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Wie funktioniert das Darknet?

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Ausgangspunkt von Tor ist eine Grundeigenschaft des Internets, die manche als dessen »Geburtsfehler« betrachten5: die IP-Adressstruktur. IP-Adressen fungieren im Internet wie digitale Meldeadressen: Wann immer ein Nutzer eine Webseite aufruft oder einen Beitrag etwa auf Facebook postet, tut er das nicht anonym, sondern unter einer digitalen Kennung – seiner IP-Adresse –, die ihm sein Internetanbieter zuteilt und die ihn identifizierbar macht. Jedes Gerät – ob Computer, Smartphone oder WLAN-Kühlschrank – besitzt eine solche IP-Adresse, sobald es sich mit dem Netz verbindet. IP-Adressen können statisch sein oder variabel, doch auch, wenn ein Nutzer heute mit der einen, morgen mit einer anderen IP-Adresse unterwegs ist, registriert sein Provider jede seiner Aktivitäten im Netz: welche Seiten er besucht, wann und wie lange, welche Inhalte er abfragt. Auch bei den besuchten Seiten hinterlässt der Nutzer Spuren, da Seitenbetreiber sehen können, welche IP-Adressen sich mit ihnen verbinden.

Tor stört diese Kommunikationsbeziehung, bei der IP-Adressen direkt miteinander sprechen. Die Idee klingt simpel: Wenn es IP-Adressen sind, die Nutzer identifizierbar machen, zugleich aber ein unhintergehbares Grundprinzip des Internets sind, muss das IP-Adressprinzip eben gegen sich selbst gewendet werden.

Und das funktioniert so: Anstatt eine Internetanfrage vom Nutzer direkt zur gewünschten Webseite zu bringen, leitet Tor sie durch einen virtuellen Tunnel, der aus drei Servern besteht, den Tor-Knoten. Innerhalb dieses Tunnels ist die Verbindung mehrfach verschlüsselt. Vom dritten Tor-Knoten, dem Endknoten, gelangt die Anfrage, nun unverschlüsselt, ins offene Internet und zur gewünschten Webseite. Das schrittweise Abtragen der Verschlüsselungsschichten an den Tor-Knoten hat die ursprünglichen Programmierer6 offenbar an das Schälen einer Zwiebel erinnert, was die Namensgebung von Tor (das Akronym von »The Onion Routing«) erklärt.

Bei jedem Start sucht sich der Tunnel drei neue Knoten, um die Anfrage zum Ziel zu schicken. Der Tunnel versperrt dem Internetprovider – und allen, die auf dessen Daten zugreifen können – die Sicht auf den Traffic. Knackpunkt dabei ist, dass die drei Tor-Knoten jeweils nur ihre unmittelbaren Nachbarn kennen, also den Tor-Knoten davor und danach. Woher aber die Anfrage ursprünglich kommt und wohin sie geht, lässt sich von keinem Punkt in der Kette nachvollziehen: Die aufgerufene Website sieht nur die IP-Adresse des Endknotens der Kette, nicht aber die des Nutzers; der Internetprovider sieht nur, dass sich der Nutzer ins Tor-Netzwerk einklinkt, nicht aber welche Seite er ansteuert und welche Inhalte er dort abfragt; und die Tor-Knoten kennen jeweils nur einen kleinen Ausschnitt der Route.

Die Identität des Nutzers bleibt damit verborgen. Der Tor-Browser eignet sich also auch für Leute, die bloß im Internet surfen und nicht wollen, dass an beiden Enden der Verbindung Dritte ungefragt zuschauen.

Die zweite Ebene der Tor-Sicherheitsarchitektur ist der Tor-Browser, mit dem Nutzer deutlich weniger Spuren im Netz hinterlassen (etwa durch Cookies) als mit einem herkömmlichen Internetbrowser. Wie jede Software, hat auch Tor Schwachstellen: Sogenannte »globale, passive Angreifer« wie Geheimdienste, die große Teile des Netzes überblicken, können Tor-Nutzer unter Umständen (und mit einigem Aufwand) deanonymisieren. Gegen diese »traffic correlation attacks«, bei denen ein Akteur beide Enden einer Internetverbindung sieht, kann Tor nichts ausrichten.7 Auch andere Angriffe, etwa über eine Sicherheitslücke im Browser, sind vorstellbar. Tor, das sollten Nutzer wissen, bietet keine 100-prozentige Anonymität.

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