Читать книгу Liebe ist tödlich - Tessa Koch - Страница 21
Kapitel 19
ОглавлениеLiebste Lela,
es amüsiert mich zu sehen, dass Du einen erneuten Versuch gewagt hast mir zu entfliehen. Hast Du nicht die letzten beiden Umzüge zuvor bereits gemerkt, dass Du mir nicht entkommen kannst? Es ist geradezu paradox, dass Du es dennoch immer wieder versuchst.
Denn Du weißt doch, dass Du mir nicht entkommen kannst. Dass ich immer da bin, in Deiner Nähe, ohne dass Du mich sehen, hören oder riechen kannst. Doch ich kann Dich sehen. Und ich darf auch Deiner wunderschönen Stimme lauschen. Ich kann sogar Deinen Duft wahrnehmen … Fly High ist doch der Name Deines neuen Parfums, nicht wahr?
Wie Du siehst, bin ich tatsächlich in Deiner Nähe, immer und überall, egal wo Du bist. Daher amüsiert es mich nur umso mehr, wenn Du wieder einmal versuchst mir erneut zu entkommen. Denn es ist unmöglich. Man kann nämlich nicht vor seinem Schatten davonlaufen, meine wunderschöne Prinzessin, hat Dir das denn zuvor nie jemand gesagt?
Es schmerzt mich beinahe, Dir nun selbst diese Wahrheit nahe legen zu müssen. Denn im Laufe der letzten sechs Monate musst Du einfach gemerkt haben, dass ich Dein Schatten bin . Ich bin Dir so nahe, wie kein anderer, ich bin Dir so vertraut, geliebt und verhasst, wie kein anderer Mann jemals zuvor.
Dies erfüllt mich mit Stolz und Freude.
Denn niemand soll Dir jemals so nah sein dürfen, wie ich Dir nah sein durfte.
Geliebte Zeit, wie ich Dir hinterher trauere! Wie ich Deinen Berührungen hinterher trauere, Deinen Blicken und Küssen, Deiner Nähe ! Wie ich Dir hinterher trauere, liebste Lela!
Doch so glaube mir, es wird eine Zeit kommen, in der wir wieder vereint sind. In der wir wieder eins sind. Denn wir gehören zusammen. Niemand kann sich dem Schicksal entziehen, niemand kann den göttlichen Plänen der Geheiligten entkommen, nicht einmal Du, die Du da selbst eines Engels gleich bist.
Wenn Du nur wüsstest, wie sehr mein Herz sich nach Dir sehnt! Meine Finger möchten Deine Haut streicheln, meine Lippen die Deine berühren, meine Blick die Deinen streifen, mein Körper den Deinen spüren … Was gäbe ich nicht alles dafür!
Ich gäbe alles , liebste Lela. Einfach alles.
Bitte sage mir nicht, dass Du nicht auch des Öfteren von mir träumst. Dass Du Dich nicht auch nach mir und meinem Körper sehnst! Ich weiß, dass es so sein muss. Es kann nicht anders sein.
Denke immer an das Schicksal, dass uns beieinander wissen will. Und denke immer an das, was ich gedenke zu tun, wenn wir uns endlich wieder nah sein können. Ich möchte Deinen nackten Körper in meinen Händen spüren, ich möchte sehen, wie die Fesseln in Dein zartes Fleisch einschneiden, ich möchte Deine Angst riechen, Deine Schreie hören und Dein Blut schmecken. Ich möchte mich an Dir laben und ergötzen und Dich heiliger behandeln als die alten Priester eine der Götter willen zu opfernde Jungfrau.
Du sollst mein sein, nur mein.
Und dann möchte ich an Dir, mit Dir, tun und lassen, was immer ich will, was immer mich überkommt, und dabei möchte ich in Deine wunderschönen braunen Augen blicken und die Hoffnungslosigkeit in ihnen lesen, die mir verrät, dass Du begreifst, nur mein zu sein und mir nie mehr entkommen zu können. Dein wunderschöner Körper soll unter meinen Händen zerbrechen, sich winden und langsam sterben, während ich Dein Innerstes töte und Dich langsam den Verstand verlieren lasse.
Schmerz kann Dir so viel geben, meine Schöne, so viel und er kann Dir auch so viel nehmen. Und dann wird es nur in meinen Händen liegen, was Dir gegeben und was Dir genommen wird. Ich werde dann über Dich entscheiden, über Dich richten dürfen, ich werde Gott spielen und Dir zeigen, was Gotteslästerung bedeutet.
Denn Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Und Du sollst nicht das Baby Deines Herren ermorden.
Ups, siehst Du, da ist es raus. So einfach, so schnell geht es, meine strahlende Sonne, so leicht lässt der Mensch sich dazu verlocken, seine Trümpfe auszuspielen. Doch nun kann ich Dir nicht mehr verbergen, was ich weiß.
Ja, ich habe von dem Kind erfahren, dass Du in Deinem Leib getragen und schändlich hast töten lassen. Hat Dich der Gedanke, ein Kind von mir zu empfangen, etwa so sehr angewidert? Wolltest Du dieses Kind der Liebe nicht als das Deine ansehen? Oder aus welchem Grund sonst hast Du es über Dich gebracht, sein kleines, schwaches Leben einfach auszulöschen?
In diesem Punkt, meine Teuerste (und ich gebe es ganz offen zu) kann ich Dich nicht verstehen. Auch wenn sich Deine Gedanken und Emotionen mir sonst wie die aufgeschlagenen Seiten eines Buches darlegen, vermag ich diese eine Sache, die Abtreibung von unserem Kind, nicht zu verstehen.
Doch ich hoffe, dass Du es mir bald selbst wirst erklären können.
Und wenn dies der Fall ist, wenn Du mir endlich wieder so nah bist, dass wir miteinander sprechen, einander fühlen und spüren können, dann werde ich Dich solange nehmen, bis Du wieder ein Leben in Dir trägst und dann werde ich dafür sorgen, dass sich Dir keine Möglichkeit bietet dieses wieder einfach wegzuwerfen, wie den wertlosen Müll eines McDonalds-Besuches.
Denn was, meine Geliebte, gibt es denn Schöneres als ein gemeinsames Kind zu erwarten, die Höhen und Tiefen der Schwangerschaft und die Schmerzen und Freuden der Geburt zu erleben? Kannst Du es mir verraten? Kannst Du es?
Wir wissen beide, dass Du es nicht kannst.
Da es nichts Schöneres gibt auf dieser Erde als das Wunder des Lebens.
Spürst Du denn nicht auch dieselbe freudige Erregung, bei dem Gedanken, endlich wieder mit mir vereint zu sein? Bei dem Gedanken, eine Familie zu zeugen, die uns auf immer aneinander bindet, ohne dass einer aus diesem Bund entfliehen kann? Fühlst Du nicht auch diese Vorfreude? Diese Begierde?
Liebste Lela, ich hoffe, dass Du sie auch fühlst.
Denn schon bald, mein Engel, wird uns dieses Schicksal ereilen, ich weiß es, ich spüre es, es wird nicht mehr lange dauern, ehe ich Dich endlich wieder mein Eigen nennen darf und Deine Schönheit zwischen meinen Fingern zerrinnen spüren kann. Dann wird es kein Entkommen mehr für Dich geben, mein Herz, wenn Du in meinen Fängen bist, wenn Du mein bist. Nie wieder.
Es sei denn natürlich, dass Du es schaffst, mir zu entgehen.
Doch wie willst Du dies tun? Natürlich könntest Du erneut umziehen – doch sieh nur, wie schnell ich nun bereits Deine neue Adresse herausgefunden habe. Es hat keine zwei Wochen gedauert. Und wenn Du von Neuem deinen Wohnort wechselst, werde ich ihn wieder erfahren. Dann kann es sich nur noch um Tage handeln, bis ich weiß, wo Du bist.
Natürlich könntest Du auch Deinen Namen wechseln. Das würde mir das Finden deiner Person erheblich erschweren, findest Du nicht auch? Doch ich bin mir sicher, dass ich dennoch im Stande wäre, Dich ausfindig zu machen. Denn gewillt, dies zu tun, werde ich bis an das Ende meines Lebens sein.
Wäre es nicht ein lustiges Spiel, wenn Du Deinen Namen ändern und ich versuchen würde, Dich dann wieder zu finden? Man könnte ein kleines Wettrennen daraus machen. Oder eine Wette. Oder es bleibt bei dem einfachen Spiel.
Entscheide Du, mein luftiges Wölkchen.
Mit Bedauern muss ich nun feststellen, dass die Zeit eilt und ich meinen Brief nun beenden muss. Ich hoffe, dass Du nicht enttäuscht bist, doch ich werde mich bald wieder melden. Lass Dir meinen Vorschlag doch einmal durch den Kopf gehen. Ich bin mir sicher, dass es ein Spaß werden würde.
Buster stupst mich an und ich bin mir sicher, dass er mir bedeuten will, dass ich Dich von ihm grüßen soll. Ich bin mir sicher, dass er Dich ebenso sehr vermisst, wie auch ich Dich vermisse.
In ewiger Liebe,
Ich
P.S: Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja, ich habe beschlossen in der Ferne so lange herum zu irren, bis ich in Deine Arme fliegen kann, und mich ganz heymathlich bey Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben in’s Reich der Geister schicken kann.
Ewig mein.
Ewig Dein.
Ewig uns.