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Attraktion und Projektion

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Was passiert nach jahrelanger Selbstablehnung? Vielleicht fangen wir an, einen Charakterzug, den wir abgelehnt (und damit unterdrückt) haben, überzukompensieren. Eine Person, die beispielsweise den Streber in sich unterdrückt, wird apathisch und teilnahmslos. Ein Mensch, der seinen apathischen Aspekt unterdrückt, wird zum Streber, der in allem der Beste sein muss. Das Gesetz der Anziehung bzw. Attraktion gilt für all unsere Extreme. Wir passen zu denen, die uns unsere eigenen unterdrückten Aspekte spiegeln. Diese Menschen ziehen uns an, obwohl sie scheinbar unser Gegenteil sind, weil der abgelehnte Anteil unserer selbst nach wie vor tief in uns verborgen ist.

Deshalb sind unsere Beziehungspartner (bzw. die Menschen, die uns am nächsten stehen) oft so gegensätzlich: Sie sind unsere Spiegel, die uns die Eigenschaft widerspiegeln, die wir unterdrückt haben, und wir spiegeln ihnen den Aspekt, den sie unterdrückt haben. Das heißt, die apathische Person gerät an eine ehrgeizige Person, und beide fügen sich gegenseitig Schmerzen zu, weil beide den jeweils anderen an den abgelehnten eigenen Aspekt erinnern.

Das folgende Diagramm kann Ihnen helfen, besser zu verstehen, was die Vorstellung des verlorenen Selbst mit der Anziehung zu tun hat: Die weißen Teile des Tortendiagramms stehen für das Bewusstsein, die schwarzen Teile für das Unterbewusstsein. Wären die Kreise für Person 1 und Person 2 völlig weiß, wären die beiden vollkommen bewusst. Aber das sind sie nicht; beide Personen haben eine Reihe schwarzer Tortenstücke, die für einen abgelehnten und unterdrückten unterbewussten Aspekt stehen. Jeder von uns drängt von Natur aus zur Ganzheit, und deshalb zieht es uns zu den bewussten Aspekten einer anderen Person, die unterbewusst in uns vorhanden sind.

Erkennen Sie die Polarität der beiden Kreise? Zusammen ergeben Sie ein Ganzes, einen komplett weißen Kreis – er steht für die Ganzheit des Selbst. Jede Person spiegelt der anderen Person, was in ihrem Selbst fehlt.


Entscheidend dabei ist: Wir erkennen in anderen Dinge, deren wir in uns selbst völlig unbewusst sind. Das ist das Wesentliche an Projektionen. Wenn wir unsere eigenen negativen Aspekte (die wir früher abgelehnt haben) in anderen sehen, löst das eine Reaktion aus, und zwar dieselbe Reaktion, die wir bereits vor langer Zeit darauf hatten: Wir lehnen diesen Aspekt ab, hassen ihn, wollen ihn loswerden und alles tun, um ihn zu vermeiden!

Sehen wir andererseits unsere eigenen positiven Aspekte (die wir früher abgelehnt haben) in einer anderen Person, dann verlieben wir uns, weil uns das wie unsere Chance vorkommt, wieder ganz zu werden. Wir wollen mehr davon. Wir werden danach süchtig. Wir himmeln die Person an, stellen sie aufs Podest, machen sie zum Idol. Genau das passiert, wenn Mädchen massenweise auf Popkonzerten herumkreischen. Diese Mädchen projizieren die positiven Aspekte, die sie in sich selbst abgelehnt haben – meistens ein Gefühl der Wichtigkeit – auf die Person auf der Bühne.

Unsere abgelehnten Aspekte zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie für uns völlig unsichtbar sind und für andere vollkommen sichtbar. Und wissen Sie was? Genauso soll es auch funktionieren. Projizieren ist nichts Falsches oder Schlechtes; es ist ganz normal.

Hier ist eine wichtige Lektion: Jede extreme Abneigung gegen einen Charakterzug in einer anderen Person spiegelt das Maß der Ablehnung wider, die wir gegen eben diesen Charakterzug bzw. potenziellen Charakterzug in uns selbst entwickelt haben. Je mehr wir etwas an einem anderen Menschen hassen, desto stärker haben wir genau diese Eigenschaft vor langer Zeit an uns selbst abgelehnt. Und auch je mehr wir etwas an einem anderen Menschen lieben, desto mehr haben wir es an uns selbst vor langer Zeit abgelehnt.

Den Schatten umarmen

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