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Das zurückgewiesene Selbst geht nicht einfach weg

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Wir werden in Ganzheit geboren, aber diese Ganzheit ist sehr kurzlebig, weil wir von Beziehungen abhängig sind. Werden wir in Familienbeziehungen hineingeboren, von denen wir abhängig sind und die uns in eine nicht besonders weit entwickelte Gesellschaft sozialisieren, kann das problematisch sein, weil wir dann lernen, dass manche unserer persönlichen Aspekte akzeptabel sind und andere nicht. Was akzeptabel bzw. inakzeptabel ist, hängt von der Betrachtungsweise der Familie ab, in die wir hineingeboren werden.

Die Aspekte, die als inakzeptabel betrachtet werden (sowohl positive wie negative), werden von unseren Familienangehörigen abgelehnt, die akzeptablen werden begrüßt. Weil wir in einer abhängigen Beziehung stehen, tun wir um des Überlebens willen alles, um diejenigen unserer persönlichen Aspekte, die missbilligt werden, zurückzuweisen (und damit zu unterdrücken) und diejenigen, die gebilligt werden, überzubetonen.

Der Selbsterhaltungstrieb der Dissoziation ist tatsächlich unser erster Akt der Selbstablehnung. Stellen Sie sich zum Beispiel ein Kind vor, welches in eine Familie hineingeboren wird, in der Wut als emotionaler Ausdruck nicht akzeptiert wird. Wird das Kind wütend, muss es sich schämen, und deshalb unterdrückt und leugnet es seine Wut, um in der Familie überleben zu können. Mit der Zeit wandert die Wut ins Unterbewusstsein.

Als Erwachsener bzw. Erwachsene ist sich diese Person ihrer inneren Wut höchstwahrscheinlich überhaupt nicht bewusst. Sie will und kann sich nicht klar erkennen, weil sie diesen Aspekt ihrer selbst zurückgewiesen hat. Sagen ihr dann die Leute, sie wirke wütend, kann sie damit überhaupt nichts anfangen und hält sich wahrscheinlich nur für locker und unkompliziert.

Wir wissen also: Wenn wir etwas ablehnen (und damit unterdrücken), verschwindet es keineswegs, sondern entschwindet nur unserer bewussten Wahrnehmung. Um die verdrängte Erinnerung anzuerkennen, bringen Sie genau die Angst vor Zurückweisung hoch, die Sie, als Sie noch klein waren, unterdrückt haben, und haben womöglich das Gefühl, Sie würden sterben. Kein Wunder also, dass vollständige Selbstbewusstheit und Selbsterkenntnis so schwer zu erreichen ist.

Wir sind alle sozialisiert worden und haben daher alle diesen Prozess der Abspaltung durchlaufen. Wir werden erwachsen und nehmen manche Teile an und lehnen andere Teile ab. Aus dieser Selbstablehnung wird Selbsthass geboren. Die Leere, die wir fühlen, ist auf diese abgelehnten (und damit unterdrückten) Anteile unserer selbst zurückzuführen. Unsere Seele will nur eins: Uns wieder ganz machen.

Auf unserem Weg durchs Leben werden uns alle Chancen geboten, wieder ganz zu werden. Aber um zur Ganzheit zurückzukehren, müssen wir diejenigen unserer Aspekte erkennen und akzeptieren, die auf diesem Weg abgelehnt und unterdrückt wurden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unglaublich schmerzlich das ist. Selbsterkenntnis fällt Menschen, die Schmerzen vermeiden, nicht von alleine in den Schoß, denn um sich diese verloren gegangenen Aspekte bewusst zu machen, müssen wir damit aufhören, der inneren Leere entkommen zu wollen.

Den Schatten umarmen

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