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Was soll denn das ganze Drama?

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Drama bedeutet ursprünglich »Handlung« und wird hauptsächlich in der Welt der darstellenden Künste und des Theaters verwendet. In Bezug auf unser Gefühlsleben sprechen wir jedoch auch oft von Drama, wenn es um Zustände, Situationen oder Ereignisse bzw. Abfolgen von Ereignissen geht, die mit einem intensiven Konflikt verbunden sind.

Man bringe beides zusammen, und schon hat man die Definition für eine dramatische Person, die agiert, als ob sie sich in einem intensiven Konflikt befände, und die wir als »Drama-Queen«, also »Drama-Königin«, oder als »Drama-König« bezeichnen. Sie wissen schon, welche Art von Leuten ich meine: Sie agieren, als ob die Dinge viel schlimmer seien, als sie Ihrer Meinung nach sind. Deshalb geht Drama mit einem Stigma einher. Oft hören wir Leute sagen: »Ich hab genug von all dem Drama«, oder: »Der ist ja süchtig nach Dramen«, oder: »Sie ist einfach eine Drama-Königin.«

Das sehe ich überhaupt nicht so und möchte das deshalb hier einmal klarstellen: Wenn es um die emotionale Erfahrung eines Menschen geht, gibt es so etwas wie Drama nicht. Indem Sie ein Urteil abgeben und finden, jemand »zieht ein Drama ab« oder sei einfach nur dramatisch drauf, werten Sie diese Person ab und beschämen sie wegen ihrer Gefühle. Doch ich versichere Ihnen: Diese Gefühle sind sehr real.

In Wirklichkeit überreagiert niemand. Die Menschen reagieren genau so, wie sie ihre jeweilige Realität empfinden. Allerdings muss auch klar sein: Unsere Wahrnehmung der Realität ist nicht dieselbe.

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind verheiratet und vergessen immer wieder mal, Ihren Ehering zu tragen; Sie haben ihn meinetwegen gedankenverloren auf dem Waschbecken liegen lassen und ihn nicht wieder angesteckt. Ihre Ehefrau regt das sehr auf; sie heult Ihnen zwanzig Minuten lang etwas vor und schreit sie an.

Sie schauen Ihre Frau an und denken vielleicht: »Mein Gott, die ist ja echt dramatisch drauf.« Immerhin lieben Sie sie ja noch, und es ist doch nur ein Ring. Sie haben nur vergessen, ihn wieder anzulegen. Ihre Sichtweise ist also: Entweder spielt Ihre Herz-allerliebste sich auf, um Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, oder sie überreagiert.

Aber jetzt wollen wir einmal kurz die Perspektive wechseln und schauen, wie Ihre Frau das sieht. Vielleicht sind Eheringe für sie ein sehr wichtiges und sichtbares Symbol der Liebe? Wenn Sie Ihren Ehering vergessen, ist ihre Realität: »Mein Mann hat mich vergessen oder liebt mich nicht mehr.« Und wer weiß, vielleicht wird dieser Gedanke durch negative Erinnerungen noch verschlimmert. Womöglich war sie schon einmal verheiratet; eines Tages kam sie nach Hause, ihr Mann war weg, und nur der Ehering lag noch auf dem Tisch, als Symbol dafür, dass alles vorbei war. Deshalb assoziiert Ihre Frau einen Ehering, der vergessen auf dem Tisch liegt, damit, verlassen zu werden.

Sie sehen also, dass sie Ihnen nur deshalb dramatisch vorkommt, weil Sie den Zusammenhang in diesem Moment nicht erkennen; Sie leben beide in verschiedenen Realitäten. Ihre Realität ist: Sie haben vergessen, ein Schmuckstück anzulegen, weil Sie geduscht haben. Die Realität Ihrer Frau dagegen sieht so aus: Sie lieben sie nicht mehr und werden sie verlassen.

Ist die Reaktion dann wirklich noch so überdramatisch? Wie Sie sehen, scheint sie vollkommen angebracht zu sein. Höchstwahrscheinlich würden Sie genauso reagieren, wenn Sie denken würden, Sie würden nicht geliebt und Ihre Frau würde Sie demnächst verlassen.

Den Schatten umarmen

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