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Langfristiger Schaden

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Es sind nicht die unangenehmen Gefühle, die uns wehtun, sondern unser Widerstand dagegen. Die Praxen der Psychiater sind voll von Leuten, die in emotional gestörten Familien aufgewachsen sind. Diese Menschen wachsen heran und glauben, mit ihnen stimme etwas nicht, weil sie etwas fühlen, was sie nicht fühlen sollten, doch in Wirklichkeit sind genau diese Gefühle sehr wohl angebracht; die Menschen haben sehr gute Gründe dafür, und die Vorstellungen, mit ihnen stimme etwas nicht, etwas an ihnen sei »verkehrt«, ist ein Trugschluss, zu dem sie kommen, weil ihre Emotionen immer wieder abgelehnt wurden.

Das ständige Ablehnen unserer Emotionen ist einer der Hauptgründe für Angst. Angststörungen sind sehr oft die Folge von extremen Selbstzweifeln und Misstrauen gegen sich selbst; Letzteres bzw. die Angst vor sich selbst ist wiederum auf die Überzeugung zurückzuführen, dass wir das, was wir fühlen, nicht fühlen sollten. Wenn man Angst vor sich selbst hat, ist man ständig in Angst; der Feind, mit dem man lebt, steckt sozusagen in der eigenen Haut.

Ich glaube, Psychiatrie und Psychologie werden sich in Zukunft weiterentwickeln und die vielen psychischen Störungen, die unserer Meinung nach Symptome verursachen, selbst als Symptome begreifen. Was heute als psychische Erkrankung betrachtet wird, wird dann als Versuch der Anpassung an Erfahrungen verstanden, die jemand meistens schon früh im Leben durchgemacht hat.

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn unsere Eltern uns nicht beigebracht haben, wie wir mit unseren eigenen Emotionen umgehen sollten, sind wir unweigerlich zu schmerzvollen Freundschaften und unerfüllten Liebesbeziehungen verdammt, weil wir nicht wissen, wie wir emotional miteinander in Verbindung treten können. Wir schaffen es nicht, echte Nähe zu entwickeln, und neigen dazu, die Emotionen des anderen abzulehnen und nicht ernst zu nehmen, denn so wurde es uns vorgelebt. Wir lehnen die Gefühle der anderen Person ab und sagen ihr, was sie fühlen sollte und was nicht. Wir haben keine Geduld mit den emotionalen Bedürfnissen anderer Menschen, weil wir Emotionen und Gefühle als Schwächen betrachten. Leute, die ihre Emotionen zeigen, halten wir für »überempfindlich«. Und so führen wir als Erwachsene emotional ungesunde Beziehungen.

Unsere Beziehungen als Erwachsene können auf viele Weise von der emotionalen Vernachlässigung in der Kindheit geprägt werden und emotional gestört sein.

Man stelle sich beispielsweise eine Frau vor, die mit ihrer Freundin zu Mittag isst. Sie ist enttäuscht, weil sie nicht die erwartete Beförderung bekommen hat, aber ihre Freundin sagt zu ihr, sie sei einfach negativ und müsse auch einmal das Positive sehen, weil sie mit ihrer Negativität nur noch mehr Enttäuschungen schaffen würde.

Oder der Mann, der zu spät von der Arbeit nach Hause kommt und sobald er durch die Haustür tritt, seine weinende Frau sieht. Er sieht sie weinen und sagt sofort: »Immer musst du gleich überreagieren. Ich bin nur eine halbe Stunde später dran. Vielleicht leidest du einfach unter den Wechseljahren. Du musst zum Arzt oder zur Therapeutin.« Und dann verzieht er sich vor den Fernseher.

Oder ein Mann, der sich in Scheidung befindet. Er erzählt seinen Freunden, was los ist, und sie überreden ihn, mit ihnen auszugehen. Doch wenn sie sich dann treffen, erkennt keiner an, dass er gerade eine schwierige Zeit mit seiner Beziehung durchmacht. Sie sagen ihm, er solle einfach nicht mehr daran denken, noch ein Glas trinken, mit ihnen Sport gucken und doch mal einen Blick auf die hübschen Mädels an der Bar werfen.

Den Schatten umarmen

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