Читать книгу Den Schatten umarmen - Teal Swan - Страница 10

Wie sich der Completion Process anfühlen kann

Оглавление

Als Heilerin freue ich mich immer sehr über Rückmeldungen von früheren Klienten und Klientinnen. Ich will an dieser Stelle die Geschichte einer Klientin erzählen, damit Sie einen Eindruck davon bekommen, wie sich dieser Prozess anfühlt und was dabei herauskommen kann. Das Trauma dieser Klientin mag ein ganz anderes sein als das Ihre, aber der Prozess funktioniert immer gleich, egal welches Trauma Sie auflösen wollen.

Ich habe diese Klientin (ich will sie Joanna nennen) im Laufe des Prozesses ziemlich gut kennengelernt. Ich kenne ihre Geschichte in- und auswendig, glaube aber, es bringt mehr, sie von Joanna in ihren eigenen Worten erzählen zu lassen. Joanna ist sich völlig da-rüber im Klaren, welche Rolle der Completion Process in ihrem Leben gespielt hat:

»Mit diesem Werkzeug habe ich mein Leben gerettet. Bevor ich darauf stieß, war ich ein Zombie. Mein Leben war voller Schmerzen, ich wollte nicht mehr leben. Tagtäglich litt ich solche Schmerzen, dass ich gar nicht wusste, was Glück oder Freude oder Spaß überhaupt sind. Diese Konzepte waren von meiner Realität so weit weg, dass ich vergessen hatte, dass so etwas überhaupt möglich ist. Mein Leben erschien mir unerträglich. Egal, was ich machte, ich konnte aus meiner Hölle einfach nicht ausbrechen. Meine Vergangenheit war mir immer gegenwärtig und ich konnte dem jahrelangen sexuellen Missbrauch und den Depressionen einfach nicht entkommen.«

Als ich Joanna kennenlernte, fühlte sie sich ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart machtlos ausgeliefert, was sich praktisch auf alle Aspekte ihres Lebens auswirkte:

»Wegen meiner Depressionen verbrachte ich fast alle Tage im Bett, und wenn nicht, dann wollte ich im Bett liegen. Ich wollte mit der Außenwelt nichts zu tun haben. Wie hätte ich auch mit der Außenwelt klarkommen können, wenn meine Innenwelt die Hölle auf Erden war? Jeden Tag wünschte ich mir, einfach sterben zu können. Entweder etwas musste sich drastisch verändern oder ich würde tatsächlich sterben, davon war ich überzeugt. An diesem Punkt trat der Completion Process in mein Leben.

Als ich damit anfing, wurde klar, dass ich einen langen Weg vor mir hatte. Ich war nicht wirklich in meinem Körper, hatte keine Erinnerungen und musste deshalb mit winzigen Schritten beginnen und mich in meinen Körper zurückatmen. Aber das war in Ordnung, denn es fühlte sich besser an als vorher, so viel besser, dass der Completion Process für mich zur neuen Zufluchtstechnik wurde, die ich immer dann anwendete, wenn ich das Gefühl hatte, ich würde mit dem Leben nicht fertig werden. Dieser Prozess ist nicht einfach; man muss alles erneut durchleben, was man im Laufe seines ganzen Lebens vermieden hat, aber das ist es wirklich wert. Ich habe mit diesem Prozess einige meiner schrecklichsten Erinnerungen verarbeitet.«

Inzwischen hat Joanna den Mut, anderen Menschen ihre ganze Geschichte zu erzählen, weil sie das Gefühl hat, diese Wahrheit könne anderen helfen, die mit eigenen sehr dunklen und furchtbaren Situationen zu kämpfen haben.

»Einmal musste ich nach einem Auslöser den Completion Process anwenden«, berichtet sie. »Eine Vergewaltigungsszene nach der anderen kam hoch. Ich wollte unbedingt davonlaufen, aber ich blieb dabei und durchlief den Prozess bis zum Ende. Dabei fand ich heraus: Auch wenn jede einzelne Szene sehr schmerzhaft war, ich konnte sie durchleben. Nach dieser unglaublichen und intensiven Erfahrung erkannte ich, dass ich mein Leben jetzt wirklich leben konnte und dass Erfahrungen nicht immer voller Dunkelheit sein müssen.«

Was war passiert? Sobald Joannas Vergangenheit sie nicht mehr im Griff hatte, war es nicht mehr ihr Schicksal, Tag für Tag erneut den Schmerz zu durchleben. Voller Selbstvertrauen sagt sie abschließend:

»Ich habe das Gefühl, jetzt ein Mensch zu sein und nicht nur eine menschliche Hülle. Ich habe so viele fantastische Momente erlebt, weil ich dank dieses Prozesses meine Vergangenheit dort lassen konnte, wo sie hingehört: in der Vergangenheit. Dieser Prozess war für mich das Licht am Ende des Tunnels, er hat mir Hoffnung gegeben in einer, wie ich meinte, hoffnungslosen Situation und mich dem Leben zurückgegeben.«

Den Schatten umarmen

Подняться наверх