter und wollte gerade zu einem Gespräch ansetzen, als ein paar Herren und Damen den Raum betraten, die die Stars baten, sich zu verabschieden, da sie sich für ihre Termine vorbereiten mussten. War ja klar, dass es endete, wenn es am schönsten war. Dann kam mir eine Idee. Ich nahm die Rolle von der Schulter und drückte sie ihm in die Hand.

»Bitte den Inhalt unterschreiben.« Lächelnd ließ ich die Rolle los, die er stirnrunzelnd an sich nahm und bei meiner Erklärung schmunzelte.

»Bis später«, versprach er noch und ging auf den Ausgang zu. Ich konnte sehen wie sich Daenerys zu ihm gesellte und mit ihm zu reden begann. Sie sah kurz über ihre Schulter in meine Richtung, während sich hinter mir ein Hurrikan aufbaute. Jane hatte mich entdeckt und stand nun mit verschränkten Armen vor mir.

»Was willst du?«, fragte ich genervt, schob meinen Rucksack anständig auf meine Schulter und ging in Richtung Treppe. Was ich dann erlebte, setzte dem Ganzen die Krone auf.

»Wie lange kennst du ihn schon?«, wollte sie in zuckersüßem Ton wissen. »Kannst du mich ihm vorstellen?«, klimperte sie mit ihren angeklebten Wimpern. Ich blieb stehen und verschränkte meine Arme. Dabei tippte ich mit dem Fuß auf.

»Nein. Kann ich nicht.«

»Warum nicht?«, bohrte sie nach.

»Weil das Jason Momoa ist und kein dahergelaufener Kerl, der alles für dich macht, wenn das Geld stimmt«, giftete ich sie an und drehte mich um. Sie wollte schon weiter machen, als ich die Hand abwehrend hob. »Nein. Ich helfe dir nicht, jetzt wo ich plötzlich interessant bin.« Ich ging einen Schritt auf sie zu und sah sie ernst an. »Ich bin keine graue Maus mehr, die zu viel Speck auf den Rippen hat«, knurrte ich sie an. Sie wich einen Schritt vor mir zurück, was mich innerlich feiern ließ. »Und jetzt gehst du brav nach unten und genießt die Con.« Ich ging ein paar Schritte auf die Treppe zu. »Und mich lässt du in Zukunft in Ruhe«, rief ich, während ich die Treppe runter ging mit einem Gesichtsausdruck, als hätte ich gerade die Weltmeisterschaft von was auch immer gewonnen. Als ich die letzte Stufe hinter mir gelassen hatte, eilte ich auf den Ausgang zu, durch die Glastüren nach draußen und suchte mir ein ruhiges Plätzchen, wo ich meine Freudenschreie los werden konnte, ohne dass es jemanden störte. Am Hudson River hinter der Halle wurde ich fündig. Ich tanzte einen Freudentanz und sang dabei ›The story of my life‹. Nach gut zehn Minuten hatte ich mich beruhigt und machte mich wieder auf den Weg zurück in die Halle. Und jetzt wurde mir klar, dass ich Jason Momoas private Handynummer hatte. Schnell speicherte ich seine Nummer unter seinem Namen und belegte jegliche Nachrichten von ihm mit meinem bevorzugten Sound, den ich der Graham Norton Show entnommen hatte. Breit grinsend besah ich mir mein Werk, sah mich suchend um und begann dann, mein Handy zu küssen. Da kam dann doch der Fan in mir raus.

Ich hatte immer noch dieses Erlebnis im Hinterkopf, als ich mir nach und nach die vielen Räume ansah, die dieses Center zu bieten hatte. Unglaublich viele Händler boten ihre Waren an. Andere hatten Autogrammkarten ausliegen, bereits signiert, die sie für teures Geld verkaufen wollten. Im nächsten Raum wurde Karaoke gesungen, ein anderer Raum war mit sämtlichen Konsolen und einigen PCs ausgestattet, auf denen man die Spiele spielen konnte. Selbst ein Bereich für die Brettspiele gab es, den ich mir dann doch genauer ansah. Hier saßen schon Spiellustige am Tisch, die beim Monopoly die anderen kräftig abzockten. Schmunzelnd sah ich dem Treiben eine Weile zu, ehe ich wieder hinaus ging und die riesigen Repliken der Säulen im Haus von Schwarz und Weiß betrachtete. Man hatte sehr viel Geld ausgegeben, damit die Gesichter dem Original gerecht wurden. Ich spürte, wie sich mein Mund langsam öffnete, wobei ich die erste Säule umrundete, andeutete, die Finger über den ›Stein‹ gleiten zu lassen und mich dabei wie Arya fühlte, als sie die Säulen das erste Mal sah.

»Wow«, sagte ich beeindruckt und nahm die nächste in Augenschein. Wieder lief ich eine Runde, bis ich an einer Nische hängen blieb und sie mir genauer ansah. »Das ist doch Walder Frey!«, rief ich etwas zu laut aus und hielt mir die Hand vor den Mund, zog den Kopf etwas ein und grinste in meine Hand.

»Ja. Live und in Farbe.« Jemand kam lachend auf mich zu und blieb neben mir stehen. Wohl derjenige, der für die Säulen verantwortlich war. Ich sah zu dem jungen Mann hoch, der mich neugierig ansah.

»Ich bin beeindruckt.« Nochmal sah ich nach oben und nickte dabei. »Die sind wirklich klasse geworden«, lobte ich die Arbeit, von wem auch immer die Säulen gemacht worden waren. Ich ließ meinen Blick zu den anderen Säulen gleiten, was der junge Mann mir gleichtat. »Würde ich mir die Säulen wirklich ganz genau ansehen«, ich wandte meinen Blick wieder dem jungen Mann zu, »wen würde ich wohl alles finden?« Der junge Mann kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und warf einen Blick zu den anderen Säulen.

»Da gibt es noch Eddard, Catelyn, Robb und Rickon Stark.« Ich nickte zu seiner Aufzählung und sah mich dabei um. »Walder hast du ja schon gefunden.« Er bat mich, zu der nächsten Säule mitzugehen. Langsam ging er um sie herum und sah dabei nach oben. Dann blieb er stehen und wies mit dem Zeigefinger etwas hoch. »Khal Drogo«, sagte er dazu, was ich mir natürlich gleich ansah. Leise seufzte ich angetan, was vollkommener Blödsinn war. Schließlich hatte ich sowas wie ein Date mit dem Original. Also räusperte ich mich und ließ mich weiterführen. Der junge Mann zeigte mir noch Tommen und Joffrey, deren Schwester Myrcella und Tywin Lannister. »Es sind noch einige zu finden, aber ich glaube nicht, dass du sie dir ansehen kannst.« Freundlich lächelte er mich an und unterließ es, auf meine Größe anzuspielen, auch wenn ich wusste, was er meinte.

»Schon okay. Vielen Dank für die kleine Tour«, bedankte ich mich lächelnd und sah nochmal an der Säule, an der wir gerade standen, nach oben. Ich fing an zu grinsen und zog mein Handy aus der Tasche. »Würdest du eben ein Bild von mir und Khal Drogo machen?« Dabei reichte ich ihm mein Handy, mit dem er sich sicher auskannte.

»Klar«, sagte er und ließ mich meine Pose einnehmen. Ohne Rucksack und nahe bei der Nische. Dann klickte es zweimal, und ich war zufrieden mit meinem neuen Bild.

»Danke«, sagte ich begeistert und sah mir das Bild gleich an. »Sehr schön geworden«, lobte ich.

»Gerne. Bis dann«, sagte der junge Mann noch, ehe ich ihn verließ, um mich weiter umzusehen. Es gab sehr viel in diesem Center zu sehen. Ob man alle vier Ebenen genutzt hatte, wusste ich allerdings nicht. Weiter lief ich die Flure entlang, die von vielen Cosplayern beherbergt wurden.

An den freien Wänden saßen die meisten, hatten sich dort in Gruppen eingerichtet, um immer einen Platz zu haben, wo sie sich trafen, aßen und die Errungenschaften zeigten, die man sich gerade gekauft hatte. Schmunzelnd setzte ich meinen Weg fort, das Handy wieder gezückt, um ein paar Fotos zu machen, die ich Kate schicken konnte: Die große Halle, soweit ich sie auf das Bild bekam, die Säulen, von denen ich auch ein Detailfoto machte, damit sie die Gesichter genauer sehen konnte und natürlich die Cosplayer, auf die ich etwas neidisch war. Früher konnte ich, oder wollte ich, nichts mehr in dem Bereich machen und jetzt? Na ja, in meiner Klamotte sah ich auch gut aus. Ich machte noch das ein oder andere Selfie mit Cosplayern, die ihr Outfit wirklich supergemacht hatten, ehe ich weiter ging, um auch noch den Rest zu sehen. Erst alles in Augenschein nehmen, dann das Programm mitmachen und zuletzt shoppen. Ich musste grinsen bei diesem Gedanken, wollte ich mich mit Merchandise eindecken, wie ich es bisher noch nicht getan hatte. Ich wusste, dass die Sachen sehr teuer waren und hatte mir deshalb ein Budget von 1.500 Dollar gesetzt, die ich maximal ausgeben wollte. Und dieses Geld hatte ich zusammengefaltet in allen Ecken meines Geldbeutels, der nun aussah als wären es drei Geldbeutel. Während ich durch den langen Gang mittig der Halle ging, fiel mir Blitzlichtgewitter auf, das mich neugierig machte. Stirnrunzelnd lief ich in die Richtung, aus der das Licht hagelte. Es war doch ein wenig schwierig, einen Platz zu finden, an dem ich etwas sehen konnte. Jetzt hasste ich es, so klein zu sein, aber ich wäre nicht ich, würde ich dafür nicht auch eine Lösung finden. Also machte ich mich klein und schlüpfte zwischen den Leuten und Beinen durch, um nach vorne zu kommen.

»Tschuldigung«, und »Sorry«, konnte man von unten hören, während der eine oder andere nach unten sah, um zu sehen, was da vor sich ging. Letzten Endes hatte ich die vorderste Reihe erreicht und erhob mich auf meine Füße. Hinter mir konnte ich jemanden meckern hören, der locker über mich hinwegsehen konnte. Ich sah ihn mit erhobener Braue an. »Ach, nehme ich dir die Sicht?« fragte ich ihn todernst, hielt meine Hand an meine Stirn und ließ sie von mir zu ihm wandern. Um genauer zu sein: auf einen Bereich auf seiner Brust. »Ich bin aber auch ein Riese.« Dazu verdrehte ich die Augen und schüttelte den Kopf, worauf ein paar Umherstehende zu lachen begannen. Dem Riesen hinter mir schenkte ich keine Beachtung mehr, hatten die Figuren, um die sich ein paar Mädchen tummelten, meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aufs Neue beeindruckt, nickte ich und nahm mein Handy, um die Figuren zu fotografieren. Alle Wichtigen waren hier und jede kostete sicher zigtausend Dollar. Die Veranstalter hatten sich das Ganze wirklich etwas kosten lassen, spekulierte ich mal wieder. Mein Liebling war auch dabei, den ich sofort anzuschmachten begann. Und als hätte er es gerochen, dass ich gerade an ihn dachte, meldete sich mein Handy. Ich machte die Bilder noch fertig und schickte sie an Kate, die sicher begeistert sein würde. Dann öffnete ich Whats-App und las seine Nachricht.

[Hi. Ich hab‘ fünfzehn Minuten.] Richtig. Er wusste ja nicht, dass ich die Frau vom Flughafen war. Fünfzehn Minuten. Sofort tippte ich eine Nachricht, während ich mich durch die Menge schob, die nur widerwillig Platz für mich machte.

[Wo bist du?]

[Hinter der Halle am Hudson.], kam die Antwort direkt hinterher.

[Bin unterwegs.] Ich drückte noch auf den Sendenpfeil und eilte auch schon los. Raus aus dem Gebäude, das ich im Joggen umrundete und am Hudson nach Jason Ausschau hielt. Er saß auf einem Geländer und ließ die Beine baumeln. Die Rolle hatte er wohl am Band zwischen den Fingern, denn sie hing neben seinen Beinen. Ich überquerte die 12th Avenue und schlüpfte dann unter der Stange durch. Sein Profil verführte mich dazu, ihn einen Moment zu betrachten, ehe ich langsam auf ihn zu ging. Ich konnte es nicht fassen, einfach so mit Khal Drogo abzuhängen.

»Du willst also ein Portrait«, begann ich ein Gespräch, als ich nah genug an ihm dran war. Schmunzelnd wandte er sich mir zu und sah mich überrascht an. Gerade wirkte er, als sei er über zwei Meter groß.

»Und du bist BethanyBathory. Interessant.« Sofort musste ich an den Flughafen denken, wo er dasselbe gesagt hatte. Schmunzelnd nickte ich zu seiner Feststellung.

»Ich war nicht weniger überrascht, als mir klar wurde, wer JosephHawaii79 ist.« Er patschte neben sich auf die Stange, dann sah er wieder auf den Hudson. Etwas umständlich setzte ich mich auf das Geländer neben ihn, ließ ebenfalls meine Beine baumeln und betrachtete die Strömung des Flusses. »Ich versteh‘ es immer noch nicht. Wie kommt jemand wie du dazu, jemanden wie mich zu abonnieren?«, wollte ich wissen. »Ich hab‘ eine Wassermelone getragen«, ging mir durch den Kopf. Hatte ich wirklich nichts Besseres zu tun, als ihn danach zu fragen?

»So wie jeder andere auch. In meiner Freizeit bin ich gerne mal auf YouTube.« Er zuckte die Schultern und sah mich an. »Ich hatte recht, dich zu abonnieren.« Er holte die Rolle hoch und tippte dagegen. »Die sind wirklich gut geworden.« Mit diesen Worten überreichte er mir meine Bilder.

»Danke«, sagte ich leise, verlegen, leicht errötend, weil mir Khal Drogo ein Kompliment machte. Die Rolle übernahm ich und hängte den Schatz über meine Schulter.

»Nicht dafür. Die sind wirklich gut«, wiederholte er und sah mich noch eine ganze Weile an. »Emilia lässt dir Grüße ausrichten.« Er lehnte sich leicht an mich. »Ich glaub, sie mag dich«, grinste er, was mich den Blick heben ließ.

»Was?«, hakte ich blinzelnd nach, glaubte ich natürlich, meinen Ohren nicht zu trauen. So wie meinen Augen, die mir sagten, dass Jason Momoa neben mir saß.

»Jepp.« Er schien nachzudenken. »Vielleicht, weil du nicht so bist wie die meisten Mädchen hier.« Ich hob eine Braue und verschränkte die Arme.

»Liegt wohl daran, dass die meisten hier meine Kinder sein könnten.«

Glaub mir, ich bin nicht anders als die anderen, ging mir durch den Kopf. Er zuckte die Schultern.

»Kann auch sein.« Sein Lächeln, das er mir schenkte, brachte mich direkt in andere Sphären, während er eine Braue hob. Hinter uns konnte man ein bekanntes Kichern hören. Automatisch begann ich zu lächeln und drehte mich um. Ich suchte nach der Khaleesi des großen Grasmeeres und sah sie auf der anderen Seite der Straße stehen. In Händen hielt sie ihr Handy und knipste wild drauf los. Ich sprang von der Stange runter, schlüpfte unter ihr hindurch und wollte lachend über die Straße laufen. Stark befahren war die 12th Avenue heute nicht, aber dennoch kam im unpassendsten Moment ein Auto. Ich spürte nur noch, wie ich mitgerissen wurde und zwei starke Arme mich festhielten. Mein Verstand versuchte, das Erlebte zu verarbeiten, während ein weiteres Auto die Rolle mit meinen Bildern überfuhr und mit sich schleppte.

»NEIN!«, schrie ich aus voller Lunge und versuchte, mich aus seinem Griff zu lösen.

»Nicht, Beth. So schnell ist niemand«, raunte er mir ins Ohr, was mir eigentlich hätte die Schuhe ausziehen sollen, aber ich hatte nur Augen für die Rolle, die an dieser dämlichen Stoßstange hängengeblieben war und jetzt Richtung Chelsea davonfuhr. Derweil gesellte sich Emilia zu uns und sah mich sorgenvoll an.

»Verdammt!« Verärgert stampfte ich mit dem Fuß auf den Boden. »Sie sind alles, was mir von dir bleibt.« Bitter fing ich an zu weinen und ließ die Tränen gegen sein Shirt tropfen. Ich spürte, wie seine Hand sacht über meinen Hinterkopf strich und bei meinen Worten stoppte. Dann drückte er mich etwas zurück und hob meinen Kopf ein wenig an, damit er mir in mein verweintes Gesicht sehen konnte.

»Wieso?«, fragte er mich und hoffte wohl wirklich, dass ich ihm jetzt antworten konnte. Von rechts wurde mir ein Taschentuch gereicht, das ich an mich nahm, um mich etwas auf Vordermann zu bringen.

»Na, weil du in drei Tagen wieder weg bist.« Ich sah nachdenklich auf seine Brust, die einen dunklen Fleck meiner Tränen zeigte. »Oder heute Abend schon, wenn ich nach Hause fahre«, murmelte ich vor mich hin. Wieso hatte er mich eigentlich immer noch in seinen Armen? Ich kam mir wie im falschen Film vor. Vielleicht ›Twighlight‹, in dem das unscheinbare Mädchen den heißesten Typen der Schule bekommt. Er hob eine Braue und schien die Welt nicht zu verstehen. Dabei sah er Daenerys an, die ahnungslos die Schultern zuckte.

»Ich muss jetzt wieder rein. Ein Panel halten.« Ich sah ihn schon wieder Bier trinkend auf die Bühne stiefeln und den Bad Guy markieren. Bei diesem Gedanken knickten meine Knie ein. Ruckartig hielt ich mich an ihm fest. »Hey! Alles okay?«, wollte er wissen, während Daenerys ein paar Bilder von uns machte. Die Gefahr war wohl vorbei und sie hatte wieder mit ihren Sachen zu tun. Wenn es auch nur Bilder von Jason und mir waren.

»Ja, alles gut.« Tief durchatmend richtete ich mich auf und wand mich aus seiner Umarmung. Noch einmal ging mein Blick Richtung Chelsea, wo sich wohl jemand über die signierten Bilder freute. »Ich werd jetzt reingehen, mich etwas beruhigen und dann Geld ausgeben.« Ich versuchte mich in einem kleinen Lächeln, das mir beide nicht abnahmen.

»Aber vorher kriegst du noch was.« Stirnrunzelnd sah ich zu Jason auf, der grinsend zu Daenerys sah, die ihr Handy hochhielt. Uh! Uh! Uh! Ein Bild mit Jason zusammen! YEEEHAAA! Meine Augen fingen zu strahlen an. Das war sogar noch besser als die Bilder, die ich nochmal zeichnen durfte. Wie auf so vielen anderen Bildern, die ich gesehen hatte, nahm er mich in den Arm und stellte sich in Pose. Dann nahm er meine Hand und legte sie auf seine Brust, während er seine Wange an meine legte. Knie! Wagt es nicht, jetzt zu versagen! Ich bildete mir ein, dass er das nur tat, weil ich die Bilder verloren hatte. Also himmelte ich zu ihm hoch, während Daenerys ein Bild nach dem anderen knipste. Aber der Himmel, der sich grad für mich auftat, schloss sich auch schon wieder, als Jason mich losließ und zu mir runter lächelte. »Ich schicke dir die Bilder später zu. Sehen wir uns nochmal?« Krampfhaft hielt ich meinen Mund geschlossen, denn meine Kinnlade wollte runterfallen.

»Mhm«, machte ich und nickte dazu. Jason klatschte in die Hände und ging zu Emilia, die sich die Bilder nochmal ansah.

»Gut. Dann bis später.« Er schenkte mir dieses Ich-krieg-was-ich-will-Lächeln und verabschiedete sich mit einem Winken. Auch Emilia bedachte mich mit einem Lächeln und ging dann mit Jason davon. Da stand ich nun. Völlig fertig, weil mich Gefühle überschwemmten, die ich kaum verarbeiten konnte. Ich sah auf mein Handy, aber da hatte sich nichts getan. Enttäuscht sackte ich in mich zusammen und ging nun den Javits Center Roadway runter, um zurück in die Halle zu gehen. Dabei schrieb ich Kate eine Nachricht.

[Ich hatte gerade einen verrückten Traum ...] Und dann erzählte ich ihr, was sich gerade zugetragen hatte.

[Oh, wie schade. Ich hätte gerne die Bilder gesehen.], kam als Antwort, als sich, gefühlte 100 Mal, mein Handy meldete, das gerade Bilder empfing. Eines schöner als das Andere. Lauthals fing ich an zu jubeln und hielt das Handy hoch, während ich mich drehte.

[ES WAR KEIN TRAUM!], schickte ich an Kate und dann die Bilder, die ich mir so sehr gewünscht hatte. [Das freut mich für Sie. Die Bilder sind wunderschön.] Nochmals schrie ich meine Freude aus, ehe ich bemerkte, dass ich von einigen Fans misstrauisch beobachtet wurde. »Hihi. Sorry. Ich hab‘ grad eine tolle Nachricht bekommen«, entschuldigte ich mich kichernd und eilte ins Center um Jasons Panel zu sehen.

»Das Panel mit Jason Momoa findet im dritten Stock statt. Halle 3D.« Ich sah nach oben, als könne ich die Dame sehen und eilte auch schon los, um wenigstens noch einen Platz hinten an der Tür zu bekommen. Und genau so war es auch. Die Stühle waren alle besetzt, aber an den Wänden gab es noch den ein oder anderen Platz, von dem aus ich gute Bilder machen konnte. Gott sei Dank hatte ich mir dieses Handy gekauft. Die Bilder waren wirklich klasse. Ich schlängelte mich an den Leuten vorbei, um an die rechte Wand zu kommen. So weit vorne es ging.

»Tschuldigung. Kann ich mich hier her stellen, um Bilder zu machen?«, fragte ich einen jungen Mann, der leicht zu mir runter sah und nickte.

»Klar«, sagte er freundlich und rückte ein Stück zurück, damit ich mich anlehnen konnte. Ich bedankte mich mit einem strahlenden Lächeln, als es auch schon dunkel wurde. Stille kehrte in die Halle ein. Von rechts sah man nun Licht, aus dem Jason mit einem Becher bewaffnet heraus trat. Sofort fingen die begeisterten Rufe an. Blitzlichter hämmerten auf den Mann ein, der gerade die tollsten Bilder mit mir gemacht hatte. Immer mal wieder machte ich ein Bild und versuchte herauszufinden, ob er Bier oder etwas anderes in seinem Becher hatte. Zu meiner Überraschung sah es ganz und gar nicht nach Bier aus. Während ich mich noch über diese Tatsache freute, begrüßte er das Publikum, das begeistert klatschte. Auch ich konnte nicht umhin, mein Handy zu schlagen, anstatt zu klatschen. Egal, das musste das Ding aushalten. Einmal pfiff ich noch mit den Fingern, ehe ich ihm zu lauschen begann. Und natürlich wollten alle mehr zu Aquaman wissen, der ja bald ins Kino kam. Viele Trailer hatte ich bisher gesehen und jetzt sah ich mich in Meras Outfit mit diesen wahnsinnig roten Haaren, die mein Gesicht rahmten. Verzückt lächelnd sah ich zu Jason hoch, der gerade sein ›Cheeeeehuuuuuu‹ zum Besten gab und die Menge zum Toben brachte. Natürlich feierte ich mit. Und das konnte mir niemand verwehren.

»Nächste Frage«, bat er das Publikum und trank dabei einen Schluck aus seinem Becher. Suchend ging sein Blick durch die Menge, bis er auf mir hängen blieb. Mir blieb die Spucke im Hals stecken, als ich seinen Blick sah und mich am liebsten in meinem Mantel versteckt hätte. Vielleicht erwartete er, dass ich ihm eine Frage stellte. Doch da rief er schon eine schwarze Frau auf, die ich von einem Video kannte. Ich richtete mich auf und verdrehte die Augen. Sie machte sich immer so schäbig an Jason ran, der dazu lachte. Eifersucht breitete sich in mir aus für einen Fan, der ihn auch nur anhimmelte und weitaus dreister war als ich. Im Leben hätte ich nicht gedacht, solche Bilder mit ihm zu bekommen. Und plötzlich kam mir eine Frage in den Kopf, die ich ihm zu gerne gestellt hätte. »Okay, nächste Frage.« Erneut trank er einen Schluck und sah zu mir rüber. Schnell hob ich meine Hand und winkte ihm zu. »Die kleine Goth-Lady«, grinste er und stellte den Becher auf den Boden. Tief atmete ich durch und spürte plötzlich einen Scheinwerfer auf mir. Dann kam ein Mann zu mir, der mir ein Mikrofon reichte. Ich nahm es ihm ab und sah es eine Weile fragend an, ehe ich meine Stimme fand und Jason ansah.

»Wie sieht es mit Ihrem Liebesleben aus? Hat sich schon etwas Neues getan?« Im Saal wurde es mucksmäuschenstill. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Auch Jason sah mich überrascht an. Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht in Ohnmacht zu fallen, weil mein Herz 1.000 Schläge pro Minute erreicht hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich im Griff hatte und Jason mir antwortete. Erst mal räusperte er sich mit einem Grinsen im Gesicht.

»Eine Frage, mit der ich sicher nicht gerechnet habe«, gab er zu und rieb sich mit der freien Hand über seinen Bart. Ich gab das Mikro vorerst zurück und war gespannt, was er zu sagen hatte. Natürlich hoffte ich, dass er ›Nein‹ sagte, dass er immer noch Single war. »Ich bin zwar noch Single, aber ...« Grinsend fing er an zu zwinkern und schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar.« Das Publikum fing an zu lachen und ich lief knallrot an. War ja klar. Was hatte ich mir dabei gedacht? Der Scheinwerfer suchte sich sein nächstes Ziel und ich das Weite. Ohne mich auch nur einmal zu entschuldigen, eilte ich zur Tür und hinaus vor den Saal. Dann eine Treppe nach unten, wo der Sektempfang stattgefunden hatte. Ich sah nochmal die Treppe hoch und schüttelte den Kopf.

»Is‘ ja peinlich«, brummte ich vor mich hin und zog den Kragen meines Mantels hoch, damit mich ja keiner sehen konnte. Als ich weit genug weg war, sah ich auf die Uhr. Kurz nach eins. Ich spürte Hunger aufkommen und suchte nach einem Futterstand oder einem Catering, an dem ich mich verköstigen konnte. In einem abgelegenen Raum fand ich tatsächlich belegte Brötchen, zu denen man sich Kaffee, Cola, Wasser und noch einiges andere kaufen konnte. Ich holte mir ein Brötchen, schnappte mir eine Cola dazu und setzte mich so weit weg von der Tür, wie es nur ging. Zu sehr schämte ich mich und wollte mit diesem Gefühl lieber allein sein.

Wieder ging ich einem der Flure entlang und blieb vor einer Infotafel stehen. Hier war das Programm aufgelistet. Gleich würde ein Panel mit dem Haus Lannister stattfinden. Ich verdrehte die Augen. Abgesehen von Tyrion, mochte ich keinen von diesem Haus. Vielleicht Jamie noch, aber bei dem war ich mir immer noch nicht sicher, wie er in der Serie zu allem stand. Mir war natürlich bewusst, dass ein Nikolaj Coster-Waldau nur eine Rolle spielte. Dennoch interessierte mich nicht, was sie zu sagen hatten. Das Panel mit George R. R. Martin und der Filmcrew war dann doch interessanter. Aber das war erst für sechzehn Uhr anberaumt. Und jetzt war es gerade mal kurz nach zwei. Also noch viel Zeit, bis ich hoch gehen würde, um mich in eine der vielen Sitzreihen zu setzen und dem Panel zu lauschen. Dazwischen kam noch ein Panel mit Haus Graufreud. Haus Stark wäre morgen dran.

»War ja klar«, murrte ich, während ich weiterlief und hie und da bei einem Stand stehen blieb, um die Waren zu begutachten, die sich mehr auf das junge Volk konzentrierten. Letztendlich kaufte ich mir eine Flagge des Hauses Targaryen, die auf meinem Balkon Platz finden würde. Ein Arakh, die bevorzugte, sichelförmige Klinge der Dothraki, hatte ich mir zurücklegen lassen und würde sie am Abend mitnehmen. Das Ding war nicht gerade leicht und klein sowieso nicht. Als ich an die Dolche dachte, die in meinem Rucksack waren, bekam ich eine Gänsehaut, weil ich an die Szene denken musste, in der Drogo mit Mago kämpfte. Ein Lächeln schob sich auf meine Lippen, ehe ich den verträumten Blick beiseiteschob. In einem der vielen Räume fand ich eine Leinwand, auf der die Serie zu sehen war. Gerade lief die vierte Folge: Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes. Ich schlängelte mich an den Riesen vorbei und setzte mich vorne auf den Boden, damit ich etwas sehen konnte. Den Rucksack stellte ich zwischen meine Beine, damit sich auch ja keiner daran zu schaffen machen konnte. Nach gut einer halben Stunde hatte ich die Leinwand vergessen und sah auf mein Handy, betrachtete die Nachrichten, die ich mit Jason geschrieben hatte. Ich wusste, dass mir dieses Erlebnis ewig nachhängen würde. Leise lachte ich in mich und schüttelte den Kopf, den ich wieder hob, um die nächste Folge zu sehen. Ich sollte wirklich beim Träumen bleiben. Wie sehr ich doch die erste Staffel liebte, aber auch hasste. Denn es dauerte nicht lange, bis der erste starb, den ich mochte. Überhaupt starb so ziemlich jeder, der es wert war, ins Herz geschlossen zu werden. Nichtsdestotrotz sah ich mir die sieben Staffeln immer wieder an, schlief sogar mit dem Soundtrack ein, der mich unheimlich beruhigte. Nie waren meine Nächte besser.

»Sehr geehrte Convention-Gäste. In dreißig Minuten schließen wir. Bitte begeben Sie sich langsam zum Ausgang.« Ich hob eine Braue, als ich diese Durchsage hörte und ärgerte mich maßlos, weil ich das Panel mit George R. R. Martin verpasst hatte. Tonlos fluchte ich vor mich hin, während ich den Raum verließ und den Stand ansteuerte, an dem mein Arakh auf mich wartete. Dankbar lächelte ich den Verkäufer an, als ich sah, dass er es mir so verpackt hatte, dass ich es über die Schulter hängen konnte.

»Vielen Dank«, sagte ich lächelnd. »Bis morgen.« verabschiedete ich mich und ging auf den Ausgang zu, an dem sich die Menge zu stauen begann. Genervt schnaufte ich aus, verließ die Menge, um mich an eine Wand zu lehnen und abzuwarten, bis es nicht mehr so voll war.

»Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe«, sprach mich eine bekannte Stimme an, die mich zusammenzucken ließ. Ich sah seitlich nach oben und fragte mich, wieso er hier stand. Hier konnte ihn doch jeder sehen. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass niemand von ihm Notiz nahm. Dann sah ich ihn an, aber abgesehen von einer Sonnenbrille verhüllte ihn nichts. Ich sah mit erhobener Braue zu ihm hoch.

»Passt schon«, sagte ich mit zuckenden Schultern und sah wieder zu der Menge, die irgendwie nicht weniger werden wollte. Dazu kam noch, dass sich mein Magen zusammenzog wegen dieser dämlichen Frage, die ich ihm gestellt hatte. Betreten sah ich zu ihm hoch. »Hey. Tut mir leid, dass ich dich sowas Persönliches gefragt habe«, versuchte ich mich zu entschuldigen. Jason schüttelte schmunzelnd den Kopf.

»Schon okay. Aber dir hätte klar sein müssen, dass ich darauf in der Öffentlichkeit niemals antworten werde.« Da hatte er Recht. Das ging niemanden etwas an. Nickend sah ich wieder zum Ausgang, der immer noch voll war.

»Ja. Wie gesagt. Sorry«, entschuldigte ich mich erneut, was er mit einem Kopfschütteln abtat.

»Um deine Frage zu beantworten.« Ich hob verdutzt eine Braue und blinzelte mit den Wimpern. »Es gibt da jemanden.« Wie viele Zähne hatte ich wohl durch dieses Brett vor den Kopf verloren? Bleib ruhig. Du wusstest, dass das irgendwann kommen würde. Während meine Fäuste hinter meinem Rücken arbeiteten, versuchte ich mich in einem freundlichen Nicken.

»Dann herzlichen Glückwunsch. Du hast es verdient.« Meine Stimme zitterte hie und da, aber ich überspielte es, so gut ich konnte. Wieder sah ich zum Ausgang, der sich endlich geleert hatte.

»Danke«, sagte er und richtete sich neben mir auf. »Sehen wir uns morgen?«, wollte er wissen und sah mich fragend an.

»Klar. Die Karte ist für das ganze Wochenende«, erklärte ich ihm und er nickte. Wieso wollte Jason Momoa mich wiedersehen?

»Dann bis morgen«, verabschiedete er sich und machte Anstalten, sich zu mir runter zu beugen. Ich sah ihn verdutzt an und drückte ihn wieder hoch.

»Du Star. Ich Fan. Lass das!«, sagte ich ernst, spürend um die 1.000 Herzschläge, die er mir schon wieder verpasste, und reichte ihm meine Hand. »Bis morgen.« Ich musste unbedingt raus an die frische Luft. Mir diesen Traum aus dem Kopf prügeln, der sich so verdammt real anfühlte. Er nahm meine Hand und schüttelte sie sanft. Er gab sich wohl geschlagen, was mir recht war.

»Bis morgen. Und über den Star unterhalten wir uns noch.« Wieder grinste er mich frech an und ließ meine Hand los. Warum auch immer, ich nickte kurz und machte mich dann aus dem Staub. Dennoch konnte ich nicht anders, als kurz über meine Schulter zu schauen, ob er noch da war. Jason stand immer noch an der Wand, an der ich ihn verlassen hatte. Nur grinste er nun so breit, dass man es in einer Meile Entfernung noch hätte sehen können. Schnell wandte ich mich wieder um, rannte los, weil ich Angst hatte den Bus zu verpassen. Aber ich kam noch rechtzeitig und musste sogar noch warten, bis er losfuhr. Ich hielt mich an einer Stange fest und sah ungläubig auf die Glastür, hinter der ich mich von Khal Drogo verabschiedet hatte. Eine Weile sah ich noch auf das Glas, als mir klar wurde, was ich da gerade getan hatte. Meinen Blick zurück konnte man durchaus als Interesse interpretieren, das ich diesem Mann entgegenbrachte. Und zwar im zwischenmenschlichen Sinne. Seufzend lehnte ich meine Stirn an die kalte Stange, an der ich mich festhielt und versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen. Aber er wollte sich nicht verdrängen lassen, denn es verwirrte mich schon, dass er ausgerechnet an mir Interesse zeigte. Erstens war der Mann zehn Jahre jünger als ich, zweitens war ich ein Fan, der von sowas nur träumte und drittens war er ein angesagter Schauspieler. Wo waren eigentlich seine Kinder, die er immer dabeihatte? DAS wäre eine gute Frage gewesen. Wieder versuchte ich, den Gedanken beiseite zu schieben und die Fahrt nach Hause zu genießen.

Als ich in meine Wohnung kam und die Tür hinter mir geschlossen hatte, ließ ich erst mal alles fallen und schlug meine Stirn gegen die Wand. Schön langsam und im Takt meiner Worte.

»Ich. Hab. Jason. Momoa. Einen. Korb. Gegeben.« Einmal noch hieb ich meine Stirn gegen die Wand. Allerdings etwas zu fest. »Au!«, sagte ich mit zusammengekniffenen Augen und rieb mir über die Stirn, die glühte. »Ich Idiot!«, meckerte ich lauthals und hätte am liebsten etwas zerschlagen. »Deine Träume werden einmal wahr und du hast nichts Besseres zu tun, als ›Du Star. Ich Fan.‹ zu sagen?« Zornig hieb ich mit den Fäusten gegen die Wand, an der schon meine Stirn leiden musste. »Am Arsch!«, motze ich, bevor ich ins Bad ging und meine Stirn begutachtete. Ein schöner roter Fleck prangte darauf. Vorsichtig strich ich darüber, ob ich mir die Haut aufgerissen hatte. Der Fleck war lediglich warm. Ich schminkte mich ab und ging, die Augen verdrehend, zurück in den Flur, wo die Taschen auf dem Boden lagen. Die Flagge fand ihren Weg in den Wäschekorb und das Arakh stellte ich ins Wohnzimmer. Die Dolche legte ich dazu. Keine der Waffen war echt. Aber nicht weit davon entfernt. Jetzt endlich merkte ich, dass ich noch Hunger hatte. Seufzend ging ich in die Küche und machte mir noch etwas zu essen, ehe ich mich auf die Couch begab und Staffel eins, Folge acht einlegte. Eine Folge, bei der ich mich beim ersten Mal ansehen schon aufgeregt hatte. Wieder eine Figur, die sterben würde. Und nicht irgendjemand. Gott, hatte ich mich über Daenerys und ihre Naivität aufgeregt. Ausgerechnet der Mann, den sie ›Meine Sonne, Sterne‹ nannte. Ich lächelte bei dem Gedanken an die Bedeutung dieser Kosenamen. My sun and stars, Moon of my life. Ich hatte die Folge noch nicht drauf und fing schon an zu weinen, weil der große Khal sterben würde. »Scheiße«, schniefte ich und holte mir ein paar Tempos, die ich auf den Tisch legte. Griffbereit. Aber so weit kam es nicht mehr.

Gegen Ende der Folge schlief ich friedlich ein.

The Story of my Life

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