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Kapitel 9

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San Francisco

Police Department

08:12 AM

Das Büro genoss eine herbe Dunkelheit, die nur mit den schmalen Lichtbalken der Jalousie, gebrochen wurde. Dabei tanzte der Staub und glitzerte im Licht.

Jacobi strich sich müde durchs Haar und wartete auf Oliver Dallas.

Mr. Kuckuck..

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er an die gestrige Nacht dachte. Brain und seine Kollegen hatten ein interessantes Schauspiel über Olivier Dallas geliefert. Die Tatsache, dass ein Farbiger einen Rassisten nacharmte, der mehr an einen steifen Vietnam Veteranen erinnerte, trieb Jacobi vor Lachen Tränen in die Augen. Aber nicht nur ihm. Irgendwann hatte sich die ganze Bar dazugesellt und aus vielen Runden wurde eine.

Ein Haufen fremde, die meinen Geburtstag feierten.

Jacobi wusste nicht mehr genau was passiert war, aber aus einem Ungeklärten Grund hatte der Barkeeper nur noch seine Schürze angehabt. Darunter nackt, wie Gott in schuf.

Mein erster Geburtstag in San Francisco, und gleich so verrückt. Man muss nur die Richtigen kennen.

Eigentlich hatte Jacobi damit gerechnet, alleine den Abend zu verbringen. Seit 3 Monaten lebte er in San Francisco und er versuchte sich hier etwas Neues aufzubauen. Zwangsweise. Leider würde ihm aus Familiengründen die Aufnahme in der Stadt Oregon verweigert. Der Grund war sein Vater. Er war der A.D Direktor.

Im Nachhinein erkannte Jacobi, das es auch besser war, dass ein Staat ihn von ihm trennte.

Ich wäre wohl noch ärmer dran, als ich jetzt schon bin..

Feste Schritte erklangen und Jacobi blickte in ein grimmiges Gesicht. Die Falten zogen sie tief unter seinen müden Augen. Sie blickten ihn von der Seite an, als Dallas an ihm vorbeiging, um am Schreibtisch Platz zunehmen.

Brain hatte bei seinem Schauspiel nicht übertrieben.

,,Ich bin..“

,,Ich weiß wer sie sind. Und ich weiß weswegen sie hier sind.“ Seine Stimme hatte etwas statisches, raues. Fast schon genervt wühlte er in der Schublade und warf ein kleines schwarzes Notizbuch auf den Tisch.

,,Alles was sie wissen wollen steht da drin.“ Sagte er ohne Jacobi anzugucken. Es war eine schlichte Aufforderung, das er jetzt gehen solle.

,,Ich wollte eigentlich mit ihnen über den Fall reden.“ Dallas kratzte sich mit dem Daumennagel am Zahn. Jacobi setzte sich einen Lagen Augenkontakt aus. ,,Wissen Sie, es ist immer wieder interessant, wie ein Mord an einem Schwarzen so viel Resonanz bei den Menschen auslöst. Letzte Woche wurde eine Frau vergewaltigt und umgebracht. Und das von 3 Negern. Und die FBI rührt kein Finger. Aber bei einem Mord an einem Schwarzen schon. Wir hätten gut Hilfe haben können, als wir denn Serienvergewaltiger vor 4 Wochen suchten.“ Seine Augen formten sich zu Schlitzen.

,,Nun jetzt ist die F.B.I hier. Und die will wissen, was Sie wissen. Sie schrieben, dass der Mord wohl Religiös gewesen sein musste. Weswegen?“

Ein seufzen erklang. ,,Weil die Metzis so drauf sind. Deshalb.“ sagte Dallas. ,,Metzis? Sie meinen wohl Mexikaner.“

,,Mexikaner, Rothäute. Die Tiquilersäufer. Nennen sie sie, wie sie wollen.“

Tiefer Hass schwelgte in den Worten des Chiefs was in Jacobi leichte Wut auslöste. ,,Und wie sind die Mexikaner so drauf?“

Rassistischer Wichser.

,,Kennen sie diese komischen Bräuche nicht? Rinderzungen mit Nadeln, damit die Person schweigt? Hühner mit bunten Bändern? Sagen sie nicht, dass sie nie etwas davon gehört haben.“

Natürlich hatte Jacobi etwas davon gehört. Er selbst hatte mal mit solchen Fällen zu tun gehabt. Aber er wollte es aus seinen Mund hören. ,,Es gab einige Festnahmen.“ Grinsen nickte er. ,,Natürlich. Wir haben die etwas aufgemischt. Aber es ergab sich nichts. Aber alle Spuren wiesen auf sie hin.“

,,Wo sind die angeblichen Täter aufgelistet?“

,,Wie gesagt, alles im Notizbuch.“ Jacobi nickte dankend.

Was für eine schlampige Arbeit. Ich habe selten solche Aufopferung gesehen.

,,Gab es denn Hinweise die eine Verbindung zwischen Tesulla und denn Mexikaner?“ Dallas überlegte. ,,Sie alle stecken doch unter einer Decke. Nigger und Metzis. Sind doch alle gleich.“

Jacobi hätte an liebsten etwas gesagt, aber er wusste, dass man gegen diese Mauer nicht ankam.

,,Für mich ist der Fall klar. Ich glaube wohl kaum das die F.B.I etwas finden wird.“ sagte er mit zu zufriedenen Gesichtsausdruck.

,,Wer werden sehen, Mr. Dallas.“ Jacobi stand auf, nahm das Notizbuch und ging. Er hatte es satt dem fetten Polizisten weiterhin zuzuhören, der seinen Rassismus verbreitete, wie der Teufel seine Galle.

Ein Rassist der an einen Fall arbeitet, der um einen Farbigen handelt. Das kann interessant werden.

Jacobi verließ das Departement des Grauens und stieg wieder in seinen Wagen.

Gott kommt es mir so vor, oder ist es tatsächlich so?

Er erinnerte sich an die Zeit zurück als er selbst noch eine Uniform der Portland PD trug. Rassismus und Korruption gab es nur selten unter seinen Kollegen. Natürlich mal hin und wieder, aber nicht wie hier. Wenigstens hatten die Meisten denn Anstand es nicht laut rauszuschreien. Was Jacobi ebenfalls nicht begriff, war die Tatsache, dass Chief Dallas auch noch vor einem Agenten erwähnte, der das zu Anzeige hätte bringen können.

Wirklich Brain, deine Vorstellung war realistisch.

Was ist bloß mit dem Freund und Helfer geworden? Was soll´s.

Bevor Jacobi denn Wagen anschmiss, nahm er das Notizbuch über Tesulla in die Hand. Er brauchte es nicht zu öffnen, da überkam ihm schon das Gefühl.

Sein Blut wollte ihm etwas mitteilen. Es war wie ein Surren in seinen Ohren, dass nur das Geräusch seines klopfenden Herzen zuließ. Die Stille, die ihm sagen wollte das der Schattenmann einen größeren Schatten warf, als es auf den ersten Blick schien. Und es war nicht der Mörder der diesen dunklen bedrohlichen Schatten warf. Nein, Jacobi wusste, dass es der von Tesulla war.

Weker Ran, war ein rundlicher Mann, von dem Jacobi glaubte, das er denn Gebrauch einer Zahnbürste nicht kannte. Jedes Mal wenn er etwas sagte, zeigte er seine Zähne, die eher einem gesplitterten Holz erinnerten.

,,Also war Tesulla ein zahlender Mieter?“ Weker führte Jacobi durch das Projekt, in dem Weker ebenfalls wohnte. Das Viertel war heruntergekommen, trist und nicht darauf aus, ein Preis für die schönste Allee zu gewinnen. An manchem Fenster schauten neugierige Gesichter raus, die sofort wieder hinter Gardinen verschwanden, wenn Jacobi ebenfalls sah. ,,Ich halte denn Fuchs aus denn Hühnerstall, wenn sie das meinen. Jeder, der in einer meiner Häuser zieht, wird darüber belehrt.“ Er hustete vor Anstrengung. 12 Augenpaare starrten die beide an. Verstummten, als Weker an ihnen vorbeiging. ,,Wissen Sie, wodurch Tesulla Geld bezog?“ Die Jugendlichen begannen wieder zu reden, als beide weiter weg waren. ,,Das interessiert mich nicht, woher das Geld kommt. Wer hier wohnt, hat nicht viel Auswahl, also frage ich da auch nicht nach.“ raunte die dunkle Stimme. Weker erinnerte Jacobi an die Kinderserie Spongeboob, an die Krabbe, die das Geld liebte. ,,Wussten sie, das er ein Ex Soldat war?“ Weker blieb vor einem Grundstück stehen. ,,Er hätte auch ein Gogo-Tänzer sein können, der glaubte ein Werwolf zu sein. Mich interessierte es nicht.“ nach einem unmissverständlichen Blick, setzte sich Weker wieder in Bewegung. Sie gingen denn Weg zum Haus hoch. Es unterschied sich kaum von den anderen. ,,Er hat es so Scheiße hinterlassen, das ich nicht weiß, ob ich es abreisen soll oder nicht. Er hatte ja keine Familie die ich es in Rechnung stellen kann...“ Er drückte die Tür auf, denn kein Schloss befand sich mehr an der Tür. ,,Sehen sie das? Diese beschissenen kleinen Maden. Kaum tretet einer ab, räumen die die Bude aus und machen auch noch Party. Die Möbel hätten mir vielleicht 200 Dollar gebracht. Aber so..“ Weker blieb in der Tür stehen und murmelte Flüche. Es gab von innen, wie von außen keinen großen Unterschied. Wie die weiße Farbe die von dem Haus blätterte, waren die Tapeten an einigen Stellen, halb herunter. Es roch vermodert und nach Junkieschweiß. Jacobi blickte sich um, versuchte dem Labyrinth aus Bierdosen auszuweichen, die überall auf dem Boden verteilt war. Gelegentlich einem stinkenden Fleck von vertrocknete Kotze. Es erinnerte ihn an die Zeit bei der Polizei in Portland, wenn Er Wohnungen von Süchtigen betrat. Dieser Schweiß von Abhängigen gemischt mit dem Urin, war aber von allem das schlimmste.

Es ist überflüssig hier nach Spuren zu suchen.

In der Stube standen nur noch ein angekohltes Sofa und der Tresen, der die Küche abtrennte. Als nächstes betrat Jacobi das Bad. Das Licht funktionierte nicht. ,,Glauben sie, ich wurde hier noch Strom oder Wasser bezahlen? Das wäre ja eine Einladung, für die Penner.“ Rief Weker und lachte. Der 2 qm² große Raum, hatte Platz für eine Dusche, Waschbecken und einer Toilette. Jacobi verzichtete auf die Latexhandschuhe und öffnete denn Spiegelschrank. Jetzt noch auf die Maßnahme zu bestehen, kam ihm nicht für sinnvoll vor. Wenn es Spuren gab, wusste er, dann waren sie bereits von anderen DNA überdeckt wurden. Es befand sich eine Pillendose darin. Umgekippt. Jacobi nahm sie und strich über denn Einband.

Hydroxycut..

So viel wie Jacobi wusste war, das Hydroxycut von vielen Bodybuilder genutzt wurde, um schneller Erfolge zu erzielen.

Aber bei einer Überdosis wirkte es wie Amphetamine. Der Suchtfaktor war extreme hoch. Das perfekte Aufputschmittel für jene die wach bleiben wollten, mit einer legalen Droge. Behutsam legte er sie wieder in den Schrank und wandte sich zur Dusche. Sie war stark verkalkt und hatte noch andere Flecken, auf die Jacobi nicht weiter schauen wollte.

Weker sprach laut und Jacobi horchte auf. Die Telefonart endete nach kurzen und er hörte Schritte. ,,Agent? Ich werde sie jetzt verlassen. Wenn sie gehen, lehnen sie die Tür einfach an.“ sagte er und steckte denn Kopf durch die Tür. ,,Wenn ihnen noch was einfällt, melden sie sich bitte.“ Ungeduldig trat Weker auf derselben Stelle, als Jacobi nach seiner Visitenkarte suchte. Kaum nahm er sie, war Weker schon verschwunden.

Aus dem Bad raus, ging er zum letzten Raum. Dem Schlafzimmer. Aus der Kommode neben der Tür, hingen Klamotten. Nur kurz durchstöberte Jacobi die Schubladen. Es wurde ihm aber klar, dass er darin nichts mehr finden würde. Gerade zu, lag die Matratze die großen Gebrauchsflecken hatte. Neben dem, der starke Kontrast die dunklen Flecken.

Blut.

Sie waren klein und nur durch näherer Betrachtung sichtbar. Jacobi zog eine kleine Box empor. Sie sah aus wie ein Etui für eine Brille aus. In Wirklichkeit, bewahrte Jacobi nicht seine Brille darin auf, sondern ein Skalpell und eine Pinzette.

Die Spitze der Pinzette hob die Stelle mit dem Fleck an. Nach einander schnitt er von dem Unterschiedlichen Stellen Stoff ab, und packte sie in Tüten. 15 der Beweise verschwanden in seiner Jacke.

Später würde er es an einen seiner Freunde bei der Forensik schicken. Dabei dachte er an Christina, die bis jetzt immer gute und schnelle Ergebnisse erzielte.

Ist nicht viel. Wahrscheinlich nichts..

Sein Etui verschwand wieder und Jacobi stand auf. Im mitten der Stube blieb er noch einmal stehen. Die Wohnung unterschied sich kaum von denen, die er zu genüge gesehen hatte. Das Ganze schien schon, als wäre es ein Gesetz, das die Wohnung solcher Personen so auszusehen hat. Das Tesulla bei seiner Party nicht dabei gewesen war, war klar.

Neben dem stinkenden Bier, der Kotze, dem Blut, gab es was, was Jacobi vermisste. Rim Tesulla selber. Kein Funken Persönlichkeit war hier zu finden. Keine Bilder von Familie oder Freunde. Gegenstände, außer seinen Klamotten, seine Natur widerspiegelten. Gerade das waren die Dinge, die nur selten geklaut wurden. Das alles aber, war wie verschwunden. Es hätte genauso wie ein billiges Heartbreack Hotel sein können, in dem Jacobi stand.

Habe ich denn was übersehen? ich weiß, dass noch was hier ist....

Der Schlaf ist vielleicht aufschlussreicher...

Jacobi reichte was er gesehen hatte, beziehungsweise gerochen.

Als er gerade die Tür zu zog, bemerkte er ein Blick im Rücken.

Beschämt das es ihm jetzt erst aufgefallen war. Eine ganze Zeit hatte er über das Gefühl beobachtet zu werden. Jetzt glaubte er zu wissen, welchen Ursprung es hatte. Auch wenn das eine Paranoide Erklärung sein mochte. Eine alte Dame saß auf der Veranda und blickte zu ihm rüber. Hellgraue lange Haare, dunkelbraunes Gesicht. Mandelförmige Augen, die alles zu überblicken schien. Sie war unheimlich, wie sie dasaß und Jacobi aus der Ferne anstarrte.

Ich werde langsam verrückt.

Rasch überquerte er die Straße. Als er neben ihr stand, sah sie ihn nicht mal an. ,,Entschuldigen sie mich, ich komme vom F.B.I. Darf ich ihnen Frage stellen?“ Ihre Augen verzogen sich zu Abscheu, als sie ihn betrachtete. ,,Ich wünsche nicht mit Kangee zu sprechen.“ sagte sie, wie eine Schlange die Gift spie. ,,Sie verstehen nicht, ich komme..“ Sie fing an zu lachen. ,,Ich verstehe gut. Mann kann mit Geister sprechen.“ Jacobi verschlug es die Sprache. ,,Kangee hat keine Flügel. Nicht fliehen, wenn kommen.“ Mit ihren beiden Händen formte sie wie bei einem Schattenspiel, einen Vogel der flog. Dabei machte sie kleine flügelartige Bewegungen. ,,Was meinen sie damit?“ es fröstelte ihm am ganzen Leib. ,,So viel Unheil bringt in unsere Welt. Viele Kangee ohne Flügel. Kangee ohne Flügel....“ Sie begann zu singen. In einer Sprache, die alt klang. Ihr Gesang ließ sein Geist vibrieren und eine Leere breitete sich aus. Eine Leere, die ihn fortziehen wollte. Eine Leere, die über seine Trommelfelder mit einer Rasierklinge schnitt. Eine Leere die er nur aus seinen Träumen kannte. Seine Hand streckte sich zur Frau aus, aber es hielt ihn etwas Fremdes davon ab.

,,Avani,Avani..“ Eine Junge wunderschöne Frau stand im Türrahmen. Sie selbst die gleichen Gesichtszüge, dieselben langen Haare, nur Pech Schwarz wie bei einem Panter. ,,Der Mann ist da. Der Rabe.“ sagte die ältere Dame. Jacobi bemerkte denn selben fragenden Blick der Frau, wie er zuvor. Sie sprach etwas auf einer Seltsam klingenden Sprache.

Indianisch..

Die alte Frau stand auf, blieb aber vor dem Eingang des Hauses stehen. ,,Rabe hat keine Flügel. Nicht fliehen, wenn kommen.“ sie war verschwunden. ,,Entschuldigen sie meine Großmutter. Sie ist etwas anders. Was.. Was kann ich für sie tun?“ fragte sie mit einem Lächeln. ,,Mein Name ist Agent Jacobi Cole. Ich ermittle wegen dem Fall bezüglich, Tesulla. Er wohnte ihn gegenüber.“ Er deutete auf das Haus. Sie machte einen um schweifenden Blick. ,,Kommen sie mit. Es ist nicht klug draußen darüber zu sprechen.“ Ohne Wiederworte folgte er ihr ins Haus. Es roch nach Leder und Kräutern.

,,Warum bringen Kangee rein? Luyu?“ rief die alte Stimme. Jacobi erblickte sie erneut im Wohnzimmer. Luyu bat ihm einen Platz an und verschwand wieder. Jacobi glaubte Geschirr klappern zu hören. Die ältere Dame saß ihm gegenüber, starrte ihn ohne zu blinzeln an. Um ihren durchdringenden Blick auszuweichen, schaute er sich um. An den Wänden hingen gemalte Bilder von indianischer Herkunft. Masken und getrocknete Sträucher.

Kangee.. Was beutet das?

Luyu kam mit einem Tablett hinein. Wieder sprechen die beiden Frauen in ihre Sprache. Die Dame blickte zufrieden drein. ,,Ich hoffe sie mögen Tee.“ Sie goss dampfenden Tee in eine Ton Tasse und reichte es Jacobi.

,,Können sie mir etwas über Tesulla sagen?“ Sie legte ihre Hände in den Schoß.

,,Ich habe der Polizei alles gesagt. Aber nein. Man sah ihn gelegentlich abends. Sein Jeep machte immer seltsame Geräusche. Man konnte es immer unterscheiden. Glauben sie mir, wenn ich ihn sage, dass wir nie mit einander gesprochen haben? Er war kein geselliger Typ.“

Das wird sich noch herauszustellen.

,,Haben sie am 21.09 gesehen, ob jemand bei ihm war?“ Er nippte an dem Tee. Er schmeckte etwas seltsam, aber interessant.

,,Nein, ich war auf Arbeit..“ ihr Blick senkte sich, so als würde sie sich schämen. Jacobi fragte deshalb auch nicht nach. Er konnte sich vorstellen, was sie womöglich machte, obwohl die Frau vor ihm alles andere nach einer Prostituierte aussah. Leute in dieser Gegend hatten nicht gerade eine Auswahl was dem Beruf anging.

,,3 Kangee.“ sprach die ältere Dame. ,,3?“ Die Hände von Luyu berührten die ihrer Großmutter. ,,Du musst dem Mann alles sagen, was du weißt Avani.“ Die ältere Frau blickte Jacobi, als wäre sie versteinert an. ,,Kangee haben fragen? Er kann finden, Antwort. Aber ich werde sagen. 3 Tage war Dunkler Mann fort.“

Drei Tage? Mal sehen, was sich daraus machen lässt.

,,Haben Sie gesehen, ob jemand bei ihm war? Was passiert ist?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. ,,Zu viele Fragen. Nein. Ich sehe dutzende Gestalten. Schatten vom Leben.“ Es war vielleicht ihr Blick, oder ihre Art die Jacobi verwirrte. Er hatte das permanente Gefühl, das sie auf etwas anspielte.

Was sie, was ich kann? Was denke ich bloß. Sie ist doch nur eine alte Frau.

,,Verstehe.. Und Sie sind sich sicher, dass er doch nicht Zuhause war?“ Sie fing an zu lachen und stand auf. ,,Du suchst, nicht ich. Sie sollten bald gehen. Will nicht das Kangee Geister anlockt.“

Luyu half ihrer Großmutter das Zimmer zu verlassen. . ,,Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen. Meine Großmutter meint es nicht so, falls Sie jetzt beleidigt sein sollten...“ Sie nahm wieder Platz.

,,Ist alles in Ordnung.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. ,,Wie ist die Wohngegend so? Gibt es viele Auseinandersetzungen?“ Sie blinzelte ungläubig.

,,Sie sind wohl noch nicht lange in San Francisco. Hmm.. Hier ist der Anfang von dem wirklich schlimmen Vierteln. Das hier, geht noch. Sie glauben aber bestimmt, dass das schon schlimm ist.“

,,Ich lebte vorher in Portland. Da ist es noch um weiten anders.

Sie blinzelte, nickte. ,,Auseinandersetzungen.. Nein, es ist ruhig. So oft verirren sich keine feindlichen Gangs. Ich würde hier sonst nicht wohnen. Meine Großmutter soll es gut gehen, wenn es auch nicht die schönste Gegend ist.“ Sie blickte zu einem Tisch, zur einer Schublade. Jacobi fragte sich, warum sie es tat.

Waffe..

,,Also hält es sich hier in Maßen.“ Sie zog kurz ein Mundwinkel hoch, und blickte wieder auf. ,,So ziemlich. Mr. Weker interessiert es nicht, wer hier einzieht. Aber jeder weiß, dass man sich mit Weker nicht anlegen sollte. Er hat einige Waffen.“ murmelte Sie.

Kann man sich vorstellen.

,,Haben sie mitbekommen, wie man Tesulla fand?“ Sie goss sich Tee in ihre Tasse. ,,Ich kam gerade von meiner Schicht. Es gab nicht mehr viel zu sehen, ich hörte nur, wie Leute murmelten, dass er mit Scherben erstochen wurde.“ Das Wort Schicht, sprach sie kaum hörbar aus. ,,Die Polizei geht davon aus, das es ein Ritualmord war.“

,,Also stimmt das mit den Scherben? Das Er von oben bis unten durchlöchert war?“ Sie war nicht schockiert, eher wissbegierig. ,,Ja.“

Ein staunendes Pfeifen. ,,Wer zum Teufel tut so was..“ Jacobi wusste darauf keine Antwort, aber er war dran das Gesicht diesem Jemand zu finden. ,,Also haben sie keine Ahnung, welche Gruppe darauf ausgelegt ist? Glaubensrichtung?“ Ihr Blick wurde dunkel.

,,Nein. Und falls sie glauben...“ Beschwichtigend schüttelte er mit dem Kopf. ,,Wir sind zwar indianisch geprägt, aber so was tun wir nicht. Was denn anderen Richtungen angeht, weiß ich nicht viel. Viele Mexikanische Menschen leben hier. Ich weiß nicht... aber ich glaube, man nennt das Santaria.“

Wahrscheinlich das was der Polizist meinte.

,,Nur der Neugier halber. Wie genau wird Indianischer Glaube praktiziert?“ Sie kicherte. ,,Es gibt tausende Richtungen. Die Unsere ist die der Naoki. Eine Alt Native amerikanischen Glaubensrichtung. Alle Glaubensrichtungen, die unbekannten wie auch die bekanntesten, haben eines gemeinsam. Geister. Natur. Man betet zur Natur, den Ahnen und bittet sie um Hilfe.“ Ihr Gesicht strahlte, als sie davon erzählte. ,,Ihre Großmutter nannte mich einen Kangee. Was bedeutet das?“ Lächeln blickte sie Jacobi an. ,,Es bedeutet Rabe. In der letzten Zeit ist sie neben der Spur. Sie wird auch nicht Jünger. Also keine Sorge.“

Warum sollte ich mich sorgen? Warum denn Rabe?

,,Was bedeutet Rabe denn in ihrem Glauben?“ sie räusperte sich.

,,Rabe. Der, der das Licht zu den Seelen bringt. Er ist so eine Art Wesen, das zwischen den Welten existiert. Eine Welt die noch vor den Jagdgründen ist.“ druckste Luyu belustigt. Jacobi konnte kein Lächeln aufbringen. Es war unheimlich. ,,Was ist ein Kangee ohne Flügel?“ fragte er ohne Stimmenhebung. ,,Ein Vogel der nicht fliegen kann. Ganz einfach. Um es aber zu verstehen, wissen sie eines: Der Stamm der Naoki glauben, dass der Tot nicht das Endgültige ist. Sie glauben das die Toten erst dann frei sind, wenn man sich an sie erinnert. Die Erinnerung ist die Weisheit, Trost und die Freiheit.“ Jacobi ließ die Worte einen Augenblick im Raum stehen. ,,Was passiert, wenn man sich nicht mehr an sie erinnert?“

,,Sie werden immer schwärzer und verlieren sich in der Dunkelheit. Sie werden zu Kreaturen, die die anderen Seelen jagen.“ Er schluckte. In jener anderen besseren Zeit, hätte er gelacht und sich wieder darüber gewundert, wie viele unterschiedliche Nach-Tot Orte es gab. Das da, ließ seine Adern zu Eis gefrieren. Der warme Tee in seinen Bauch, wurde nun zu flüssigen Trockeneis. ,,Der Rabe ist demnach, der die Wahrheit ans Licht bringt?“ Seine Kehle war trocken. Das löste einen skeptischen Blick von Luyu aus. ,,Nun.. Ja so kann man es sagen. Er kann aber auch mit den Seelen reden. Avanie hat ihnen wohl eine große Angst eingejagt. Sie spricht momentan oft davon. Machen sie sich nichts daraus. Wahrscheinlich dachte sie das, weil sie Ermittler sind.“

Was sagt sie so einfach... aber vielleicht bilde ich mir zu viel darauf ein. Das Projekt hat doch nichts mit dem indianischen Glauben zu tun... oder doch?

,,Bestimmt… Sehr interessant der Glaube. Ich danke ihnen.“ Stammelte Jacobi sich zusammen. ,,Ich werde ihnen eine Karte hierlassen, falls ihnen noch was einfällt...“ Die Lady schaute Jacobi fragend an, als hätte sie etwas Falsches gesagt. ,,Ja, okay..“ Sie stand mit ihm auf, und brachte ihn zu Tür. ,,Dann haben sie noch einen schönen..“ Jacobi fiel erst jetzt auf, das er nicht mal nach ihrem Vornamen gefragt hatte. ,,Ch`mana, .Luyu Ch´mana.“ Um nicht unhöflich zu erscheinen brachte Jacobi ein Lächeln auf und nickte noch einmal zum Abschied.

Was.. was war das?

Jacobi griff sich an sein Herz, das sein Blut nur schwer pumpte.

Das war jetzt echt unheimlich… Weiß sie davon? Das bilde ich mir ein..

Sein Herz mochte was Anderes sagen, aber Jacobi wollte nicht Glauben. Nicht weil die Rationalität, denn Glauben in die Schranken wies, sondern weil die Angst über seinen Verstand kursierte, wie ein Aasgeier über einem Kadaver.

Walker 27

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